Seit Jahren schreibt der Rohölverarbeiter rote Zahlen, jetzt wurde der finanzielle Druck zu groß. Der Konzern geht in Konkurs. Er scheitert nicht nur an der schwachen Konjunktur in Europa.
Der angeschlagene Schweizer Raffineriebetreiber Petroplus ist pleite. Nachdem Kreditverhandlungen mit den Banken gescheitert sind, wird der Konzern nach Angaben vom Dienstag in der Schweiz so schnell wie möglich Antrag auf Nachlassstundung stellen
Damit kommt ein Insolvenzverfahren in Gang, das Petroplus Schutz vor Zwangsvollstreckungen durch die Gläubiger bieten und eine geordnete Liquidierung oder Sanierung unter der Aufsicht eines Nachlassverwalters möglich machen soll. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer Abwicklung des Konzerns groß - denn das Konkursrecht in der Schweiz ist weitaus restriktiver als etwa in Deutschland oder den USA.
Wie hoch die Schulden des Unternehmens sind, war nicht klar. Der Konzern hat Anleihen und Wandelanleihen im Nominalwert von mehr als zwei Milliarden Dollar ausstehen, von denen nach Firmenangaben 1,75 Milliarden Dollar als Folge des Scheiterns der Kreditverhandlungen fällig gestellt wurden.
Die Petroplus-Aktie eröffnete an der Schweizer Börse 88 Prozent schwächer bei 17 Rappen. Am Montag hatte Petroplus die Aktie bei 1,47 Franken vom Handel aussetzen lassen.
Der Konzern, der mit Übernahmen stark gewachsen ist und seit Jahren rote Zahlen schrieb, besitzt fünf Raffinerien in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien und Großbritannien.
Nach Weihnachten blockierten die Banken dem Konzern die Kreditlinien. Petroplus fehlte das Geld, um den Rohölnachschub für seine Werke zu finanzieren. Ein Teil der Anlagen mussten nach und nach heruntergefahren werden, andere operierten zuletzt mit eingeschränkten Kapazitäten. Am Dienstag stellte die Anlage in Coryton in Großbritannien die Lieferungen an die Kunden ein. Cressier in der Schweiz hat Anfang des Monats aufgehört zu produzieren. Eine weitere Anlage steht in Ingoldstadt in Bayern.
Petroplus beschäftigte zuletzt rund 2500 Personen. Der Konzern litt unter Überkapazitäten in der Branche und der Konjunkturabschwächung in Europa, die auf die Margen drückten. Hinzu kam, dass Banken in der Euro-Schuldenkrise und wegen der strengerer Eigenkapitalvorschriften bei der Vergabe von Krediten restriktiver geworden sind. Die sehr schwierigen Bedingung auf den europäischen Kreditmärkten und in der Raffineriebranche hätten zum Schluss eine Lösung der Probleme unmöglich gemacht, erklärte Petroplus-Konzernchef Jean-Paul Vettier.
„Mit dem Konkurs ist das schlimmste Szenario für das Unternehmen eingetroffen“, erklärte der ZKB-Analyst Martin Schreiber. Was die Aktionäre aus der Konkursmasse noch erhalten können, sei „aufgrund der undurchsichtigen Lage bei Petroplus derzeit kaum abschätzbar“.
Quelle: www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/...ite/6103632.html