2. TV Loonland
Ein attraktives KGV bieten die Aktien der von 200 Euro im Jahr 2000 auf unter 2 Euro gefallenen TV Loonland (WKN 534.840). Nach den jüngsten Kurseinbrüchen hat der Aktienkurs wieder Potential.
Die TV Loonland AG ist einer der führenden internationalen Produzenten und Vermarkter von Zeichentrickfilmen. Die Firma lässt in Großbritannien sowie in Ungarn zeichnen und verkauft die Kinderfilme an Spartensender wie "Kinderkanal", "Disney Asia" und die BBC-Tochter "CBBC" ebenso wie an "ZDF", "France 5" und "TV12 Singapore". Mit dem Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) gibt es einige Co-Produktionen wie "Briefe an Felix", "Petterson und Findus" oder "Rudis Rabenteuer". Der große Vorteil der gezeichneten Stars liegt auf der Hand: Bei wachsender Popularität verlangen diese keine höheren Gagen. Der Vorteil des jungen Zielpublikums: Es kommen laufend neue Kinder nach, denen bereits vor Jahren produzierte Filme wieder gezeigt werden können.
Die Geschäftszahlen
2000 2001 1. Quartal 2002
Umsatz 74,2 Mio. Euro 77,5 Mio. Euro 9,1 Mio. Euro
Gewinn 8,3 Mio. Euro 9,0 Mio. Euro 0,7 Mio. Euro
Gewinn/Aktie 1,26 Euro 1,17 Euro 0,06 Euro
Quelle: Unternehmensberichte
Bekanntlich verdienen die Medien derzeit wenig Geld durch Werbeeinnahmen. Wenn nun Fernsehsender & Co weniger einnehmen, dann knausern sie auch beim Einkauf von Filmen. Das bekommt auch TV Loonland zu spüren. Deshalb ist im 1. Quartal 2002 auch der Umsatz um 43 % eingebrochen. Der Gewinn sank sogar um 84 %. Es werden aber immerhin noch Schwarze Zahlen geschrieben.
Ein Bilanzposten, der uns nicht gefällt, sind die mit 34 Mio. Euro per 31.3.2002 relativ hohen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen. Wie wir von IR-Direkorin Ilona McLean erfahren konnten, handelt es sich hierbei um Forderungen aus den Co-Produktionen. Diese haben fast zur Gänze Fälligkeiten im Jahr 2002 und werden im Jahresverlauf den Barmittelbestand entsprechend erhöhen. Generell stehen laut McLean der Schutz von Liquidität und die Senkung von Kosten derzeit ganz oben auf der Prioritätenliste. Wenn ein neues Film-Projekt nicht zumindest zur Hälfte von den künftigen Kunden - den Fernsehsendern - vorfinanziert wird, dann wird es im Moment nicht gestartet.
Leider gibt es keine veröffentlichten Umsatz- und Ergebnisplanzahlen von Seiten der Gesellschaft, da diese sich keinem Druck durch den Markt aussetzen will. Wir können uns aber gut vorstellen, dass der Umsatz im laufenden Geschäftsjahr deutlich unter den Jahren 2000 und 2001 liegen wird. Die im Editorial erwähnten Analysten von "Independent Research" haben jedenfalls am 4. Juli ihre Gewinnprognosen für 2002 auf 0,48 Euro (nach zuvor 0,85 Euro) reduziert. Das ergibt ein Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 4. Für 2003 erwarten die Frankfurter Analysten nun 0,65 Euro Gewinn/Aktie (zuvor 1,08 Euro).
Per 31.3.2002 verfügt die Gesellschaft über Barmittel von 16,5 Mio. Euro (2,30 Euro/Aktie). Wird tatsächlich der Großteil der 34 Mio. Euro Forderungen beglichen, dann könnte die Firma per 31.12.2002 bis zu 52 Mio. Euro Cash auf dem Bankkonto liegen haben. Dies wäre 7,25 Euro je Aktie.
Kursrückgang im Juni/Juli
Den Nachrichten zu TV Loonland bei FinanzNachrichten.de können Sie sehr gut entnehmen, dass am 26.6.2002 der Finanzvorstand der Gesellschaft zurückgetreten ist. Den Abgang des 45-jährigen Dr. Carl Woebcken interpretierte Börsenbrief-Schreiber Egbert Prior als Indiz für eine drohende Insolvenz. Der Aktienkurs sank binnen weniger Tage von über 3 Euro auf 1,14 Euro. Im Mai kosteten die Anteilscheine noch über 7 Euro. Das war allerdings, bevor die Firma angekündigt hatte, dass 2002 Umsatz und Ergebnis nicht steigen würden.
Wie uns von IR-Direktorin McLean versichert wurde, war das Ausscheiden von Woebcken lange geplant. Dennoch war der Zeitpunkt sehr unglücklich. Generell ist die "Kopf-in-den-Sand-Politik" von Vorstand und Großaktionär Peter Völkle etwas ungewöhnlich. Statt auf den 90 %igen Kursrückgang seit Jahresbeginn mit offener Pressearbeit zu antworten, werden keine 2002er Planzahlen veröffentlicht und es sind keine Kommentare zum Kursverlust zu bekommen. So wird es bis zum 31.8., wenn die Halbjahreszahlen veröffentlicht werden, wohl noch relativ ruhig bleiben.
Fazit
Die Aktie ist im Moment überverkauft. Eine Bewertung eines profitablen Unternehmens mit dem Cash-Bestand erscheint uns relativ niedrig. Ebenso zeigen Eigenmittel von 116,8 Mio. Euro (16,30 Euro/Aktie) eine deutliche Unterbewertung an. Wie hoch der Gewinn 2002 ausfallen wird, ist im Moment noch nicht abschätzbar.
Sehr unglücklich ist hier allerdings unser Timing. Wir haben das Unternehmen seit Ende letzter Woche ausführlich analysiert. Damals notierte der Wert bei 1,20-1,50 Euro. Wie sich seither zeigte, war dies der Tiefststand der Aktie. Die von uns erkannte Unterbewertung haben allerdings mittlerweile einige andere Marktteilnehmer auch bemerkt und kräftig gekauft, was uns zu dem Rundmail gestern veranlasst hatte. Am heutigen Tag wurde der Wert im Hoch bereits bei 2,80 Euro gehandelt und es erscheint uns aufgrund des positiven Momentums als realistisch, dass unser Trading-Kursziel von 3,50 Euro bereits sehr bald erreicht werden könnte. Falls es noch einen Rückschlag geben sollte, würden wir Neukäufe bei Kursen bis 2 Euro für sinnvoll erachten.
Quelle: Der Spekulant/Finanznachrichten.de
Gruß Pichel