Google und Scientology.

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Google und Scientology. strike!
strike!:

Google und Scientology.

 
23.03.02 21:52
#1
21.03.2002

Google zensiert Scientology-Kritiker

Google hat eine Reihe von Seiten der Scientology-kritischen Sites "Operation Clambake" und ihrer Mirror-Server aus seinem Index gelöscht. Damit kommt der Suchmaschinen-Betreiber einer Aufforderung der Scientology-Organisation nach, die sich auf ein amerikanisches Gesetz, den Digital Millenium Copyright Act (DMCA) beruft. Danach müssen Anbieter, die von Copyright-Verletzungen Kenntnis erhalten, diese unterbinden.

In einem Brief an den Webmaster der Clambake-Homepage Andreas Heldal-Lund, den dieser auf seiner Website zitiert, teilt der Suchmaschinen-Betreiber seinen Schritt mit. Ihm seien die Hände gebunden: "Hätten wir diese URLs nicht entfernt, könnten wir wegen Copyright-Verletzungen verklagt werden."

Worin die Urheberrechtsverletzung bei Google im Einzelnen besteht, das geht aus dem Brief nicht hervor. Aber offensichtlich genügt nach amerikanischem Recht der Hinweis von Scientology auf die wirkliche oder vermeintliche Urheberschutzverletzung, um den Suchmaschinen-Betreiber zwingen zu können, die betreffenden Seiten zu entfernen.

Scientology hatte schon in der Vergangenheit durch ähnliche Aktionen von sich reden gemacht. So musste der Online-Newsdienst Slashdot -- ebenfalls wegen vermeintlicher Urheberrechtsverstöße -- einen veröffentlichten Beitrag wieder entfernen.

Der Scientology-Kritiker Keith Henson malt in einem Kommentar weitere Auswirkungen auf das Internet aus. So befürchtet er, dass weitere Seiten aus dem Google-Index verschwinden werden -- einzig und allein, weil sie in den Augen des Copyright-Besitzers eine Urheberrechtsverletzung darstellen.

Die Herausnahme von Scientology-kritischen Seiten ist der letzte Schritt eines bereits seit längerer Zeit währendes Kampfes um den Suchbegriff "Scientology" bei Google. Henson hatte beobachtet, dass bei diesem Suchbegriff keine Scientology-kritischen Sites unter den ersten Treffern erschienen und analysiert, warum dies so war. So verfügte Scientology im Unterschied zu seinen Kritikern über ein großes Netzwerk von untereinander verlinkten Sites, was zu einer hohen Bewertung führte: Google räumt der Anzahl der Links, die auf eine Site verweisen, ein hohes Gewicht bei der Relevanzbeurteilung ein -- eine viel verlinkte Site wird an höherer Position in der Ergebnisliste angezeigt, als eine Site, auf die an wenigen Stellen verwiesen wird.

Ende Februar haben sich daraufhin die Betreiber einer Reihe von Websites zusammengeschlossen, um etwas gegen das Untergewicht der Scientology-kritischen Websites zu unternehmen. Dabei setzten sie eine Technik namens "Google Bombs" ein, mit der sich Google-Rankings einzelner Sites zumindest für einen gewissen Zeitraum verbessern lassen. Eine detaillierte Beschreibung der Google Bombs liefert ein Artikel im Online-Magazin Microcontent News. Dabei haben sie auf ihren Sites die Homepage der Operation Clambake mit dem Ankertext "Scientology" verlinkt. Laut einem Artikel in Daily Rotten führte dies zeitweilig dazu, dass die Clambake-Homepage vom 18. auf den 4. oder 5. Platz in der Trefferliste zum Suchbegriff "Scientology" aufstieg.

Vorgestern hat Google die Clambake-Seiten aus seinem Index genommen. Wer heute mit Google nach "Scientology" sucht, findet dennoch auch unter den ersten Treffern Sites, die sich kritisch mit der Organisation auseinandersetzen. In der betreffenden Rubrik von Googles Katalog findet sich die Homepage der Operation Clambake an erster Stelle. (jo/c't)



22.03.2002

Google hat Scientology-Kritiker wieder im Index

Nachdem Google auf Druck der Scientology-Organisation Anfang der Woche einige Scientology-kritische Seiten aus seinem Index entfernt hatte, hat der Suchmaschinen-Betreiber zumindest die wichtigste der betroffenen Seiten, die Homepage der Operation Clambake, mittlerweile wieder in seinen Index aufgenommen. Sucht man nach dem Begriff "Scientology", so liefert Google einen Verweis auf die Seite an vierter Stelle der Trefferliste. Andere betroffene Seiten von mehreren Dutzend, die Google gestrichen hatte, findet man weiterhin nicht. Weder zur Herausnahme noch zur Wiederaufnahme der Seiten hat Google eine öffentliche Stellungnahme abgegeben.

Gleich zwei Links zu Xenu.net finden sich aber auch -- in Form von Werbung -- direkt neben dem ersten Treffer, dem Verweis auf die Scientology-Homepage. Offensichtlich haben sich zwei Aktivisten vor der Wiederaufnahme der Clambake-Seiten in den Google-Index nicht mit der Streichung abfinden wollen und die betreffenden Banner gekauft.

Der niederländische Provider Xtended Internet dokumentiert sehr detailliert, wie hartnäckig Scientology versucht, gegen kritische Sites vorzugehen. Xtended Internet hostet die Seiten der Operation Clambake seit Mitte des Jahres 2001. Scientology informierte Xtended Internet recht schnell über Copyright-Verletzungen von Xenu.net. Xtended Internet antwortete, Scientology solle sich zunächst mit Andreas Heldal-Lund in Verbindung setzen, dem Betreiber der Clambake-Seiten.

Das hat Scientology nicht getan, sondern auf das Unternehmen Cignal, den Backbone-Provider von Xtended Internet, sowie dessen Mutter Priority Telecom Druck ausgeübt. Dort hatte man offenbar Erfolg: Xtended Internet musste sich einen neuen Backbone-Provider suchen. Das Unternehmen hostet auch heute noch die Seiten der Operation Clambake. (jo/c't)

Google und Scientology. strike!

war mir neu

 
#2
dieses engagement im web...

Der niederländische Provider Xtended Internet dokumentiert sehr detailliert, wie hartnäckig Scientology versucht, gegen kritische Sites vorzugehen. Xtended Internet hostet die Seiten der Operation Clambake seit Mitte des Jahres 2001. Scientology informierte Xtended Internet recht schnell über Copyright-Verletzungen von Xenu.net. Xtended Internet antwortete, Scientology solle sich zunächst mit Andreas Heldal-Lund in Verbindung setzen, dem Betreiber der Clambake-Seiten.

Das hat Scientology nicht getan, sondern auf das Unternehmen Cignal, den Backbone-Provider von Xtended Internet, sowie dessen Mutter Priority Telecom Druck ausgeübt. Dort hatte man offenbar Erfolg: Xtended Internet musste sich einen neuen Backbone-Provider suchen. Das Unternehmen hostet auch heute noch die Seiten der Operation Clambake.
(jo/c't)


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