HV-Bericht QS Communications AG

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HV-Bericht QS Communications AG

 
28.05.01 07:41
HV-Bericht QS Communications AG



Zur ersten Hauptversammlung nach dem Börsengang im vergangenen Jahr lud die QS Communications AG am 17.5.2001 in den Kölner Gürzenich. Als Berichterstatter für GSC Research war auch Stefan Siebers vor Ort. Aus sprachlichen Gründen wurde die Versammlung nicht vom Aufsichtsratsvorsitzenden John Baker, sondern von dessen Stellvertreter Herbert Brenke geleitet.
Nach einem kurzen Einspielfilm über die Möglichkeiten eines DSL-Internetzugangs eröffnete Herr Brenke kurz nach 10 Uhr die Hauptversammlung mit den Worten, man habe den Aktionären "schmerzlich vor Augen geführt, was Ihnen bisher gefehlt hat". Nach den üblichen Formalien übergab er dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Bernd Schlobohm.


Bericht des Vorstands

Zu Beginn seiner Rede stellte Herr Schlobohm die Vision des Unternehmens vor: "Internet verändert die Welt. Breitband verändert das Internet. QSC ist Breitband." Wer an DSL denke, solle dies mit QSC verbinden.

Inzwischen habe man über 40 der größten deutschen Städte zu fast 100 Prozent abgedeckt, womit sich ein Potenzial von über einer Million Geschäftskunden und mehr als 20 Millionen Privatkunden eröffne. Kein anderer neuer Anbieter habe auch nur die Hälfte an Standorten. Hatte man Ende September noch 3.200 Leitungen verlegt, so waren es zum 31.3.2001 bereits über 10.000. Darüber hinaus kaufe mediaWays 9.000 Leitungen für das Projekt Powerline. Auch das Vertriebsnetz habe QSC rasch ausgebaut und verfüge inzwischen über 108 ISP-Partner.

In 2001 wolle man sich nun zum kompletten Kommunikationsdienstleister entwickeln. Hierzu habe man vor kurzem das Privatkunden-Angebot Q-DSL eingeführt. Es gehe jetzt darum, das Netz zu vermarkten und an Wiederverkäufer und Endkunden zu verkaufen. Da der Netzaufbau weitgehend abgeschlossen sei, bestehe hier künftig weniger Investitionsbedarf.

Mit einem Umsatz von 5 Mio. Euro und einem Betriebsverlust von 98 Mio. habe man die Prognosen erfüllt und liege bei den Kosten sogar um 8 Prozent unter den Erwartungen des Marktes. Mit einer Nettoliquidität von 294,8 Mio. Euro sei man bis zum Erreichen der Gewinnschwelle durchfinanziert.

Die Kursentwicklung fand Herr Schlobohm extrem unbefriedigend. Allerdings habe man sich noch leicht besser als der Nemax-50 entwickelt. Zusätzlicher Belastungsfaktor seien schlechte Ergebnisse von DSL-Anbietern in den USA gewesen, obwohl dort eine andere Situation herrsche als in Deutschland mit seinen vielen Kupferkabeln.

Der Markt für DSL in Deutschland werde von 300.000 Anschlüssen in 2000 auf 9,5 Mio. in 2004 wachsen. DSL habe Vorteile gegenüber anderen Breitbandlösungen: So sei die Glasfaser-Technik nur für sehr große Abnehmer geeignet, Richtfunk verursache zu hohe Kosten pro Endkunden und beim Breitbandkabel fehle außer einem landesweiten Anbieter auch noch der Rückkanal.

Das wichtigste Konkurrenzprodukt T-DSL verfüge nur über ein Drittel der Geschwindigkeit von Q-DSL beim Download und ein Zwanzigstel beim Versand. Weiterer Vorteil gegenüber der Konkurrenz sei, dass QSC den Anschluss innerhalb von 20 Arbeitstagen zur Verfügung stelle statt in 6 bis 8 Monaten.

Die Entscheidung der Regulierungsbehörde zum Teilnehmeranschluss vom 31.1. stärke die Position von QSC, obwohl man bezüglich des "Preisdumping" der Telekom eine andere Meinung vertrete. Erst das sogenannte Line Sharing öffne den Markt. Damit könne man sich künftig auch als Wettbewerber der Telekom im Ortsnetzbereich positionieren. Mittels Voice over IP wäre dann das kostenlose Ortsgespräch möglich.

Zum Ausblick 2001 erklärte Herr Schlobohm, dass 40.000 bis 50.000 Leitungen, ein Umsatz zwischen 38 und 46 Mio. Euro und ein EBITDA zwischen -90 und -120 Mio. angestrebt werden. Prognoseanpassungen wären dann möglich, wenn sich der Markt nicht wie allgemein erwartet entwickeln sollte, oder falls nachteilige Regulierungsentscheidungen fallen. Für solche Eventualitäten seien die auf der Hauptversammlung zu beschließenden Kapitalmaßnahmen aber nicht gedacht.

Der schnelle Aufbau des Netzes sei ohne motivierte Mitarbeiter nicht möglich gewesen. Für diese sei das neue Optionsprogramm auf Basis von Wandelschuldverschreibungen gedacht. Zur Ergänzungswahl für den Aufsichtsrat erklärte Herr Schlobohm, dass der Mitgründer Gerd Eickers zum 1.1. 2001 vom Aufsichtsrat in den Vorstand gewechselt sei. Wenn ihn jemand ersetzen könne, dann der vorgeschlagene Claus Wecker.

Herr Schlobohm schloss mit der Hoffnung, dass sich die negative Grundstimmung für die Branche bald ändere und wieder Fakten zählten. Die Fakten sprächen für QSC, den größten unabhängigen DSL-Anbieter.


Anschließend erläuterte Finanzvorstand Markus Metyas die Geschäftszahlen. Ein Vergleich von 2000 zu 1999 sei kaum aussagekräftig, da erst Ende 1999 erste DSL-Umsätze erzielt wurden und das Beratungsgeschäft komplett aufgegeben wurde.

Von den betrieblichen Aufwendungen in Höhe von 102,9 Mio. Euro entfielen 60,6 auf das Netzwerk, 16,5 auf Marketing, 15,2 auf Verwaltung, 1,5 auf Forschung und Entwicklung und 9,1 auf nicht liquiditätswirksame Kompensationen für das Optionsprogramm. Das EBITDA habe bei -79,4 Mio. gelegen, das Zinsergebnis bei +10,2 Mio. und der Jahresfehlbetrag bei -89,2 Mio.

Bei den Aktiva entfallen 294,8 Mio. auf Liquidität und 73,3 Mio. auf Sachanlagen. Die Summe von 28,2 Mio. bei fakturierten und nicht fakturierten Forderungen scheine hoch, allerdings seien davon 22,9 Mio. der IN-telegence GmbH zuzuordnen. QSC sei für diese Zahlungsempfänger, trage aber kein Zahlungsrisiko.

Man sei zu 49,18 Prozent an QSC Benelux und zu 30 Prozent an der italienischen Alchemia beteiligt, wofür insgesamt 6,83 Mio. Euro zur Verfügung gestellt wurden. QSC werde Minderheitseigner bleiben, die Liquidität solle primär für den deutschen Kernmarkt eingesetzt werden.

Auf der Passivseite stehen unter Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 35,6 Mio., die wiederum hauptsächlich zu IN-telegence gehören, unter sonstigen Rückstellungen 43,6 Mio. Die langfristigen Verbindlichkeiten von lediglich 0,2 Mio. dokumentierten die weitgehende Schuldenfreiheit. Das Eigenkapital betrage 339,1 Mio. Euro.

Derzeit habe man 934.954 eigene Aktien im Beisitz, die aufgrund gesetzlicher Ermächtigung erworben worden seien.

Schließlich führte Herr Metyas noch zum Thema Investor Relations aus, dass 10 Banken und Investmenthäuser die Aktie covern, davon 8 regelmäßig. In 2000 habe man 125 Präsentationen vor Analysten und institutionellen Anlegern sowie 28 Vorträge auf Fachkonferenzen gehalten.


Allgemeine Aussprache

Als erste sprach Ute Maria Stockheim für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Da dies die erste öffentliche Hauptversammlung war, stellte sie zunächst ihre Organisation vor. Ihren eigentlichen Diskussionsbeitrag begann sie mit der Feststellung, QSC sei ein junges Unternehmen in einem teuren und schwierigen Markt. Da die Deutsche Telekom 1,2 Milliarden in DSL investiere, wollte sie wissen, wie QSC dauerhaft dagegen bestehen will. Bei jährlichen Ausgaben von 120 Mio. würde in zwei Jahren das Geld ausgegeben haben.

Mit 43 angeschlossenen Städten seien die Versprechungen eingehalten worden. Frau Stockheim fragte, wie viele deutsche Städte noch vernetzt werden sollen. Das Engagement in Europa hielt sie für wenig sinnvoll. Hierzu wollte sie Auskunft über die Kosten und den Sinn der Beteiligungen. Zu dem Gerücht, über QSC Benelux sei das Insolvenzverfahren eröffnet worden, verlangte sie Auskunft, ob dies zutreffe und welche Auswirkungen das habe. Außerdem wollte sie eine Bestätigung, ob tatsächlich ein Internet-Provider aus Aachen gekauft wurde.

Eine weitere Frage war, für wann QSC Gewinn plant. Die Investitionen nützten nichts, wenn das Geld ausgehe. Den Vergleich mit dem Nemax-50 hielt Frau Stockheim für unpassend, da QSC hier nicht vertreten ist und Sonderfaktoren wie z.B. bei EM-TV wirken. QSC sei seit Emission um 77 Prozent gefallen, der Nemax-all-share nur um 72 Prozent.

Zu den existierenden 10.000 Leitungen wollte sie wissen, wer die Kunden sind und ob dazu auch schon Private gehören. Sie interessierte, wie die kostenorientierten Privatkunden angesprochen werden sollen und wie teuer jeweils ein Anschluss bei QSC und der Telekom ist.

Den Kostenaufwand fand sie extrem hoch. So bemängelte sie die Aufwendungen von 17,2 Mio. für Vertrieb, ohne dass Privatkunden adressiert wurden. Das Sponsoring für Werder Bremen, einen "mittelmäßigen" Fußballverein, fand sie sinnlos und fragte nach dem Grund. Dieses Werturteil führte zu heftigem Widerspruch und einer kurzen Diskussion mit dem später vortragenden Herrn Gründler.

Auch die Verwaltungskosten von 21 Mio., umgerechnet 110.000 Euro pro Mitarbeiter, schienen ihr zu hoch. Aixtron beispielsweise habe bei 360 Mitarbeitern nur 17 Mio. Verwaltungskosten.

Ferner wollte sie wissen, wofür die sonstigen Rückstellungen sind, und welche Rolle hier die Trennung von Vorstandsmitglied Scheuermann spielt. Sie meinte, Beraterverträge mit Aufsichtsratsmitgliedern, wie hier mit Herrn Eickers als Geschäftsführer einer GmbH und der Baker Capital Corp., würden der DSW immer sauer aufstoßen. Dazu wollte sie wissen, ob solche Verträge auch mit dem zu wählenden Claus Wecker bestehen.

Schließlich fragte sie noch nach dem Sinn des Listings in den USA, das sehr teuer sei, obwohl man dort keine IR betreibe. Zu den Tagesordnungspunkten, die Wandelschuldverschreibungen betreffend, bat sie um genauere Erläuterung. Frau Stockheim schloss mit der Bemerkung, dass sie zwar die Namensänderung in QSC AG begrüße, allerdings sei sie im Bekanntenkreis gefragt worden, ob QSC ein Homeshopping-Sender ist.

Nächste Rednerin war Heidi Demke von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Sie meinte, mit dem späten Börsengang habe QSC den Höhenflug des Neuen Marktes verpasst. Dennoch habe man so hohe Einnahmen erzielt, dass die Eigenkapitalquote 81 Prozent betrage. Das Produkt fand sie zukunftsweisend und gewinnträchtig, allerdings sei der Weg bis in die Gewinnzone lang, steinig und mit Risiken behaftet.

Da QSC selbst zum Provider werden wolle, interessierte Frau Demke die Frage, wie man sich gegen die bisherigen Kooperationspartner absetzen wolle und ob nicht Kannibalisierungseffekte zu befürchten seien. Bezüglich des im Geschäftsbericht avisierten Auftritts als Application Service Provider fragte sie nach Schätzungen für den Markt und kurzfristig erzielbare Umsätze.

Ferner erkundigte sie sich nach dem Stand der Klage der Deutschen Telekom gegen die Regulierungsentscheidung. Zu den Auslandsbeteiligungen wollte sie wissen, ob es Optionen auf zusätzliche Anteile gibt, und ob man auch in anderen Ländern Beteiligungen anstrebt. Zum Ausscheiden von Herrn Scheuermann aus dem Vorstand wollte sie den Grund wissen, und warum dies Gegenstand eines Rechtsstreits ist.

Die SdK sei grundsätzlich gegen eine zusätzliche Vergütung des Aufsichtsrats durch Begünstigungen bei Wandelschuldverschreibungen, wie in TOP 7 vorgesehen. Von einem Widerspruch zu Protokoll sah Frau Demke aber ab, da für die Zuteilung an Aufsichtsratsmitglieder jeweils ein gesonderter HV-Beschluss vorgesehen ist. Allerdings kündigte sie an, gegen die erhöhte Aufsichtsratsvergütung zu stimmen. Eine Erhöhung von bisher insgesamt 38.000 Euro für alle Mitglieder auf 160.000 fand sie überzogen, unangemessen und nicht marktüblich. Für diesen Kommentar gab es viel Beifall. Auch die Vorstandsvergütung von 4,8 Mio. für drei Personen kritisierte sie als sehr hoch.

Herr Gründler stellte zunächst klar, dass er nicht aus Bremen, sondern aus Hamburg kommt. Nach den Vorreden habe er sich die Frage gestellt, ob seine Investition in über 200.000 QSC-Aktien falsch war, wenn für Fußball Geld verschwendet werde. Er selbst hielt dieses Sponsoring aber für eine gute und günstige Werbemaßnahme. Er fragte, wo die flüssigen Mittel angelegt sind, und bat um Auflistung der allgemeinen Verwaltungskosten minus Abschreibungen. Seiner Ansicht nach liegt der starke Kursverlust nicht nur am Unternehmen, sondern auch an Shortsellern.

Er habe sich engagiert, weil die Verantwortlichen bei QSC Könner seien. Bekannt aus der Zeit, als Thyssen in die Telekommunikation einstieg, hätten diese schon damals eine hohe Wertschöpfung für die Aktionäre zustande gebracht. Auch Mannesmann wären zu Beginn keine Chancen gegen die Telekom eingeräumt worden. Er verstehe nicht, wieso sich die Aktionärsschützer Sorgen um den Fortbestand des Unternehmens machen, wo doch der Vorstand das Erreichen der Gewinnzone für 2003 ankündigt.

Herr Gründler bat noch um Nennung der Beiratsmitglieder, der HV-Kosten, der Zahl der anwesenden Aktionäre und des mit der HV-Organisation betrauten Unternehmens. Im Bereich PR sah er noch Nachholbedarf und regte an, den Aktionären den Geschäftsbericht automatisch zuzusenden.

Schließlich meldete sich noch Herr Hans Völler zu Wort. Er wollte wissen, wieviel Baker Communications und die QSC-Mitarbeiter vorbörslich pro Aktie bezahlt haben, und wie hoch der aktuelle Aktienbestand der Unternehmensführung ist. Er fragte nach den Ergebnissen der Beteiligungen, wann diese die Gewinnzone erreichen, und ob deren Liquidität ausreicht. Zur Höhe der Liquidität interessierte ihn, ob hierzu auch der existierende Lieferantenkredit zählt.

Die sehr breite Ergebnisprognose von -90 bis -120 Mio. für 2001 hätte er nach knapp fünf Monaten gern präzisiert. Als Prognose für das Erreichen der Gewinnzone reiche allein die Jahreszahl 2003 nicht aus. Hierzu bat er um genauere Aufschlüsselung.

Im Hinblick auf die Geschäftsbeziehungen zu Unternehmen von leitenden Mitarbeitern fragte Herr Völler, wie dort Entscheidungsprozesse ablaufen und wie Interessenskonflikte vermieden werden. Er wollte wissen, wie viel Geld von QSC in diese Gesellschaften abgeflossen ist.

Schließlich meinte er noch, die angedeuteten möglichen Hindernisse auf dem Weg zum Erfolg seien beim Börsengang nicht so deutlich gemacht worden. Auch er fragte nach dem Stand der Klage der Deutschen Telekom gegen die Regulierungsentscheidung über den entbündelten Zugang zu den Teilnehmeranschlüssen.


Antworten

Zunächst äußerte sich Aufsichtsrat Bremke zur Vorstandsvergütung. Die genannte Summe beinhalte Prämien für den erfolgreichen Börsengang, der für die Zukunftssicherung des Unternehmens notwendig gewesen sei. Außerdem seien hierin sämtliche Reisekosten des Vorstands enthalten. "Wenn Sie gute Leute haben wollen, müssen Sie den Marktpreis zahlen, und der ist hoch", so Bremke. Zum Ausscheiden von Herrn Scheuermann sagte er, es habe fundamentale Meinungsunterschiede bezüglich der Marketingstrategie gegeben. Der Rechtsstreit sei inzwischen einvernehmlich beendigt worden.

Im Wettbewerb gegen die Deutsche Telekom sah sich Herr Schlobohm als David gegen Goliath. QSC konzentriere sich im wesentlichen auf die bestehenden lokalen Märkte und könne schnell und in hoher Qualität liefern. QSC sei die Abkürzung von Quality Service Communications. Bei sinkenden Margen für Ferngespräche sei der Teilnehmeranschluss entscheidend, den er als Cash Cow der Telekom ansah. Herr Eickers ergänzte, als kleines Unternehmen könne man schneller reagieren und die neueste Technik anbieten, weil keine alten Investitionen abgeschrieben werden müssen. Aufgrund seiner zwanzigjährigen Erfahrung in der Branche vertrat er die Ansicht, ohne den Anschluss beim Teilnehmer sei auf Dauer kein Wettbewerb möglich. Wenn es aber wirklichen Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt gebe, habe QSC auch eine Chance.

Im Hinblick auf die Vertriebspartner sagte Herr Eickers, für diese sei QSC die erste echte Alternative zur Telekom. Die eigenen Preise für Endnutzer ließen ihnen genügend Raum. Herr Schlobohm erklärte, der Netzaufbau sei zu 90 Prozent abgeschlossen. Weitere Standorte würden nur sehr selektiv angegangen.

Zum Vergleichsmaßstab für den Kursverlauf führte Herr Metyas einige vergleichbare Indizes (ISPs -76%, europ. Leitungs- und Infrastrukturanbieter -78%) und Einzelaktien (T-Online -69%, Dt. Telekom -65%, Primacom -86%) auf, deren Kursverluste in ähnlicher Größenordnung lagen. Die Überlegungen zum Nasdaq-Listing hätten damals in einer anderen Welt stattgefunden. Angesichts erster Unstimmigkeiten am Neuen Markt habe man sich eine zusätzliche Qualitätshürde setzen wollen. Leerverkäufe gebe es übrigens auch in Deutschland, nur seien sie in den USA veröffentlichungspflichtig. Im Durchschnitt seien drei bis vier Tagesumsätze leerverkauft.

Von den Rückstellungen seien 39 Mio. bereits erbrachten, aber noch nicht bezahlten Leistungen zuzurechnen. Der Rest entfalle auf Beiträge zur Berufsgenossenschaft, Urlaub und ähnliches. Die genannten Bedingungen für die Prognosen seien wegen des US-Listings erforderlich, seien aber auch im Emissionsprospekt unter Risikofaktoren aufgeführt. Ein Lieferantenkredit von Lucent in Höhe von 168 Mio. sei nicht in der Liquidität enthalten. Von diesem sei auch kein Gebrauch gemacht worden, weil dies die Verhandlungsposition schwächen würde.

Herr Schlobohm erklärte, dass man als Sponsor für Werder Bremen mitten in der Saison eingestiegen sei, als man gerade dabei war, QSC bekannt zu machen. Dies sei sehr effektiv gewesen. Nun müssten die drei Buchstaben noch mit Leben gefüllt werden.

Zur Klage der Telekom gebe es inzwischen eine Revision zum Bundesverwaltungsgericht. Der entbündelte Zugang müsse aber gewährt werden.

Was die Beraterverträge mit Aufsichtsratsmitgliedern betrifft, sei Herr Eickers in 2000 nicht nur Aufsichtsratmitglied gewesen, sondern habe 80 Prozent seiner Arbeitszeit in QSC investiert. Auch mit Herrn Wecker gebe es einen Beratervertrag, der nach seinem Eintritt nochmals vom Aufsichtsrat genehmigt werden müsse. Die Aufsichtsratsbezüge müssten wegen veränderter Haftungsbedingungen angehoben werden. Bisher hätten die Mitglieder keine marktüblichen Vergütungen bekommen.

Herr Schlobohm bestätigte, dass man sich am 24.4. zu 41 Prozent an der Aachener Ginko AG, einem Internet Service Provider, beteiligt habe. Nach einer Kapitalerhöhung steige dieser Anteil auf 50,8 Prozent.

Herr Eickers führte aus, dass man in 2000 fast ausschließlich Telekommunikations- und ISP- Unternehmen als Kunden hatte, die wiederum hauptsächlich Geschäftskunden bedienten. Letztere stammten vor allem aus den Bereichen Grafik, Druck, Internet und Medien, wobei das Spektrum breiter werde. Am 10.5. habe man Q-DSL, das Produkt für Privatkunden, gestartet, das bisher nur per Internet vertrieben wird, künftig aber auch über den Handel. Mit einem Preis von 59 Euro sei man deutlich teurer als die Telekom, aber man wolle ja auch Gewinn damit machen. Zielgruppe seien die Kunden beispielsweise aus dem Medienbereich, die soviel zu zahlen bereit sind. Das Preisniveau solle auch in Zukunft gehalten werden, stattdessen eher das Angebot um weitere Dienste aufgestockt werden.

Zur Anlage der liquiden Mittel sagte Herr Metyas, diese erfolge bei zwei Banken, einer lokalen und einer überregionalen, zu einem Durchschnittszins von 4,7 Prozent. Von den gesamten HV-Kosten in Höhe von 108.000 Mark entfalle nur ein Viertel auf die eigentliche Veranstaltung, der Rest auf die Vorbereitung. (Anm. des Autors: Für diesen Preis gab es auch nur Würstchen und Kartoffelsalat zum Essen.) Die Organisation erfolge durch CCV, man habe 860 Anmeldungen erhalten, aber nur 300 Teilnehmer seien anwesend.

Für die Beteiligung an QSC Benelux wurden 3 Mio. Euro bezahlt, für die in Italien 3,8 Mio. Die anteiligen Verluste in 2000 betrugen 1,398 Mio. Beide müssten ihre weitere Finanzierung aus anderen Quellen ziehen. Bei der niederländischen Beteiligung laufe derzeit eine Privatfinanzierungsrunde. Falls diese scheitert, wäre das Unternehmen zahlungsunfähig. Allerdings sei das dortige Team mit 20 Jahren Erfahrung das beste, was man bekommen könne. In Italien sei der Break Even etwa zeitgleich mit QSC selbst zu erwarten.

Bei einem Vergleich der Verwaltungskosten mit Aixtron müssten 5 Mio. abgezogen werden, die nach deren Bilanzierung nicht ausgewiesen würden. Auf Miete entfielen 2,7 Mio., auf Abschreibungen, Telefongebühren u.ä. 3,5 Mio.

Zum neuen Optionsprogramm erklärte Herr Metyas, hochqualifizierte Techniker und Dienstleister müssten motiviert werden. Die Ausgestaltung sei dem bisherigen Programm sehr ähnlich. Die damals vorgesehene dreijährige Halteverpflichtung nach Wandlung halte man bei der jetzigen Börsenlage nicht mehr für angemessen. Deshalb solle auch diesbezüglich das alte Programm angepasst werden.

Für die in TOP 10 vorgesehene weitere Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen gebe es keine konkreten Vorhaben. Der Beschluss diene der Flexibilität, denn dieser Markt könne erhebliche Möglichkeiten bieten, tue es aber derzeit nicht. Die Möglichkeiten zum Bezugsrechtsausschluss seien wie bei genehmigtem Kapital geregelt. Auch das genehmigte Kapital in TOP 11 sei ein reiner Vorratsbeschluss.

Die Prognose für 2001 könne man wegen des US-Listings nicht genauer fassen. Kenngrößen für die Erreichung der Gewinnzone seien Leitungszahl, Umsätze und betriebliche Aufwendungen. Deren Entwicklung sollte man quartalsweise verfolgen.

Zum Beirat erläuterte Herr Schlobohm, dieser bestehe aus Persönlichkeiten mit langjähriger Erfahrung und habe keine Geschäftsleitungs- oder Überwachungsfunktion. Vielmehr diene er als Türöffner und zur Beratung. Mitglieder sind zum Beispiel das e-plus-Vorstandsmitglied Stefan Bauster, der Bankdirektor von Sal. Oppenheim Jörg Birklebach, der Ex-Geschäftsführer von Nokia Deutschland, der Grundig-Chef, der Geschäftsführer von zoomtown Cincinatti, ein Ex-Vorstand von BMW, der ehemalige Dekan der Uni Köln Szyperski, Ex-Thyssen Chef Vogel und der frühere Geschäftsführer von Kelloggs Deutschland.

Hinsichtlich der befreundeten Unternehmen sagte Herr Schlobohm, jede anstehende Geschäftsbeziehung werde dem Aufsichtsrat zur Entscheidung vorgelegt. Dabei werde natürlich auch geprüft, ob das Angebot günstig ist. Die genannten Details zu den Abflüssen entsprechen den Angaben auf Seite 47/48 des Geschäftsberichts.

Zum Thema ASP sagte Herr Eickers, es gebe einen Vertriebspartner für Standardanwendungen wie Dokumentenverwaltung und Terminplaner. Außerdem biete DAKOSY eine sehr spezielle Software an.

Der aktuelle Aktienbesitz von Vorstand und Aufsichtsrat stellt sich wie folgt dar: John Baker persönlich hält 9.130 Wandelschuldverschreibungen, ebenso David Ruberg und Manjit Dale. Ashley Leeds hat die gleiche Anzahl bereits in Aktien gewandelt. Herbert Brenke hat 161.120 Aktien. Gerd Eickers und Bernd Schlobohm halten jeweils gut 13,8 Millionen Aktien, Markus Metyas 2.307 Aktien und 59.116 Wandelanleihen.

Eine erste Kapitalrunde im Oktober 1999, an der sich der Venture-Capital-Fonds Baker Capital Communications beteiligte, erfolgte zum Kurs von 0,74 Euro, eine zweite im März 2000 zu 5,54 Euro. Herr Schlobohm betonte, dass weder die Gründer noch Baker Capital seit dem Börsengang Aktien verkauft haben, auch nicht im Rahmen des Greenshoes. Hierfür gab es Beifall vom Publikum.


Abstimmungen

Vom Grundkapital in Höhe von 105.008.714 Euro waren 71.980.551 Aktien vertreten, was einer Quote von 68,55 Prozent entspricht. Es war über eine umfangreiche Tagesordnung abzustimmen, was aber mit mobilen Datenerfassungsgeräten verhältnismäßig zügig vonstatten ging.

Neben der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat (TOP 2 und 3) stand die Namensänderung von QS Communications AG in QSC AG (TOP 4) und die Wahl von Claus Wecker in den Aufsichtsrat (TOP 5) auf dem Programm.

Herr Wecker stellte sich als Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Feddersen vor, zu deren Aufbau einer deutschen Präsenz er vor 2,5 Jahren als Seiteneinsteiger stieß. Zuvor habe er im internen Kommunikationsbereich bei Thyssen gearbeitet und am Aufbau von e-plus mitgewirkt.

Des weiteren wurde die Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien (TOP 6), das neue Aktienoptionsprogramm über Wandelschuldverschreibungen und die Änderung des alten TOP 7 und 9), die Erhöhung der Aufsichtsratsvergütung (TOP 8), die Ermächtigung zur Ausgabe weiterer Wandelanleihen (TOP 10) und zur Kapitalerhöhung (TOP 11), sowie die Wahl von Arthur Andersen zum Wirtschaftsprüfer (TOP 12) beschlossen.

Sämtliche Beschlüsse fielen mit Mehrheiten von über 99,5 Prozent. Die meisten Neinstimmen (354.706) gab es bei der Erhöhung der Aufsichtsratsbezüge. Die höchste Zustimmungsquote mit 99.96 Prozent gab es bei der Entlastung des Aufsichtsrats (25.124 Gegenstimmen). Allerdings enthielten sich zu diesem Punkt besonders viele der Stimme (233.998 Enthaltungen statt sonst unter 100.000).

Gegen 14.10 Uhr wurde die Versammlung geschlossen.


Fazit

Mit einem kompetenten Management und einem gutem Produkt konnte sich QSC als wichtigster Wettbewerber der Telekom im Bereich DSL positionieren. Nach jetzigem Stand ist zu erwarten, dass die Liquidität bis zum Erreichen der Gewinnzone ausreicht. Mit dem neuen Produkt Q-DSL für Privatkunden werden sicher viele sehr aktive Internet-User hinzugewonnen.

Geht man von den bisherigen Ergebnissen und den auch in 2001 noch gewaltigen Verlusten (das geplante EBITDA-Minus ist etwa dreimal so hoch wie der erwartete Umsatz) aus, wäre die Aktie auch auf dem aktuellen Kursniveau - die Marktkapitalisierung ist etwa 10 mal so hoch wie der Umsatz 2001 - noch zu teuer. Auch wenn man den Einstiegspreis von Baker Capital und den nach einem halben Jahr fast 18 mal so hohen Emissionspreis betrachtet, drängt sich der Eindruck auf, dass das Papier völlig überteuert an den Markt kam. Relativiert wird dies dadurch, dass die Gründer und der Großaktionär weiter an ihren Beständen festhalten.

Allerdings steht der Markt für DSL auch erst am Anfang eines riesigen Wachstums. Gut möglich, dass sich in einigen Jahren die derzeitigen Kurse als Schnäppchen herausstellen. Eine den Marktprognosen entsprechende Verdreißigfachung der Umsätze von 2000 bis 2004 ließe die Bewertung in einem ganz anderen Licht erscheinen. Zu einer Antwort auf die Frage, wie hoch diese Fantasie zu bewerten ist, sieht sich der Autor außerstande. Andererseits besteht auch das Risiko, dass sich der Markt anders als erwartet entwickelt und QSC doch das Geld ausgeht.

Wer die Aktie hält oder sich dafür interessiert, sollte die Entwicklung bei Umsatz und Kosten regelmäßig im Auge behalten. In jedem Fall ist die Absicherung durch Stop Loss zu empfehlen.


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