Wenn man Greenspan die Schuld am Kurszerfall an der NASDAQ gibt, macht man es sich zu einfach. Doch ganz unschuldig an der ganzen Misere ist er auch nicht. Er mag ja in der 1. Hälfte der 90er Jahre umsichtig und weise agiert haben, aus dieser Zeit stammt auch sein guter Ruf, doch in letzter Zeit sind ihm die Zügel (nicht unschuldig) entglitten.
Dass er 1987 den grossen Crash mitverursacht hat, hat man ihm verziehen. Er war damals erst frisch in seinem Amt und der Schock, den er erlebt hat, hat womöglich dazu beigetragen, dass er in den kommenden Jahren so erfolgreich wurde. Auch warnt er schon seit bald zwei Jahren, dass die Aktien überteuert sind.
Doch hat er in letzter Zeit grosse Fehler begangen. Konkret werfe ich ihm zwei Sachen vor.
1.) Es ist allgemein bekannt, dass Zinserhöhungen (und -senkungen) erst nach ca. 1/2 Jahr anfangen zu wirken. Von dem her hat er zu lange und kontinuierlich die Zinsen erhöht. Das gipfelte sogar in der letzten Erhöhung um voll 50 Basispunkte! Ich mag mich noch genau erinnern, der Markt hatte aufgrund irgendwelcher Indikatoren eine Leitzinserhöhung um 1/2 Prozent erwartet und Greenspan hat dem Markt dann das auch gegeben. Er hatte also nicht dir Grösse, zu sagen, keine Erhöhung, weil die bereits verabreichten Änderungen noch nicht begonnen haben, Wirkung zu zeigen aber in Bälde greifen werden. Durch sein Vorgehen hat er das Wirtschaftswachstum abgewürgt, die US-Wirtschaft in eine Rezession getrieben oder er hat mindestens eine sehr harte Landung zu verantworten. Jetzt übt er sich in Schadensbegrenzung, doch ich fürchte, der angerichtete Schaden ist zu gross, sich durch Zinsspielereien zu korrigieren. Es steht eine Stagflation an (Stagnation der Wirtschaft mit gleichzeitiger Inflation).
2.) Greenspan hat nicht erkannt, dass die Aktienkurse ihrerseits auf die Realwirtschaft rückkoppeln. Vor allem die privaten Haushalte haben in Technologieaktien ihr Erspartes investiert (in den USA sehr populär), meistens in Blue-Chips wie Cisco etc. und weniger in spekulative Internetwerte. Die lange Talfahrt an der NASDAQ hat nun viel Vermögen vernichtet. Einerseits wirkt sich das in einer pessimistischen Einschätzung aus, was den privaten Konsum oder generell die Ausgaben hemmt. Andererseits steht der Mittelstand schlechter da als noch vor fünf Jahren. Der unbesorgte Lebensabend, der für so manches Paar in greifbare Nähe gekommen war, ist wieder zu einem Traum verkommen.
Was hätte Greenspan besser machen können? Er hätte von Anfang an mit einer 1/2 prozentigen Zinserhöhung den Markt schocken müssen, ev. noch ein Mal nachdoppeln und warten, bis es Wirkung zeigt. Dies hätte einerseits die Exzesse an den Aktienmärkten zum vornherein verhindert und andererseits die Wirtschaft nicht an den Rand einer Rezession gebracht (oder darüber). Tut mit leid Alan, aber du hast deinen Höhepunkt schon längst überschritten. Seinen Rücktritt würde ich sehr begrüssen.
Gruss, CHF
Dass er 1987 den grossen Crash mitverursacht hat, hat man ihm verziehen. Er war damals erst frisch in seinem Amt und der Schock, den er erlebt hat, hat womöglich dazu beigetragen, dass er in den kommenden Jahren so erfolgreich wurde. Auch warnt er schon seit bald zwei Jahren, dass die Aktien überteuert sind.
Doch hat er in letzter Zeit grosse Fehler begangen. Konkret werfe ich ihm zwei Sachen vor.
1.) Es ist allgemein bekannt, dass Zinserhöhungen (und -senkungen) erst nach ca. 1/2 Jahr anfangen zu wirken. Von dem her hat er zu lange und kontinuierlich die Zinsen erhöht. Das gipfelte sogar in der letzten Erhöhung um voll 50 Basispunkte! Ich mag mich noch genau erinnern, der Markt hatte aufgrund irgendwelcher Indikatoren eine Leitzinserhöhung um 1/2 Prozent erwartet und Greenspan hat dem Markt dann das auch gegeben. Er hatte also nicht dir Grösse, zu sagen, keine Erhöhung, weil die bereits verabreichten Änderungen noch nicht begonnen haben, Wirkung zu zeigen aber in Bälde greifen werden. Durch sein Vorgehen hat er das Wirtschaftswachstum abgewürgt, die US-Wirtschaft in eine Rezession getrieben oder er hat mindestens eine sehr harte Landung zu verantworten. Jetzt übt er sich in Schadensbegrenzung, doch ich fürchte, der angerichtete Schaden ist zu gross, sich durch Zinsspielereien zu korrigieren. Es steht eine Stagflation an (Stagnation der Wirtschaft mit gleichzeitiger Inflation).
2.) Greenspan hat nicht erkannt, dass die Aktienkurse ihrerseits auf die Realwirtschaft rückkoppeln. Vor allem die privaten Haushalte haben in Technologieaktien ihr Erspartes investiert (in den USA sehr populär), meistens in Blue-Chips wie Cisco etc. und weniger in spekulative Internetwerte. Die lange Talfahrt an der NASDAQ hat nun viel Vermögen vernichtet. Einerseits wirkt sich das in einer pessimistischen Einschätzung aus, was den privaten Konsum oder generell die Ausgaben hemmt. Andererseits steht der Mittelstand schlechter da als noch vor fünf Jahren. Der unbesorgte Lebensabend, der für so manches Paar in greifbare Nähe gekommen war, ist wieder zu einem Traum verkommen.
Was hätte Greenspan besser machen können? Er hätte von Anfang an mit einer 1/2 prozentigen Zinserhöhung den Markt schocken müssen, ev. noch ein Mal nachdoppeln und warten, bis es Wirkung zeigt. Dies hätte einerseits die Exzesse an den Aktienmärkten zum vornherein verhindert und andererseits die Wirtschaft nicht an den Rand einer Rezession gebracht (oder darüber). Tut mit leid Alan, aber du hast deinen Höhepunkt schon längst überschritten. Seinen Rücktritt würde ich sehr begrüssen.
Gruss, CHF