Großreinemachen bei Internet-Architekten
Von Holger Zschäpitz
und Matthias Iken
Berlin - Eine ehemalige Boom-Branche wird abgewickelt. Viele Internet-Agenturen, die Web-Seiten bauen und betreuen, kämpfen ums Überleben. Von 3200 Firmen, die noch Anfang des vergangenen Jahres existierten, sind gerade einmal 2000 übrig geblieben. Auch am Neuen Markt gerieten die Aktien der Branche überdurchschnittlich unter Druck. Viele Papiere verloren von ihren Höchstständen mehr als 90 Prozent. "Die Kursentwicklung spiegelt den Nachfrageeinbruch bei Internet-Architekten", sagt Marc Osigus, Analyst der Berenberg Bank. "Die Konsolidierung dürfte weiter gehen, eine Besserung der Situation ist noch nicht in Sicht."
Denn die Internet-Architekten sind am stärksten vom Absturz der New Economy betroffen. Der Grund: Auf der Höhe des Internet-Booms schrieben die Unternehmen die Wachstumsraten in die Ewigkeit fort und bauten entsprechend Kapazitäten auf. Viele Web-Agenturen gingen zusätzlich auf Einkaufstour, zahlten für kleinere Anbieter Mondpreise und gaben so die Gelder aus dem Börsengang mit vollen Händen aus.
Die Strategie ging voll daneben. Einerseits verschwanden mit der Pleitewelle der Internet-Branche viele Kunden von der Bildfläche; einige sogar, ohne ihre Rechnungen zu begleichen. Andererseits hielt sich auch die Old-Economy auf Grund des neuen Realitätssinns mit Internet-Ausgaben zurück. Der Investitionsstreik der Kunden könnte sich Branchenkennern zufolge im zweiten Quartal sogar noch zuspitzen. "Frühestens im vierten Quartal dreht der Markt wieder", so der Experte.
Doch fraglich ist, ob viele Unternehmen bis dahin durchhalten können - zumal immer mehr klassische IT-Dienstleister in das Geschäft drängen. Mit Ausnahme von GFT, BOV, Sinner-Schrader und Concept arbeiten bislang alle börsennotierte Internet-Agenturen noch mit Verlusten. Sollten nicht bald schwarze Zahlen geschrieben werden, droht vielen Firmen die Zahlungsunfähigkeit. "Entscheidend ist im momentanen Umfeld weniger die kritische Größe als vielmehr eine gute Cash-Basis", sagt auch Osigus.
Auch wenn die Branche aus diesen Gründen wenig attraktiv erscheint, könnte ein Investment dennoch lohnend sein. Die Zauberwörter heißen Fusionen und Übernahmen. Viele Unternehmen sind zu schwach oder klein, um eigenständig in dem schwierigen Umfeld zu überleben."Die Kurse sind inzwischen so weit abgesackt, dass man einige Gesellschaften zum Schleuderpreis bekommt", sagt Peter Barkow, Analyst bei HSBC Trinkaus und Burkhardt. Auch die Börse beginnt, auf ein großes Fressen zu setzen. Die anhaltenden Spekulationen um einen Übernahme von ID-Media, WWL Internet und Pixelpark beweisen dies.
Dennoch warnt Barkow Investoren davor, blind auf Übernahmen zu spekulieren: "Es gibt zu viele Agenturen, die nach einem starken Partner Ausschau halten. Käufer können deshalb sehr wählerisch sein." Dennoch sieht er interessante Übernahmekandidaten unter den mittelgroßen Anbietern: "Concept, Sinner-Schrader und Syzygy sind am attraktivsten. Gerade die hohen Bargeldbestände aus dem Börsengang könnten Appetit machen." Syzygy verfügt so bei einen Börsenwert von 63 Mio. Euro über 60 Mio. Euro liquide Mittel, Concept über fast 100 Mio. Euro bei einem Marktkapitalisierung von 117 Mio. Euro.
Kleinere Anbieter wie WWL Internet, Digital Advertising, Popnet und ID-Media haben bei der Brautschau hingegen schlechtere Karten. "Von Kursexplosionen bis zur Pleite ist hier alles möglich", sagt ein Analyst. "Diese Aktien eignen sich nur für Zocker."
Doch auch Branchengrößen wie Pixelpark und Kabel New Media, die lange als Favoriten der Analysten galten, sind derzeit wenig populär. Am positivsten schätzen die Experten noch die Aktien von GFT ein. "Das Unternehmen hat seine Planungen noch am ehesten eingehalten", sagt Osigus, der die Aktie auf Akkumulieren stuft. Auch Barkow setzt auf GFT: "Die Internet-Agenturen, die überleben, werden auf Sicht von zwölf Monaten wieder interessant." GFT habe hier die besten Chancen.
Von Holger Zschäpitz
und Matthias Iken
Berlin - Eine ehemalige Boom-Branche wird abgewickelt. Viele Internet-Agenturen, die Web-Seiten bauen und betreuen, kämpfen ums Überleben. Von 3200 Firmen, die noch Anfang des vergangenen Jahres existierten, sind gerade einmal 2000 übrig geblieben. Auch am Neuen Markt gerieten die Aktien der Branche überdurchschnittlich unter Druck. Viele Papiere verloren von ihren Höchstständen mehr als 90 Prozent. "Die Kursentwicklung spiegelt den Nachfrageeinbruch bei Internet-Architekten", sagt Marc Osigus, Analyst der Berenberg Bank. "Die Konsolidierung dürfte weiter gehen, eine Besserung der Situation ist noch nicht in Sicht."
Denn die Internet-Architekten sind am stärksten vom Absturz der New Economy betroffen. Der Grund: Auf der Höhe des Internet-Booms schrieben die Unternehmen die Wachstumsraten in die Ewigkeit fort und bauten entsprechend Kapazitäten auf. Viele Web-Agenturen gingen zusätzlich auf Einkaufstour, zahlten für kleinere Anbieter Mondpreise und gaben so die Gelder aus dem Börsengang mit vollen Händen aus.
Die Strategie ging voll daneben. Einerseits verschwanden mit der Pleitewelle der Internet-Branche viele Kunden von der Bildfläche; einige sogar, ohne ihre Rechnungen zu begleichen. Andererseits hielt sich auch die Old-Economy auf Grund des neuen Realitätssinns mit Internet-Ausgaben zurück. Der Investitionsstreik der Kunden könnte sich Branchenkennern zufolge im zweiten Quartal sogar noch zuspitzen. "Frühestens im vierten Quartal dreht der Markt wieder", so der Experte.
Doch fraglich ist, ob viele Unternehmen bis dahin durchhalten können - zumal immer mehr klassische IT-Dienstleister in das Geschäft drängen. Mit Ausnahme von GFT, BOV, Sinner-Schrader und Concept arbeiten bislang alle börsennotierte Internet-Agenturen noch mit Verlusten. Sollten nicht bald schwarze Zahlen geschrieben werden, droht vielen Firmen die Zahlungsunfähigkeit. "Entscheidend ist im momentanen Umfeld weniger die kritische Größe als vielmehr eine gute Cash-Basis", sagt auch Osigus.
Auch wenn die Branche aus diesen Gründen wenig attraktiv erscheint, könnte ein Investment dennoch lohnend sein. Die Zauberwörter heißen Fusionen und Übernahmen. Viele Unternehmen sind zu schwach oder klein, um eigenständig in dem schwierigen Umfeld zu überleben."Die Kurse sind inzwischen so weit abgesackt, dass man einige Gesellschaften zum Schleuderpreis bekommt", sagt Peter Barkow, Analyst bei HSBC Trinkaus und Burkhardt. Auch die Börse beginnt, auf ein großes Fressen zu setzen. Die anhaltenden Spekulationen um einen Übernahme von ID-Media, WWL Internet und Pixelpark beweisen dies.
Dennoch warnt Barkow Investoren davor, blind auf Übernahmen zu spekulieren: "Es gibt zu viele Agenturen, die nach einem starken Partner Ausschau halten. Käufer können deshalb sehr wählerisch sein." Dennoch sieht er interessante Übernahmekandidaten unter den mittelgroßen Anbietern: "Concept, Sinner-Schrader und Syzygy sind am attraktivsten. Gerade die hohen Bargeldbestände aus dem Börsengang könnten Appetit machen." Syzygy verfügt so bei einen Börsenwert von 63 Mio. Euro über 60 Mio. Euro liquide Mittel, Concept über fast 100 Mio. Euro bei einem Marktkapitalisierung von 117 Mio. Euro.
Kleinere Anbieter wie WWL Internet, Digital Advertising, Popnet und ID-Media haben bei der Brautschau hingegen schlechtere Karten. "Von Kursexplosionen bis zur Pleite ist hier alles möglich", sagt ein Analyst. "Diese Aktien eignen sich nur für Zocker."
Doch auch Branchengrößen wie Pixelpark und Kabel New Media, die lange als Favoriten der Analysten galten, sind derzeit wenig populär. Am positivsten schätzen die Experten noch die Aktien von GFT ein. "Das Unternehmen hat seine Planungen noch am ehesten eingehalten", sagt Osigus, der die Aktie auf Akkumulieren stuft. Auch Barkow setzt auf GFT: "Die Internet-Agenturen, die überleben, werden auf Sicht von zwölf Monaten wieder interessant." GFT habe hier die besten Chancen.