Hamburg-Billstedt: Taliban predigte Hass
Afghanischer Minister in der Kreuzkirche -
Verfassungsschutz kam nicht rein.
Der Gesundheitsminister des weltweit geächteten Taliban-Regimes, Mohammed Abas Akhond, hat im Januar im Gemeindesaal der Billstedter Kreuzkirche gepredigt und den "Endsieg des Islam" beschworen. Der Verfassungschutz wäre bei der Veranstaltung gern dabei gewesen - doch er musste leider draußen bleiben. Die Verfassungschützer hatten erst zwei Stunden vorher durch Zufall vom Termin am 27. Januar erfahren.
Folgendes war geschehen: Schon Tage vor der Predigt des Taliban-Mannes wusste der Dienststellenleiter der Ausländerbeauftragten des Senats, Horst Tietjens, vom Besuch des Mullahs in Hamburg. Ein afghanischer Teppichhändler hatte ihn unterrichtet. Doch Tietjens informierte den Verfassungsschutz nicht. Stattdessen bot er den Afghanen seine Unterstützung an, versuchte gar, für den Taliban-Minister einen Termin beim Auswärtigen Amt zu vereinbaren. Tietjens war am Freitag für das Abendblatt nicht zu erreichen.
Im Landesamt für Verfassungsschutz meldete sich erst 120 Minuten vor der Veranstaltung ein Informant mit dem Hinweis auf den Taliban-Minister. Zu spät, um noch geeignete Mitarbeiter zu mobilisieren, die den entsprechenden Dialekt verstehen.
Dennoch stellte Verfassungsschutz-Chef Reinhard Wagner ein Observationsteam zusammen, das zur Kreuzkirche fuhr. Doch dort gingen die Verfassungsschützer nicht in den Veranstaltungsraum - sie hatten Bedenken, weil kirchliche Räume wegen des Religionsprivilegs unter besonderem Schutz stehen. So erfuhren die Verfassungsschützer nicht, worum es bei der Veranstaltung eigentlich ging. Ein Amateurvideo belegt die Hass-Predigt des Ministers: "Manche Menschen sagen, Osama bin Laden wird Unglück über Afghanistan bringen. Wir Muslime aber sagen, er hat die Ehre der Afghanen gerettet."
Brisant: Mohamed Abas Akhond hätte eigentlich kein Visum für Deutschland bekommen dürfen - die UN-Resolution 1333 aus dem Dezember 2000 verbietet Mitgliedern der Taliban-Regierung die Einreise. Dennoch stellte die deutsche Botschaft in Islamabad (Pakistan) dem Minister am 12. Januar 2001 ein Visum aus. Da der Minister als Grund für die Reise ein Treffen mit deutschen Firmen, die medizinisches Gerät liefern sollten, angegeben hatte, sei die Ausnahme "humanitärer Zweck" der Resolution eingetreten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Das Auswärtige Amt hat das Bundesinnenministerium nach dem UN-Beschluss übrigens gebeten, für die Schließung eines Taliban-Büros in Frankfurt zu sorgen.
Die evangelische Kreuzkirche Schiffbek liegt an der Billstedter Hauptstraße. 15 000 Menschen aus 78 Nationen leben im Einzugsgebiet. Im Vorraum zur Kirche liegt ein schwarzes Kondolenzbuch. "Für die Menschen in Amerika" steht auf einem Schild. Im Gemeindesaal wartet Pastor Bernd Berger (43).
Er ist bestürzt, kann kaum glauben, dass hier ein Taliban eine politische Rede gehalten haben soll - ein Minister des Regimes, dem die US-Regierung vorwirft, den meistgesuchtesten Terroristen der Welt zu decken - Osama bin Laden. "Wir vermieten unseren Gemeindesaal nie für politische Zwecke", sagt der Pastor. Der Saal (Miete 200 Mark) war von einer "uns bekannten und als vertrauenswürdig eingeschätzten Person", so Berger, für eine Feier angemeldet worden. "Wir hatten keinen Grund, diesem Mann zu misstrauen."
Bischöfin Maria Jepsen sagte: "Hier wurde das Vertrauen der Kirchengemeinde leider missbraucht." Unterdessen läuft die Fahndung nach den Terroranschlägen auf Hochtouren. Bundesweit sind bereits mehr als 6000 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, sagte am Freitag ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. (kj/bit/hpd)
www.hamburgerabendblatt.de/
Afghanischer Minister in der Kreuzkirche -
Verfassungsschutz kam nicht rein.
Der Gesundheitsminister des weltweit geächteten Taliban-Regimes, Mohammed Abas Akhond, hat im Januar im Gemeindesaal der Billstedter Kreuzkirche gepredigt und den "Endsieg des Islam" beschworen. Der Verfassungschutz wäre bei der Veranstaltung gern dabei gewesen - doch er musste leider draußen bleiben. Die Verfassungschützer hatten erst zwei Stunden vorher durch Zufall vom Termin am 27. Januar erfahren.
Folgendes war geschehen: Schon Tage vor der Predigt des Taliban-Mannes wusste der Dienststellenleiter der Ausländerbeauftragten des Senats, Horst Tietjens, vom Besuch des Mullahs in Hamburg. Ein afghanischer Teppichhändler hatte ihn unterrichtet. Doch Tietjens informierte den Verfassungsschutz nicht. Stattdessen bot er den Afghanen seine Unterstützung an, versuchte gar, für den Taliban-Minister einen Termin beim Auswärtigen Amt zu vereinbaren. Tietjens war am Freitag für das Abendblatt nicht zu erreichen.
Im Landesamt für Verfassungsschutz meldete sich erst 120 Minuten vor der Veranstaltung ein Informant mit dem Hinweis auf den Taliban-Minister. Zu spät, um noch geeignete Mitarbeiter zu mobilisieren, die den entsprechenden Dialekt verstehen.
Dennoch stellte Verfassungsschutz-Chef Reinhard Wagner ein Observationsteam zusammen, das zur Kreuzkirche fuhr. Doch dort gingen die Verfassungsschützer nicht in den Veranstaltungsraum - sie hatten Bedenken, weil kirchliche Räume wegen des Religionsprivilegs unter besonderem Schutz stehen. So erfuhren die Verfassungsschützer nicht, worum es bei der Veranstaltung eigentlich ging. Ein Amateurvideo belegt die Hass-Predigt des Ministers: "Manche Menschen sagen, Osama bin Laden wird Unglück über Afghanistan bringen. Wir Muslime aber sagen, er hat die Ehre der Afghanen gerettet."
Brisant: Mohamed Abas Akhond hätte eigentlich kein Visum für Deutschland bekommen dürfen - die UN-Resolution 1333 aus dem Dezember 2000 verbietet Mitgliedern der Taliban-Regierung die Einreise. Dennoch stellte die deutsche Botschaft in Islamabad (Pakistan) dem Minister am 12. Januar 2001 ein Visum aus. Da der Minister als Grund für die Reise ein Treffen mit deutschen Firmen, die medizinisches Gerät liefern sollten, angegeben hatte, sei die Ausnahme "humanitärer Zweck" der Resolution eingetreten, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Das Auswärtige Amt hat das Bundesinnenministerium nach dem UN-Beschluss übrigens gebeten, für die Schließung eines Taliban-Büros in Frankfurt zu sorgen.
Die evangelische Kreuzkirche Schiffbek liegt an der Billstedter Hauptstraße. 15 000 Menschen aus 78 Nationen leben im Einzugsgebiet. Im Vorraum zur Kirche liegt ein schwarzes Kondolenzbuch. "Für die Menschen in Amerika" steht auf einem Schild. Im Gemeindesaal wartet Pastor Bernd Berger (43).
Er ist bestürzt, kann kaum glauben, dass hier ein Taliban eine politische Rede gehalten haben soll - ein Minister des Regimes, dem die US-Regierung vorwirft, den meistgesuchtesten Terroristen der Welt zu decken - Osama bin Laden. "Wir vermieten unseren Gemeindesaal nie für politische Zwecke", sagt der Pastor. Der Saal (Miete 200 Mark) war von einer "uns bekannten und als vertrauenswürdig eingeschätzten Person", so Berger, für eine Feier angemeldet worden. "Wir hatten keinen Grund, diesem Mann zu misstrauen."
Bischöfin Maria Jepsen sagte: "Hier wurde das Vertrauen der Kirchengemeinde leider missbraucht." Unterdessen läuft die Fahndung nach den Terroranschlägen auf Hochtouren. Bundesweit sind bereits mehr als 6000 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen, sagte am Freitag ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. (kj/bit/hpd)
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