Die Unternehmenszahlen waren gut, die Märkte marschieren stetig nach oben. Aber so richtig traut an der Börse noch keiner dem Braten
Berlin - Na endlich. Nach dem enttäuschenden Fernbleiben des "Kriegsende-Aufschwungs" hatten sich die Börsianer schon resigniert auf weitere Stagnation an den Aktienmärkten eingestellt. Denn nun, so hieß es allerorts, nun zählten nur noch die wirtschaftlichen Fundamentaldaten. Und die seien beim besten Willen kein Grund zur Freude. Man zitterte vor den in dieser Woche anstehenden Unternehmensergebnissen des ersten Quartals.
Doch auch dieser Totgesagte lebt offenbar deutlich länger als erwartet. Denn eben die fundamentalen Unternehmenszahlen waren es, die die Kurse weltweit von Anfang bis Ende der verkürzten Börsenwoche praktisch stetig in die Höhe trieben. Ganz vorn mit marschierten die High Techs: Microsoft legte gute Zahlen vor, Intel übertraf die Gewinnschätzungen der Analysten, sogar SAP und Nokia lagen über den Erwartungen. Auch Ford geht es nicht so schlecht wie gedacht. Ergebnis: Fast sechs Prozent legte der Dax seit Montagmorgen zu. An den US-Börsen bot sich ein ebenfalls positives, wenn auch verhalteneres Bild. Die Finanzgemeinde, so scheint es, hat endlich wieder genug Mumm in den Knochen, um nach zwei- oder dreiprozentigen Kursanstiegen nicht mehr sofort fluchtartig ihr Heil in Gewinnmitnahmen zu suchen. Eher negative Konjunkturdaten aus Amerika wurden dabei kaum wahrgenommen.
Aber es mischt sich schon wieder Wasser in den Wein. Denn irgendwie scheint niemand zu wissen, wohin die Reise geht. Die Charttechniker blasen bereits zum Rückzug: Nach einer Rally von fast 30 Prozent in fünf Wochen sei jetzt endgültig die Luft raus. Die Fundamentalanalysten wagen erst gar nicht, auf noch bessere Unternehmenszahlen zu hoffen, zeichnet sich doch ein echter Konjunkturaufschwung nach wie vor nirgends ab. So schwanken die Prognosen für die weitere Dax-Entwicklung auch wild zwischen Einbruch und weiterem Durchmarsch bis zum Jahresende (siehe Finanzprognose auf Seite 37).
Auch der Euro tendierte im Wochenverlauf gegenüber dem Dollar aufwärts. Und auch hier ist guter Rat teuer beziehungsweise nirgends in Sicht. "Nach wie vor ist dieser Trend eher eine Dollar-Schwäche als eine Euro-Stärke", sagt Dirk Volke, Devisenhändler bei Sal. Oppenheim. "Bushs Haushaltsprobleme machen die Märkte skeptisch. Andererseits sieht die Wirtschaft in Euroland ebenfalls schwach aus, echte Reformen sind bislang nicht in Sicht. Im Moment heben sich diese beiden Faktoren auf, und wir bewegen uns in einem Bereich von ungefähr 1,06 bis 1,10 Dollar zum Euro. Erst wenn mehr Klarheit herrscht, werden wir den wohl verlassen - nach oben oder unten."
Solcherart Klarheit könnte in der nächsten Woche zumindest etwas näher rücken. Denn der Ergebnisreigen geht munter weiter, Quartalszahlen kommen en masse. Den Anfang machen am Montag Merck & Co., dann berichten Infineon, AOL Time Warner, Boeing, DaimlerChrysler und andere Schwergewichte von beiden Seiten des Atlantiks. Außerdem stehen die monatliche Sitzung des EZB-Rats sowie die amerikanischen Wachstumszahlen für das erste Quartal 2003 auf dem Programm. Analysten rechnen hier zwar mit keiner Zinssenkung in Euroland, dafür aber mit einer deutlichen Konjunktur-Belebung in den USA. Alles andere dürfte dem weiteren Verlauf des Börsenaufschwungs wohl einen empfindlichen Schlag versetzen. mao
Berlin - Na endlich. Nach dem enttäuschenden Fernbleiben des "Kriegsende-Aufschwungs" hatten sich die Börsianer schon resigniert auf weitere Stagnation an den Aktienmärkten eingestellt. Denn nun, so hieß es allerorts, nun zählten nur noch die wirtschaftlichen Fundamentaldaten. Und die seien beim besten Willen kein Grund zur Freude. Man zitterte vor den in dieser Woche anstehenden Unternehmensergebnissen des ersten Quartals.
Doch auch dieser Totgesagte lebt offenbar deutlich länger als erwartet. Denn eben die fundamentalen Unternehmenszahlen waren es, die die Kurse weltweit von Anfang bis Ende der verkürzten Börsenwoche praktisch stetig in die Höhe trieben. Ganz vorn mit marschierten die High Techs: Microsoft legte gute Zahlen vor, Intel übertraf die Gewinnschätzungen der Analysten, sogar SAP und Nokia lagen über den Erwartungen. Auch Ford geht es nicht so schlecht wie gedacht. Ergebnis: Fast sechs Prozent legte der Dax seit Montagmorgen zu. An den US-Börsen bot sich ein ebenfalls positives, wenn auch verhalteneres Bild. Die Finanzgemeinde, so scheint es, hat endlich wieder genug Mumm in den Knochen, um nach zwei- oder dreiprozentigen Kursanstiegen nicht mehr sofort fluchtartig ihr Heil in Gewinnmitnahmen zu suchen. Eher negative Konjunkturdaten aus Amerika wurden dabei kaum wahrgenommen.
Aber es mischt sich schon wieder Wasser in den Wein. Denn irgendwie scheint niemand zu wissen, wohin die Reise geht. Die Charttechniker blasen bereits zum Rückzug: Nach einer Rally von fast 30 Prozent in fünf Wochen sei jetzt endgültig die Luft raus. Die Fundamentalanalysten wagen erst gar nicht, auf noch bessere Unternehmenszahlen zu hoffen, zeichnet sich doch ein echter Konjunkturaufschwung nach wie vor nirgends ab. So schwanken die Prognosen für die weitere Dax-Entwicklung auch wild zwischen Einbruch und weiterem Durchmarsch bis zum Jahresende (siehe Finanzprognose auf Seite 37).
Auch der Euro tendierte im Wochenverlauf gegenüber dem Dollar aufwärts. Und auch hier ist guter Rat teuer beziehungsweise nirgends in Sicht. "Nach wie vor ist dieser Trend eher eine Dollar-Schwäche als eine Euro-Stärke", sagt Dirk Volke, Devisenhändler bei Sal. Oppenheim. "Bushs Haushaltsprobleme machen die Märkte skeptisch. Andererseits sieht die Wirtschaft in Euroland ebenfalls schwach aus, echte Reformen sind bislang nicht in Sicht. Im Moment heben sich diese beiden Faktoren auf, und wir bewegen uns in einem Bereich von ungefähr 1,06 bis 1,10 Dollar zum Euro. Erst wenn mehr Klarheit herrscht, werden wir den wohl verlassen - nach oben oder unten."
Solcherart Klarheit könnte in der nächsten Woche zumindest etwas näher rücken. Denn der Ergebnisreigen geht munter weiter, Quartalszahlen kommen en masse. Den Anfang machen am Montag Merck & Co., dann berichten Infineon, AOL Time Warner, Boeing, DaimlerChrysler und andere Schwergewichte von beiden Seiten des Atlantiks. Außerdem stehen die monatliche Sitzung des EZB-Rats sowie die amerikanischen Wachstumszahlen für das erste Quartal 2003 auf dem Programm. Analysten rechnen hier zwar mit keiner Zinssenkung in Euroland, dafür aber mit einer deutlichen Konjunktur-Belebung in den USA. Alles andere dürfte dem weiteren Verlauf des Börsenaufschwungs wohl einen empfindlichen Schlag versetzen. mao