Eine Gruppe mit dem Namen "Demokratische Irakische Opposition Deutschlands" hat die irakische Botschaft in Berlin besetzt. Vier bis sechs Personen werden offenbar als Geiseln festgehalten. Es kam zu einer Schießerei, bei der es mindestens zwei Verletzte gab.
Berlin - Die Polizei sperrte das Botschaftsgebäude im vornehmen Zehlendorf im Südwesten Berlins weiträumig ab. Vor der Botschaft fuhr laut Augenzeugen ein massives Polizeiaufgebot vor, das mit kugelsicheren Schusswesten ausgerüstet war. Sieben Mannschaftswagen und ein Räumpanzer sowie Krankenwagen und die Feuerwehr waren im Einsatz. Auch Angehörige des Sondereinsatzkommandos (SEK) fuhren vor.
Über die Nationalität der Geiseln sei noch nichts bekannt, hieß es bei der Polizei: "Die Lage ist im Moment noch unübersichtlich." Nach zunächst unbestätigten Berichten des Radiosenders Inforadio kam es auf dem Botschaftsgelände zu einer Schießerei zwischen den Geiselnehmern und Botschaftspersonal. Dabei habe es mindestens zwei Verletzte gegeben. Es seien mehrere Notrufe von Anwohnern eingegangen, berichtete die Polizei. Die Botschaft sei exterritoriales Gelände, auf dem nicht einfach eingegriffen werden könne.
In einem an die Nachrichtenagentur Reuters adressierten Fax der Täter hieß es: "Wir übernehmen die irakische Botschaft in Berlin und somit den ersten Schritt in Richtung der Befreiung unseres geliebten Vaterlandes." Die Aktion sei friedlich und zeitlich begrenzt, behaupteten die Täter. Sie solle zeigen, "dass unser Volk den Willen zur Freiheit hat und diesen umsetzen wird."
Das Fax der Oppositions-Gruppierung trägt eine Absendernummer aus Hamburg. Als Adresse hat die Gruppierung auf dem Fax die Anschrift des Botschaftsgebäudes angegeben, versehen mit dem Zusatz "Irakische Volksvertretung".
Der Nahost-Experte Volker Perthes von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik sagte, eine Gruppe namens "Demokratische Irakische Opposition Deutschlands" sei ihm nicht bekannt. Bislang seien vornehmlich irakische Studenten im Exil oder Kurdengruppen in Berlin aktiv geworden. Irak und Deutschland unterhielten volle diplomatische Beziehungen. Allerdings seien seit dem Golfkrieg 1991 beide Staaten nur mit Geschäftsträgern in Bagdad beziehungsweise Berlin vertreten.
spiegel.de