03.10.2002 - 16:24 Uhr
Heard in New York: Autohersteller
Ein Faktor welcher das Bruttoinlandsprodukt der USA in den vergangenen
Monaten unterstützte, war der starke PKW-Absatz, welcher durch aggressive Lockangebote der Hersteller angeheizt wurde. Entweder bis
zu $ 3.000 CashBack oder 0% auf bis zu 60 Monate Finanzierung. Dies hat viele Käufer dazu verleitet, sich Autos zuzulegen, welche eine
Nummer größer sind, als was sie sich sonst geleistet hätten. Es war
immer wieder zu beobachten, dass die Modelle in den Luxusausführungen sich am besten verkauften. Das freute die Autohersteller, sind bei diesen Modellen, die (theoretischen) Margen doch am höchsten - vorausgesetzt die Ratenzahlungen können auch bis zum Ende geleistet werden. Ist aber mit den aggressiven Absatzmethoden vielleicht nicht nur der zukünftige Autoabsatz zum Teil kannibalisiert worden, und wird der Absatz deshalb im 4.Quartal stark rückläufig sein?
Wer sich ein "bisschen" mehr Auto leistet, muss auch "ein bisschen" mehr an monatlichen Ratenzahlungen leisten. Dieses Geld muss dann aber in anderen Bereichen des privaten Konsums wieder eingespart werden. Der Einzelhandel schaut so in eine ungewisse Zukunft. Nicht nur das Weihnachtsgeschäft könnte den Wirtschaftswachstumssüchtigen den Ertragsausblick für Q4/2002 und Q1/2003 verdunkeln.
Sollte der Autoabsatz mehr als ein Quartal unter dem gewogenen Durchschnitt
der beiden Vorquartale liegen, ist mit flächendeckenden Entlassungen in der
US-Autoindustrie zu rechnen, sobald die gegenwärtigen Verträge mit der
Gewerkschaft (September 2003) abgelaufen sind.
Die Ertragsprognosen vieler Aktiengesellschaften werden in der Zukunft
stark von der Vergangenheit abweichen, auch wenn sich das wirtschaftliche
Umfeld nicht weiter verschlechtern, oder sogar verbessern sollte. Nachdem
der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New York, Eliot Spitzer, sich den
Anleger schädigenden Verhaltensweisen vieler großer Brokerhäuser der
letzten 10 Jahre aggressiv angenommen hat, kommt nun auch die SEC langsam
auf die Idee, ihre eigentliche Rolle auszuüben. SEC-Chef Harvey Pitt,
welcher von Präsident Bush eingesetzt wurde, und welcher den Entwicklungen
seit seinem Amtsantritt systematisch hinterher läuft, will nun neue,
strengere Regeln bei den Veröffentlichungen von Firmenergebnissen
vorschreiben.
Die SEC (Securities and Exchange Commission) hat unter Pitts Führung stark
gelitten, und das Anlegervertrauen geschädigt, da aufgrund des langsamen
Handelns, das Gefühl aufkam, Mr. Pitt würde nichts ohne Absprache mit
seinen republikanischen Bossen in Washington tun. Diese hatten gehofft, dass
die "Einzelfälle" schnell vergessen würden, wenn der Markt nur wieder
stiege. Nun wird dieses Politikum jedoch vom Säbelrasseln um den
Irak übertönt.
Die SEC ist dabei neue Vorschriften zu verabschieden, welche Firmen zwingen
sollen ihre echten Nettoergebnisse zu veröffentlichen und nicht nur, die
in den 90ern in Mode gekommenen, "pro forma" Ergebnisse. Die "pro forma"
Ergebnis klammerten "einmalige Sonderaufwendungen" aus, was jedoch meist
nicht für "einmalige Erträge" galt. Bestimmte "einmalige Aufwendungen"
wiederholten sich in jedem Quartal, wurden aber trotzdem nicht
eingerechnet.
Clear Channel Communications (CCU) bezog so Kosten von $ 17 Milliarden
(nicht Millionen) nicht in ihre Ertragsrechnung vom Mai diesen Jahres ein.
Das war denn wohl ein bisschen zu viel und wenige Wochen, korrigierte CCU
diesen "kosmetischen" Fehler. Dies führte zu einem $ 16,7 Milliarden
Verlust für das Quartal.
Werden Bewertungen vieler Aktien rückwirkend für die vergangenen Jahre
hinterfragt werden müssen, wenn die SEC die neuen Regeln eingeführt hat ?
Die Frage ist dann nicht mehr, sind diese Werte mit Kursverlusten von oft
über 50% nicht schon genug gefallen. Die Frage wird sein, hätten diese
Aktien überhaupt jemals so weit ansteigen dürfen, um so weit fallen zu
können? Und, sind sie dann jetzt fair bewertet ?
Diese Risiken bleiben hoch, was durch die hohe Volatilität nur
unterstrichen wird. Wer meint diese würde sich schon bald senken, darf
nicht vergessen, dass ein neues Finanzinstrument in wenigen Wochen an den
US-Märkten eingeführt wird. Futures auf einzelne Aktien, nicht mehr nur
auf Indices. Dies könnte den Grundstein für Volatilitätsniveaus legen,
welche der Markt noch nie gesehen hat. Vor allem Short-Sellers
(Leerverkäufer, welche auf fallende Kurse spekulieren, erhalten über
diese Futures neue Hebel/Leverage).
Gruss aus New York, Jerry (Gerhard Summerer / Aktienhändler New York)
Die vorangegangenen Marktbeobachtungen und Aktienbesprechungen basieren auf den subjektiven Einschätzungen des Autors und sind ohne jede Gewähr sowie ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das Risikoprofil eines jeden individuellen Investors ist verschieden. Anleger sollten vor der Tätigung von Investitionsentscheidungen den Anlageberater ihrer Bank um zusätzliche Informationen bitten und das angedachte Investment auf ihre Risikotoleranz hin überprüfen lassen.
Quelle: Finanzen.net
Heard in New York: Autohersteller
Ein Faktor welcher das Bruttoinlandsprodukt der USA in den vergangenen
Monaten unterstützte, war der starke PKW-Absatz, welcher durch aggressive Lockangebote der Hersteller angeheizt wurde. Entweder bis
zu $ 3.000 CashBack oder 0% auf bis zu 60 Monate Finanzierung. Dies hat viele Käufer dazu verleitet, sich Autos zuzulegen, welche eine
Nummer größer sind, als was sie sich sonst geleistet hätten. Es war
immer wieder zu beobachten, dass die Modelle in den Luxusausführungen sich am besten verkauften. Das freute die Autohersteller, sind bei diesen Modellen, die (theoretischen) Margen doch am höchsten - vorausgesetzt die Ratenzahlungen können auch bis zum Ende geleistet werden. Ist aber mit den aggressiven Absatzmethoden vielleicht nicht nur der zukünftige Autoabsatz zum Teil kannibalisiert worden, und wird der Absatz deshalb im 4.Quartal stark rückläufig sein?
Wer sich ein "bisschen" mehr Auto leistet, muss auch "ein bisschen" mehr an monatlichen Ratenzahlungen leisten. Dieses Geld muss dann aber in anderen Bereichen des privaten Konsums wieder eingespart werden. Der Einzelhandel schaut so in eine ungewisse Zukunft. Nicht nur das Weihnachtsgeschäft könnte den Wirtschaftswachstumssüchtigen den Ertragsausblick für Q4/2002 und Q1/2003 verdunkeln.
Sollte der Autoabsatz mehr als ein Quartal unter dem gewogenen Durchschnitt
der beiden Vorquartale liegen, ist mit flächendeckenden Entlassungen in der
US-Autoindustrie zu rechnen, sobald die gegenwärtigen Verträge mit der
Gewerkschaft (September 2003) abgelaufen sind.
Die Ertragsprognosen vieler Aktiengesellschaften werden in der Zukunft
stark von der Vergangenheit abweichen, auch wenn sich das wirtschaftliche
Umfeld nicht weiter verschlechtern, oder sogar verbessern sollte. Nachdem
der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New York, Eliot Spitzer, sich den
Anleger schädigenden Verhaltensweisen vieler großer Brokerhäuser der
letzten 10 Jahre aggressiv angenommen hat, kommt nun auch die SEC langsam
auf die Idee, ihre eigentliche Rolle auszuüben. SEC-Chef Harvey Pitt,
welcher von Präsident Bush eingesetzt wurde, und welcher den Entwicklungen
seit seinem Amtsantritt systematisch hinterher läuft, will nun neue,
strengere Regeln bei den Veröffentlichungen von Firmenergebnissen
vorschreiben.
Die SEC (Securities and Exchange Commission) hat unter Pitts Führung stark
gelitten, und das Anlegervertrauen geschädigt, da aufgrund des langsamen
Handelns, das Gefühl aufkam, Mr. Pitt würde nichts ohne Absprache mit
seinen republikanischen Bossen in Washington tun. Diese hatten gehofft, dass
die "Einzelfälle" schnell vergessen würden, wenn der Markt nur wieder
stiege. Nun wird dieses Politikum jedoch vom Säbelrasseln um den
Irak übertönt.
Die SEC ist dabei neue Vorschriften zu verabschieden, welche Firmen zwingen
sollen ihre echten Nettoergebnisse zu veröffentlichen und nicht nur, die
in den 90ern in Mode gekommenen, "pro forma" Ergebnisse. Die "pro forma"
Ergebnis klammerten "einmalige Sonderaufwendungen" aus, was jedoch meist
nicht für "einmalige Erträge" galt. Bestimmte "einmalige Aufwendungen"
wiederholten sich in jedem Quartal, wurden aber trotzdem nicht
eingerechnet.
Clear Channel Communications (CCU) bezog so Kosten von $ 17 Milliarden
(nicht Millionen) nicht in ihre Ertragsrechnung vom Mai diesen Jahres ein.
Das war denn wohl ein bisschen zu viel und wenige Wochen, korrigierte CCU
diesen "kosmetischen" Fehler. Dies führte zu einem $ 16,7 Milliarden
Verlust für das Quartal.
Werden Bewertungen vieler Aktien rückwirkend für die vergangenen Jahre
hinterfragt werden müssen, wenn die SEC die neuen Regeln eingeführt hat ?
Die Frage ist dann nicht mehr, sind diese Werte mit Kursverlusten von oft
über 50% nicht schon genug gefallen. Die Frage wird sein, hätten diese
Aktien überhaupt jemals so weit ansteigen dürfen, um so weit fallen zu
können? Und, sind sie dann jetzt fair bewertet ?
Diese Risiken bleiben hoch, was durch die hohe Volatilität nur
unterstrichen wird. Wer meint diese würde sich schon bald senken, darf
nicht vergessen, dass ein neues Finanzinstrument in wenigen Wochen an den
US-Märkten eingeführt wird. Futures auf einzelne Aktien, nicht mehr nur
auf Indices. Dies könnte den Grundstein für Volatilitätsniveaus legen,
welche der Markt noch nie gesehen hat. Vor allem Short-Sellers
(Leerverkäufer, welche auf fallende Kurse spekulieren, erhalten über
diese Futures neue Hebel/Leverage).
Gruss aus New York, Jerry (Gerhard Summerer / Aktienhändler New York)
Die vorangegangenen Marktbeobachtungen und Aktienbesprechungen basieren auf den subjektiven Einschätzungen des Autors und sind ohne jede Gewähr sowie ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Das Risikoprofil eines jeden individuellen Investors ist verschieden. Anleger sollten vor der Tätigung von Investitionsentscheidungen den Anlageberater ihrer Bank um zusätzliche Informationen bitten und das angedachte Investment auf ihre Risikotoleranz hin überprüfen lassen.
Quelle: Finanzen.net