Interview mit der Frankfurter Rundschau:
Wie sehen die Bayern ihren Edmund Stoiber?
Keine Ahnung.
Wie sehen Sie ihn?
Erst amal muss ich sagen: Ich freue mich immer, ihn zu sehen, wenn ihn zum Beispiel der Karikaturist Ernst Maria Lang zeichnet. Der zeichnet den Stoiber genial, nämlich so klein. Er wird nicht aufgeblasen, er kommt nicht als riesiger Popanz daher, sondern man ist gut beraten, wenn man eine Lupe mitnimmt. Und man sagt sofort, wenn man die Lupe nimmt: Des isser, der Stoiber. Man kann ihn sofort erkennen. Des is genial. Dann habe ich noch eine zweite Vorstellung vom Stoiber. Er besteht aus drei Figuren von Wilhelm Busch, die ich mir gemixt denke: der Schneider Böck, der Lehrer Lämpel und der Pater Filucius. Aus diesen dreien könnte man wunderbar den Stoiber basteln.
Basteln Sie doch mal.
Sie müssen nur die Figuren anschauen: Pater Filucius und sein Gesicht "Ach man will auch hier schon wieder nicht so wie die Geistlichkeit". Also etwas Beleidigtes, das ist wunderbar. Dann beim Schneider Böck, wenn er in den Bach fällt: Man freut sich. Ich kann mir vorstellen, dass man sich beim Stoiber immer freut, wenn er ausrutscht. Ganz banal. Das ist ein Mensch, bei dem man sich über jeden Fettfleck freut, wenn er sich ganz banal bekleckert. Und dann Lehrer Lämpel, weil der Stoiber eben auch dieses Lehrerhafte hat, dieses Missionarische. Der würde wahrscheinlich einen Ameisenhaufen auch noch belehren.
Dabei glänzt Stoiber rhetorisch nicht übermäßig.
Das stimmt. Aber das ist gerade das Tolle. Ich habe das mal erlebt im Bierzelt. Er spricht ja immer wahnsinnig lang, auch in einem Bierzelt. Wenn 20 Minuten vorgesehen sind, dann redet er anderthalb Stunden. Das hat Dimensionen wie früher bei kommunistischen Rednern, auch bei der Langeweile. Am liebsten redet er über Prozente. Stoiber ist der Mann, der mit Prozenten die Leute tot redet. Ich habe das selber gesehen im Bierzelt, wie Leute langsam hinter ihrem Seidel weggleiten, wirklich wegschlafen. Denn manche haben schon ein bisschen mehr erwartet. Dass er terriermäßig angreift und mit Verbalinjurien aufwartet. Da sind dann einige ein bissl enttäuscht. Er geht dann zu zivil hin, und als Kanzler will er ja weltmännisch sein, des is besonders fade. Stoiber kann nie das, was der Strauß konnte: Verbalinjurien an den Mann bringen.
Auch beim Trinken kann er nicht mithalten. Im Seidel ist Salbeitee.
Kann man einem Menschen trauen, der keinen Alkohol trinkt? Ich habe da meine Bedenken. Auch den Trachtenanzug hat er jetzt nimmer, den hat er abgelegt. Und in der Lederhose wäre der Stoiber eine total unmögliche Figur.
Aber ist das nicht im Wahlkampfgetöse ein redliches Ziel von Stoiber, die Leute selbst im Bierzelt noch mit Fakten und Prozenten aufzuklären?
Ich weiß nicht, ob's redlich ist. Es ist halt falsch. Der falsche Ort. Wenn man versucht, das Bierzelt zu akademisieren, das mag ich nicht.
Sie sagen, Sie freuen sich, wenn Stoiber sich bekleckert. Er hat ja tatsächlich schon ein paar Fettflecken abgekriegt bei Wahlkampfveranstaltungen.
Es gibt ja immer welche, die einem Politiker gerne ein Ei oder etwas Ähnliches raufwerfen. Ich kann das auch verstehen. Wenn jemand mit der absoluten Wahrheit anrückt, das provoziert eben. Heilsverkünder und so Leute, die hat man früher eben geköpft oder verbrannt. Und wenn wir jetzt schon von früher reden: Mit der Erfindung des Mikrofons kam ja ein totalitaristisches Element. Und da gibt's schon Leute, die sich auch gestört fühlen.
Am Sonntag findet das erste TV-Duell zwischen Schröder und Stoiber statt. Wer hat die besten Chancen?
Vorher kann man das nicht sagen. Dafür macht man's ja. Vielleicht spricht der Stoiber auch einen riesigen Gedankenstrich, ein langes Äh, das wäre wohltuend, diese Leere. Vielleicht kann er ja damit abräumen. Aber ich nehm's nicht an. Ich denke schon, dass Prozente eine große Rolle spielen werden.
Was kann so ein Duell bringen?
Ich wäre schon für eine Offenlegung. Die Kandidaten sollten beim Duell miteinander essen müssen. Jeder kriegt a Schweinshaxen, und dann könnte man sehen, wer am glaubwürdigsten isst - und natürlich trinkt. Wie viel Obstler bestellt jeder Kandidat. Da bräuchten die gar nicht viel reden. Ein Wettessen, das Duell. Nur die Bedingungen müssten gleich sein. Nicht dass jeder was anderes bestellt: Beide kriegen a Schweinshaxen. So ein Duell wäre aussagekräftig, damit wären wir in der politischen Kultur einen Schritt weiter.
Was sollte denn mal offengelegt werden?
Der Stoiber ist ja Mitglied im Deutschritterorden. Es gab da mal einen Untersuchungsausschuss, weil die zu viele Privatentnahmen hatten, ich habe das selbst durch Zufall mal gesehen, wie die ein Büffet aufgebaut haben: Also Respekt, die Deutschritter lassen's krachen, und der Stoiber hat die Deutschritter dann zur Körperschaft des öffentlichen Rechts gemacht. Die können jetzt so viele Schulden machen wie sie wollen. Mich hat es immer gewundert, warum das so wenig bekannt ist, dass der Stoiber da große Meriten hat als Mitglied des Deutschritterordens. Aber das kommt im Wahlkampf gar nicht vor. Das interessiert die Leute im Norden offenbar gar nicht.
Stoiber hält sich im Wahlkampf sehr geschickt im Hintergrund. Bleibt er so blass aus Kalkül?
Es gibt erstaunlich wenig Vorstellungen vom Stoiber. Was mich immer stört: Warum können so wenige Leute über den lachen? Ich sage immer, nun bringt's ihn doch noch mal, der Mann ist komisch. So wie der ausschaut und redet, gibt er sehr viel her, ist er dankbar. Natürlich unfreiwillig zum Teil. Aber ich finde den einfach erfrischend komisch. Sie dürfen nie vergessen, dass Stoiber den Karl Valentin Orden hat. Mit dem Kardinal Ratzinger zusammen hat der Stoiber den Valentin Orden bekommen, und das müsste man auch mal sagen: Dass er um den deutschen Humor enorme Verdienste hat, diese Meriten, die werden ja nie aufgezählt. Einfach retouchiert. Das müsste man immer sagen, dass man davor großen Respekt hat.
Gibt Schröder als Typ auch was her?
Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde den Stoiber komischer. Also wenn Sie mich fragen: "Magst eine halbe Stunde den Stoiber anschauen oder den Schröder?", würde ich schon den Stoiber bevorzugen.
Anschauen? Ohne Ton?
Na, des Abschalten braucht man beim Stoiber gar nicht, weil er von sich aus stottert, den Satz nicht zu Ende formuliert, oder der Satz ist schon da, und man wartet noch ein bissl auf den Gedanken. Aber das ist ja wurscht. Des mein ich, sollte man untersuchen bei Politikern: Bringen sie etwas als Unterhaltungsfaktor? Der Schröder kann zum Beispiel den Valtentins Orden gar nicht aufweisen. Und diesen Karnevals-Orden wider den tierischen Ernst besitzt der Stoiber ja auch. Schröder hat ihn nicht.
Was sagt das über Schröder?
Er hat diese Verdienste einfach nicht. Er bringt die Leute nicht zum Lachen. Ich sage das ganz bewusst mit dem Lachen. Ihr denkt's jetzt, warum insistiert der immer so auf der Komik, aber ich habe da einen bestimmten Grund: Chaplins Film Der große Diktator war zuerst ein Flop. Die Leute fanden das nicht komisch. Meine Großmutter hat mir mal erzählt, wie sie einmal in München war, als der Hitler gesprochen hat. Sie stand weit weg, aber sah wie er da immer rumfuchtelte und schrie. Sie fand das komisch, grotesk, und sie musste lachen. Aber es ging nicht, weil um sie herum eiserner Ernst herrschte. Das war für sie ein Erlebnis: Sie fand's komisch, aber die meisten Leute nicht. Genau das meine ich: Warum sehe ich diese Leute, also bei mir ist's der Stoiber, als komisch? Ich kann gar nicht anders. Dafür bin ich ihm dankbar.
Glauben Sie diese komischen Qualitäten sind der Grund für Stoibers glänzende Umfragewerte?
Das kann schon sein, dass der Süden einen Vorteil, ein Prä hat. Ich würde auch sagen: "Je Süden, desto Theater." Sie können das in Italien gut studieren, wo die Politiker alle viel opulenter daherkommen. Während die nordischen Figuren wirklich spröder sind. Österreicher oder Bayern haben vielleicht einfach ein Prä.
Und Sozialdemokraten sind ohnehin nicht komisch.
Mir fällt auch grad keiner ein. Aber die wird's schon gegeben haben. Man müsste sie halt näher kennen.
Moment - Scharping.
Des stimmt, der ist schon komisch. Aber wenn man den reinen Unterhaltungswert nimmt, dann ist schon die bayerische CSU... Aber diese Leute haben natürlich auch ein größeres Personal aufzuweisen. Sie haben immer Nachwuchskräfte, und die fördern sie auch. Aber diese Klassischen, diese Originale sind natürlich seltener geworden. Es gibt jetzt wieder mehr diese Seriösen, die dann auch wieder irgendwie unglaubwürdig werden.
Sind Sie so konsequent, dass Sie den Kandidaten mit dem größten Unterhaltungswert wählen?
Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich wähle ihn nur zum Anschauen im Fernsehen, aber ob ich da ein Kreuzchen mache, ist eine vollkommen andere Sache. Das mit dem Wählen ist sowieso so eine Sache: Die kriegen doch für jede gültige Stimme ein bestimmtes Geld. Bei ungültigen Stimmen verfällt das Geld. Ich würde halt sagen, eigentlich wollen die ja, dass man sie wählt. Im Grunde müsst's also umgekehrt sein. Ich müsste dafür, dass ich da überhaupt hingehe, 50 Euro kriegen und vielleicht die Spesen, ein Mittagessen oder Abendessen. Des müsste ja schon drin sein.
Dann hätten Sie gleich das Problem der Nichtwähler gelöst.
Genau, und ich fänd's auch vollkommen kundenfreundlich, denn sie wollen ja die Stimmen. Wer will denn normalerweise freiwillig einen Politiker wählen? Das sind wenige, nehme ich an. Man sollte ganz normal marktorientiert sagen, die Leute wollen auch ernst genommen werden. Und ich fühle mich ernst genommen, wenn ich a Geld dafür bekäme. Dann wäre für mich das Ganze eine ernst zu nehmendere Sache.
Werden Sie denn trotzdem wählen gehen?
Ich werde die Entscheidung noch ein bissl aufschieben. Das bespreche ich dann mit meiner Frau.
... in Bayern sind wir eben auch näher an Italien: Die Geschichte mit dem Max Strauß und der verlorenen Festplatte, die könnte auch in Italien funktionieren.
Hauen und Stechen, Korrumpieren und der Byzantinismus, des kann man ja nicht qua Behauptung einfach wegdiskutieren, des gibt's einfach. Und ich finde, dann soll man es aus dem Kryptischen rausholen, öffentlich machen und als Theater aufführen, damit die Leute was davon haben. Ich habe immer gesagt: "Wer hier in Bayern was werden will, muss sich vorher in Palermo schulen lassen." Früher habe ich mal gesagt: "Was ist der Unterschied zwischen der CSU und der Mafia? Die Mafia kennt einen Ehrenkodex." Da haben sie bei mir angerufen und gesagt: "Des is zu hart."
Früher haben wir den Strauß gehabt, jetzt haben wir nur noch den Stoiber. Des is a Abstrich. Man muss eben überall ein bissl nachgeben am Niveau der politischen Argumentation.
Wie sehen die Bayern ihren Edmund Stoiber?
Keine Ahnung.
Wie sehen Sie ihn?
Erst amal muss ich sagen: Ich freue mich immer, ihn zu sehen, wenn ihn zum Beispiel der Karikaturist Ernst Maria Lang zeichnet. Der zeichnet den Stoiber genial, nämlich so klein. Er wird nicht aufgeblasen, er kommt nicht als riesiger Popanz daher, sondern man ist gut beraten, wenn man eine Lupe mitnimmt. Und man sagt sofort, wenn man die Lupe nimmt: Des isser, der Stoiber. Man kann ihn sofort erkennen. Des is genial. Dann habe ich noch eine zweite Vorstellung vom Stoiber. Er besteht aus drei Figuren von Wilhelm Busch, die ich mir gemixt denke: der Schneider Böck, der Lehrer Lämpel und der Pater Filucius. Aus diesen dreien könnte man wunderbar den Stoiber basteln.
Basteln Sie doch mal.
Sie müssen nur die Figuren anschauen: Pater Filucius und sein Gesicht "Ach man will auch hier schon wieder nicht so wie die Geistlichkeit". Also etwas Beleidigtes, das ist wunderbar. Dann beim Schneider Böck, wenn er in den Bach fällt: Man freut sich. Ich kann mir vorstellen, dass man sich beim Stoiber immer freut, wenn er ausrutscht. Ganz banal. Das ist ein Mensch, bei dem man sich über jeden Fettfleck freut, wenn er sich ganz banal bekleckert. Und dann Lehrer Lämpel, weil der Stoiber eben auch dieses Lehrerhafte hat, dieses Missionarische. Der würde wahrscheinlich einen Ameisenhaufen auch noch belehren.
Dabei glänzt Stoiber rhetorisch nicht übermäßig.
Das stimmt. Aber das ist gerade das Tolle. Ich habe das mal erlebt im Bierzelt. Er spricht ja immer wahnsinnig lang, auch in einem Bierzelt. Wenn 20 Minuten vorgesehen sind, dann redet er anderthalb Stunden. Das hat Dimensionen wie früher bei kommunistischen Rednern, auch bei der Langeweile. Am liebsten redet er über Prozente. Stoiber ist der Mann, der mit Prozenten die Leute tot redet. Ich habe das selber gesehen im Bierzelt, wie Leute langsam hinter ihrem Seidel weggleiten, wirklich wegschlafen. Denn manche haben schon ein bisschen mehr erwartet. Dass er terriermäßig angreift und mit Verbalinjurien aufwartet. Da sind dann einige ein bissl enttäuscht. Er geht dann zu zivil hin, und als Kanzler will er ja weltmännisch sein, des is besonders fade. Stoiber kann nie das, was der Strauß konnte: Verbalinjurien an den Mann bringen.
Auch beim Trinken kann er nicht mithalten. Im Seidel ist Salbeitee.
Kann man einem Menschen trauen, der keinen Alkohol trinkt? Ich habe da meine Bedenken. Auch den Trachtenanzug hat er jetzt nimmer, den hat er abgelegt. Und in der Lederhose wäre der Stoiber eine total unmögliche Figur.
Aber ist das nicht im Wahlkampfgetöse ein redliches Ziel von Stoiber, die Leute selbst im Bierzelt noch mit Fakten und Prozenten aufzuklären?
Ich weiß nicht, ob's redlich ist. Es ist halt falsch. Der falsche Ort. Wenn man versucht, das Bierzelt zu akademisieren, das mag ich nicht.
Sie sagen, Sie freuen sich, wenn Stoiber sich bekleckert. Er hat ja tatsächlich schon ein paar Fettflecken abgekriegt bei Wahlkampfveranstaltungen.
Es gibt ja immer welche, die einem Politiker gerne ein Ei oder etwas Ähnliches raufwerfen. Ich kann das auch verstehen. Wenn jemand mit der absoluten Wahrheit anrückt, das provoziert eben. Heilsverkünder und so Leute, die hat man früher eben geköpft oder verbrannt. Und wenn wir jetzt schon von früher reden: Mit der Erfindung des Mikrofons kam ja ein totalitaristisches Element. Und da gibt's schon Leute, die sich auch gestört fühlen.
Am Sonntag findet das erste TV-Duell zwischen Schröder und Stoiber statt. Wer hat die besten Chancen?
Vorher kann man das nicht sagen. Dafür macht man's ja. Vielleicht spricht der Stoiber auch einen riesigen Gedankenstrich, ein langes Äh, das wäre wohltuend, diese Leere. Vielleicht kann er ja damit abräumen. Aber ich nehm's nicht an. Ich denke schon, dass Prozente eine große Rolle spielen werden.
Was kann so ein Duell bringen?
Ich wäre schon für eine Offenlegung. Die Kandidaten sollten beim Duell miteinander essen müssen. Jeder kriegt a Schweinshaxen, und dann könnte man sehen, wer am glaubwürdigsten isst - und natürlich trinkt. Wie viel Obstler bestellt jeder Kandidat. Da bräuchten die gar nicht viel reden. Ein Wettessen, das Duell. Nur die Bedingungen müssten gleich sein. Nicht dass jeder was anderes bestellt: Beide kriegen a Schweinshaxen. So ein Duell wäre aussagekräftig, damit wären wir in der politischen Kultur einen Schritt weiter.
Was sollte denn mal offengelegt werden?
Der Stoiber ist ja Mitglied im Deutschritterorden. Es gab da mal einen Untersuchungsausschuss, weil die zu viele Privatentnahmen hatten, ich habe das selbst durch Zufall mal gesehen, wie die ein Büffet aufgebaut haben: Also Respekt, die Deutschritter lassen's krachen, und der Stoiber hat die Deutschritter dann zur Körperschaft des öffentlichen Rechts gemacht. Die können jetzt so viele Schulden machen wie sie wollen. Mich hat es immer gewundert, warum das so wenig bekannt ist, dass der Stoiber da große Meriten hat als Mitglied des Deutschritterordens. Aber das kommt im Wahlkampf gar nicht vor. Das interessiert die Leute im Norden offenbar gar nicht.
Stoiber hält sich im Wahlkampf sehr geschickt im Hintergrund. Bleibt er so blass aus Kalkül?
Es gibt erstaunlich wenig Vorstellungen vom Stoiber. Was mich immer stört: Warum können so wenige Leute über den lachen? Ich sage immer, nun bringt's ihn doch noch mal, der Mann ist komisch. So wie der ausschaut und redet, gibt er sehr viel her, ist er dankbar. Natürlich unfreiwillig zum Teil. Aber ich finde den einfach erfrischend komisch. Sie dürfen nie vergessen, dass Stoiber den Karl Valentin Orden hat. Mit dem Kardinal Ratzinger zusammen hat der Stoiber den Valentin Orden bekommen, und das müsste man auch mal sagen: Dass er um den deutschen Humor enorme Verdienste hat, diese Meriten, die werden ja nie aufgezählt. Einfach retouchiert. Das müsste man immer sagen, dass man davor großen Respekt hat.
Gibt Schröder als Typ auch was her?
Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde den Stoiber komischer. Also wenn Sie mich fragen: "Magst eine halbe Stunde den Stoiber anschauen oder den Schröder?", würde ich schon den Stoiber bevorzugen.
Anschauen? Ohne Ton?
Na, des Abschalten braucht man beim Stoiber gar nicht, weil er von sich aus stottert, den Satz nicht zu Ende formuliert, oder der Satz ist schon da, und man wartet noch ein bissl auf den Gedanken. Aber das ist ja wurscht. Des mein ich, sollte man untersuchen bei Politikern: Bringen sie etwas als Unterhaltungsfaktor? Der Schröder kann zum Beispiel den Valtentins Orden gar nicht aufweisen. Und diesen Karnevals-Orden wider den tierischen Ernst besitzt der Stoiber ja auch. Schröder hat ihn nicht.
Was sagt das über Schröder?
Er hat diese Verdienste einfach nicht. Er bringt die Leute nicht zum Lachen. Ich sage das ganz bewusst mit dem Lachen. Ihr denkt's jetzt, warum insistiert der immer so auf der Komik, aber ich habe da einen bestimmten Grund: Chaplins Film Der große Diktator war zuerst ein Flop. Die Leute fanden das nicht komisch. Meine Großmutter hat mir mal erzählt, wie sie einmal in München war, als der Hitler gesprochen hat. Sie stand weit weg, aber sah wie er da immer rumfuchtelte und schrie. Sie fand das komisch, grotesk, und sie musste lachen. Aber es ging nicht, weil um sie herum eiserner Ernst herrschte. Das war für sie ein Erlebnis: Sie fand's komisch, aber die meisten Leute nicht. Genau das meine ich: Warum sehe ich diese Leute, also bei mir ist's der Stoiber, als komisch? Ich kann gar nicht anders. Dafür bin ich ihm dankbar.
Glauben Sie diese komischen Qualitäten sind der Grund für Stoibers glänzende Umfragewerte?
Das kann schon sein, dass der Süden einen Vorteil, ein Prä hat. Ich würde auch sagen: "Je Süden, desto Theater." Sie können das in Italien gut studieren, wo die Politiker alle viel opulenter daherkommen. Während die nordischen Figuren wirklich spröder sind. Österreicher oder Bayern haben vielleicht einfach ein Prä.
Und Sozialdemokraten sind ohnehin nicht komisch.
Mir fällt auch grad keiner ein. Aber die wird's schon gegeben haben. Man müsste sie halt näher kennen.
Moment - Scharping.
Des stimmt, der ist schon komisch. Aber wenn man den reinen Unterhaltungswert nimmt, dann ist schon die bayerische CSU... Aber diese Leute haben natürlich auch ein größeres Personal aufzuweisen. Sie haben immer Nachwuchskräfte, und die fördern sie auch. Aber diese Klassischen, diese Originale sind natürlich seltener geworden. Es gibt jetzt wieder mehr diese Seriösen, die dann auch wieder irgendwie unglaubwürdig werden.
Sind Sie so konsequent, dass Sie den Kandidaten mit dem größten Unterhaltungswert wählen?
Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ich wähle ihn nur zum Anschauen im Fernsehen, aber ob ich da ein Kreuzchen mache, ist eine vollkommen andere Sache. Das mit dem Wählen ist sowieso so eine Sache: Die kriegen doch für jede gültige Stimme ein bestimmtes Geld. Bei ungültigen Stimmen verfällt das Geld. Ich würde halt sagen, eigentlich wollen die ja, dass man sie wählt. Im Grunde müsst's also umgekehrt sein. Ich müsste dafür, dass ich da überhaupt hingehe, 50 Euro kriegen und vielleicht die Spesen, ein Mittagessen oder Abendessen. Des müsste ja schon drin sein.
Dann hätten Sie gleich das Problem der Nichtwähler gelöst.
Genau, und ich fänd's auch vollkommen kundenfreundlich, denn sie wollen ja die Stimmen. Wer will denn normalerweise freiwillig einen Politiker wählen? Das sind wenige, nehme ich an. Man sollte ganz normal marktorientiert sagen, die Leute wollen auch ernst genommen werden. Und ich fühle mich ernst genommen, wenn ich a Geld dafür bekäme. Dann wäre für mich das Ganze eine ernst zu nehmendere Sache.
Werden Sie denn trotzdem wählen gehen?
Ich werde die Entscheidung noch ein bissl aufschieben. Das bespreche ich dann mit meiner Frau.
... in Bayern sind wir eben auch näher an Italien: Die Geschichte mit dem Max Strauß und der verlorenen Festplatte, die könnte auch in Italien funktionieren.
Hauen und Stechen, Korrumpieren und der Byzantinismus, des kann man ja nicht qua Behauptung einfach wegdiskutieren, des gibt's einfach. Und ich finde, dann soll man es aus dem Kryptischen rausholen, öffentlich machen und als Theater aufführen, damit die Leute was davon haben. Ich habe immer gesagt: "Wer hier in Bayern was werden will, muss sich vorher in Palermo schulen lassen." Früher habe ich mal gesagt: "Was ist der Unterschied zwischen der CSU und der Mafia? Die Mafia kennt einen Ehrenkodex." Da haben sie bei mir angerufen und gesagt: "Des is zu hart."
Früher haben wir den Strauß gehabt, jetzt haben wir nur noch den Stoiber. Des is a Abstrich. Man muss eben überall ein bissl nachgeben am Niveau der politischen Argumentation.