Handelszeiten - Börse will Schlußkurse vorziehen
Die Deutsche Börse will so rasch wie möglich die Feststellung der Schlusskurse im Xetra-Handel von 20.00 Uhr auf 17.30 Uhr vorziehen. Zudem will die Deutsche Börse einen neuen Service anbieten. Der Vorschlag sei im Sekundärmarktausschuss auf breite Zustimmung getroffen, sagte der für den Kassamarkt zuständige Börsen-Vorstand Volker Potthoff am Donnerstagabend in Frankfurt. "Es soll alles so schnell wie möglich umgesetzt werden", ergänzte Potthoff.
Gleichwohl soll künftig auch nach 17.30 Uhr weiter gehandelt werden können. Die dann festgestellten Kurse hätten aber für den folgenden Handelstag keine Relevanz. "In aller Regel beenden die institutionellen Investoren europaweit gegen 17.30 Uhr den Handel", sagte Potthoff weiter. Die früheren Schlusskurse sollen für alle Marktsegmente gelten und verbindlicher Ausgangspunkt für den nächsten Handelstag sein. Der Börsenrat muss den Plänen noch zustimmen. Dem Sekundärmarktausschuss gehören Vertreter von Banken und Wertpapierhändlern an. Das Gremium berät die Börse und prüft Vorschläge, hat aber keine Beschlusskraft.
Forderung der Banken
Die Börse kommt mit ihren Plänen vor allem den Forderungen der Banken entgegen. Sie stöhnen seit der Ausdehnung der Handelszeit und der Einführung des Feiertagshandels im Juni 2000 unter hohen Zusatzkosten. Damals war die Handelszeit auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie von 17.30 auf 20.00 Uhr ausgedehnt und der Handel an den gesetzlichen Feiertagen Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam sowie am 3.Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, eingeführt worden. Seither ist allerdings das Interesse gerade der Kleinanleger dramatisch abgeflaut. Abends und an Feiertagen werden nur Bruchteile der Umsätze generiert, die tagsüber anfallen.
Problematisch an den frühen Schlusskursen ist allerdings die längere Handelszeit an der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex. Hier gibt es Pläne, das Geschäft mit Terminkontrakten auf den Deutschen Aktienindex (Dax-Futures) um zwei Stunden bis 22.00 Uhr auszudehnen."Da muss noch vertieft diskutiert werden", räumte Potthoff ein. "Wenn alle Probleme gelöst sind, ist sogar denkbar, dass wir den Aktienhandel für Privatanleger bis 22.00 Uhr ausdehnen", sagte Potthoff
Weiter kündigte der Börsen-Vorstand an, zum Herbst 2002 einen neuen Service für die sofortige Ausführung von Privatanleger-Orders einführen. Mit dem "Xetra Best Execution"-Modell sollen Banken und Finanzintermediäre die Ausführung der Aufträge zu Kursen ermöglichen können, die für Privatanleger günstiger sind als jene im offenen Xetra-Orderbuch. Komme kein "Xetra-Best"-Geschäft zustande, sollen die Orders wie üblich über das Orderbuch abgewickelt werden. Das neue Produkt sei integraler Bestandteil der Xetra-Software und soll den Marktteilnehmern gegen eine nicht bezifferte Gebühr zur Verfügung gestellt werden. Die Börsenaufsicht habe "Xetra Best" bereits zugestimmt, sagte Potthoff.
Hintergrund der Börsen-Offensive ist die Befürchtung, dass die Banken ihre Kundenorders noch stärker als bisher hausintern ausführen, ohne sie an das elektronische Xetra-Handelssystem der Börse oder den Parketthandel weiterzuleiten. Die Institute verdienen an der Preisdifferenz zwischen An- und Verkaufsaufträgen ("Spread"). Insbesondere die Deutsche Bank - pikanterweise Großaktionär der Deutsche Börse AG - trägt sich mit Gedanken, eine eigene Plattform aufzubauen. Mit "Xetra Best" bliebe die Orderausführung dagegen im börslichen Umfeld.
Den Plänen zufolge sollen die "Best Executions" ständig an die Marktlage angepasst werden können. So könne der "Best Executor" zum Beispiel das Angebot machen, eine Order immer um zwei Eurocents günstiger auszuführen als im besten Angebot im offenen Orderbuch angezeigt. Damit könne er flexibel auf die Marktlage reagieren, sagte Potthoff weiter. "Wenn erst das Interesse der Kleinanleger an Aktien wieder anzieht, wird es einen regelrechten Wettbewerb um die Orderflows (Kundenaufträge) geben", wagte Potthoff einen Blick in die Zukunft.
Neue Anforderungen an Designated Sponsors
Unterdessen verlautete aus Kreisen des Sekundärmarktausschusses, dass die Börse die Anforderungen an die "Designated Sponsors" verändern will. So sollen sich die Bedingungen für die Betreuerbanken künftig nicht an Marktsegmenten sondern Liquiditätsklassen orientieren, hieß es im Anschluss an die gestrige Sitzung des Gremius. Entscheidend für das Quotierungsvolumen und die Spanne zwischen dem Angebot auf der Kauf- und der Verkaufseite ("Spread") sollen künftig der durchschnittliche Tagesumsatz und die Volatilität der Aktien und nicht mehr, welchem Segment sie angehören.
Designated Sponsors oder Betreuerbanken sollen den Handel in den von ihnen betreuten Werten liquide halten. Sie sind verpflichtet, im Handelssystem Xetra verbindliche Geld- und Briefkurse zu stellen. Zudem empfiehlt die Deutsche Börse den Betreuerbanken, Analysen über ihre Kunden anzufertigen. Firmen kostet eine Mandatschaft zwischen 50.000 und 80.000 Euro. Am Neuen Markt notierte Unternehmen müssen laut Regelwerk zwei Betreuerbanken haben, in MDax oder Smax wird lediglich eine benötigt. Für viele Firmen sind die Sponsor-Kosten allerdings nicht mehr tragbar. Zahlreiche Gesellschaften haben deshalb den Smax, aber auch den Neuen Markt erlassen.
Allerdings rechnen sich die Mandate auch für die Banken oftmals nicht mehr. So haben sich Berliner Effekten, Kling Jelko und Sal. Oppenheim wegen zu hoher Verluste im Sponsor-Geschäft sukzessiv als Betreuerbanken verabschiedet. Wegen der Krise am Aktienmarkt und der am Neuen Markt oftmals unter 1 Euro gesunkenen Kurse kommt es häufig vor, dass Betreuerbanken unversehens große Positionen an einem Unternehmen halten, da sie bislang ein Mindest-Quotierungsvolumen von 20.000 Euro einstellen mussten. Im Dezember war die Börse den Banken entgegen gekommen und hatte das maximale Mindest-Quotierungsvolumen von 5000 auf 2000 Aktien gesenkt. Auch die minimalen Mindest-Quotierungsvolumina für optisch teureAktien waren reduziert worden.Zudem werden die Handelsparameter künftig wöchentlich und nicht mehr monatlich angepasst. Damit haben die Betreuerbanken die Möglichkeit, auf die hohe Volatilität zu reagieren und Positionen rascher wieder abzubauen.
Die Deutsche Börse will so rasch wie möglich die Feststellung der Schlusskurse im Xetra-Handel von 20.00 Uhr auf 17.30 Uhr vorziehen. Zudem will die Deutsche Börse einen neuen Service anbieten. Der Vorschlag sei im Sekundärmarktausschuss auf breite Zustimmung getroffen, sagte der für den Kassamarkt zuständige Börsen-Vorstand Volker Potthoff am Donnerstagabend in Frankfurt. "Es soll alles so schnell wie möglich umgesetzt werden", ergänzte Potthoff.
Gleichwohl soll künftig auch nach 17.30 Uhr weiter gehandelt werden können. Die dann festgestellten Kurse hätten aber für den folgenden Handelstag keine Relevanz. "In aller Regel beenden die institutionellen Investoren europaweit gegen 17.30 Uhr den Handel", sagte Potthoff weiter. Die früheren Schlusskurse sollen für alle Marktsegmente gelten und verbindlicher Ausgangspunkt für den nächsten Handelstag sein. Der Börsenrat muss den Plänen noch zustimmen. Dem Sekundärmarktausschuss gehören Vertreter von Banken und Wertpapierhändlern an. Das Gremium berät die Börse und prüft Vorschläge, hat aber keine Beschlusskraft.
Forderung der Banken
Die Börse kommt mit ihren Plänen vor allem den Forderungen der Banken entgegen. Sie stöhnen seit der Ausdehnung der Handelszeit und der Einführung des Feiertagshandels im Juni 2000 unter hohen Zusatzkosten. Damals war die Handelszeit auf dem Höhepunkt der Börseneuphorie von 17.30 auf 20.00 Uhr ausgedehnt und der Handel an den gesetzlichen Feiertagen Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam sowie am 3.Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, eingeführt worden. Seither ist allerdings das Interesse gerade der Kleinanleger dramatisch abgeflaut. Abends und an Feiertagen werden nur Bruchteile der Umsätze generiert, die tagsüber anfallen.
Problematisch an den frühen Schlusskursen ist allerdings die längere Handelszeit an der deutsch-schweizerischen Terminbörse Eurex. Hier gibt es Pläne, das Geschäft mit Terminkontrakten auf den Deutschen Aktienindex (Dax-Futures) um zwei Stunden bis 22.00 Uhr auszudehnen."Da muss noch vertieft diskutiert werden", räumte Potthoff ein. "Wenn alle Probleme gelöst sind, ist sogar denkbar, dass wir den Aktienhandel für Privatanleger bis 22.00 Uhr ausdehnen", sagte Potthoff
Weiter kündigte der Börsen-Vorstand an, zum Herbst 2002 einen neuen Service für die sofortige Ausführung von Privatanleger-Orders einführen. Mit dem "Xetra Best Execution"-Modell sollen Banken und Finanzintermediäre die Ausführung der Aufträge zu Kursen ermöglichen können, die für Privatanleger günstiger sind als jene im offenen Xetra-Orderbuch. Komme kein "Xetra-Best"-Geschäft zustande, sollen die Orders wie üblich über das Orderbuch abgewickelt werden. Das neue Produkt sei integraler Bestandteil der Xetra-Software und soll den Marktteilnehmern gegen eine nicht bezifferte Gebühr zur Verfügung gestellt werden. Die Börsenaufsicht habe "Xetra Best" bereits zugestimmt, sagte Potthoff.
Hintergrund der Börsen-Offensive ist die Befürchtung, dass die Banken ihre Kundenorders noch stärker als bisher hausintern ausführen, ohne sie an das elektronische Xetra-Handelssystem der Börse oder den Parketthandel weiterzuleiten. Die Institute verdienen an der Preisdifferenz zwischen An- und Verkaufsaufträgen ("Spread"). Insbesondere die Deutsche Bank - pikanterweise Großaktionär der Deutsche Börse AG - trägt sich mit Gedanken, eine eigene Plattform aufzubauen. Mit "Xetra Best" bliebe die Orderausführung dagegen im börslichen Umfeld.
Den Plänen zufolge sollen die "Best Executions" ständig an die Marktlage angepasst werden können. So könne der "Best Executor" zum Beispiel das Angebot machen, eine Order immer um zwei Eurocents günstiger auszuführen als im besten Angebot im offenen Orderbuch angezeigt. Damit könne er flexibel auf die Marktlage reagieren, sagte Potthoff weiter. "Wenn erst das Interesse der Kleinanleger an Aktien wieder anzieht, wird es einen regelrechten Wettbewerb um die Orderflows (Kundenaufträge) geben", wagte Potthoff einen Blick in die Zukunft.
Neue Anforderungen an Designated Sponsors
Unterdessen verlautete aus Kreisen des Sekundärmarktausschusses, dass die Börse die Anforderungen an die "Designated Sponsors" verändern will. So sollen sich die Bedingungen für die Betreuerbanken künftig nicht an Marktsegmenten sondern Liquiditätsklassen orientieren, hieß es im Anschluss an die gestrige Sitzung des Gremius. Entscheidend für das Quotierungsvolumen und die Spanne zwischen dem Angebot auf der Kauf- und der Verkaufseite ("Spread") sollen künftig der durchschnittliche Tagesumsatz und die Volatilität der Aktien und nicht mehr, welchem Segment sie angehören.
Designated Sponsors oder Betreuerbanken sollen den Handel in den von ihnen betreuten Werten liquide halten. Sie sind verpflichtet, im Handelssystem Xetra verbindliche Geld- und Briefkurse zu stellen. Zudem empfiehlt die Deutsche Börse den Betreuerbanken, Analysen über ihre Kunden anzufertigen. Firmen kostet eine Mandatschaft zwischen 50.000 und 80.000 Euro. Am Neuen Markt notierte Unternehmen müssen laut Regelwerk zwei Betreuerbanken haben, in MDax oder Smax wird lediglich eine benötigt. Für viele Firmen sind die Sponsor-Kosten allerdings nicht mehr tragbar. Zahlreiche Gesellschaften haben deshalb den Smax, aber auch den Neuen Markt erlassen.
Allerdings rechnen sich die Mandate auch für die Banken oftmals nicht mehr. So haben sich Berliner Effekten, Kling Jelko und Sal. Oppenheim wegen zu hoher Verluste im Sponsor-Geschäft sukzessiv als Betreuerbanken verabschiedet. Wegen der Krise am Aktienmarkt und der am Neuen Markt oftmals unter 1 Euro gesunkenen Kurse kommt es häufig vor, dass Betreuerbanken unversehens große Positionen an einem Unternehmen halten, da sie bislang ein Mindest-Quotierungsvolumen von 20.000 Euro einstellen mussten. Im Dezember war die Börse den Banken entgegen gekommen und hatte das maximale Mindest-Quotierungsvolumen von 5000 auf 2000 Aktien gesenkt. Auch die minimalen Mindest-Quotierungsvolumina für optisch teureAktien waren reduziert worden.Zudem werden die Handelsparameter künftig wöchentlich und nicht mehr monatlich angepasst. Damit haben die Betreuerbanken die Möglichkeit, auf die hohe Volatilität zu reagieren und Positionen rascher wieder abzubauen.