geg. Beim Gewinn kommt es darauf an, was man aus den Zahlen macht. Da sich vor allem durch die internationale Harmonisierung eine Vielzahl von Wahlrechten in die Rechnungslegung der Unternehmen eingeschlichen hat, ist dieser Wert kaum vergleichbar. So ist die Höhe der Steuern von Verlustvorträgen oder Konzernverflechtungen abhängig. Kluge Köpfe empfahlen daher als bessere Vergleichszahl den Gewinn vor Steuern. Der englische Begriff Earnings before Taxes oder EBT gab dem neuen Gewinnwert die höheren, internationalen Weihen. Um den wahren Vergleichswert zu haben, müsse man zusätzlich von der Finanzierung der Unternehmen abstrahieren und daher auch die Zinsen wieder herausrechnen, wandten andere Kritiker ein. Die neue Kennzahl hieß Ebit. Auch Abschreibungen sind entsprechend der Investitionsrate unterschiedlich hoch; durch Weglassen der Abschreibungen gewinnt man die Kennzahlen Ebita oder Ebitda. Dieses Spiel könnte man fortsetzen, denn fast alle Aufwandspositionen enthalten individuelle Komponenten, die man zwecks Vergleichbarkeit herausrechnen müßte. Am Ende stünde die Erkenntnis, daß man die Zahlen überhaupt nicht miteinander vergleichen kann. Zu dieser Einsicht führte auch schon der gute alte Jahresüberschuß. Er hatte aber einen großen Vorteil. Er zeigte sofort, ob unter dem Strich wirklich etwas übriggeblieben war oder nicht.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.06.2001, Nr. 127 / Seite 24
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.06.2001, Nr. 127 / Seite 24