Das vierte IPO-Rekordjahr in Folge scheint möglich
Der deutsche Neuemissionsmarkt ist 1999 endgültig aus seinem
Dornröschenschlaf erwacht. Die Zahl der Emissionen explodierte förmlich und
wird mit einem Wert von ca. 180 in diesem Jahr ein neues All-Time-High
erreichen.
Die Liste der börsenwilligen und -fähigen Unternehmen ist dennoch nicht kleiner geworden, sondern
verlängert sich fast täglich um interessante Namen. Im nächsten Jahr sollen so bekannte Adressen wie
der Gerling-Konzern oder die Deutsche Post den Kurszettel der deutschen Börse erweitern. Die
Tendenz zum Börsengang ist damit ungebrochen und wird sich infolge wirtschaftlicher und politischer
Trends eher noch verstärken.
Der Neue Markt als Motor
Der wohl entscheidende Auslöser für den deutschen Neuemissionsboom war die Einführung des Neuen
Marktes im Frühjahr 1997. Seitdem haben kleine, wachstumsstarke Unternehmen hier die Möglichkeit,
Eigenkapital über die Börse aufzunehmen. Eine Option, die von immer mehr Kandidaten wahrgenommen
wird: Nach 13 Börsengängen im Gründungsjahr und 42 im Jahr 1998 wurde in den vergangenen zwölf
Monaten erstmals die Marke von 100 im Segment Neuer Markt übertroffen (jeweils nur IPOs, keine
Dual-Listings gerechnet). Bleiben die Rahmenbedingungen zumindest stabil, dürfte dieser Rekordwert im
nächsten Jahr nicht unerreichbar sein. Obwohl auch die übrigen europäischen Börsen das Segment der
Wachstumswerte entdeckt haben - zuletzt eröffneten der Schweizer SWX New Market und der Nuovo
Mercato in Italien - ist die Attraktivität und Marktführerschaft des Neuen Marktes unbestritten.
IPOs ausländischer Wachstumswerte
Die Anziehungskraft des jüngsten Segments der Frankfurter Börse läßt sich vor allem auf die große
Beachtung, die den am Neuen Markt notierten Gesellschaften zuteil wird, sowie auf das hohe
Bewertungsniveau und die damit verbundenen großen Emissionserlöse zurückführen. Dieser Umstand
ließ 1999 auch die Zahl der Going Publics ausländischer Unternehmen sprunghaft ansteigen. Nachdem
bereits Werte aus der Schweiz, Österreich, Irland, Israel und den USA notiert sind, stehen nun mit ANN
Systems und JOMED die ersten skandinavischen Kandidaten vor dem Sprung an den Neuen Markt.
Während zwei indische Unternehmen im laufenden Jahr noch ein Listing an der Nasdaq vorgezogen
haben, könnte 2000 der erste innovative indische IT-Wert auch auf dem Frankfurter Kurszettel
erscheinen. Aufgrund der bereits bekannten Planungen kann davon ausgegangen werden, daß im
kommenden Jahr zumindest 30 ausländische Unternehmen den Gang an das deutsche
Wachstumssegment vollziehen werden.
Fußballvereine auf Börsenkurs
Doch auch im Inland existiert noch ein fast unerschöpfliches Potential an Börsenkandidaten. Allen voran
werden wohl die Sportaktien im nächsten Jahr für Gesprächsstoff sorgen. Unter der Konsortialführung
der Deutschen Bank wagt mit Borussia Dortmund der erste deutsche Fußballverein den Gang aufs
Parkett. Noch im ersten Quartal will auch das langjährige Sorgenkind Hertha BSC Berlin sein
beeindruckendes Comeback via Going Public untermauern. Vergleichbare Pläne dürften auch bei einigen
anderen Vereinen in der Schublade liegen, wobei der Branchenprimus Bayern München vorerst keine
Notwendigkeit für einen derartigen Schritt sieht. Erweist sich der Dortmunder Börsengang allerdings als
Erfolg, könnte sich dies schnell ändern. In jedem Fall wird die Börse somit um einige vielversprechende,
aber wahrscheinlich sehr volatile Werte bereichert.
Fortsetzung der Privatisierungswelle
Großer Kapitalbedarf existiert nicht nur bei den Fußballvereinen, sondern auch bei Bund, Ländern und
Gemeinden, die für eine weitere Sanierung der öffentlichen Finanzen die Privatisierung von
Staatsunternehmen weiter vorantreiben werden. Neben den Mega-Emissionen der Deutschen Post und
der Postbank, die nun endlich in Angriff genommen werden dürften, könnten auch die ersten Flughäfen
an der Börse landen. Die Flughafengesellschaften von München und Hamburg sind hier die heißesten
Kandidaten. Für eine weitere Gruppe der öffentlichen Unternehmen, die etwa 900 regionalen Versorger,
wird ein rascher Börsengang gegebenenfalls zu einer lebensnotwendigen Maßnahme. Nach der
Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte steht für die Branche ein Konsolidierungsprozeß an, aus dem
nur die kapitalstarken Unternehmen als Sieger hervorgehen dürften. Trotz einer schwachen Performance
hat die Mannheimer MVV Energie AG auf diesem Gebiet 1999 Pionierarbeit geleistet.
Spektakuläre Spin-Offs
Mit dem Börsengang von EPCOS hat Siemens einen weiteren Schritt zur Umstrukturierung des
Konzerns vollzogen, aber sicherlich nicht den letzten dieser Art. Anfang 2000 folgt das
Halbleitergeschäft in Form der Infineon AG, die von der guten Stimmung für diese Branche profitieren
dürfte. Der steigende Kapitalbedarf in wachstumsstarken Branchen beschert der Börse darüber hinaus
weitere potentielle Blue Chips. Im Blickpunkt steht dabei die Deutsche Telekom, bei der eine mögliche
Ausgliederung von T-Mobil und T-Online seit geraumer Zeit für viel Phantasie sorgt. Darüber hinaus
bestehen Spekulationen bezüglich eines Börsengangs der Kabelnetzaktivitäten der Bonner. Die hohen
Gebote im Rahmen des aktuellen Teilverkaufs lassen erahnen, daß hier eventuell das IPO des Jahres
schlummern könnte. Nicht unerwähnt bleiben sollten außerdem das IPO der comdirect bank, die den
Konkurrenten ConSors, Entrium und Direkt Anlage Bank an den Neuen Markt folgen wird, sowie das
Spin-off der DASA aus dem DaimlerChrysler-Konzern.
Venture Capital wird erwachsen
Einen weiteren Trend stellt die wachsende Zahl von IPOs aus den Portfolios der Venture
Capital-Gesellschaften dar. Die Branche ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und kann schon
auf eine beachtliche Zahl erfolgreicher Börsengänge verweisen: die Going Publics von Brokat und
Ricardo.de aus dem Bestand der Technologieholding oder die glänzende Entwicklung der TFG-Emission
Eckert & Ziegler machen Appetit auf mehr. Beispielsweise liegt bei der GUB mit der november AG ein
sehr interessantes Biotechnologie-Unternehmen in der Pipeline, das im vorbörslichen Bereich schon
eine erstaunliche Performance vorgelegt hat. Generell dürfte der Biotech-Sektor eine der spannendsten
Branchen für Neuemissionen im kommenden Jahr darstellen. Gegenüber der führenden Nation USA hat
Deutschland deutlich aufgeholt und bietet eine bunte Mischung mittelfristig börsenfähiger
Biotech-Unternehmen, die für ein IPO pro Monat reichen sollte.
Fazit:
Der deutsche Neuemissionsmarkt hat noch reichlich Potential. Ein Engpaß an qualitativ hochwertigen
Börsenkandidaten ist aufgrund der beschriebenen Trends nicht absehbar. Erweitert wird das Spektrum
durch ausländische Unternehmen, die vornehmlich an den Neuen Markt drängen. Hinzu kommen viele
Unternehmen, die ihren für 1999 geplanten Börsengang aufgrund des ungünstigen Marktumfeldes
verschoben haben und einen erneuten Versuch starten werden bzw. die wegen des Y2K-Problems ihren
Börsengang auf das Jahr 2000 aufgeschoben haben. Allein auf Basis der bisherigen Ankündigungen
sollten deshalb auch in einem schlechtem Umfeld über 50 Börsengänge realisierbar sein. Bleibt das
Umfeld neutral bis positiv, sollte die Zahl von 150 IPOs eher eine Untergrenze darstellen und auch der
diesjährige Rekord in Reichweite sein.
Der deutsche Neuemissionsmarkt ist 1999 endgültig aus seinem
Dornröschenschlaf erwacht. Die Zahl der Emissionen explodierte förmlich und
wird mit einem Wert von ca. 180 in diesem Jahr ein neues All-Time-High
erreichen.
Die Liste der börsenwilligen und -fähigen Unternehmen ist dennoch nicht kleiner geworden, sondern
verlängert sich fast täglich um interessante Namen. Im nächsten Jahr sollen so bekannte Adressen wie
der Gerling-Konzern oder die Deutsche Post den Kurszettel der deutschen Börse erweitern. Die
Tendenz zum Börsengang ist damit ungebrochen und wird sich infolge wirtschaftlicher und politischer
Trends eher noch verstärken.
Der Neue Markt als Motor
Der wohl entscheidende Auslöser für den deutschen Neuemissionsboom war die Einführung des Neuen
Marktes im Frühjahr 1997. Seitdem haben kleine, wachstumsstarke Unternehmen hier die Möglichkeit,
Eigenkapital über die Börse aufzunehmen. Eine Option, die von immer mehr Kandidaten wahrgenommen
wird: Nach 13 Börsengängen im Gründungsjahr und 42 im Jahr 1998 wurde in den vergangenen zwölf
Monaten erstmals die Marke von 100 im Segment Neuer Markt übertroffen (jeweils nur IPOs, keine
Dual-Listings gerechnet). Bleiben die Rahmenbedingungen zumindest stabil, dürfte dieser Rekordwert im
nächsten Jahr nicht unerreichbar sein. Obwohl auch die übrigen europäischen Börsen das Segment der
Wachstumswerte entdeckt haben - zuletzt eröffneten der Schweizer SWX New Market und der Nuovo
Mercato in Italien - ist die Attraktivität und Marktführerschaft des Neuen Marktes unbestritten.
IPOs ausländischer Wachstumswerte
Die Anziehungskraft des jüngsten Segments der Frankfurter Börse läßt sich vor allem auf die große
Beachtung, die den am Neuen Markt notierten Gesellschaften zuteil wird, sowie auf das hohe
Bewertungsniveau und die damit verbundenen großen Emissionserlöse zurückführen. Dieser Umstand
ließ 1999 auch die Zahl der Going Publics ausländischer Unternehmen sprunghaft ansteigen. Nachdem
bereits Werte aus der Schweiz, Österreich, Irland, Israel und den USA notiert sind, stehen nun mit ANN
Systems und JOMED die ersten skandinavischen Kandidaten vor dem Sprung an den Neuen Markt.
Während zwei indische Unternehmen im laufenden Jahr noch ein Listing an der Nasdaq vorgezogen
haben, könnte 2000 der erste innovative indische IT-Wert auch auf dem Frankfurter Kurszettel
erscheinen. Aufgrund der bereits bekannten Planungen kann davon ausgegangen werden, daß im
kommenden Jahr zumindest 30 ausländische Unternehmen den Gang an das deutsche
Wachstumssegment vollziehen werden.
Fußballvereine auf Börsenkurs
Doch auch im Inland existiert noch ein fast unerschöpfliches Potential an Börsenkandidaten. Allen voran
werden wohl die Sportaktien im nächsten Jahr für Gesprächsstoff sorgen. Unter der Konsortialführung
der Deutschen Bank wagt mit Borussia Dortmund der erste deutsche Fußballverein den Gang aufs
Parkett. Noch im ersten Quartal will auch das langjährige Sorgenkind Hertha BSC Berlin sein
beeindruckendes Comeback via Going Public untermauern. Vergleichbare Pläne dürften auch bei einigen
anderen Vereinen in der Schublade liegen, wobei der Branchenprimus Bayern München vorerst keine
Notwendigkeit für einen derartigen Schritt sieht. Erweist sich der Dortmunder Börsengang allerdings als
Erfolg, könnte sich dies schnell ändern. In jedem Fall wird die Börse somit um einige vielversprechende,
aber wahrscheinlich sehr volatile Werte bereichert.
Fortsetzung der Privatisierungswelle
Großer Kapitalbedarf existiert nicht nur bei den Fußballvereinen, sondern auch bei Bund, Ländern und
Gemeinden, die für eine weitere Sanierung der öffentlichen Finanzen die Privatisierung von
Staatsunternehmen weiter vorantreiben werden. Neben den Mega-Emissionen der Deutschen Post und
der Postbank, die nun endlich in Angriff genommen werden dürften, könnten auch die ersten Flughäfen
an der Börse landen. Die Flughafengesellschaften von München und Hamburg sind hier die heißesten
Kandidaten. Für eine weitere Gruppe der öffentlichen Unternehmen, die etwa 900 regionalen Versorger,
wird ein rascher Börsengang gegebenenfalls zu einer lebensnotwendigen Maßnahme. Nach der
Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte steht für die Branche ein Konsolidierungsprozeß an, aus dem
nur die kapitalstarken Unternehmen als Sieger hervorgehen dürften. Trotz einer schwachen Performance
hat die Mannheimer MVV Energie AG auf diesem Gebiet 1999 Pionierarbeit geleistet.
Spektakuläre Spin-Offs
Mit dem Börsengang von EPCOS hat Siemens einen weiteren Schritt zur Umstrukturierung des
Konzerns vollzogen, aber sicherlich nicht den letzten dieser Art. Anfang 2000 folgt das
Halbleitergeschäft in Form der Infineon AG, die von der guten Stimmung für diese Branche profitieren
dürfte. Der steigende Kapitalbedarf in wachstumsstarken Branchen beschert der Börse darüber hinaus
weitere potentielle Blue Chips. Im Blickpunkt steht dabei die Deutsche Telekom, bei der eine mögliche
Ausgliederung von T-Mobil und T-Online seit geraumer Zeit für viel Phantasie sorgt. Darüber hinaus
bestehen Spekulationen bezüglich eines Börsengangs der Kabelnetzaktivitäten der Bonner. Die hohen
Gebote im Rahmen des aktuellen Teilverkaufs lassen erahnen, daß hier eventuell das IPO des Jahres
schlummern könnte. Nicht unerwähnt bleiben sollten außerdem das IPO der comdirect bank, die den
Konkurrenten ConSors, Entrium und Direkt Anlage Bank an den Neuen Markt folgen wird, sowie das
Spin-off der DASA aus dem DaimlerChrysler-Konzern.
Venture Capital wird erwachsen
Einen weiteren Trend stellt die wachsende Zahl von IPOs aus den Portfolios der Venture
Capital-Gesellschaften dar. Die Branche ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und kann schon
auf eine beachtliche Zahl erfolgreicher Börsengänge verweisen: die Going Publics von Brokat und
Ricardo.de aus dem Bestand der Technologieholding oder die glänzende Entwicklung der TFG-Emission
Eckert & Ziegler machen Appetit auf mehr. Beispielsweise liegt bei der GUB mit der november AG ein
sehr interessantes Biotechnologie-Unternehmen in der Pipeline, das im vorbörslichen Bereich schon
eine erstaunliche Performance vorgelegt hat. Generell dürfte der Biotech-Sektor eine der spannendsten
Branchen für Neuemissionen im kommenden Jahr darstellen. Gegenüber der führenden Nation USA hat
Deutschland deutlich aufgeholt und bietet eine bunte Mischung mittelfristig börsenfähiger
Biotech-Unternehmen, die für ein IPO pro Monat reichen sollte.
Fazit:
Der deutsche Neuemissionsmarkt hat noch reichlich Potential. Ein Engpaß an qualitativ hochwertigen
Börsenkandidaten ist aufgrund der beschriebenen Trends nicht absehbar. Erweitert wird das Spektrum
durch ausländische Unternehmen, die vornehmlich an den Neuen Markt drängen. Hinzu kommen viele
Unternehmen, die ihren für 1999 geplanten Börsengang aufgrund des ungünstigen Marktumfeldes
verschoben haben und einen erneuten Versuch starten werden bzw. die wegen des Y2K-Problems ihren
Börsengang auf das Jahr 2000 aufgeschoben haben. Allein auf Basis der bisherigen Ankündigungen
sollten deshalb auch in einem schlechtem Umfeld über 50 Börsengänge realisierbar sein. Bleibt das
Umfeld neutral bis positiv, sollte die Zahl von 150 IPOs eher eine Untergrenze darstellen und auch der
diesjährige Rekord in Reichweite sein.