Insolvenzantrag am Montag?
Trotz der Rettungsaktion von Bundeskanzler Gerhard Schröder kommt der Baukonzern Philipp Holzmann nicht auf die Beine. Die Gespräche der Gläubigerbanken stecken fest, es wird nur noch schmutzige Wäsche gewaschen.
Frankfurt am Main - Derzeit verhandelt die Konzernführung von Holzmann und die Deutsche Bank mit fünf weiteren Gläubigerinstituten, die eine Lösung bislang blockieren. In Frankfurter Bankenkreisen wird mittlerweile eher darauf gewettet, dass Holzmann Konkurs anmelden muss. "Die Chancen stehen 50 zu 50, wenn nicht sogar noch höher", sagte ein Beobachter.
Weil etwa 20 Millionen Euro für Löhne und Gehälter fällig werden, könnte der Frankfurter Bauriese schon am Montag gezwungen sein, die Insolvenz anzumelden, hieß es weiter. Als letzte Lösungsmöglichkeit wird derzeit noch eine Übernahme eines Großteils der Risiken durch die Deutsche Bank gesehen.
An den Gesprächen sind die Dresdner Bank, die Münchener HypoVereinsbank , die Commerzbank , die Bayerische Landesbank und die Bankgesellschaft Berlin beteiligt. Insbesondere Dresdner Bank, HypoVereinsbank und die Bankgesellschaft Berlin verlangen deutliche Nachbesserungen des auf dem Tisch liegenden Vorschlags, den die Deutsche Bank befürwortet. "Solange es kein tragfähiges Konzept gibt, ist eine Unterstützung nicht möglich. Bislang ist das nicht der Fall", sagte beispielsweise ein Dresdner-Bank-Sprecher am Freitag.
Die Gläubigerinstitute, die eine nochmalige Atempause für Holzmann favorisieren, befürchten im Falle eines Insolvenzverfahrens eine horrende Vermögensvernichtung. Konzernteile oder Immobilienprojekte, so ihre Sorge, erzielen unter der Obhut eines Insolvenzverwalters immer einen schlechteren Verkaufspreis. Aber auch bei dieser Fraktion sind die Tage von Holzmann als weltweit operierendem Baukonzern gezählt. Der Streit geht im Kern um die optimale Verwertung der Vermögensteile.
Nach Ansicht der Industriegewerkschaft Bau betreiben einige Banken bei der Holzmann-Rettung ein schmutziges Spiel. "Einige Bankenvertreter gefährden erneut die Existenz von Holzmann, weil sie ihr Eigeninteresse und persönliche Eitelkeiten über das gemeinsame Interesse des Konsortiums an einer erfolgreichen Sanierung stellen", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bau, Ernst-Ludwig Laux.
Das mit insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro verschuldete Unternehmen zeigte sich indes weiter optimistisch, dass eine Insolvenz noch abgewendet werden kann: "Wir sind zuversichtlich, dass in Kürze eine in die Zukunft gerichtete Lösung gefunden wird", sagte ein Holzmann-Sprecher. Größter Kreditgeber des Bauriesen ist die Deutsche Bank mit schätzungsweise 320 Millionen Euro.
Noch auf der letzten Hauptversammlung im Juni 2001 hatte der damalige Holzmann-Chef Konrad Hinrichs die Sanierung für abgeschlossen erklärt und Gewinne in Aussicht gestellt. Vergangene Woche hatte Holzmann jedoch bekannt gegeben, dass der Verlust im Jahr 2001 "auf Grund unvorhersehbarer Sondereinflüsse deutlich höher ausfallen" werde als zuletzt erwartet. Verantwortlich sei die Entwicklung der Baukonjunktur in Deutschland. Außerdem hätten noch einmal verzögerte Immobilienverkäufe und zusätzliche Belastungen im Immobilienbereich das Ergebnis gedrückt. Eine endgültige Ergebniszahl stehe noch nicht fest. Laut Medienberichten soll es sich um ein Minus von etwa 237 Millionen Euro handeln. Nach Einschätzung aus Bankenkreisen übersteigt der Verlust das Eigenkapital ungefähr um das 2,4-Fache.
1999 war die Pleite in letzter Sekunde durch eine Intervention von Bundeskanzler Gerhard Schröder abgewendet worden. Dieser hatte dem Unternehmen auf dem Höhepunkt der Krise ein Darlehen der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie eine Bundesbürgschaft zugesagt. Die Mittel waren Teil eines von Banken zusammengestellten Sanierungspakets. In der Folgezeit hatte der Baukonzern im Inland Tausende Stellen abgebaut und sich von unrentablen Töchtern getrennt.
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,187216,00.html
Trotz der Rettungsaktion von Bundeskanzler Gerhard Schröder kommt der Baukonzern Philipp Holzmann nicht auf die Beine. Die Gespräche der Gläubigerbanken stecken fest, es wird nur noch schmutzige Wäsche gewaschen.
Frankfurt am Main - Derzeit verhandelt die Konzernführung von Holzmann und die Deutsche Bank mit fünf weiteren Gläubigerinstituten, die eine Lösung bislang blockieren. In Frankfurter Bankenkreisen wird mittlerweile eher darauf gewettet, dass Holzmann Konkurs anmelden muss. "Die Chancen stehen 50 zu 50, wenn nicht sogar noch höher", sagte ein Beobachter.
Weil etwa 20 Millionen Euro für Löhne und Gehälter fällig werden, könnte der Frankfurter Bauriese schon am Montag gezwungen sein, die Insolvenz anzumelden, hieß es weiter. Als letzte Lösungsmöglichkeit wird derzeit noch eine Übernahme eines Großteils der Risiken durch die Deutsche Bank gesehen.
An den Gesprächen sind die Dresdner Bank, die Münchener HypoVereinsbank , die Commerzbank , die Bayerische Landesbank und die Bankgesellschaft Berlin beteiligt. Insbesondere Dresdner Bank, HypoVereinsbank und die Bankgesellschaft Berlin verlangen deutliche Nachbesserungen des auf dem Tisch liegenden Vorschlags, den die Deutsche Bank befürwortet. "Solange es kein tragfähiges Konzept gibt, ist eine Unterstützung nicht möglich. Bislang ist das nicht der Fall", sagte beispielsweise ein Dresdner-Bank-Sprecher am Freitag.
Die Gläubigerinstitute, die eine nochmalige Atempause für Holzmann favorisieren, befürchten im Falle eines Insolvenzverfahrens eine horrende Vermögensvernichtung. Konzernteile oder Immobilienprojekte, so ihre Sorge, erzielen unter der Obhut eines Insolvenzverwalters immer einen schlechteren Verkaufspreis. Aber auch bei dieser Fraktion sind die Tage von Holzmann als weltweit operierendem Baukonzern gezählt. Der Streit geht im Kern um die optimale Verwertung der Vermögensteile.
Nach Ansicht der Industriegewerkschaft Bau betreiben einige Banken bei der Holzmann-Rettung ein schmutziges Spiel. "Einige Bankenvertreter gefährden erneut die Existenz von Holzmann, weil sie ihr Eigeninteresse und persönliche Eitelkeiten über das gemeinsame Interesse des Konsortiums an einer erfolgreichen Sanierung stellen", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bau, Ernst-Ludwig Laux.
Das mit insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro verschuldete Unternehmen zeigte sich indes weiter optimistisch, dass eine Insolvenz noch abgewendet werden kann: "Wir sind zuversichtlich, dass in Kürze eine in die Zukunft gerichtete Lösung gefunden wird", sagte ein Holzmann-Sprecher. Größter Kreditgeber des Bauriesen ist die Deutsche Bank mit schätzungsweise 320 Millionen Euro.
Noch auf der letzten Hauptversammlung im Juni 2001 hatte der damalige Holzmann-Chef Konrad Hinrichs die Sanierung für abgeschlossen erklärt und Gewinne in Aussicht gestellt. Vergangene Woche hatte Holzmann jedoch bekannt gegeben, dass der Verlust im Jahr 2001 "auf Grund unvorhersehbarer Sondereinflüsse deutlich höher ausfallen" werde als zuletzt erwartet. Verantwortlich sei die Entwicklung der Baukonjunktur in Deutschland. Außerdem hätten noch einmal verzögerte Immobilienverkäufe und zusätzliche Belastungen im Immobilienbereich das Ergebnis gedrückt. Eine endgültige Ergebniszahl stehe noch nicht fest. Laut Medienberichten soll es sich um ein Minus von etwa 237 Millionen Euro handeln. Nach Einschätzung aus Bankenkreisen übersteigt der Verlust das Eigenkapital ungefähr um das 2,4-Fache.
1999 war die Pleite in letzter Sekunde durch eine Intervention von Bundeskanzler Gerhard Schröder abgewendet worden. Dieser hatte dem Unternehmen auf dem Höhepunkt der Krise ein Darlehen der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie eine Bundesbürgschaft zugesagt. Die Mittel waren Teil eines von Banken zusammengestellten Sanierungspakets. In der Folgezeit hatte der Baukonzern im Inland Tausende Stellen abgebaut und sich von unrentablen Töchtern getrennt.
URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,187216,00.html