Einer der am meisten beachteten amerikanischen Aktienindices wird nach Börsenschluss am 19.Juli umgestellt werden. Der S&P500 wird in Zukunft ein rein amerikanischer Index sein; 2 europäische Aktien und 5 kanadische werden durch 7 amerikanische ersetzt. Royal Dutch und Unilever werden so aus dem Index fallen, wie auch die folgenden kanadischen Werte : Nortel (NT), Alcan Inc. (AL), Barrick Gold (ABX), Placer Dome (PDG), und Inco Ltd. (N). Ersetzt werden diese durch United Parcel Services (UPS), Goldman Sachs (GS), Ebay (EBAY), Electronic Arts (ERTS), Principal Financial Group (PFG) und SunGard Data (SDS). Diese neuen Werte des S&P500 konnten so am Mittwoch alle starke Kursgewinne verbuchen, sind doch Milliarden von Dollars in Indexaktienfonds investiert, welche die Umschichtung noch vornehmen müssen. Leider bedeutet dies jedoch nicht unbedingt Gutes für den S&P500 Index selber. Die Aktien werden durch die Kursanstiege mit einem (im gegenwärtig negativen Marktumfeld) hohen Kurs in den Index aufgenommen, und können so natürlich auch wieder fallen. Da mit Barrick Gold und Placer Dome zwei Goldminenwerte aus dem Index entfernt werden, steigt dessen Volatilität voraussichtlich weiter an, da Goldaktien meist gegen den Trend tendieren, d.h. wie auch Gold steigen wenn der breite Markt fällt, und umgekehrt.
Neue Regeln für den Index (seit 2000) verhindern, dass zukünftig ausländische Werte in den S&P500 aufgenommen werden können. Mit der nun erfolgenden Angleichung des Index wird diese Regel „konsequent“ umgesetzt. Unilver war immerhin für 40 Jahre im S&P500 !Die Nerven der Marktteilnehmer liegen jedoch weiter blank und so beendeten die amerikanischen Aktienindices den Handelstag bei ihren Tagestiefstständen – leider kein charttechnisch positives Zeichen. In der letzten halben Stunde des Handelstages vermochte der Markt sich nicht zu drehen, was darauf schliessen lässt, dass das „Smart Money“ (Fondsgelder) auf diesem Kursniveau noch keine Schnäppchen ausmachen kann. Im Gegenteil, Anleger scheinen Indexfondsanteile (laut Gerüchten bei Putnam) zu verkaufen, was zu einem so breiten Einbrechen der Kurse in allen Marktsegmenten beigetragen hat. Ein Händler auf dem Parket des New York Stock Exchanges meinte denn auch, dass auch mit einem Suchscheinwerfer an der Wall Street keine Käufer gefunden werden können. Ganz anders am US-Rentenmarkt, Fluchtgelder trieben die Kurse in allen Laufzeitbereichen ins Plus – die Renditen sanken.
Wird das Vertrauen der Marktteilnehmer zu einem langfristigen Politikum in den USA ? Im November stehen in den USA Senatswahlen an. Die Demokraten haben im Senat eine Einstimmenmehrheit, da ein Republikaner im Vorjahr zu den Demokraten wechselte. Am Mittwoch wird nun bekannt, dass die Ölfirma Halliburtun Co. (HAL, WKN 853986) und ihr ehemaliger CEO Dick Cheney (nun Vize President der USA) von einer Aktienaktivistengruppe namens “Judicial Watch” wegen Betruges vor Gericht verklagt werden. Zu Zeiten von CEO Cheney seien Kosten der Bauaktivitäten von HAL nicht richtig verbucht worden und dadurch erhöhte Umsätze ausgewiesen worden. Cheney wurde am 28.Mai von der SEC darüber informiert, dass diese die Kostenbuchungen rückwirkend überprüfe. Seit dieser Zeit ist der Vize President kaum vor der Presse gesichtet worden. Versucht er unangenehmen Fragen zu entgehen? Missmutig macht, dass wieder einmal Arthur Andersen der externe Revisor (wie bereits bei Enron und WorldCom) war. Es geht aber weniger um den Sachverhalt und dessen Richtigkeit, sondern darum dass die Demokraten krampfhaft versuchen, Bush & Cheney in ein schlechtes Licht zu rücken um bei den Novemberwahlen ihre Partei als die der Saubermänner darzustellen. Politischer Fallout einer solchen Ausschlachtung um Halliburton könnte das Anlegervertrauen ausländischer Anleger weiter unterminieren, was wiederum Druck auf den US-Dollar ausüben könnte und US-Anlagen als noch riskanter erscheinen lassen würde. Es bleibt, für politische Stabilität wie auch die des Marktes, zu hoffen, dass Halliburton nicht zu einem Skandal ausartet.
Dabei hilft es auch nicht, dass der von President Bush vorgeschlagenen Chef einer Untersuchungsgruppe gegen Corporate Crime als Rechtsanwalt wiederholt grosse Konzerne vertrat, wenn diese zum Beispiel das Steuerrecht kriminell umgingen. Als stellvertretender Staatsanwalt, plädierte Mr. Larry Thompson, denn auch dafür bei der Behandlung von Wirtschaftskriminellen nachsichtig zu sein. Damit hatte er wohl die Gefängnisauswahl gemeint, bleibt wenigstens zu hoffen. Bush wäre gut daran beraten, die „Verantwortung“ für die Aufklärung von Wirtschaftsverbrechen, wie wir sie in den letzten Monaten beobachten mussten, einem Demokraten (Opposition) zu übertragen. Dabei würde dann auch deren Ohnmacht gegenüber dem Problem offenbar, und nicht nur die der Regierung.