Der Rüstungselektronik-Spezialist Hensoldt rechnet angesichts der Kriege und politischen Spannungen in Teilen der Welt mit einer anhaltenden Auftragsflut. Mittelfristig dürften die Bestellungen deutlich schneller wachsen als der Umsatz, teilte das Unternehmen zu Beginn seines Kapitalmarkttags am Donnerstag in London mit. Der Erlös soll von 2,3 Milliarden im laufenden Jahr bis 2030 auf rund 5 Milliarden Euro zulegen. Zudem soll das Tagesgeschäft profitabler werden. An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an.
Am Vormittag gewann die Hensoldt-Aktie zuletzt 1,7 Prozent auf 35 Euro und war damit einer der stärksten Titel im MDax , dem Index der mittelgroßen Werte. Allerdings hatte das Papier nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien am vergangenen Wochenende spürbar an Wert verloren: Am Montag sackte der Kurs um insgesamt rund 10 Prozent auf 33,88 Euro ab. Erst am Mittwoch ging es wieder etwas aufwärts.
Kriege und drohende militärische Konflikte treiben die Verteidigungsausgaben von Staaten in die Höhe. Davon profitieren gewöhnlich Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall (Rheinmetall Aktie) , KNDS, Renk , Airbus oder der Elektronik-Spezialist Hensoldt aus dem bayerischen Taufkirchen. Hensoldt bietet etwa Radartechnik für den Kampfjet Eurofighter und das Luftverteidigungssystem Iris-T an, das auch die Ukraine gegen die russischen Angreifer einsetzt.
"Wir werden weiterhin von einem signifikanten und anhaltenden Marktwachstum profitieren, das von der hohen Nachfrage nach Verteidigungslösungen in Deutschland, Europa und weltweit angetrieben wird", sagte Hensoldt-Chef Oliver Dörre.
Für 2024 rechnet die Hensoldt-Führung weiterhin mit einem Umsatz von 2,3 Milliarden Euro. 2025 soll der Erlös um einen niedrigen zweistelligen Prozentsatz steigen und mittelfristig pro Jahr um durchschnittlich 10 Prozent zulegen. Der Gewinn im Tagesgeschäft soll noch stärker steigen.
So dürften nach Dörres Plänen im laufenden Jahr etwa 18 bis 19 Prozent des Umsatzes als operativer Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) hängen bleiben, wenn man Geschäftsteile mit geringer Wertschöpfung herausrechnet. Mittelfristig soll diese Marge auf etwa 20 Prozent wachsen.
Dabei baut Hensoldt auch auf die Übernahme des Sicherheitstechnik-Spezialisten ESG. Um den Zukauf zu finanzieren, hatte sich Hensoldt vor einem Jahr eigens frisches Geld von Aktionären beschafft. Bis zum Jahr 2028 verspricht sich die Konzernspitze von dem Deal Synergien von 19 Millionen Euro bei Kosten und Umsätzen bis 2028.
Die Auftragslage stimmt den Vorstand jedenfalls zuversichtlich: Im laufenden Jahr soll der Auftragseingang 20 Prozent höher liegen als der Umsatz - und damit das obere Ende der bisherigen Prognose erreichen. Die Aktionäre sollen von der Entwicklung profitieren: Hensoldt will konstant 30 bis 40 Prozent des bereinigten Nettogewinns als Dividende ausschütten.
Quelle: dpa-AFX