Nach dem Beinahe-Crash der T-Aktie konnte sich Telekom-Chef Sommer eines nicht erlauben: die Analystenschätzungen zu verfehlen und einen unerwartet hohen Verlust auszuweisen. Genau das aber ist ihm gelungen.
Vorstandschef Ron Sommer hat die Analysten und Investoren überrumpelt: Der Nettoverlust des Konzerns ist im ersten Quartal mit 1,8 Milliarden Euro deutlich höher als erwartet ausgefallen. Der Grund für den hohen Betrag seien Abschreibungen auf neu konsolidierte Gesellschaften, hieß es in einer Telekom-Ad-hoc-Mitteilung vom Morgen. Experten hatten indes inklusive der Goodwill-Abschreibungen mit einem Minus von nur rund 1,2 Milliarden Euro gerechnet. Im Vorjahreszeitraum lag der Fehlbetrag noch bei 0,4 Milliarden Euro.
Der Konzern hat im ersten Quartal auch operativ weniger verdient als von Analysten erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 3,8 Milliarden Euro unter den Schätzungen, die von 3,91 Milliarden Euro ausgegangen waren. Der Umsatz stieg um rund 15 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro. Hier hatten die von der Agentur vwd befragten Analysten einen Anstieg um 16 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro erwartet.
Dass die Monate Januar bis März kein zweistelliges Wachstum beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brachten, ist nach Meinung von Analysten einer der Gründe für die Talfahrt der T-Aktie in den vorigen Wochen. Ein solches Plus hat das Unternehmen aber zumindest für das zweite Halbjahr in Aussicht gestellt - und zwar vor allem dank der erwarteten Ergebnisbeiträge von VoiceStream.
Wie die Telekom weiter mitteilte, erwartet sie für das Gesamtjahr 2002 ein unverändertes Umsatzwachstum und eine weitere Steigerung des Ebitda. Das Nettoergebnis werde aber weiter im roten Bereich liegen. Auf Nachfrage sagte ein Unternehmenssprecher, der Konzern bekräftige seine Prognose, die Erlöse um etwa zehn Prozent zu steigern und ein Ebitda in der Spanne von 15,9 Milliarden bis 16,9 Milliarden Euro zu erzielen.
Die stärksten Wachstumsraten verzeichneten in den ersten drei Monaten die Sparten T-Mobile und T-Online. Der Umsatz der Festnetzdivision T-Com lag leicht unter Vorjahresniveau, während T-Systems deutlicher nachgab. Der im Ausland erzielte Umsatz des Konzerns kletterte angesichts der Erstkonsolidierung der US-Tochter VoiceStream um 88 Prozent, womit sich der Auslandsanteil an den Gesamterlösen auf 33 von 21 Prozent erhöhte.
Spiegel