HINTERGRUND: HVB spaltet sich Montag auf - Münchener Rück verkauft HRE-Anteil
03.10.2003 13:17:31, dpa-AFX Internet
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der radikale Umbau der HypoVereinsbank
erreicht mit der Aufspaltung des Konzerns an diesem Montag (6. Oktober) seinen
Höhepunkt. Die Bank trennt sich beim Börsengang der Immobilien-Tochter Hypo Real
Estate (HRE) von einem Fünftel ihres Geschäfts. Mit diesem radikalen Schritt
nimmt die HypoVereinsbank das Risiko in Kauf, die Position als dem Börsenwert
nach zweitgrößtes privates Kreditinstitut an die Commerzbank zu
verlieren.
"Keiner weiß, wie das ausgeht. So ein Experiment hat es in diesem Umfang in
der deutschen Bankenlandschaft noch nicht gegeben", heißt es bei einem Münchner
Finanzkonzern. Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück
verabschiedete sich überraschend schon vor dem Börsengang von seinem
HRE-Engagement und verkaufte sein 25,7-Prozent-Paket an institutionelle
Investoren.
'EINER DER ENTSCHEIDENDSTEN SCHRITTE'
HypoVereinsbank-Chef Dieter Rampl ist überzeugt: "Das ist einer der
einschneidendsten Schritte in der Geschichte der Bank." Beim Richtfest für die
neue Konzernzentrale mitten in der Münchner Innenstadt zeigte er sich aber
hoffnungsfroh, dass die Skeptiker in der Branche nicht Recht behalten werden.
"Ich bin zuversichtlich, dass sich beide Aktien positiv entwickeln werden."
Mit der Abspaltung des Gewerbeimmobilien-Geschäfts will die HypoVereinsbank
die Kreditrisiken senken und ihre Kernkapitalquote verbessern. Als Folge werden
die HypoVereinsbank-Aktionäre ab Montag Aktien der Hypo Real Estate besitzen -
ob sie wollen oder nicht. Für vier HVB-Aktien gibt es einen Anteilsschein der
Hypo Real Estate. Als Folge sollten Aktienkurs und Marktkapitalisierung der
HypoVereinsbank am Montag rechnerisch um ein Fünftel sinken. Die Hypo Real
Estate müsste demnach auf einen entsprechenden Wert von etwa 1,6 Milliarden Euro
oder gut 11 Euro je Aktie kommen.
ANALYSTEN: 'ÜBERDURCHSCHNITTLICHES GESCHÄFTSRISIKO'
Einige Analysten halten es für möglich, dass die Aktie der Hypo Real Estate
am ersten Börsentag einen Absturz erlebt. "Die Bank weist angesichts des hohen
Gewerbekreditbestandes ein überdurchschnittliches Geschäftsrisiko auf", meinen
zum Beispiel die Analysten der WestLB. Angesichts des schrumpfenden
Kreditbestandes handele es sich zudem um keine Wachstumsstory. Die WestLB setzt
daher das Kursziel für die Aktie bei 8,40 Euro an. Konrad Becker von Merck Finck
glaubt, dass die Aktie unter Druck geraten wird, weil viele Anleger einfach
nicht am Geschäft mit Gewerbeimmobilien beteiligt sein wollten.
Zu diesen Anlegern gehörte auch die Münchener Rück. Als HVB- Großaktionär
hielt sie automatisch knapp 26 Prozent der Anteile an der Hypo Real Estate - ein
Engagement, das aus strategischer Sicht aber wenig Sinn machte. Noch vor dem
Börsenstart fand der Rückversicherer nun mit Hilfe der Investmentbank Goldman
Sachs Käufer für die Anteile. "Damit ist allen Seiten geholfen", hieß es in
Finanzkreisen. Die Münchener Rück ist die ungeliebte Beteiligung an einer
Immobilienbank elegant losgeworden und hat gleichzeitig ihr Engagement in der
Bankenbranche reduziert.
DRUCK NICHT GANZ WEG
Die HRE kann nun auf einen besseren Start hoffen, da der Verkaufswunsch der
Münchener Rück den Kurs sonst in den ersten Monaten belastet hätte. Allerdings
ist damit nicht der ganze Druck beseitigt. Auch viele Fonds, die beispielsweise
den DAX abbilden und deshalb HypoVereinsbank-Aktien halten, werden
sich nach Einschätzung von Experten gleich am Montag von ihren HRE- Aktien
trennen.
Die HypoVereinsbank ist von einem möglichen niedrigen Kurs beim Börsenstart
der Hypo Real Estate nicht direkt betroffen. Sie selbst hält dann keinerlei
Anteile mehr an der bisherigen Tochter. Rampl ist auch überzeugt davon, dass ein
Kursrückgang am Montag rasch - und zumindest teilweise - kompensiert werden
kann, da die kleinere HypoVereinsbank künftig klarer aufgestellt ist. Daher wird
auch die Möglichkeit, im Börsenwert hinter die Commerzbank zurückzufallen, bei
den Münchnern gelassen gesehen./ax/DP/sbi
--- Von Axel Höpner, dpa ---
03.10.2003 13:17:31, dpa-AFX Internet
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der radikale Umbau der HypoVereinsbank
erreicht mit der Aufspaltung des Konzerns an diesem Montag (6. Oktober) seinen
Höhepunkt. Die Bank trennt sich beim Börsengang der Immobilien-Tochter Hypo Real
Estate (HRE) von einem Fünftel ihres Geschäfts. Mit diesem radikalen Schritt
nimmt die HypoVereinsbank das Risiko in Kauf, die Position als dem Börsenwert
nach zweitgrößtes privates Kreditinstitut an die Commerzbank zu
verlieren.
"Keiner weiß, wie das ausgeht. So ein Experiment hat es in diesem Umfang in
der deutschen Bankenlandschaft noch nicht gegeben", heißt es bei einem Münchner
Finanzkonzern. Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück
verabschiedete sich überraschend schon vor dem Börsengang von seinem
HRE-Engagement und verkaufte sein 25,7-Prozent-Paket an institutionelle
Investoren.
'EINER DER ENTSCHEIDENDSTEN SCHRITTE'
HypoVereinsbank-Chef Dieter Rampl ist überzeugt: "Das ist einer der
einschneidendsten Schritte in der Geschichte der Bank." Beim Richtfest für die
neue Konzernzentrale mitten in der Münchner Innenstadt zeigte er sich aber
hoffnungsfroh, dass die Skeptiker in der Branche nicht Recht behalten werden.
"Ich bin zuversichtlich, dass sich beide Aktien positiv entwickeln werden."
Mit der Abspaltung des Gewerbeimmobilien-Geschäfts will die HypoVereinsbank
die Kreditrisiken senken und ihre Kernkapitalquote verbessern. Als Folge werden
die HypoVereinsbank-Aktionäre ab Montag Aktien der Hypo Real Estate besitzen -
ob sie wollen oder nicht. Für vier HVB-Aktien gibt es einen Anteilsschein der
Hypo Real Estate. Als Folge sollten Aktienkurs und Marktkapitalisierung der
HypoVereinsbank am Montag rechnerisch um ein Fünftel sinken. Die Hypo Real
Estate müsste demnach auf einen entsprechenden Wert von etwa 1,6 Milliarden Euro
oder gut 11 Euro je Aktie kommen.
ANALYSTEN: 'ÜBERDURCHSCHNITTLICHES GESCHÄFTSRISIKO'
Einige Analysten halten es für möglich, dass die Aktie der Hypo Real Estate
am ersten Börsentag einen Absturz erlebt. "Die Bank weist angesichts des hohen
Gewerbekreditbestandes ein überdurchschnittliches Geschäftsrisiko auf", meinen
zum Beispiel die Analysten der WestLB. Angesichts des schrumpfenden
Kreditbestandes handele es sich zudem um keine Wachstumsstory. Die WestLB setzt
daher das Kursziel für die Aktie bei 8,40 Euro an. Konrad Becker von Merck Finck
glaubt, dass die Aktie unter Druck geraten wird, weil viele Anleger einfach
nicht am Geschäft mit Gewerbeimmobilien beteiligt sein wollten.
Zu diesen Anlegern gehörte auch die Münchener Rück. Als HVB- Großaktionär
hielt sie automatisch knapp 26 Prozent der Anteile an der Hypo Real Estate - ein
Engagement, das aus strategischer Sicht aber wenig Sinn machte. Noch vor dem
Börsenstart fand der Rückversicherer nun mit Hilfe der Investmentbank Goldman
Sachs Käufer für die Anteile. "Damit ist allen Seiten geholfen", hieß es in
Finanzkreisen. Die Münchener Rück ist die ungeliebte Beteiligung an einer
Immobilienbank elegant losgeworden und hat gleichzeitig ihr Engagement in der
Bankenbranche reduziert.
DRUCK NICHT GANZ WEG
Die HRE kann nun auf einen besseren Start hoffen, da der Verkaufswunsch der
Münchener Rück den Kurs sonst in den ersten Monaten belastet hätte. Allerdings
ist damit nicht der ganze Druck beseitigt. Auch viele Fonds, die beispielsweise
den DAX abbilden und deshalb HypoVereinsbank-Aktien halten, werden
sich nach Einschätzung von Experten gleich am Montag von ihren HRE- Aktien
trennen.
Die HypoVereinsbank ist von einem möglichen niedrigen Kurs beim Börsenstart
der Hypo Real Estate nicht direkt betroffen. Sie selbst hält dann keinerlei
Anteile mehr an der bisherigen Tochter. Rampl ist auch überzeugt davon, dass ein
Kursrückgang am Montag rasch - und zumindest teilweise - kompensiert werden
kann, da die kleinere HypoVereinsbank künftig klarer aufgestellt ist. Daher wird
auch die Möglichkeit, im Börsenwert hinter die Commerzbank zurückzufallen, bei
den Münchnern gelassen gesehen./ax/DP/sbi
--- Von Axel Höpner, dpa ---