"Globalisierung braucht mehr als nur freien Markt"
George Soros spricht sich in Wien für geordnete Internationalisierung aus: "Märkte tendieren nicht zum Gleichgewicht"
Wien - Die Globalisierung ist eine gute Sache - nur darf man sie nicht auf einer Ideologie des schrankenlos freien Marktes aufbauen, meint George Soros. Bei einem Abendessen aus Anlass des zwanzigsten Geburtstags des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen hat der 71-jährige Finanzmagnat und Philantrop am Montag in Wien seine jüngst auch in einem Buch veröffentlichten Ideen zur Globalisierung dargelegt - und einiges gesagt, was in marktliberalen Ohren ketzerisch klingen dürfte.
Es sei zwar richtig, meinte Soros, dass die Privatwirtschaft dem Staat vielfach überlegen sei - nicht aber bei der Herstellung öffentlicher Güter, zu der auch das Überleben der Märkte selbst gehöre. Gerade diese Fähigkeit zur Selbsterhaltung gehe den Märkten ab, "Märkte tendieren nicht zum Gleichgewicht". Eben deswegen sei es unabdingbar, von außen her ordnend einzugreifen.
Normale Krise
Derzeit sei das internationale Finanzsystem wieder einmal am Rand eines Kollaps, was sich allerdings dadurch relativiere, "dass Krisen das Normale" sind. In den hoch entwickelten kapitalistischen Ländern ortet Soros auch durchaus taugliche Sicherheitsmechanismen, die bei den immer wiederkehrenden Krisen wie etwa 1982 oder 1987 in Kraft treten. Dagegen fehlten solche Mechanismen an der "Peripherie", die für Soros auch sonst in einer globalisierten Welt ins Hintertreffen gerät. Als ein Gegenmittel spricht sich Soros etwa für den Aufbau eines sozialen Bankwesens in solchen Ländern der Peripherie aus. Die "Überlass es doch einfach den Märkten"-Doktrin werde jedenfalls nicht geeignet sein, den Herausforderungen der Globalisierung wirksam zu begegnen. Leider habe die Idee der Vergabe von Mikro- und Kleinkrediten, die der örtlichen Bevölkerung zugute kommen, noch keine besondere Breitenwirkung entfaltet.
Zum Problem des Terrorismus meinte Soros, es werde nicht genügen, diesem lediglich den Krieg zu erklären. "Wenn es uns nicht gelingt, die Wurzeln von Ungerechtigkeit und Ungleichheit auszureißen, werden wir uns auf Dauer nicht verteidigen können. Dann werden wir nur in einem ständigen Kriegszustand sein." (
George Soros spricht sich in Wien für geordnete Internationalisierung aus: "Märkte tendieren nicht zum Gleichgewicht"
Wien - Die Globalisierung ist eine gute Sache - nur darf man sie nicht auf einer Ideologie des schrankenlos freien Marktes aufbauen, meint George Soros. Bei einem Abendessen aus Anlass des zwanzigsten Geburtstags des Wiener Instituts für die Wissenschaften vom Menschen hat der 71-jährige Finanzmagnat und Philantrop am Montag in Wien seine jüngst auch in einem Buch veröffentlichten Ideen zur Globalisierung dargelegt - und einiges gesagt, was in marktliberalen Ohren ketzerisch klingen dürfte.
Es sei zwar richtig, meinte Soros, dass die Privatwirtschaft dem Staat vielfach überlegen sei - nicht aber bei der Herstellung öffentlicher Güter, zu der auch das Überleben der Märkte selbst gehöre. Gerade diese Fähigkeit zur Selbsterhaltung gehe den Märkten ab, "Märkte tendieren nicht zum Gleichgewicht". Eben deswegen sei es unabdingbar, von außen her ordnend einzugreifen.
Normale Krise
Derzeit sei das internationale Finanzsystem wieder einmal am Rand eines Kollaps, was sich allerdings dadurch relativiere, "dass Krisen das Normale" sind. In den hoch entwickelten kapitalistischen Ländern ortet Soros auch durchaus taugliche Sicherheitsmechanismen, die bei den immer wiederkehrenden Krisen wie etwa 1982 oder 1987 in Kraft treten. Dagegen fehlten solche Mechanismen an der "Peripherie", die für Soros auch sonst in einer globalisierten Welt ins Hintertreffen gerät. Als ein Gegenmittel spricht sich Soros etwa für den Aufbau eines sozialen Bankwesens in solchen Ländern der Peripherie aus. Die "Überlass es doch einfach den Märkten"-Doktrin werde jedenfalls nicht geeignet sein, den Herausforderungen der Globalisierung wirksam zu begegnen. Leider habe die Idee der Vergabe von Mikro- und Kleinkrediten, die der örtlichen Bevölkerung zugute kommen, noch keine besondere Breitenwirkung entfaltet.
Zum Problem des Terrorismus meinte Soros, es werde nicht genügen, diesem lediglich den Krieg zu erklären. "Wenn es uns nicht gelingt, die Wurzeln von Ungerechtigkeit und Ungleichheit auszureißen, werden wir uns auf Dauer nicht verteidigen können. Dann werden wir nur in einem ständigen Kriegszustand sein." (