Warten auf den 27. Januar
Mails/Nachrichten vom 10.01.2003, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
dieser Bericht ist per Telefon diktiert. Die Ereignisse von gestern sind aber wirklich eines Kommentares wert. Alles unter dem Vorbehalt - wie stets -, daß das Datum 27. Januar unverändert wie ein Damokles-Schwert über den Märkten schwebt. Ich rufe dies jeden Tag in Erinnerung. Andererseits:
Die ökonomischen Daten werden Schritt für Schritt besser, im Gegensatz zum Ton der Überschriften in den Medien. Allerdings auch mit einiger Verwirrung. Der weltgrößte Chip-Hersteller, Intel, ist das beste Beispiel:
Vor 2 Tagen äußerte sich Intel noch sehr verhalten über den Chip-Markt. Siehe gestriger Bericht. 24 Stunden später streiten sich die Analysten, ob der Quartalsgewinn verdoppelt wird, oder sogar noch mehr. Das zeigt die wirkliche Verwirrung unter den Experten, woran Sie sich weiterhin nicht halten sollten. Es mag drastisch klingen, ist aber leider wahr: Halten Sie sich nicht an diesen Unsinn. Mir kommt es beinahe so vor, als ob die Qualität von ABM-Kräften in den entsprechenden Abteilungen wirksam ist. Ergebnis:
Alle Konjunkturdaten, von der Technologie angefangen bis zu allen anderen Branchen, werden in den nächsten Monaten eine nur geringfügige Steigerungsrate zeigen, aber durchweg positiv wirken. Das beste Beispiel dafür waren gestern die Arbeitsmarktdaten in Deutschland und USA. Deutschland + 261 000 weitere Arbeitslose im Jahresvergleich, USA ca. 33 000 gegenüber Vormonat und + 146 000 im Jahresvergleich. Ich hatte schon früher auf den Vergleich zu 1982 hingewiesen. Ab 1982 nahmen die amerikanischen Arbeitsstellen um monatlich 25 000 - 40 000 zu. Das ging über 4 Jahre so. Erst anschließend dynamisierte sich dieser Markt mit am Ende + 110 - 120 000 neue Stellen pro Monat. Innerhalb von 15 Jahren wurden auf diese Weise rd. 18 Mio Stellen geschaffen. Grundlage dessen war die stark umstrittene Fiskal- und Geldpolitik von Reagan, genauso wie heute die von Bush. Auf den Unterschied zwischen amerikanischer und deutscher Politik habe ich schon hingewiesen, und die Arbeitsmarktzahlen sind der Beleg. Was ist daran besonders wichtig?
Jede Konjunkturdynamisierung dieser Art kommt über die Investitionen. Investitionen bedeuten Technologie. Das gilt zu 90 %. In Folge dessen ist die Markttechnik der Technologie-Aktien das Rückgrat der ganzen Tendenz. Wer jeweils die besten Zahlen liefert, lasse ich mal offen. Gestern war es SAP mit Auswirkung sowohl in New York als auch in Frankfurt.
Die Markttechnik in New York sieht gut aus. Eigentlich sehr gut. An der NYSE stiegen von 3465 gehandelten Aktien über 2338 gegen 976 auf der fallenden Seite. Die Relation new high zu new low liegt nun bereits bei 129:11 und in der Tendenz seit 10 Tagen in gleicher Form. Für die Nasdaq: 1942:732 bzw. 77:25. Schlußfolgerung für Sie:
Ich nehme keine einzige meiner Empfehlungen für die Technik-Titel zurück, mahne aber - wie eine Schallplatte - an: Bitte nicht an festen, sondern an schwachen Tagen kaufen. Dazu haben Sie immer wieder Zeit. Warum? Der Trend stimmt, aber die Volatilität im Trend bleibt leider noch hoch. Das läßt sich nutzen. Übrigens: Umsatzspitzenreiter an der NYSE war gestern Lucent mit 87 Mio Stück. Erinnern Sie sich noch an meine Rechnung für die Verbilligung alter Positionen aus 2000/2001? Ich kann nur hoffen, daß Sie dieser Anregung gefolgt sind. Die Lucent-Story ist noch längst nicht zu Ende. Gleiches gilt für Sun Microsystems mit gestern 49,7 Mio Stück Umsatz nach Intel mit 56,7.
Schlußfolgerung für Sie in New York: Die nächste wichtige Hürde für den Dow sind 9000. Dazu fehlen noch 250/300 Punkte. Ob dies vor dem 27. Januar noch gelingt, bleibt mithin das Fragezeichen für die nächste Woche. Dann beginnt aber die Saison der Quartalsberichte. Es geht schon am Dienstag los, nämlich mit Intel, dem am Mittwoch Yahoo und Apple folgen werden, am Donnerstag Microsoft, General Motors, IBM, AMD, Sun M. sowie United Tech. und als wichtiger Internet-Titel auch eBay als Nr. 1 in der Welt für Internet-Handel/Dienstleistung.
Frankfurt bleibt die empfindlichste Börse Europas. Daran ist nichts zu ändern. Der gestrige Verlauf war typisch. Die in den Medien zitierten Händler-Äußerungen sind ein weiterer Beleg. Abgesehen von SAP bringt in der Tat keine deutsche Aktie im DAX eine wirklich neue Erkenntnis. Deshalb bleibt er auch bei einem Umsatzanteil von 95 % die meinungsmäßige Wackel-Story, die eine einwandfreie Einschätzung bis zum genannten Termin (27.01.) nicht zuläßt. Stören Sie sich auch daran nicht. Sie müssen allerdings noch stärker als in anderen Märkten mit der Volatilität umgehen. Deshalb verzichte ich heute auf jede Einzelkommentierung.
Im Europa-Rahmen stellt sich das etwas anders dar. Der fester Kurs von France Telecom färbte auf Dt. Telekom ab. Erstere + 5,2 %, letztere 2,05 %, und TIM zog übrigens um 2 % an. Damit ist die Brücke für meine Handy-Spekulation gegeben, die ich für alle relevanten Aktien hiermit wiederhole. Stören Sie sich hier auch nicht an den gestern zitierten Analysten-Urteilen. Gleiches gilt wiederum in der bekannten Kausal-Kette bis zu den Zulieferern wie Nokia und ST Microelectronics. Ergebnis: Auch in Deutschland/Europa bleibe ich bei der Einschätzung aller Technologie-Aktien. Dabei ist mir die Dt. Telekom unverändert der wichtigste „Leading-Indicator“ für den DAX.
Die Einzelhandels-Aktien hatte ich gestern relativiert oder in Frage gestellt. Seit gestern gibt es auch die eine oder andere Einschätzung von anderer Seite. Wichtig ist dies insofern: Wenn diese Stellen die „Retailer“ abstufen, folgen dem in der Regel Fonds-Verkäufe. Da die Märkte dieser Titel aber nicht so breit sind, wie die der anderen Großen, drohen empfindliche Rückschläge. Das würde ich zu vermeiden suchen.
Lesen Sie die heutige AB am besten zwei Mal. Vor allem die Zahlen für die Aktien-Pakete bei den Banken. Solche Relationen sind entscheidender als die unmittelbare Marktstimmung für ein paar Wochen. Das Spiel in dieser Form konnten Sie im letzten Jahr bei DT. Telekom und zuvor bei Daimler schon erleben. Erinnern Sie sich daran? Es brauchte mehrere Wochen/Monate, bis sich die Wahrheit einer realistischen Bewertung durchsetzte. Damit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende, das letztlich besser enden dürfte, als zur Wochenmitte noch befürchtet werden mußte. Denn der zum Glück bestimmte Mensch braucht sich nicht zu beeilen. Das ist eine chinesische Weisheit.
Herzlichst
Hans A. Bernecker
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Die ökonomischen Daten werden Schritt für Schritt besser, im Gegensatz zum Ton der Überschriften in den Medien. Allerdings auch mit einiger Verwirrung. Der weltgrößte Chip-Hersteller, Intel, ist das beste Beispiel:
Vor 2 Tagen äußerte sich Intel noch sehr verhalten über den Chip-Markt. Siehe gestriger Bericht. 24 Stunden später streiten sich die Analysten, ob der Quartalsgewinn verdoppelt wird, oder sogar noch mehr. Das zeigt die wirkliche Verwirrung unter den Experten, woran Sie sich weiterhin nicht halten sollten. Es mag drastisch klingen, ist aber leider wahr: Halten Sie sich nicht an diesen Unsinn. Mir kommt es beinahe so vor, als ob die Qualität von ABM-Kräften in den entsprechenden Abteilungen wirksam ist. Ergebnis:
Alle Konjunkturdaten, von der Technologie angefangen bis zu allen anderen Branchen, werden in den nächsten Monaten eine nur geringfügige Steigerungsrate zeigen, aber durchweg positiv wirken. Das beste Beispiel dafür waren gestern die Arbeitsmarktdaten in Deutschland und USA. Deutschland + 261 000 weitere Arbeitslose im Jahresvergleich, USA ca. 33 000 gegenüber Vormonat und + 146 000 im Jahresvergleich. Ich hatte schon früher auf den Vergleich zu 1982 hingewiesen. Ab 1982 nahmen die amerikanischen Arbeitsstellen um monatlich 25 000 - 40 000 zu. Das ging über 4 Jahre so. Erst anschließend dynamisierte sich dieser Markt mit am Ende + 110 - 120 000 neue Stellen pro Monat. Innerhalb von 15 Jahren wurden auf diese Weise rd. 18 Mio Stellen geschaffen. Grundlage dessen war die stark umstrittene Fiskal- und Geldpolitik von Reagan, genauso wie heute die von Bush. Auf den Unterschied zwischen amerikanischer und deutscher Politik habe ich schon hingewiesen, und die Arbeitsmarktzahlen sind der Beleg. Was ist daran besonders wichtig?
Jede Konjunkturdynamisierung dieser Art kommt über die Investitionen. Investitionen bedeuten Technologie. Das gilt zu 90 %. In Folge dessen ist die Markttechnik der Technologie-Aktien das Rückgrat der ganzen Tendenz. Wer jeweils die besten Zahlen liefert, lasse ich mal offen. Gestern war es SAP mit Auswirkung sowohl in New York als auch in Frankfurt.
Die Markttechnik in New York sieht gut aus. Eigentlich sehr gut. An der NYSE stiegen von 3465 gehandelten Aktien über 2338 gegen 976 auf der fallenden Seite. Die Relation new high zu new low liegt nun bereits bei 129:11 und in der Tendenz seit 10 Tagen in gleicher Form. Für die Nasdaq: 1942:732 bzw. 77:25. Schlußfolgerung für Sie:
Ich nehme keine einzige meiner Empfehlungen für die Technik-Titel zurück, mahne aber - wie eine Schallplatte - an: Bitte nicht an festen, sondern an schwachen Tagen kaufen. Dazu haben Sie immer wieder Zeit. Warum? Der Trend stimmt, aber die Volatilität im Trend bleibt leider noch hoch. Das läßt sich nutzen. Übrigens: Umsatzspitzenreiter an der NYSE war gestern Lucent mit 87 Mio Stück. Erinnern Sie sich noch an meine Rechnung für die Verbilligung alter Positionen aus 2000/2001? Ich kann nur hoffen, daß Sie dieser Anregung gefolgt sind. Die Lucent-Story ist noch längst nicht zu Ende. Gleiches gilt für Sun Microsystems mit gestern 49,7 Mio Stück Umsatz nach Intel mit 56,7.
Schlußfolgerung für Sie in New York: Die nächste wichtige Hürde für den Dow sind 9000. Dazu fehlen noch 250/300 Punkte. Ob dies vor dem 27. Januar noch gelingt, bleibt mithin das Fragezeichen für die nächste Woche. Dann beginnt aber die Saison der Quartalsberichte. Es geht schon am Dienstag los, nämlich mit Intel, dem am Mittwoch Yahoo und Apple folgen werden, am Donnerstag Microsoft, General Motors, IBM, AMD, Sun M. sowie United Tech. und als wichtiger Internet-Titel auch eBay als Nr. 1 in der Welt für Internet-Handel/Dienstleistung.
Frankfurt bleibt die empfindlichste Börse Europas. Daran ist nichts zu ändern. Der gestrige Verlauf war typisch. Die in den Medien zitierten Händler-Äußerungen sind ein weiterer Beleg. Abgesehen von SAP bringt in der Tat keine deutsche Aktie im DAX eine wirklich neue Erkenntnis. Deshalb bleibt er auch bei einem Umsatzanteil von 95 % die meinungsmäßige Wackel-Story, die eine einwandfreie Einschätzung bis zum genannten Termin (27.01.) nicht zuläßt. Stören Sie sich auch daran nicht. Sie müssen allerdings noch stärker als in anderen Märkten mit der Volatilität umgehen. Deshalb verzichte ich heute auf jede Einzelkommentierung.
Im Europa-Rahmen stellt sich das etwas anders dar. Der fester Kurs von France Telecom färbte auf Dt. Telekom ab. Erstere + 5,2 %, letztere 2,05 %, und TIM zog übrigens um 2 % an. Damit ist die Brücke für meine Handy-Spekulation gegeben, die ich für alle relevanten Aktien hiermit wiederhole. Stören Sie sich hier auch nicht an den gestern zitierten Analysten-Urteilen. Gleiches gilt wiederum in der bekannten Kausal-Kette bis zu den Zulieferern wie Nokia und ST Microelectronics. Ergebnis: Auch in Deutschland/Europa bleibe ich bei der Einschätzung aller Technologie-Aktien. Dabei ist mir die Dt. Telekom unverändert der wichtigste „Leading-Indicator“ für den DAX.
Die Einzelhandels-Aktien hatte ich gestern relativiert oder in Frage gestellt. Seit gestern gibt es auch die eine oder andere Einschätzung von anderer Seite. Wichtig ist dies insofern: Wenn diese Stellen die „Retailer“ abstufen, folgen dem in der Regel Fonds-Verkäufe. Da die Märkte dieser Titel aber nicht so breit sind, wie die der anderen Großen, drohen empfindliche Rückschläge. Das würde ich zu vermeiden suchen.
Lesen Sie die heutige AB am besten zwei Mal. Vor allem die Zahlen für die Aktien-Pakete bei den Banken. Solche Relationen sind entscheidender als die unmittelbare Marktstimmung für ein paar Wochen. Das Spiel in dieser Form konnten Sie im letzten Jahr bei DT. Telekom und zuvor bei Daimler schon erleben. Erinnern Sie sich daran? Es brauchte mehrere Wochen/Monate, bis sich die Wahrheit einer realistischen Bewertung durchsetzte. Damit wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende, das letztlich besser enden dürfte, als zur Wochenmitte noch befürchtet werden mußte. Denn der zum Glück bestimmte Mensch braucht sich nicht zu beeilen. Das ist eine chinesische Weisheit.
Herzlichst
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