Mitverfasser des ArthurAndersenStandardwerks "Küting/Weber", dortselbst auch "Idiotenwiese" genannt:
Nachdem die EM.TV & Merchandising AG auf drastische Weise offenbart hat, zu welchem Desaster eine überforderte Finanzbuchhaltung führen kann, ist die Konkurrenz am Neuen Markt verständlicherweise darauf bedacht, ihre Solidität in Sachen Rechnungslegung und Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit ins Feld zu führen. So ging der Vorstand der Helkon Media AG auf der gestrigen Hauptversammlung betont verständnisvoll auf die Fragen der Vertreter der beiden großen deutschen Aktionärsvereinigungen DSW und SdK ein. Und die waren voller Lob für die Manager des Filmproduktions- und Rechtehandelsunternehmens, die eine "erfolgreiche Geschäftspolitik" betrieben und "gute Arbeit geleistet" hätten.
Und dann erst der Geschäftsbericht! "Mustergültig" sei der, befand der Vertreter der SdK, so ausführlich, so aussagekräftig. Ja, meinte Finanzchef Martin Heldmann, man habe ein "Top-Produkt auf den Markt" bringen wollen, und sein Vorstandskollege Mark Ramakers zitierte den Bilanzexperten Prof. Karlheinz Küting mit den Worten, dies sei ein "erstklassiger Jahresbericht", den es für Unternehmen der Medienbranche so noch nicht gegeben habe.
"Völlig freier Lauf"
Küting weiß, wovon er spricht: Der Professor am Institut für Wirtschaftsprüfung an der Universität des Saarlandes ist seit Mitte dieses Jahres für Helkon tätig und hat den Finanzteil des Berichts in weiten Teilen selbst verfasst. Zwar sprach Ramakers in seiner Rede davon, "unter Beratung" des Wissenschaftlers die "Bilanzierungsrichtlinien formuliert und einheitlich für den gesamten Konzern verbindlich eingeführt" zu haben. Küting beschreibt seine Rolle indes weniger zurückhaltend: Der Anhang des Geschäftsberichts sei "maßgeblich" von ihm und seinen Assistenten geschrieben worden, so der der Öffentlichkeit nie abgeneigte Professor gegenüber der Börsen-Zeitung: "Die haben uns völlig freien Lauf gelassen." Es sei ja überhaupt eine Crux mit diesen Medienfirmen, für die es in der Bilanzierung noch immer "keine branchenspezifischen Regeln" gebe und bei denen das Finanzwesen unternehmensintern leider "keinen hohen Stellenwert" habe.
Das Ergebnis von Kütings Bemühungen kann sich sehen lassen: Der auf 38 eng bedruckten Seiten aufgeführte und nach IAS-Regeln aufgestellte Helkon-Konzernabschluss mit Anhang ist in der Tat informativer und transparenter als das, was vergleichbare Unternehmen am Neuen Markt (und auch in anderen Börsensegmenten) bisher ihren Investoren präsentiert haben. Brav werden Konsolidierungskreis, Konsolidierungsmethoden, Anteilsbesitz und sogar die Goodwill-Verteilung auf die Akquisitionen aufgeführt. Ausführliche Angaben finden sich zu den Methoden der Umsatzrealisierung und zur Bewertung des Film- und Lizenzvermögens - Fragen, die sich gerade im Fall EM.TV als Knackpunkt herausgestellt haben. Ferner gibt es im Anhang einige "Schmankerln" wie eine detaillierte Liste der Helkon zur Verfügung stehenden Kreditlinien oder die Marktwerte der aktuellen Aktienoptionspläne - Angaben, die Aktionäre und Analysten als Zusatzinformationen gerne aufnehmen dürften. Nur wenige Kritikpunkte sind zu nennen, etwa das Fehlen des AG-Abschlusses, für das wieder einmal angelsächsische Investoren herhalten mussten, die angeblich von den hier greifenden Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuchs in tiefe geistige Verwirrung gestürzt werden (die AG schloss im Übrigen 1999/2000 mit einem Fehlbetrag von 9,3 Mill. DM ab; Ende Oktober hatte Heldmann von einem Verlust in Höhe von 17 Mill. DM gesprochen).
Rechtzeitig die Kurve bekommen
Dass Helkon mit diesem (sehr spät, lange nach der Bilanzpressekonferenz) präsentierten Geschäftsbericht ein Highlight setzt, hat natürlich nichts mit der Krise bei EM.TV zu tun, die bei Beginn von Kütings Wirken in der Öffentlichkeit noch kein Thema war. Immerhin aber scheinen Finanzchef Heldmann und auch der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Prof. Ronald Frohne noch rechtzeitig die Kurve bekommen zu haben, indem sie dem schnell wachsenden Unternehmen externe Hilfe zukommen ließen, bevor im Dickicht der Bilanzierungsvorschriften unerwartete Überraschungen auftauchen wie bei EM.TV.
Ansonsten zeigte sich Heldmann den Aktionären gegenüber kämpferisch: Nach dem tragischen Tod seines Vorstandskollegen und Partners Werner Koenig (vgl. BZ vom 14. November), mit dem er 1991 Helkon gegründet und im Oktober vergangenen Jahres an die Börse gebracht hatte, sehe er sich "gerade jetzt" in der Pflicht, "das Unternehmen weiterzuführen", entgegnete er auf die Frage, ob die Firma ohne den kreativen Kopf Koenig vielleicht ein Übernahmekandidat sei. Ob der Vorstand wieder auf drei Personen aufgestockt werden solle, ließ Heldmann offen. Darüber werde er in Kürze mit dem Aufsichtsrat diskutieren.
Institutionelle wollen Koenig-Anteile
Der Finanzchef kündigte indirekt Veränderungen im Aktionärskreis an: So habe Koenig seine Aktien - 2,01 Millionen Stück beziehungsweise knapp 18% des Grundkapitals - an seine Mutter vererbt, die nun entsprechend hohe Erbschaftsteuer zahlen müsse. Ziel sei es, keine dieser Titel auf den Markt zu werfen. Heldmann berichtete in diesem Zusammenhang von dem "Interesse" institutioneller Investoren aus England und der Schweiz, "die Anteile von Werner Koenig komplett zu übernehmen". Die Regelung dieser Frage brauche aber noch ein wenig Zeit.
Nachdem die EM.TV & Merchandising AG auf drastische Weise offenbart hat, zu welchem Desaster eine überforderte Finanzbuchhaltung führen kann, ist die Konkurrenz am Neuen Markt verständlicherweise darauf bedacht, ihre Solidität in Sachen Rechnungslegung und Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit ins Feld zu führen. So ging der Vorstand der Helkon Media AG auf der gestrigen Hauptversammlung betont verständnisvoll auf die Fragen der Vertreter der beiden großen deutschen Aktionärsvereinigungen DSW und SdK ein. Und die waren voller Lob für die Manager des Filmproduktions- und Rechtehandelsunternehmens, die eine "erfolgreiche Geschäftspolitik" betrieben und "gute Arbeit geleistet" hätten.
Und dann erst der Geschäftsbericht! "Mustergültig" sei der, befand der Vertreter der SdK, so ausführlich, so aussagekräftig. Ja, meinte Finanzchef Martin Heldmann, man habe ein "Top-Produkt auf den Markt" bringen wollen, und sein Vorstandskollege Mark Ramakers zitierte den Bilanzexperten Prof. Karlheinz Küting mit den Worten, dies sei ein "erstklassiger Jahresbericht", den es für Unternehmen der Medienbranche so noch nicht gegeben habe.
"Völlig freier Lauf"
Küting weiß, wovon er spricht: Der Professor am Institut für Wirtschaftsprüfung an der Universität des Saarlandes ist seit Mitte dieses Jahres für Helkon tätig und hat den Finanzteil des Berichts in weiten Teilen selbst verfasst. Zwar sprach Ramakers in seiner Rede davon, "unter Beratung" des Wissenschaftlers die "Bilanzierungsrichtlinien formuliert und einheitlich für den gesamten Konzern verbindlich eingeführt" zu haben. Küting beschreibt seine Rolle indes weniger zurückhaltend: Der Anhang des Geschäftsberichts sei "maßgeblich" von ihm und seinen Assistenten geschrieben worden, so der der Öffentlichkeit nie abgeneigte Professor gegenüber der Börsen-Zeitung: "Die haben uns völlig freien Lauf gelassen." Es sei ja überhaupt eine Crux mit diesen Medienfirmen, für die es in der Bilanzierung noch immer "keine branchenspezifischen Regeln" gebe und bei denen das Finanzwesen unternehmensintern leider "keinen hohen Stellenwert" habe.
Das Ergebnis von Kütings Bemühungen kann sich sehen lassen: Der auf 38 eng bedruckten Seiten aufgeführte und nach IAS-Regeln aufgestellte Helkon-Konzernabschluss mit Anhang ist in der Tat informativer und transparenter als das, was vergleichbare Unternehmen am Neuen Markt (und auch in anderen Börsensegmenten) bisher ihren Investoren präsentiert haben. Brav werden Konsolidierungskreis, Konsolidierungsmethoden, Anteilsbesitz und sogar die Goodwill-Verteilung auf die Akquisitionen aufgeführt. Ausführliche Angaben finden sich zu den Methoden der Umsatzrealisierung und zur Bewertung des Film- und Lizenzvermögens - Fragen, die sich gerade im Fall EM.TV als Knackpunkt herausgestellt haben. Ferner gibt es im Anhang einige "Schmankerln" wie eine detaillierte Liste der Helkon zur Verfügung stehenden Kreditlinien oder die Marktwerte der aktuellen Aktienoptionspläne - Angaben, die Aktionäre und Analysten als Zusatzinformationen gerne aufnehmen dürften. Nur wenige Kritikpunkte sind zu nennen, etwa das Fehlen des AG-Abschlusses, für das wieder einmal angelsächsische Investoren herhalten mussten, die angeblich von den hier greifenden Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuchs in tiefe geistige Verwirrung gestürzt werden (die AG schloss im Übrigen 1999/2000 mit einem Fehlbetrag von 9,3 Mill. DM ab; Ende Oktober hatte Heldmann von einem Verlust in Höhe von 17 Mill. DM gesprochen).
Rechtzeitig die Kurve bekommen
Dass Helkon mit diesem (sehr spät, lange nach der Bilanzpressekonferenz) präsentierten Geschäftsbericht ein Highlight setzt, hat natürlich nichts mit der Krise bei EM.TV zu tun, die bei Beginn von Kütings Wirken in der Öffentlichkeit noch kein Thema war. Immerhin aber scheinen Finanzchef Heldmann und auch der Aufsichtsrat um den Vorsitzenden Prof. Ronald Frohne noch rechtzeitig die Kurve bekommen zu haben, indem sie dem schnell wachsenden Unternehmen externe Hilfe zukommen ließen, bevor im Dickicht der Bilanzierungsvorschriften unerwartete Überraschungen auftauchen wie bei EM.TV.
Ansonsten zeigte sich Heldmann den Aktionären gegenüber kämpferisch: Nach dem tragischen Tod seines Vorstandskollegen und Partners Werner Koenig (vgl. BZ vom 14. November), mit dem er 1991 Helkon gegründet und im Oktober vergangenen Jahres an die Börse gebracht hatte, sehe er sich "gerade jetzt" in der Pflicht, "das Unternehmen weiterzuführen", entgegnete er auf die Frage, ob die Firma ohne den kreativen Kopf Koenig vielleicht ein Übernahmekandidat sei. Ob der Vorstand wieder auf drei Personen aufgestockt werden solle, ließ Heldmann offen. Darüber werde er in Kürze mit dem Aufsichtsrat diskutieren.
Institutionelle wollen Koenig-Anteile
Der Finanzchef kündigte indirekt Veränderungen im Aktionärskreis an: So habe Koenig seine Aktien - 2,01 Millionen Stück beziehungsweise knapp 18% des Grundkapitals - an seine Mutter vererbt, die nun entsprechend hohe Erbschaftsteuer zahlen müsse. Ziel sei es, keine dieser Titel auf den Markt zu werfen. Heldmann berichtete in diesem Zusammenhang von dem "Interesse" institutioneller Investoren aus England und der Schweiz, "die Anteile von Werner Koenig komplett zu übernehmen". Die Regelung dieser Frage brauche aber noch ein wenig Zeit.