Holzmann-Krise

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Brummer:

Holzmann-Krise

 
15.03.02 16:23
Insolvenzantrag am Montag?

Trotz der Rettungsaktion von Bundeskanzler Gerhard Schröder kommt der Baukonzern Philipp Holzmann nicht auf die Beine. Die Gespräche der Gläubigerbanken stecken fest, es wird nur noch schmutzige Wäsche gewaschen.

Frankfurt am Main - Derzeit verhandelt die Konzernführung von Holzmann und die Deutsche Bank mit fünf weiteren Gläubigerinstituten, die eine Lösung bislang blockieren. In Frankfurter Bankenkreisen wird mittlerweile eher darauf gewettet, dass Holzmann Konkurs anmelden muss. "Die Chancen stehen 50 zu 50, wenn nicht sogar noch höher", sagte ein Beobachter.

Weil etwa 20 Millionen Euro für Löhne und Gehälter fällig werden, könnte der Frankfurter Bauriese schon am Montag gezwungen sein, die Insolvenz anzumelden, hieß es weiter. Als letzte Lösungsmöglichkeit wird derzeit noch eine Übernahme eines Großteils der Risiken durch die Deutsche Bank gesehen.

An den Gesprächen sind die Dresdner Bank, die Münchener HypoVereinsbank , die Commerzbank , die Bayerische Landesbank und die Bankgesellschaft Berlin beteiligt. Insbesondere Dresdner Bank, HypoVereinsbank und die Bankgesellschaft Berlin verlangen deutliche Nachbesserungen des auf dem Tisch liegenden Vorschlags, den die Deutsche Bank befürwortet. "Solange es kein tragfähiges Konzept gibt, ist eine Unterstützung nicht möglich. Bislang ist das nicht der Fall", sagte beispielsweise ein Dresdner-Bank-Sprecher am Freitag.

Die Gläubigerinstitute, die eine nochmalige Atempause für Holzmann favorisieren, befürchten im Falle eines Insolvenzverfahrens eine horrende Vermögensvernichtung. Konzernteile oder Immobilienprojekte, so ihre Sorge, erzielen unter der Obhut eines Insolvenzverwalters immer einen schlechteren Verkaufspreis. Aber auch bei dieser Fraktion sind die Tage von Holzmann als weltweit operierendem Baukonzern gezählt. Der Streit geht im Kern um die optimale Verwertung der Vermögensteile.

Nach Ansicht der Industriegewerkschaft Bau betreiben einige Banken bei der Holzmann-Rettung ein schmutziges Spiel. "Einige Bankenvertreter gefährden erneut die Existenz von Holzmann, weil sie ihr Eigeninteresse und persönliche Eitelkeiten über das gemeinsame Interesse des Konsortiums an einer erfolgreichen Sanierung stellen", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG Bau, Ernst-Ludwig Laux.

Das mit insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro verschuldete Unternehmen zeigte sich indes weiter optimistisch, dass eine Insolvenz noch abgewendet werden kann: "Wir sind zuversichtlich, dass in Kürze eine in die Zukunft gerichtete Lösung gefunden wird", sagte ein Holzmann-Sprecher. Größter Kreditgeber des Bauriesen ist die Deutsche Bank mit schätzungsweise 320 Millionen Euro.

Noch auf der letzten Hauptversammlung im Juni 2001 hatte der damalige Holzmann-Chef Konrad Hinrichs die Sanierung für abgeschlossen erklärt und Gewinne in Aussicht gestellt. Vergangene Woche hatte Holzmann jedoch bekannt gegeben, dass der Verlust im Jahr 2001 "auf Grund unvorhersehbarer Sondereinflüsse deutlich höher ausfallen" werde als zuletzt erwartet. Verantwortlich sei die Entwicklung der Baukonjunktur in Deutschland. Außerdem hätten noch einmal verzögerte Immobilienverkäufe und zusätzliche Belastungen im Immobilienbereich das Ergebnis gedrückt. Eine endgültige Ergebniszahl stehe noch nicht fest. Laut Medienberichten soll es sich um ein Minus von etwa 237 Millionen Euro handeln. Nach Einschätzung aus Bankenkreisen übersteigt der Verlust das Eigenkapital ungefähr um das 2,4-Fache.

1999 war die Pleite in letzter Sekunde durch eine Intervention von Bundeskanzler Gerhard Schröder abgewendet worden. Dieser hatte dem Unternehmen auf dem Höhepunkt der Krise ein Darlehen der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie eine Bundesbürgschaft zugesagt. Die Mittel waren Teil eines von Banken zusammengestellten Sanierungspakets. In der Folgezeit hatte der Baukonzern im Inland Tausende Stellen abgebaut und sich von unrentablen Töchtern getrennt.

URL: www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,187216,00.html  

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Brummer:

Holzmann: Entscheidung am Mittwoch?

 
20.03.02 08:52
Die Deutsche Bank verschafft dem Baukonzern mit Millionenkredit nur kurze Verschnaufpause.

Holzmann-Baustelle in Frankfurt

Hamburg - Die Deutsche Bank  hat dem angeschlagenen Baukonzern Philipp Holzmann einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) zufolge eine kurzfristige Kreditlinie eingeräumt. "Dabei geht es um einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag", berichtet die FTD in ihrer Mittwochausgabe unter Berufung auf Bankenkreise.

Die Gefahr einer Überschuldung des Baukonzerns sei damit aber nicht beseitigt. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa-AFX müssen die Gläubigerbanken bis zum Mittwoch einem nachgebesserten Sanierungskonzept zustimmen. Andernfalls müsse Holzmann in den nächsten Tagen den Gang zum Insolvenzrichter antreten, hieß es. Bisher sind vor allem HypoVereinsbank , Dresdner Bank, Commerzbank  und die Bankgesellschaft Berlin nicht bereit, dem Konzept der Deutschen Bank zuzustimmen.


© manager-magazin.de 2002

Brummer:

Neues Hilfsangebot für Holzmann -die Zeit läuft ab

 
20.03.02 10:38
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Frankfurter Baukonzern Holzmann (HOZ.ETR) hat zur Abwehr einer drohenden Pleite zusätzliche Unterstützung erhalten. Internationale Investmenthäuser haben nach dpa-Informationen eine Kapitalspritze in Form eines Forderungsverzichtes in Höhe von 100 Millionen Euro angeboten.

Dies würde die Eigenkapitalbasis des überschuldeten Konzerns verbessern und damit zusätzlichen finanziellen Spielraum liefern, hieß es. Der Forderungsverzicht bezieht sich auf eine 1998 ausgegebene Wandelanleihe im Volumen von rund 250 Millionen Euro. Investmentbanker hatten am Dienstag dem Vorstand der Philipp Holzmann AG diese Offerte im Namen der Inhaber der Wandelschuldverschreibungen gemacht.

NUR EIN ZUSÄTZLICHES RETTUNGSPAKET KANN BAUKONZERN RETTEN

Unterdessen läuft am heutigen Mittwoch die Frist ab, die drohende Überschuldung des zweitgrößten deutschen Baukonzerns mit 23 000 Beschäftigten noch abzuwenden. Nur ein zusätzliches Rettungspaket der 17 Gläubigerbanken kann verhindern, dass der Holzmann-Vorstand am Amtsgericht ein Insolvenzverfahren beantragen muss.

Im Verlaufe des Tages müssen die Kreditinstitute erklären, ob sie dem vorliegenden - und erweiterten - Sanierungsplan zustimmen. Die Deutsche Bank AG (DBK.ETR) als größter Aktionär der Philipp Holzmann AG und wichtigster Kreditgeber soll in den vergangenen Tagen noch einmal "erhebliche Zugeständnisse" gemacht haben. Dies verlautete aus dem Kreis der Geldhäuser, die das von der Deutschen Bank befürwortete Rettungskonzept unterstützen. "Langsam ist nicht mehr zu verstehen, warum die drei ablehnenden Banken weiterhin in Richtung Insolvenz marschieren", wird argumentiert. Die Kritiker des Modells einer zusätzlichen Kapitalspritze von zunächst 86 Millionen Euro im Gegenzug für die profitable Holzmann-Tochter HSG sind die Dresdner Bank (ALV.ETR), die Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (HVM.ETR) und die Commerzbank AG (CBK.ETR).

Nach Informationen der "Financial Times Deutschland" hat die Deutsche Bank auch eine kurzfristige Kreditlinie für Holzmann eingeräumt. Dabei soll es sich um einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag handeln./pa/DP/js


Quelle: dpa-AFX  
Krisrena:

Banken haben abgelehnt o.T.

 
20.03.02 11:40
Brummer:

na dann gute Nacht

 
20.03.02 11:49
Holzmann ist zum Zockerwert verkommen.

Gruß Brummer
bestbroker:

Zusammenfassung v. heute!Was sollen wir tun?

 
20.03.02 11:56
                                                                                       
                                                                                       
  Frankfurt (vwd) - Die Sanierungsbemühungen für den insolvenzbedrohten                
Frankfurter Baukonzern Philipp Holzmann AG sind am Mittwoch in eine ernste              
Krise geraten. Der Großteil der gegen den bisherigen Sanierungsplan                    
opponierenden Institute aus dem Kreis der Gläubigerbanken machte am                    
Mittwochvormittag seine endgültige Ablehnung deutlich. So teilten                      
Commerzbank und Dresdner Bank beide auf Anfrage offiziell mit, dass sie den            
Plan nicht mittragen wollen. Ein tragfähiges Konzept zur Rettung des                    
Baukonzerns sei aus Sicht der Bank nicht vorgelegt worden, sagte ein                    

Commerzbank-Sprecher.                                                                  
                                                                                       
  Die Entscheidung sei der Führerin des Gläubigerbankenpools, der Deutschen            
Bank AG, bereits übermittelt worden, erläuterte der Sprecher weiter. "Wir              
haben vor einigen Minuten ein entsprechendes Fax an die Deutsche Bank                  
geschickt", erläuterte auch ein Dresdner-Bank-Sprecher. Die Bank bedauere,              
dass es nicht gelungen sei, ein tragfähiges Konzept vorzulegen. Auf dieser              
Basis werde die Dresdner Bank keine Einzelmaßnahmen unterstützen, hieß es              
weiter.                                                                                
                                                                                       
  Daneben lehnt offenbar auch die HypoVereinsbank AG (HVB), München, das              
Rettungskonzept weiter ab. Das verlautete am Mittwoch aus Finanzkreisen. Ein            
HVB-Sprecher wollte dazu offiziell keinen Kommentar abgeben. Die                        
Bankgesellschaft Berlin, die Kreisen zufolge ebenfalls dem Kreis der                    
ablehnenden Institute zugeschrieben wird, nahm am Mittwoch zunächst keine              
Stellung.                                                                              
                                                                                       
  Holzmann selbst hielt sich am Vormittag bedeckt: "Wir möchten momentan              
gar nichts sagen", so ein Unternehmenssprecher. Allerdings gabe es auch noch            
einen Hoffnungsschimmer für den Baukonzern: Eine mögliche Hilfe von                    
institutionellen Investoren kann Holzmann nach Auffassung von Beobachtern              
aber wohl lediglich kurzfristig Luft verschaffen. Zuvor hatte die Deutsche              
Bank bestätigt, dass sie in Bemühungen um einen Beitrag von                            
Holzmann-Anleihe-Gläubigern involviert sei.                                            
                                                                                       
  Wie zudem aus Londoner Finanzkreisen verlautete, gab es Gespräche                    
zwischen der Bank und den Anleihe-Gläubigern. Dem Vernehmen nach handelt es            
sich um "größere Brocken bei institutionellen Investoren". Insgesamt sollen            
die Investoren bereit sein, auf Forderungen im Volumen von rund 100 Mio EUR            
zu verzichten oder diese in Holzmann-Aktien zu tauschen. Ob damit die                  
drohende Überschuldung des Bauunternehmens verhindert oder nur verzögert                
werden kann, war gegen Mittag noch unklar. Kreisen zufolge soll sich der                
Verlust 2001 von Holzmann auf nahezu 240 Mio EUR belaufen.                              
+++Christian Streckert                                                                  
vwd/20.3.2002/ces/mr                                                                    
                                                                                       
                                                                                       
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bestbroker:

Zusammenfassung v. heute!Was sollen wir tun?

 
20.03.02 11:57
                                                                                       
                                                                                       
  Frankfurt (vwd) - Die Sanierungsbemühungen für den insolvenzbedrohten                
Frankfurter Baukonzern Philipp Holzmann AG sind am Mittwoch in eine ernste              
Krise geraten. Der Großteil der gegen den bisherigen Sanierungsplan                    
opponierenden Institute aus dem Kreis der Gläubigerbanken machte am                    
Mittwochvormittag seine endgültige Ablehnung deutlich. So teilten                      
Commerzbank und Dresdner Bank beide auf Anfrage offiziell mit, dass sie den            
Plan nicht mittragen wollen. Ein tragfähiges Konzept zur Rettung des                    
Baukonzerns sei aus Sicht der Bank nicht vorgelegt worden, sagte ein                    

Commerzbank-Sprecher.                                                                  
                                                                                       
  Die Entscheidung sei der Führerin des Gläubigerbankenpools, der Deutschen            
Bank AG, bereits übermittelt worden, erläuterte der Sprecher weiter. "Wir              
haben vor einigen Minuten ein entsprechendes Fax an die Deutsche Bank                  
geschickt", erläuterte auch ein Dresdner-Bank-Sprecher. Die Bank bedauere,              
dass es nicht gelungen sei, ein tragfähiges Konzept vorzulegen. Auf dieser              
Basis werde die Dresdner Bank keine Einzelmaßnahmen unterstützen, hieß es              
weiter.                                                                                
                                                                                       
  Daneben lehnt offenbar auch die HypoVereinsbank AG (HVB), München, das              
Rettungskonzept weiter ab. Das verlautete am Mittwoch aus Finanzkreisen. Ein            
HVB-Sprecher wollte dazu offiziell keinen Kommentar abgeben. Die                        
Bankgesellschaft Berlin, die Kreisen zufolge ebenfalls dem Kreis der                    
ablehnenden Institute zugeschrieben wird, nahm am Mittwoch zunächst keine              
Stellung.                                                                              
                                                                                       
  Holzmann selbst hielt sich am Vormittag bedeckt: "Wir möchten momentan              
gar nichts sagen", so ein Unternehmenssprecher. Allerdings gabe es auch noch            
einen Hoffnungsschimmer für den Baukonzern: Eine mögliche Hilfe von                    
institutionellen Investoren kann Holzmann nach Auffassung von Beobachtern              
aber wohl lediglich kurzfristig Luft verschaffen. Zuvor hatte die Deutsche              
Bank bestätigt, dass sie in Bemühungen um einen Beitrag von                            
Holzmann-Anleihe-Gläubigern involviert sei.                                            
                                                                                       
  Wie zudem aus Londoner Finanzkreisen verlautete, gab es Gespräche                    
zwischen der Bank und den Anleihe-Gläubigern. Dem Vernehmen nach handelt es            
sich um "größere Brocken bei institutionellen Investoren". Insgesamt sollen            
die Investoren bereit sein, auf Forderungen im Volumen von rund 100 Mio EUR            
zu verzichten oder diese in Holzmann-Aktien zu tauschen. Ob damit die                  
drohende Überschuldung des Bauunternehmens verhindert oder nur verzögert                
werden kann, war gegen Mittag noch unklar. Kreisen zufolge soll sich der                
Verlust 2001 von Holzmann auf nahezu 240 Mio EUR belaufen.                              
+++Christian Streckert                                                                  
vwd/20.3.2002/ces/mr                                                                    
                                                                                       
                                                                                       

                                                                               
Brummer:

Mittelstand: „Kein Mitleid für Holzmann“

 
21.03.02 16:56
Seit der Holzmann-Rettung vor zweieinhalb Jahren sind in kleineren Bau-Unternehmen rund 100.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. Kein Wunder also, dass der Mittelstand dem Konzern nicht allzu viele Tränen nachweint.

„Mit Sicherheit kein Mitleid“ empfindet Elmar Halbach-Velken, Geschäftsführer und Pressesprecher der Bundesvereinigung mittelständischer Bauunternehmen, angesichts der Tatsache, dass der Holzmann-Konzern nun kurz vor dem Aus steht. Stattdessen verbreite sich auf den Gesichtern vieler mittelständischer Unternehmer „ein gewisses Lächeln“.

Der Grund: Ein maroder Konzern erhielt die Unterstützung des Bundeskanzlers und Kredite in Milliardenhöhe, während im Mittelstand Firmen eingingen, weil 100.000 Euro fehlen. „Der Mittelstand kann Pleite gehen, ohne dass Staat und Firmen helfen.“ Dieser Eindruck, so Halbach-Velken, habe sich auch nach dem Fall Holzmann wieder bestätigt. „Es zeichnet sich ab, dass die Banken nur noch die ‚Großkopferten‘ bedienen.“

Und nicht genug damit: „Holzmann hat mittels rechtswidriger Sanierungstarifverträge ruinöse Preise auf den Markt gebracht“, meint Halbach-Velken. Diese hätten etlichen Mittelständlern den Dolchstoß verpasst. Ein hoher Preis für die 25.000 geretteten Arbeitsplätze bei Holzmann.

Freilich sicherte Schröders Holzmann-Coup auch vielen Subunternehmern das Überleben. Doch Halbach-Velken glaubt, dass nur noch solche Baufirmen für Holzmann gearbeitet hätten, denen ohnehin keine andere Wahl mehr geblieben war. „Jeder, der längere Zeit mit Holzmann zusammenarbeitete, wusste, was auf ihn zukommen würde. Ein wirtschaftlich gut da stehender Betrieb hätte sich nicht mit Holzmann eingelassen.“

Auch der Zentralverband des deutschen Baugewerbes sieht die Auswirkungen einer Holzmann-Pleite nicht sonderlich gravierend an. „Die Aufträge von Holzmann werden nicht vom Markt verschwinden, da wird von anderen weitergebaut“, sagte Hauptgeschäftsführer Karl Robl. „Der positive Effekt überwiegt", betonte Robl, in dessen Verband auch viele Mittelständler vereinigt sind.

Das Bedauern des Mittelstands gilt daher ausschließlich den Mitarbeitern des Holzmann-Konzerns. Nur ein verschwindend geringer Teil dürfte Chancen auf eine Anstellung bei anderen Unternehmen haben. „Die Bauwirtschaft liegt danieder. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass sich die Situation bald verbessert“, bestätigt Halbach-Velken. Wenn überhaupt, dann würden in anderen Bauunternehmen nur gut ausgebildete Fachkräfte gesucht.

Dennoch glaubt er, dass der Zug für Holzmann nun endgültig abgefahren sei. „Der Konzern steht am selben Punkt wie vor zweieinhalb Jahren. Nur diesmal wird der Kanzler nicht kommen.“ Der Mittelstand kann sich also ruhig zurücklehnen und harte Fakten sprechen lassen: „Es überlebt nur derjenige, der am Markt bestehen kann“, sagt Halbach-Velken. Für den Mittelstand galt dies schon immer – und diesmal bekommt es auch der Holzmann-Konzern zu spüren.

Quelle: wiwo.de / Susanne Herr
Brummer:

Holzmann nutzte Lohnverzicht der Mitarbeiter aus

 
22.03.02 09:00
Von Jörn Paterak, Hamburg

Während der insolvente Holzmann-Konzern um sein Überleben kämpft, reiben sich viele mittelständische Bauunternehmer erfreut die Hände. In der ohnehin durch enormen Preisdruck geprägten deutschen Bauindustrie ist Holzmann nämlich geradezu verpönt für spektakuläre Dumping-Angebote.

Baukonzern am Ende
 
"Merkwürdig ist, dass wir von Holzmann bei unseren Angeboten regelmäßig um rund 15 Prozent unterboten worden sind", sagt ein Vorstandsmitglied eines namhaften deutschen Baukonzerns der FTD. Eine Sprecherin des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes unterstützt die Kritik: "Mit seiner Preispolitik versuchte Holzmann massiv den Mittelstand aus dem Markt zu drängen." Der Geschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmer (BVMB), Elmar Halbach-Velken, meint, Holzmann habe den ruinösen Wettbewerb des Gewerbes kräftig angeheizt: "Jedes Bauunternehmen mit einer ruinösen Preispolitik, das vom Markt verschwindet, ist ein Gewinn."

Preiskämpfe sind in der durch starke Überkapazitäten geprägten Baubranche an der Tagesordnung. Holzmann nahm bei diesen Auseinandersetzungen allerdings eine Sonderrolle ein: Nach der von der Politik in letzter Sekunde durch eine Kapitalspritze sowie eine Bürgschaft im Gesamtvolumen von 250 Mio. Euro verhinderten Pleite vor zwei Jahren forderte Holzmann von der Belegschaft finanzielle Zugeständnisse. So wurde etwa eine Stunde unbezahlte Mehrarbeit pro Woche vereinbart.

Konkurrenten werfen dem Konzern Preis-Dumping vor

Nach Berichten etlicher Brancheninsider hat der zweigrößte deutsche Baukonzern diese Kostenvorteile hemmungslos dazu eingesetzt, konkurrenzlos günstige Angebote zu kalkulieren. Damit hat er ein ohnehin akutes Problem des Gewerbes deutlich verstärkt: Die Preisspirale dreht sich seit langem nach unten - durch die schwache Baukonjunktur, eine Vielzahl vorwiegend mittelständischer Betriebe und ein Heer illegal beschäftigter Arbeiter, deren Zahl Branchenkenner mit rund 250.000 beziffern. Legal beschäftigt sind in deutschen Baubetrieben über 920.000 Menschen.

"Nach wie vor ist der Preis für Bauherren das entscheidende Kriterium für die Auftragsvergabe", sagte der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Arndt Frauenrath, bereits Ende Februar während einer Pressekonferenz. "Daher ist es nicht verwunderlich, dass wirtschaftlich nicht nachvollziehbare Dumping-Angebote den Zuschlag erhalten." Vorausschauend sagte er weiter: "Ich kann meine Unternehmerkollegen nur immer wieder auffordern, diesen Unsinn zu lassen und keine Angebote mehr abzugeben, die nicht auskömmlich kalkuliert sind. Dieser Weg ist ein Irrweg, der am Ende zur Insolvenz führt."

Diesen Irrweg haben offenbar auch etliche von Holzmann abhängige Subunternehmer beschritten. Branchenkenner schätzen, dass rund 100 Bauunternehmen für Holzmann tätig sind, die bis zu 15.000 Mitarbeiter beschäftigen. "Es sind oft keine gesunden Unternehmen, die sich zuletzt auf die Zusammenarbeit mit Holzmann und die damit verbundenen Knebelverträge eingelassen haben", meint BVMB-Geschäftsführer Halbach-Velken. Viele der betreffenden Betriebe seien auf Grund der Branchenkrise bereits angeschlagen und dringend auf Aufträge angewiesen gewesen. Koste es, was es wolle. Geht Holzmann die Luft aus, droht auch ihnen das Aus.

Holzmann betreibt in Deutschland derzeit rund 500 größere Baustellen. Am Donnerstag wurde bereits an ersten Rohbauten die Arbeit eingestellt. Je nach Verlauf des Insolvenzverfahrens drohen früher oder später weitere Baustopps. Das größte deutsche Bauunternehmen Hochtief führt derzeit noch keine Gespräche mit Bauherren, um möglicherweise in die Bresche zu springen, versichert eine Konzernsprecherin. "Allerdings betreiben wir eine Handvoll Projekte gemeinsam mit Holzmann, etwa eine Baustelle am Hamburger Elbtunnel", erklärt sie. "Fällt unser Partner aus, haften wir für die Fertigstellung dieser Projekte." Durch dieses Problem sei aber keine Belastung des Konzerngewinns zu erwarten.

Baubranche leidet unter ruinösem Wettbewerb

Hochtief schließt dagegen nicht aus, Geschäftsbereiche des angeschlagenen Holzmann-Konzerns zu übernehmen. "Einzelne Teile könnten für uns von Interesse sein", sagte die Sprecherin. An einer kompletten Übernahme von Holzmann habe Hochtief jedoch kein Interesse.


Die Konkurrenz hat vor allem die profitable Dienstleistungstochter HSG im Auge. Als lukrativ gelten auch die US-Aktivitäten, die rund 50 Prozent des Holzmann-Geschäfts ausmachen. Der Baukonzern Bilfinger+Berger hatte bereits Interesse an diesen Filetstücken bekundet.

Analysten rechnen damit, dass sich die Holzmann-Pleite positiv auf die angespannte Lage der deutschen Bauindustrie auswirken könnte. Umwälzende Markteffekte dürfte allerdings selbst das völlige Verschwinden des Konzerns nicht auslösen. Selbst so genannte Bauriesen wie Holzmann halten auf dem stark fragmentierten deutschen Markt nur Anteile im einstelligen Prozentbereich.



© 2002 Financial Times Deutschland  
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