Hans Bernecker: Langwierige Stabilisierung

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jack303:

Hans Bernecker: Langwierige Stabilisierung

 
19.07.02 10:44
Langwierige Stabilisierung  

Hans Bernecker: Langwierige Stabilisierung
Mails/Nachrichten vom 19.07.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
dieser Ticker ist die Fortsetzung und Ergänzung zur heutigen AB, die Ihnen vorliegt. Er ist zudem telefonisch diktiert und deshalb kurz.

Der Verlauf der Stabilisierung der Märkte ist äußerst langwierig, wie ich gestern schon geschrieben habe. Das ist der Unterschied zwischen einem Crash (September 2001) und einem Ausverkauf. Die Berichte für das erste Halbjahr sind dafür der fundamentale Beleg. Bis sich eine vernünftige Einschätzung der Ertragslage der Unternehmen ergeben wird, braucht es mehrere Wochen. Auch Weltkonzerne sind davon nicht ausgenommen. Wie ich schon vermutet hatte:

Zum 30.06 wird von allen Konzernen berücksichtigt, was rechtlich notwendig oder möglich ist. Besonders gilt dies für die Amerikaner, aber auch für viele andere. So mancher wird nicht verstehen, wie ein sinkender Umsatz zu steigenden Gewinnen führt, siehe Beispiel NOKIA, oder umgekehrt, wie ein stagnierender oder nur leicht verbesserter Umsatz zu einem Gewinnsprung von 50 % führt. Beispiel dafür ist DAIMLER. Das sind nur 2 Eckwerte, die Ihnen die Situation am besten beschreiben. Folge:

Die Gesamtmärkte (speziell Amerika) bilden eine Stabilitätsbasis über mehrere Wochen. Dafür bemühe ich das gute alte Wort Tennisball-Effekt, welches sehr umstritten ist. Die Volatilität der Märkte baut sich nur langsam ab, siehe VDAX. Und im gleichen Umfang entsteht die genannte Basis einer ordentlichen Bewertung. Damit wird eine große Zahl von Analysten, die ihr Handwerk in den 90er Jahren gelernt hat, Probleme haben.

Stories werden nicht mehr honoriert, wie oft habe ich dies geschrieben. Jetzt muß sinnvoll nachgedacht werden, wie kleine und große Unternehmen wirklich zu bewerten sind. Daß eine Aktie wie DAIMLER letztlich gewinnen wird, ist klar. Daß eine Aktie des TMT-Sektors Probleme hat, ist ebenso klar. Also:

Schauen Sie sich die Zahlen an, bevor Sie entscheiden. Ich habe keine Eile, diese Aktien zu kaufen. Die Volatilität der Kurse bleibt für die nächsten Wochen allerdings sehr hoch. Schwankungen um 10 % halte ich für normal. Einziger Gesichtspunkt für sie ist: Wie bilden sich Gleichgewichtskurse auf dem niedrigen Niveau?

In Frankfurt kocht die TELEKOM-Story weiter. Was ich gestern an dieser Stelle geschrieben habe, ist bereits peinliches Thema in Berlin und Bonn. Weitere Einzelheiten werden Sie demnächst in verschiedenen Nachrichtenmagazinen lesen. Abgesehen vom Unterhaltungswert dieser Hintergründe interessiert allein der Kursverlauf. Dazu beachten Sie bitte den gestrigen Ticker und einige Anmerkungen in der AB, wobei ich bewußt vorsichtig formuliere, um nicht ein weiteres Dementi zu veröffentlichen. Jedenfalls sind die Vorgänge so ungeheuerlich und so extrem politisch, daß es schwer fällt, dafür eine Kursprognose zu formulieren.

Gleiches gilt auch für die DT. POST, wofür es hinter den Kulissen wirklich echte Machtkämpfe gibt, die nur in der Parteipolitik der gegenwärtigen Koalition erklärbar sind. Auch dies ist ungeheuerlich, wie ich Ihnen glaubwürdig versichern kann.

Studieren Sie die DAIMLER-Zahlen sorgfältig. An diesem Beispiel können Sie sehen, wie man einen internationalen Konzern seriös und in überschaubarer Zeit strukturiert und neu aufbaut. Natürlich wird der Markt dies letztendlich bewerten und im Kurs mithin ausdrücken. Meine Einschätzung dieser Aktie habe ich vielfach begründet und in der AB erklärt. Andere Adressen dieser Art gibt es auch, aber sie werden erst in den kommenden Monaten sichtbar werden. Das lesen Sie im einzelnen in der AB. Denn es macht sich schon bezahlt, seriös zu rechnen und anschließend zu investieren.

Kurzfristige Trading-Gewinne mögen ein schönes Spiel sein. Langfristig gewinnen Sie damit nichts. Daß Weltkonzerne letztlich wieder in den Profit zurückkehren, ist fast eine Selbstverständlichkeit. Das aktuelle Beispiel ist ERICSSON. Wo der Tiefstkurs letztlich gelegen hat, ist unwichtig. Irgendwo zwischen 12 und 16 skr. In dieser großen Spannweite liegen die Käufe. Was machen dann schon 10 % Schwankung aus, wenn das Kursziel bei 25 und 30 skr liegt. Diese Aktie ist eine der ersten dieser Technologie, die als Kauf einzustufen ist. Die zweite wird LUCENT sein, die dritte ALCATEL, und anschließend folgen die anderen. Ganz einfach deshalb: Die Stimmung hat diese Titel in den Boden gerammt. Nun geht es in den nächsten 2 Jahren in die andere Richtung. Von dieser Prognose gehe ich nicht ab und fühle mich darin auch recht sicher.

Das ist die Leitlinie für dieses Wochenende. Studieren Sie die Zahlen, wie sie heute in der Presse stehen oder über den Bildschirm flimmern, denken Sie darüber nach, und Sie werden zur richtigen Investmententscheidung kommen. Das ist der umgekehrte Fall von dem, was Aristoteles formuliert hat: 'Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit.' Womit ich ihnen ein schönes Wochenende wünsche. Sie können es aber auch anders haben: 'Ehe man den Kopf schüttelt, sollte man sich vergewissern, daß man einen hat.' Das gilt für diejenigen, die von Tagesereignissen leben, aber nicht über den Tellerrand schauen.

Mit freundlichen Grüßen

Hans A. Bernecker
 




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