Deutsche Wirtschaft wächst langsamer
Handelsblatt-Frühindikator gibt etwas nach
Das erste Halbjahr 2005 wird für die deutsche Konjunktur zu einer Zitterpartie. Das schlägt sich auch im Handelsblatt-Frühindikator nieder. Er prognostiziert im Februar mit 1,0 Prozent in gleitender Jahresrate für das zweite Quartal eine etwas schwächere Dynamik als noch im Januar mit 1,1 Prozent. Negativ wirkten sich rückläufige Konjunkturdaten für Industrie, Bau und Handel im November aus. Außerdem waren die Erwartungen der Industrie ohne Ernährungsgewerbe im Januar weniger zuversichtlich als davor.
ari DÜSSELDORF. In der übrigen Wirtschaft verbesserten sich die Geschäftsaussichten dagegen. Auch die Verbraucher fassten mehr Vertrauen. Diese Stimmungsaufhellung wird aber inzwischen durch die Arbeitslosenzahl von mehr als fünf Millionen einer Belastungsprobe unterzogen. Zudem offenbarte sich, dass der Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft viel zu optimistisch bewertet hatte.
Ein gewisses Gegengewicht bildet der Rekordanstieg der Auftragseingänge bei der Industrie im Dezember. Ihre Grundtendenz wird wegen des hohen Anteils von Großaufträgen im Dezember aber wohl erst mit den nächsten Monatszahlen sichtbar. Bis November jedenfalls war die Nachfrage im vierten Quartal schwächer als im dritten.
Der Dezember-Spitzenwert bei den Aufträgen könnte jedoch dafür sorgen, dass die Voraussage des Handelsblatt-Frühindikators für das zweite Quartal im März einen Tick besser ausfällt als im Februar. Die Daten fließen in den Indikator geglättet ein, um Ausschläge durch monatliche Ausreißer zu vermeiden. Gleiches gilt für die rückläufigen Einzelhandelsumsätze im Dezember, die den März-Indikator für sich genommen drücken müssten.
Da die Handelsumsätze einschließlich Kraftfahrzeug- und Tankstellenhandel im vierten Quartal ihr Vorquartalsniveau erneut unterschritten haben, war die Grundtendenz für den privaten Verbrauch zum Jahreswechsel negativ. Eine Trendwende hängt davon ab, wie lange die hohe Arbeitslosenzahl das Konsumklima belastet und ob die neuen Steuerentlastungen in den privaten Verbrauch fließen. Die verbesserten Erwartungen des Einzelhandels im Ifo-Geschäftsklima sind insofern nur ein Hoffnungswert.
Die Aufhellungssignale für die deutsche Konjunktur beschränken sich derzeit auf die Industrie – indes mit ungünstigeren Exportperspektiven. Und die Chancen für eine Belebung der Binnennachfrage konzentrieren sich bei genauerem Hinsehen auf die Investitionen. Das Auftragsplus von Dezember ging zudem an der ostdeutschen Industrie vorbei. Die Konjunktur in den neuen Ländern wird nach dem Handelsblatt-Ostbarometer denn auch bis zur Jahresmitte stagnieren.
Alles in allem signalisiert der Handelsblatt-Indikator, dass der Wachstumstrend in Deutschland sich bis zur Jahresmitte nicht verstärkt. Rechnet man die höhere Zahl von Arbeitstagen aus dem Wachstum für 2004 heraus, verbleiben 1,2 Prozent. Das entspricht etwa der Dynamik, die der Handelsblatt-Frühindikator derzeit für das erste Halbjahr voraussagt. Die Regierungsprognose von 1,6 Prozent für 2005 erscheint damit sehr optimistisch.
Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe (Gewicht zwölf Prozent) brachen im November um 2,4 Prozent gegenüber Oktober ein. Zugelegt hatte nur die Nachfrage nach Konsumgütern und zwar sowohl aus dem Inland als auch die aus dem Ausland. Erst der durch Großaufträge überzeichnete Rekordanstieg der neuen Bestellungen im Dezember von 7,1 Prozent gegenüber dem Vormonat sorgte dafür, dass die Nachfrage im vierten Quartal überhaupt höher ausfiel als im dritten Vierteljahr. Die Dezember-Orders fließen allerdings erst in den Handelsblatt-Frühindikator für März ein.
Die Nachfrage im Bauhauptgewerbe (24 Prozent) gab im November um sechs Prozent nach. Die Stabilisierung in den Vormonaten wurde damit unterbrochen. Den stärksten Rückgang gab es im Nichtwohnungsbau mit minus 15 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Die Einzelhandelsumsätze (24 Prozent) setzten ab November ihren davor drei Monate anhaltenden moderaten Anstieg nicht fort. Einschließlich KFZ- und Tankstellenhandel sanken sie im November gegenüber dem Vormonat um ein Prozent und im Dezember um weitere 1,2 Prozent. Der Fahrzeugbereich stützte die Entwicklung im November, belastete sie aber im Dezember. Insgesamt wurde im vierten Quartal das Vorquartalsniveau erneut nicht erreicht. Die Dezember-Umsätze werden erst im Handelsblatt-Frühindikator für März berücksichtigt.
Die Ifo-Geschäftserwartungen im gesamtdeutschen verarbeitenden Gewerbe (13 Prozent) haben sich – ohne Ernährungsgewerbe – nach dem starken Anstieg im Dezember im Januar wieder etwas von 9,6 auf 8,2 Punkte abgeschwächt. Teilweise dürfte dies auf die ebenfalls rückläufigen Exporterwartungen zurückzuführen sein. Gestützt wurde das Ifo-Geschäftsklima in der Industrie in dieser Abgrenzung durch eine bessere Beurteilung der aktuellen Lage (5,2 nach 3,9 Punkte). Das Klima selbst blieb relativ stabil bei 6,7 Punkten.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland (40 Prozent) haben sich im Januar erstmals seit langem kräftig erholt. Der Index kletterte von 14,4 auf 26,9 Punkte, liegt damit aber immer noch deutlich unter seinem langfristigen Mittelwert von knapp 35 Punkten. Auch die aktuelle Konjunktursituation in Deutschland beurteilten die befragten rund 300 Finanzmarktexperten im Januar etwas besser.
Definition: Der Frühindikator soll frühzeitig Wendepunkte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung anzeigen und läuft ihr etwa drei Monate voraus. Referenzgröße ist die gleitende Jahresrate des gesamtdeutschen realen Bruttoinlandsprodukts. Das ist die Veränderung des BIP in den vergangenen vier gegenüber den vorherigen vier Quartalen.
Quelle: Handelsblatt.com
...be invested
Der Einsame Samariter
Handelsblatt-Frühindikator gibt etwas nach
Das erste Halbjahr 2005 wird für die deutsche Konjunktur zu einer Zitterpartie. Das schlägt sich auch im Handelsblatt-Frühindikator nieder. Er prognostiziert im Februar mit 1,0 Prozent in gleitender Jahresrate für das zweite Quartal eine etwas schwächere Dynamik als noch im Januar mit 1,1 Prozent. Negativ wirkten sich rückläufige Konjunkturdaten für Industrie, Bau und Handel im November aus. Außerdem waren die Erwartungen der Industrie ohne Ernährungsgewerbe im Januar weniger zuversichtlich als davor.
ari DÜSSELDORF. In der übrigen Wirtschaft verbesserten sich die Geschäftsaussichten dagegen. Auch die Verbraucher fassten mehr Vertrauen. Diese Stimmungsaufhellung wird aber inzwischen durch die Arbeitslosenzahl von mehr als fünf Millionen einer Belastungsprobe unterzogen. Zudem offenbarte sich, dass der Einzelhandel das Weihnachtsgeschäft viel zu optimistisch bewertet hatte.
Ein gewisses Gegengewicht bildet der Rekordanstieg der Auftragseingänge bei der Industrie im Dezember. Ihre Grundtendenz wird wegen des hohen Anteils von Großaufträgen im Dezember aber wohl erst mit den nächsten Monatszahlen sichtbar. Bis November jedenfalls war die Nachfrage im vierten Quartal schwächer als im dritten.
Der Dezember-Spitzenwert bei den Aufträgen könnte jedoch dafür sorgen, dass die Voraussage des Handelsblatt-Frühindikators für das zweite Quartal im März einen Tick besser ausfällt als im Februar. Die Daten fließen in den Indikator geglättet ein, um Ausschläge durch monatliche Ausreißer zu vermeiden. Gleiches gilt für die rückläufigen Einzelhandelsumsätze im Dezember, die den März-Indikator für sich genommen drücken müssten.
Da die Handelsumsätze einschließlich Kraftfahrzeug- und Tankstellenhandel im vierten Quartal ihr Vorquartalsniveau erneut unterschritten haben, war die Grundtendenz für den privaten Verbrauch zum Jahreswechsel negativ. Eine Trendwende hängt davon ab, wie lange die hohe Arbeitslosenzahl das Konsumklima belastet und ob die neuen Steuerentlastungen in den privaten Verbrauch fließen. Die verbesserten Erwartungen des Einzelhandels im Ifo-Geschäftsklima sind insofern nur ein Hoffnungswert.
Die Aufhellungssignale für die deutsche Konjunktur beschränken sich derzeit auf die Industrie – indes mit ungünstigeren Exportperspektiven. Und die Chancen für eine Belebung der Binnennachfrage konzentrieren sich bei genauerem Hinsehen auf die Investitionen. Das Auftragsplus von Dezember ging zudem an der ostdeutschen Industrie vorbei. Die Konjunktur in den neuen Ländern wird nach dem Handelsblatt-Ostbarometer denn auch bis zur Jahresmitte stagnieren.
Alles in allem signalisiert der Handelsblatt-Indikator, dass der Wachstumstrend in Deutschland sich bis zur Jahresmitte nicht verstärkt. Rechnet man die höhere Zahl von Arbeitstagen aus dem Wachstum für 2004 heraus, verbleiben 1,2 Prozent. Das entspricht etwa der Dynamik, die der Handelsblatt-Frühindikator derzeit für das erste Halbjahr voraussagt. Die Regierungsprognose von 1,6 Prozent für 2005 erscheint damit sehr optimistisch.
Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe (Gewicht zwölf Prozent) brachen im November um 2,4 Prozent gegenüber Oktober ein. Zugelegt hatte nur die Nachfrage nach Konsumgütern und zwar sowohl aus dem Inland als auch die aus dem Ausland. Erst der durch Großaufträge überzeichnete Rekordanstieg der neuen Bestellungen im Dezember von 7,1 Prozent gegenüber dem Vormonat sorgte dafür, dass die Nachfrage im vierten Quartal überhaupt höher ausfiel als im dritten Vierteljahr. Die Dezember-Orders fließen allerdings erst in den Handelsblatt-Frühindikator für März ein.
Die Nachfrage im Bauhauptgewerbe (24 Prozent) gab im November um sechs Prozent nach. Die Stabilisierung in den Vormonaten wurde damit unterbrochen. Den stärksten Rückgang gab es im Nichtwohnungsbau mit minus 15 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Die Einzelhandelsumsätze (24 Prozent) setzten ab November ihren davor drei Monate anhaltenden moderaten Anstieg nicht fort. Einschließlich KFZ- und Tankstellenhandel sanken sie im November gegenüber dem Vormonat um ein Prozent und im Dezember um weitere 1,2 Prozent. Der Fahrzeugbereich stützte die Entwicklung im November, belastete sie aber im Dezember. Insgesamt wurde im vierten Quartal das Vorquartalsniveau erneut nicht erreicht. Die Dezember-Umsätze werden erst im Handelsblatt-Frühindikator für März berücksichtigt.
Die Ifo-Geschäftserwartungen im gesamtdeutschen verarbeitenden Gewerbe (13 Prozent) haben sich – ohne Ernährungsgewerbe – nach dem starken Anstieg im Dezember im Januar wieder etwas von 9,6 auf 8,2 Punkte abgeschwächt. Teilweise dürfte dies auf die ebenfalls rückläufigen Exporterwartungen zurückzuführen sein. Gestützt wurde das Ifo-Geschäftsklima in der Industrie in dieser Abgrenzung durch eine bessere Beurteilung der aktuellen Lage (5,2 nach 3,9 Punkte). Das Klima selbst blieb relativ stabil bei 6,7 Punkten.
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland (40 Prozent) haben sich im Januar erstmals seit langem kräftig erholt. Der Index kletterte von 14,4 auf 26,9 Punkte, liegt damit aber immer noch deutlich unter seinem langfristigen Mittelwert von knapp 35 Punkten. Auch die aktuelle Konjunktursituation in Deutschland beurteilten die befragten rund 300 Finanzmarktexperten im Januar etwas besser.
Definition: Der Frühindikator soll frühzeitig Wendepunkte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung anzeigen und läuft ihr etwa drei Monate voraus. Referenzgröße ist die gleitende Jahresrate des gesamtdeutschen realen Bruttoinlandsprodukts. Das ist die Veränderung des BIP in den vergangenen vier gegenüber den vorherigen vier Quartalen.
Quelle: Handelsblatt.com
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