SCHLÄGEREI UNTER MÖNCHEN
Jerusalemer Grabeskirche wird zum Saloon
Die Grabeskirche in Jerusalem ist seit alters her Gegenstand des Streits zwischen verschiedenen christlichen Konfessionen. Nun hat der Zwist zu einer handfesten Rauferei zwischen Mönchen geführt. In dem Gotteshaus flogen nach bester Wild-West-Manier Fäuste und Stühle.
Dieses Mal haben sich zwei Ordensgemeinschaften in die Haare gekriegt. Der Streit entzündete sich an der Zuständigkeit für das Dach der Grabeskirche, die über dem angeblichen Grab Jesus von Nazareths erbaut ist. Anlass der Handgreiflichkeiten war offenbar, dass ein ägyptischer Mönch seinen Stuhl aus der Sonne in den Schatten gerückt hatte. Mit seiner bloßen Anwesenheit behauptete der Mönch den Anspruch der koptischen Christen auf das Dach, die es 1970 großenteils an eine äthiopische Christengemeinschaft verloren hatten. Seither wachen beide Ordensgemeinschaften mit Argusaugen darauf, dass keine Gruppe seinen Anspruch auf das Dach weiter festigt.
Nach dem Stuhlrücken des ägyptischen Mönchs mutmaßte ein äthiopischer Mönch sofort: "Sie versuchen uns zu vertreiben." Pater Afrajim aus dem benachbarten koptischen Kloster warf den Äthiopiern vor, sie hätten einen der ihren drangsaliert. Es blieb unklar, wer schließlich auf dem Dach den ersten Stein warf. Es kam jedenfalls zu einem Kampf, den die Mönche mit Fäusten, Metallstöcken und Stühlen austrugen.
Elf Mönche wurden mit teils schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Ein Mann war Angaben der äthiopischen Mönche zufolge auch ein Tag nach dem Tumult noch nicht wieder bei Bewusstsein. Das israelische Religionsministerium bot an, in dem Konflikt zu vermitteln. Der Streit zwischen den beiden Orden reicht Jahrhunderte zurück. Im Jahr 1757 erließ das damals über Jerusalem herrschende Osmanische Reich ein Statut, das die Ansprüche von sechs christlichen Gemeinschaften auf das Gotteshaus über dem angeblichen Grab ihres Religionsstifters Jesus Christus regelte. Jeder Gemeinschaft wurden verschiedene Bereiche der Kirche zugewiesen. Kopten und äthiopische Christen erheben beide Anspruch auf das weitläufige Dach.
Spiegel