Hans Bernecker: Shortsqueeze

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jack303:

Hans Bernecker: Shortsqueeze

 
30.07.02 10:36
Shortsqueeze  

Hans Bernecker: Shortsqueeze
Mails/Nachrichten vom 30.07.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren!
Das war das berühmte Streichholz, das auf einen Strohhaufen fiel. 5,41% im Dow Jones, 5,79% an der Nasdaq und über 7 % im DAX. Das alles auf sehr breiter Basis bei normalen Umsätzen, was für Nachhaltigkeit der Tendenz spricht. An der NYSE insgesamt 1,7 Mrd Aktien gehandelt, von denen 1,6 Mrd stiegen und lediglich 142 Mio fielen. Das nennt man eine breite Rallye. Dahinter steckt natürlich ein massiver Shortsqueeze, bei dem Leerverkäufe eingedeckt werden müssen. Dieser Effekt ist noch nicht bereinigt und wird dazu führen, daß wir noch weitere solcher Tage sehen werden. Ab welchem Niveau sich wer eindecken muß, weiß man natürlich nicht. Wir liegen aber noch immer so weit unten, daß man sicher sein kann, daß noch viel Shortpositionen bestehen. Diese Shorties hoffen, daß der Markt nun nochmals nach dem Muster der letzten Wochen 3 bis 4 % verliert. Steigen die Kurse aber weiter, beschleunigt sich dann die Tendenz, sowie sich immer mehr eindecken. Damit korrigiert sich dann der Verfall der letzten Monate. Was steckt hinter den Zahlen und wie geht es nun weiter?

Viele trauen der Erholung nicht und warten ab. Das ist angesichts der Volatilität der letzten Wochen verständlich, aber letztlich falsch. Das optimale Timing in solch einem Markt ist fast unmöglich. Da aber die Bewertungen der Titel so niedrig sind, ist das Timing aber auch nicht so entscheidend. Beispiel: Wer letzte Woche die Allianz zu 147 Eur kaufte, fiel zunächst auf 132 Eur zurück, liegt aber heute bei 164 Eur. Heute können es 150 oder aber 170 Eur sein. Entscheidend ist: Jeder dieser Kurse ist extrem billig. In 12 Monaten steht die Allianz aber wieder über 280 Eur. Diese Logik gilt für jeden einzelnen Standardwert, der in Deutschland oder den USA in den letzten Wochen massiv unter die Räder gekommen ist. Wichtig ist: Sie müssen dabei sein. Trauen Sie sich und zögern Sie nicht. Entweder in dem Sie Ihre bestehenden Positionen weiter halten oder nochmals nachkaufen, was natürlich ideal wäre. In dem Zusammenhang:

Alle reden von einer „Überfälligen Korrektur“ nach oben, mit einer anschließenden erneuten Schwäche. Vor diesem Urteil warne ich, denn wir wissen es schlichtweg nicht. M. E. zielen die Indizes in New York, aber auch in Deutschland auf ihre 90 Tage Durchschnittslinien. Die liegen im Dow bei ca. 9700, im Nasdaq bei 1600 und im S&P 500 bei 1050. Der vergleichbare Wert im DAX liegt bei 4400. Ich wäre mir nicht so sicher, daß die Märkte von diesem Niveau dann nochmals deutlich zurückkommen. Die Bewertungen sprechen mit Sicherheit nicht dafür. Über die Markttechnik hinaus:

Den meisten Anlegern ist nicht bewußt, wie billig die Aktien heute sind. Eine derartige Unterbewertung hat es in den letzten 8 Jahren kaum gegeben, und zwar nicht nur gemessen an den KGV‘s oder Umsatzbewertungen, sondern auch im Verhältnis zum Marktzins von unter 5 %. Das gilt für Deutschland, Europa wie für die USA. Im Dow haben sich gut 15 Titel gegen über ihren Topkursen von vor 2 Jahren mehr als halbiert, obwohl in diesen Titeln die spekulative Blase weniger zugegen war als in der Nasdaq.

Von den Unternehmen kommt jetzt selbst wenig. Die Tatsache, daß eine neue Bilanzmanipulation bei Quest auftauchte, aber völlig ignoriert wurde bestätigt meine Vermutung, daß das ganze Thema der Bilanzmanipulation in den letzten Monaten maßgeblich als Alibi für Leerverkäufe genutzt wurde. Damit will ich das Thema nicht bagatellisieren, aber die Stimmung, die entstand, stand in keinem Verhältnis zu den Zahlen und Fakten.

Morgen kommt die erste Schätzung für das US BIP Wachstum im 2 Quartal. Da bin ich mal gespannt. Die Schätzungen liegen derzeit bei 2,4 bis 2,7 % Wachstum. Nach den 6,1% im ersten Quartal wäre dann die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr im Durchschnitt mit ca. 4,2 % gewachsen, wovon wir nur träumen können. Ich halte aber auch eine Zahl von über 3 % für möglich, was sensationell wäre und sämtliche Stimmungsmache der letzte Wochen widerlegen würde. In jedem Fall bin ich der Meinung, daß die Kursexplosion von gestern nicht zufällig stattfand, sondern mit diesem Termin zusammenhängt. Wenn morgen eine richtig gute Zahl vorliegt, die andeutet, daß die US-Konjunktur sauber wächst, geht der Markt wieder ab. Seismograph bleibt dafür der US Dollar. Stand heute morgen 0,9808 Dollar. Der Kurs hat gedreht. Ziel m. E . 0,94/0,95 in den nächsten 8 Wochen.

Mit der gesamten Entwicklung kann man eigentlich sehr zufrieden sein. Auch wenn die Volatilität an den Nerven zerrt, gibt die Bewertung der Unternehmen eine klare Orientierung vor. Immer mehr konkretisiert sich meine Vermutung, daß die Ereignisse der letzten Monate mehr einem techn. Unfall gleichen, ähnlich wie wir es im Zuge der LTCM-Krise 1998 gesehen haben, als das hier tatsächlich eine fundamentale Neubewertung anstand. Der Markt hat sich schlichtweg verrannt und versuchte dies mit verschiedenen Themen (Stichwort Vertrauensverlust) zu rechtfertigen. Diese Begründung ist mir bis heute zu schwammig. Am Ende zählen an der Börse immer die Zahlen und die sprechen für ganz andere Kurse.

Mit freundlichen Grüßen
Hans A. Bernecker
 




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SchwarzerLor.:

Berneckers Einschätzungen

 
30.07.02 10:48
Die gefallen mir immer mehr. Irgendwie klingt es auch ziemlich vernünftig was er sagt. Aber meine Befangenheit als "Bulle" spricht natürlich dagegen. Lassen wir uns überraschen!
all time high:

@ schw.

 
30.07.02 11:07
same, same.!!

PS. deshalb lese ich nur gute nachrichten.

mfg
ath
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