Raus aus Aktien!
Das Gesamtmodell
Unser aus drei umfangreichen Komponenten bestehendes Gesamtmodell signalisiert jetzt wieder Gefahr für die Aktienmärkte. Alle drei Komponenten haben sich im Berichtszeitraum verschlechtert, teilweise deutlich.
Die monetären Rahmenbedingungen sind weiterhin durch ein außergewöhnlich hohes Geldmengenwachstum geprägt. Damit bleibt dieser Teilbereich klar positiv. Allerdings kam es bei den Zinssätzen in allen Laufzeiten zu einer geradezu dramatischen Wende. Nach der Bekanntgabe, die Emission 30jähriger Staatsanleihen in den USA einzustellen, erlebten die Anleihemärkte panikartige Kurssteigerungen. Dabei erreichte ein wichtiger Sentiment-Indikator, Market Vane's Bullish Consensus, einen Extremwert von 93 Prozent. Kurz darauf kam es mit vergleichbarer Vehemenz zu Kursverlusten, die die vorangegangene Bewegung mehr als wettmachten.
Dieses Marktverhalten interpretieren wir dahingehend, daß an den US-Anleihemärkten ein mittelfristiges Hoch, also ein Tiefpunkt der Zinssätze, erreicht wurde. Damit verschlechtern sich die monetären Rahmenbedingungen erheblich. Eine weitere negative Entwicklung sehen wir im Verlauf des Dow Jones Utilities Index. Dieser hat in den letzten Tagen die September-Tiefs unterschritten. Die von uns verwendeten Sentiment-Indikatoren sind mehrheitlich auf Niveaus angestiegen, die auf ein bevorstehendes Ende der Bearmarket-Rallye hindeuten. Einige befinden sich sogar auf Rekordständen, markieren also mehr Optimismus als an den Höchstständen des Jahres 2000. Beispielsweise zeigt der von Richard Bernstein, Merrill Lynch, entwickelte "Sell Side Indicator" einen Rekordstand von 76 Prozent an; er mißt die durchschnittlich empfohlene Aktienallokation der Wall Street-Strategen, also deren Optimismus.
Die fundamentalen Bewertungen sind weiterhin absurd hoch und haben sich aufgrund der Kurssteigerungen natürlich verschlechtert. Selbst das IBES- oder Fed-Modell, das das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit den langfristigen Zinssätzen vergleicht, zeigt mittlerweile wieder eine leichte Überbewertung an. Wir erwähnen das, weil dieses Modell viel Popularität erfahren hat, nachdem es Ende September erstmals seit Jahren eine deutlichere Unterbewertung signalisiert hatte. Ein Rückgriff auf dieses langfristig gesehen sehr erfolglose Prognosemodell war unserer Meinung nach die einzige Möglichkeit, nicht von einer offensichtlichen fundamentalen Überbewertung der Märkte berichten zu müssen.
Fazit
Die von uns in der Oktober-Ausgabe der Performance angekündigte Bearmarket-Rallye "in der Größenordnung von mindestens 20 Prozent" ist eingetreten. Während dieser Aufwärtsbewegung hat die Advance-Decline-Statistik zu keiner Zeit auch nur annähernd eine interne Marktstärke, die für den Beginn eines Bullenmarktes sprechen würde, erkennen lassen. Im Gegenteil, die Daten dieser Statistik blieben klar hinter den Werten zurück, die nach den März-April-Tiefs zu verzeichnen waren. Die prozentualen Kurssteigerungen der Rallye von den März-April-Tiefs zu den Mai-Hochs betrugen 25 Prozent im Dow Jones, 22 Prozent im S&P 500 und 44 Prozent an der NASDAQ.
Die bisher erreichten November-Hochs betragen 24 Prozent im Dow Jones, 22 Prozent im S&P 500 und 40 Prozent an der NASDAQ. Die 200-Tage-Durchschnittlinien fallen bei allen Indizes deutlich und die September-Tiefs haben den langfristigen Abwärtstrend bestätigt. Die aktuellen Kurse befinden sich in greifbarer Nähe ihrer fallenden 200-Tage-Durchschnittlinien und in der Nähe anderer charttechnischer Widerstandsmarken. Selbst ein Überwinden der fallenden 200-Tage-Durchschnittlinien würde ausdrücklich kein Kaufsignal erzeugen. Vielmehr sehen wir eine solche Entwicklung, die dann sicherlich von den TV-Cheerleadern marktschreierisch als bullish hervorgehoben würde, als idealen Ausstiegspunkt in einem Bärenmarkt an.
Gleichzeitig signalisiert unser Gesamtmodell Gefahr für die Börsen. Der Stimmungsumschwung seit den September-Tiefs in Richtung Optimismus ist erstaunlich groß. Vor dem Hintergrund einer sich weiterhin verschlechternden Lage der Weltwirtschaft wird diese Bewegung offensichtlich lediglich von einer irrationalen Welle der Hoffnung getragen. Einige mittelfristige Indikatoren lassen zwar noch Raum für einige wenige Prozentpunkte Kurssteigerungen. Ein Ausreizen dieser Situation halten wir unter Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten vor diesem Gesamtbild jedoch nicht für angemessen.
Claus Vogt ist Leiter der Researchabteilung der Berliner Effektengesellschaft - eine Niederlassung der Consors Capital Bank AG.
Finanztreff immer witzig...
Good Trades !
Das Gesamtmodell
Unser aus drei umfangreichen Komponenten bestehendes Gesamtmodell signalisiert jetzt wieder Gefahr für die Aktienmärkte. Alle drei Komponenten haben sich im Berichtszeitraum verschlechtert, teilweise deutlich.
Die monetären Rahmenbedingungen sind weiterhin durch ein außergewöhnlich hohes Geldmengenwachstum geprägt. Damit bleibt dieser Teilbereich klar positiv. Allerdings kam es bei den Zinssätzen in allen Laufzeiten zu einer geradezu dramatischen Wende. Nach der Bekanntgabe, die Emission 30jähriger Staatsanleihen in den USA einzustellen, erlebten die Anleihemärkte panikartige Kurssteigerungen. Dabei erreichte ein wichtiger Sentiment-Indikator, Market Vane's Bullish Consensus, einen Extremwert von 93 Prozent. Kurz darauf kam es mit vergleichbarer Vehemenz zu Kursverlusten, die die vorangegangene Bewegung mehr als wettmachten.
Dieses Marktverhalten interpretieren wir dahingehend, daß an den US-Anleihemärkten ein mittelfristiges Hoch, also ein Tiefpunkt der Zinssätze, erreicht wurde. Damit verschlechtern sich die monetären Rahmenbedingungen erheblich. Eine weitere negative Entwicklung sehen wir im Verlauf des Dow Jones Utilities Index. Dieser hat in den letzten Tagen die September-Tiefs unterschritten. Die von uns verwendeten Sentiment-Indikatoren sind mehrheitlich auf Niveaus angestiegen, die auf ein bevorstehendes Ende der Bearmarket-Rallye hindeuten. Einige befinden sich sogar auf Rekordständen, markieren also mehr Optimismus als an den Höchstständen des Jahres 2000. Beispielsweise zeigt der von Richard Bernstein, Merrill Lynch, entwickelte "Sell Side Indicator" einen Rekordstand von 76 Prozent an; er mißt die durchschnittlich empfohlene Aktienallokation der Wall Street-Strategen, also deren Optimismus.
Die fundamentalen Bewertungen sind weiterhin absurd hoch und haben sich aufgrund der Kurssteigerungen natürlich verschlechtert. Selbst das IBES- oder Fed-Modell, das das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit den langfristigen Zinssätzen vergleicht, zeigt mittlerweile wieder eine leichte Überbewertung an. Wir erwähnen das, weil dieses Modell viel Popularität erfahren hat, nachdem es Ende September erstmals seit Jahren eine deutlichere Unterbewertung signalisiert hatte. Ein Rückgriff auf dieses langfristig gesehen sehr erfolglose Prognosemodell war unserer Meinung nach die einzige Möglichkeit, nicht von einer offensichtlichen fundamentalen Überbewertung der Märkte berichten zu müssen.
Fazit
Die von uns in der Oktober-Ausgabe der Performance angekündigte Bearmarket-Rallye "in der Größenordnung von mindestens 20 Prozent" ist eingetreten. Während dieser Aufwärtsbewegung hat die Advance-Decline-Statistik zu keiner Zeit auch nur annähernd eine interne Marktstärke, die für den Beginn eines Bullenmarktes sprechen würde, erkennen lassen. Im Gegenteil, die Daten dieser Statistik blieben klar hinter den Werten zurück, die nach den März-April-Tiefs zu verzeichnen waren. Die prozentualen Kurssteigerungen der Rallye von den März-April-Tiefs zu den Mai-Hochs betrugen 25 Prozent im Dow Jones, 22 Prozent im S&P 500 und 44 Prozent an der NASDAQ.
Die bisher erreichten November-Hochs betragen 24 Prozent im Dow Jones, 22 Prozent im S&P 500 und 40 Prozent an der NASDAQ. Die 200-Tage-Durchschnittlinien fallen bei allen Indizes deutlich und die September-Tiefs haben den langfristigen Abwärtstrend bestätigt. Die aktuellen Kurse befinden sich in greifbarer Nähe ihrer fallenden 200-Tage-Durchschnittlinien und in der Nähe anderer charttechnischer Widerstandsmarken. Selbst ein Überwinden der fallenden 200-Tage-Durchschnittlinien würde ausdrücklich kein Kaufsignal erzeugen. Vielmehr sehen wir eine solche Entwicklung, die dann sicherlich von den TV-Cheerleadern marktschreierisch als bullish hervorgehoben würde, als idealen Ausstiegspunkt in einem Bärenmarkt an.
Gleichzeitig signalisiert unser Gesamtmodell Gefahr für die Börsen. Der Stimmungsumschwung seit den September-Tiefs in Richtung Optimismus ist erstaunlich groß. Vor dem Hintergrund einer sich weiterhin verschlechternden Lage der Weltwirtschaft wird diese Bewegung offensichtlich lediglich von einer irrationalen Welle der Hoffnung getragen. Einige mittelfristige Indikatoren lassen zwar noch Raum für einige wenige Prozentpunkte Kurssteigerungen. Ein Ausreizen dieser Situation halten wir unter Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten vor diesem Gesamtbild jedoch nicht für angemessen.
Claus Vogt ist Leiter der Researchabteilung der Berliner Effektengesellschaft - eine Niederlassung der Consors Capital Bank AG.
Finanztreff immer witzig...
Good Trades !