Marktausblick: Gute Stimmung für Aktien hält an
Von M. Schreiber und S. Sachs, Frankfurt; H. Buchter, New York
Strategen halten die Märkte weiter für interessant bewertet. Anzeichen für Ende des Euro-Höhenfluges gibt es nicht.
Die gute Stimmung für Aktien dürfte nach Ansicht von Strategen auch in dieser Woche für Kursgewinne sorgen. Das Hauptaugenmerk der Anleger liegt auf den Konjunkturdaten und dem für Dienstag erwarteten Bericht der amerikanischen Notenbank Fed. Vor allem in Amerika stehen außerdem zahlreiche Zwischenbilanzen und Geschäftsberichte im Finanzmarktkalender. Ein starker Euro dürfte auch die Anleihekurse in der Eurozone stützen.
Für die Einheitswährung erwarten die Experten weitere Kursgewinne. Hauptindiz sei, dass die Warnungen europäischer Politiker und Zentralbanker vor den negativen Folgen des Euro-Höhenfluges verpufft seien. Die Offiziellen hatten sich vergangene Woche hauptsächlich über die sehr hohen Schwankungsbreiten der Währung, aber nicht über das Niveau des Euro geäußert. Am Freitag notierte er bei 1,12.597 $.
"Eine klare Linie der Europäer zum Wechselkurs ist nicht erkennbar, die Erklärung der Finanzminister der Eurozone stellte den kleinsten gemeinsamen Nenner dar und wurde so auch vom Markt interpretiert", sagte Carsten Fritsch, Devisenstratege der Commerzbank. Trevor Dinmore, Devisenstratege der Deutschen Bank in London, bemängelt eine fehlende Präzisierung der impliziten Drohungen. "Es fehlte jegliche Definition, was mit übermäßiger Volatilität gemeint ist. Auch wichtige Euro-Marken und etwaige Schritte, wie die Europäer die Euro-Aufwertung bekämpfen wollen, wurden nicht genannt." Hans Redeker, Chef der Devisenstrategie bei BNP Paribas brachte es auf den Punkte: "Es wird Folter angedroht, ohne dass die Foltermethoden genannt werden."
Zittriger Euro vor G7
Hans Redeker erwartet einen erneuten Anstieg des Euro in Richtung 1,29 $. Dinmore geht davon aus, dass sich die Einheitswährung bis zum G7-Treffen am 6. und 7. Februar in Florida sehr volatil in einer Spanne von 1,23 bis 1,29 $ halten wird. Auch für den Yen stellt das Treffen der sieben führenden Industrienationen den nächsten wichtigen Meilenstein dar. Bis zu diesem Termin erwarten die Strategen jedoch, dass die japanische Notenbank eine weitere Aufwertung der Währung moderat zulassen wird, um den USA und Europa bei der Zusammenkunft möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. In diesem Umfeld könnte sich der Dollar sogar nachhaltig unter das Niveau von 106 Yen verbilligen.
An den Aktienmärkten hatten in der vergangenen Woche vor allem gute Zahlen zum vierten Quartal aus den USA und Europa für leichte Gewinne gesorgt. Die Kursgewinne des Euro verlangsamten die Aufwärtsbewegung jedoch. In der Wochenbilanz stieg der Dax um ein Prozent auf 4151,83 Zähler. Bereits Mitte Januar fehlt nun nicht mehr viel bis zur Konsensprognose von 4300 Zählern für das Jahresende 2004. Der Stoxx 50 verbuchte hingegen nur ein kleines Kursplus von 0,1 Prozent. Der Dow Jones ging 0,14 Prozent fester aus der Woche, der marktbreitere S&P-500 kletterte 0,84 Prozent und der Technologieindex Nasdaq-Composite stieg um 0,7 Prozent. Besser war die Bilanz in Tokio: der Nikkei 225 rückte zwei Prozent auf 11.069,01 Punkte vor.
Ifo-Index erwartet
Am deutschen Aktienmarkt könnte der für Dienstag erwartete Ifo-Geschäftsklimaindex für Januar die Kurse bewegen. Er wird auf gleichbleibend hohem Niveau erwartet. Am Freitag steht zudem das Wirtschaftsvertrauen für die Eurozone im Kalender. "Der Januar war der Monat der Euro-Aufwertung, spannend wird sein, wie sich das in der Erwartungskomponente des Ifo-Index durchschlägt", sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt von der Fondsgesellschaft Invesco. In der vergangenen Woche hatte der ZEW-Finanzmarkttest die Aussicht auf einen Konjunkturaufschwung bestätigt. Aufschluss erhofft sich Krämer auch von den Einzelhandelsumsätzen für Deutschland im Dezember, die am Freitag veröffentlicht werden. "Für Enttäuschung könnte sorgen, wenn man an den Zahlen sieht, dass die aggressiven Rabatte noch nicht einmal die Umsätze verbessert haben", sagte der Volkswirt.
Da die Stimmung für Aktien jedoch gut bleibe und auch die Bewertung interessant sei, rät Krämer weiterhin zum Übergewichten von Aktien. Ähnlicher Ansicht sind die Strategen von Helaba Trust. Sie führen die Stimmung an den Märkten als Argument an und schreiben in einer Studie: "Der moderate Optimismus spricht dafür, dass keine akute Überhitzung festzustellen ist. Damit hält sich auch die Gefahr einer größeren Kurskorrektur in Grenzen." Vielmehr werde sich bei weiter günstigen Konjunkturdaten die freundliche Tendenz bei Aktien fortsetzen.
An der Wall Street erreicht die Ertragssaison der Unternehmen ihren Höhepunkt. Bislang sind die Zahlen für das vierte Quartal allerdings wie erwartet positiv ausgefallen und sorgten daher an den Börsen nicht gerade für Kursfeuerwerke. In dieser Woche könnten Schwergewichte wie der Ölmulti Exxon Mobile (Donnerstag) oder McDonalds (Montag) die Investoren aus ihrer Lethargie reißen. Besonders auf die Chemiebranche werden sie genauer schauen, wenn am Dienstag DuPont und am Donnerstag Dow Chemical ihre Zahlen vorlegen.
Fed-Begründung im Visier
Auch wenn unter den Anleihestrategen niemand erwartet, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch ihre Leitzinsen anheben wird, schauen die Experten genau auf die am Anschluss an die Entscheidung veröffentlichte Begründung. Der Wortlaut "für einen beträchtlichen Zeitraum" dürfte im Hinblick auf Periode, in der die US-Leitzinsen unverändert gehalten werden, wohl erhalten bleiben. In diesem Fall sehen die Experten leichte Kursgewinne der Treasuries, die aber wegen des fehlenden Überraschungseffektes nicht übermäßig ausfallen werden.
Wichtiger als die Konjunkturdaten und die Geldpolitik der Fed sind für den Anleihemarkt derzeit die Wechselkursentwicklungen. "Da die japanische Notenbank bei ihren Interventionen zugunsten des Dollar amerikanische Treasuries kauft, können die übrigen Akteure am Bondmarkt auf diesen temporären 'free lunch' spekulieren", sagte Carsten Clude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg. Denn diese Käufe führten zu stabilen, wenn nicht sogar weiter fallenden Renditen. Ein Stabilisierung des Dollar sei somit eine der Voraussetzungen für steigende Renditen.
Ftd.de
Von M. Schreiber und S. Sachs, Frankfurt; H. Buchter, New York
Strategen halten die Märkte weiter für interessant bewertet. Anzeichen für Ende des Euro-Höhenfluges gibt es nicht.
Die gute Stimmung für Aktien dürfte nach Ansicht von Strategen auch in dieser Woche für Kursgewinne sorgen. Das Hauptaugenmerk der Anleger liegt auf den Konjunkturdaten und dem für Dienstag erwarteten Bericht der amerikanischen Notenbank Fed. Vor allem in Amerika stehen außerdem zahlreiche Zwischenbilanzen und Geschäftsberichte im Finanzmarktkalender. Ein starker Euro dürfte auch die Anleihekurse in der Eurozone stützen.
Für die Einheitswährung erwarten die Experten weitere Kursgewinne. Hauptindiz sei, dass die Warnungen europäischer Politiker und Zentralbanker vor den negativen Folgen des Euro-Höhenfluges verpufft seien. Die Offiziellen hatten sich vergangene Woche hauptsächlich über die sehr hohen Schwankungsbreiten der Währung, aber nicht über das Niveau des Euro geäußert. Am Freitag notierte er bei 1,12.597 $.
"Eine klare Linie der Europäer zum Wechselkurs ist nicht erkennbar, die Erklärung der Finanzminister der Eurozone stellte den kleinsten gemeinsamen Nenner dar und wurde so auch vom Markt interpretiert", sagte Carsten Fritsch, Devisenstratege der Commerzbank. Trevor Dinmore, Devisenstratege der Deutschen Bank in London, bemängelt eine fehlende Präzisierung der impliziten Drohungen. "Es fehlte jegliche Definition, was mit übermäßiger Volatilität gemeint ist. Auch wichtige Euro-Marken und etwaige Schritte, wie die Europäer die Euro-Aufwertung bekämpfen wollen, wurden nicht genannt." Hans Redeker, Chef der Devisenstrategie bei BNP Paribas brachte es auf den Punkte: "Es wird Folter angedroht, ohne dass die Foltermethoden genannt werden."
Zittriger Euro vor G7
Hans Redeker erwartet einen erneuten Anstieg des Euro in Richtung 1,29 $. Dinmore geht davon aus, dass sich die Einheitswährung bis zum G7-Treffen am 6. und 7. Februar in Florida sehr volatil in einer Spanne von 1,23 bis 1,29 $ halten wird. Auch für den Yen stellt das Treffen der sieben führenden Industrienationen den nächsten wichtigen Meilenstein dar. Bis zu diesem Termin erwarten die Strategen jedoch, dass die japanische Notenbank eine weitere Aufwertung der Währung moderat zulassen wird, um den USA und Europa bei der Zusammenkunft möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. In diesem Umfeld könnte sich der Dollar sogar nachhaltig unter das Niveau von 106 Yen verbilligen.
An den Aktienmärkten hatten in der vergangenen Woche vor allem gute Zahlen zum vierten Quartal aus den USA und Europa für leichte Gewinne gesorgt. Die Kursgewinne des Euro verlangsamten die Aufwärtsbewegung jedoch. In der Wochenbilanz stieg der Dax um ein Prozent auf 4151,83 Zähler. Bereits Mitte Januar fehlt nun nicht mehr viel bis zur Konsensprognose von 4300 Zählern für das Jahresende 2004. Der Stoxx 50 verbuchte hingegen nur ein kleines Kursplus von 0,1 Prozent. Der Dow Jones ging 0,14 Prozent fester aus der Woche, der marktbreitere S&P-500 kletterte 0,84 Prozent und der Technologieindex Nasdaq-Composite stieg um 0,7 Prozent. Besser war die Bilanz in Tokio: der Nikkei 225 rückte zwei Prozent auf 11.069,01 Punkte vor.
Ifo-Index erwartet
Am deutschen Aktienmarkt könnte der für Dienstag erwartete Ifo-Geschäftsklimaindex für Januar die Kurse bewegen. Er wird auf gleichbleibend hohem Niveau erwartet. Am Freitag steht zudem das Wirtschaftsvertrauen für die Eurozone im Kalender. "Der Januar war der Monat der Euro-Aufwertung, spannend wird sein, wie sich das in der Erwartungskomponente des Ifo-Index durchschlägt", sagte Jörg Krämer, Chefvolkswirt von der Fondsgesellschaft Invesco. In der vergangenen Woche hatte der ZEW-Finanzmarkttest die Aussicht auf einen Konjunkturaufschwung bestätigt. Aufschluss erhofft sich Krämer auch von den Einzelhandelsumsätzen für Deutschland im Dezember, die am Freitag veröffentlicht werden. "Für Enttäuschung könnte sorgen, wenn man an den Zahlen sieht, dass die aggressiven Rabatte noch nicht einmal die Umsätze verbessert haben", sagte der Volkswirt.
Da die Stimmung für Aktien jedoch gut bleibe und auch die Bewertung interessant sei, rät Krämer weiterhin zum Übergewichten von Aktien. Ähnlicher Ansicht sind die Strategen von Helaba Trust. Sie führen die Stimmung an den Märkten als Argument an und schreiben in einer Studie: "Der moderate Optimismus spricht dafür, dass keine akute Überhitzung festzustellen ist. Damit hält sich auch die Gefahr einer größeren Kurskorrektur in Grenzen." Vielmehr werde sich bei weiter günstigen Konjunkturdaten die freundliche Tendenz bei Aktien fortsetzen.
An der Wall Street erreicht die Ertragssaison der Unternehmen ihren Höhepunkt. Bislang sind die Zahlen für das vierte Quartal allerdings wie erwartet positiv ausgefallen und sorgten daher an den Börsen nicht gerade für Kursfeuerwerke. In dieser Woche könnten Schwergewichte wie der Ölmulti Exxon Mobile (Donnerstag) oder McDonalds (Montag) die Investoren aus ihrer Lethargie reißen. Besonders auf die Chemiebranche werden sie genauer schauen, wenn am Dienstag DuPont und am Donnerstag Dow Chemical ihre Zahlen vorlegen.
Fed-Begründung im Visier
Auch wenn unter den Anleihestrategen niemand erwartet, dass die US-Notenbank Fed am Mittwoch ihre Leitzinsen anheben wird, schauen die Experten genau auf die am Anschluss an die Entscheidung veröffentlichte Begründung. Der Wortlaut "für einen beträchtlichen Zeitraum" dürfte im Hinblick auf Periode, in der die US-Leitzinsen unverändert gehalten werden, wohl erhalten bleiben. In diesem Fall sehen die Experten leichte Kursgewinne der Treasuries, die aber wegen des fehlenden Überraschungseffektes nicht übermäßig ausfallen werden.
Wichtiger als die Konjunkturdaten und die Geldpolitik der Fed sind für den Anleihemarkt derzeit die Wechselkursentwicklungen. "Da die japanische Notenbank bei ihren Interventionen zugunsten des Dollar amerikanische Treasuries kauft, können die übrigen Akteure am Bondmarkt auf diesen temporären 'free lunch' spekulieren", sagte Carsten Clude, Chefvolkswirt von M.M. Warburg. Denn diese Käufe führten zu stabilen, wenn nicht sogar weiter fallenden Renditen. Ein Stabilisierung des Dollar sei somit eine der Voraussetzungen für steigende Renditen.
Ftd.de