Gazprom fährt bis jetzt die Strategie: "viel Gas zu kompetitiven, niedrigen Preisen". Raider7 schlägt letztendlich doch einfach nur eine andere Strategie vor das Marktgleichwicht zwischen Angebot und Nachfrage zu erreichen: "weniger Gas zu höheren Preisen". Ob mit dieser Strategie mehr Gewinn erzielt werden kann, hängt von vielen Faktoren ab, u.a. ob man dann seine Marktanteile und Quasi-Monopolstellung im europäischen Markt halten kann? Bei stark steigender Gasnachfrage und geschwächten Konkurrenzanbietern, z.B. weil die Gasförderung und Produktion zu teuer wird, könnte raider7 Strategie durchaus mehr Gewinn abwerfen.
Aber der Casus Knacksus ist doch auch, wie sieht es tatsächlich mit den Gasreserven* und den Förderkosten von Gazprom aus? Die Ankündigung der Rechnungskammer zu gefälschte Öl- und Gasreserven in Russland sollte man durchaus in der eigenen Due Dilligence Prüfung ernst nehmen. Laut dem JV-Bericht von 2020: "Im Zeitraum 2015-2019 überstieg der Rückgang (Abschreibung) der Gasreserven die Anzahl der in der Staatsbilanz ausgewiesenen Reserven um 2,315 Billionen Kubikmeter oder 3,6 Jahresproduktion"
https://www.ariva.de/forum/...om-903276-312389?page=2274#jumppos56862https://ach.gov.ru/upload/iblock/b99/...313b87e724ed09f287754d180.pdfhttps://images.finanzen.net/mediacenter/unsortiert/oil-gas-3871.jpgVor kurzem hat der Energieminister Pavel Sorokin dazu noch einen Artikel im Energy Policy Magazine veröffentlicht, der aufhorchen lässt: "According to data of fields’ development economics inventory completed on the instruction of the Russian government, just 36% out of 30 bln tonnes of recoverable reserves of Russia are profitable in current macroeconomic environment."
Lange Rede, kurzer Sinn: Der aktuelle Gasexportpreis ist langfristig einfach viel zu billig und deckt nicht die tatsächlichen Kosten, u.a. für die notwendinge Innovationen in die Erschließung neuer Reserven und, wie Sorokin auch sagt, teurere Förderproduktion (Stichwort: Erschließung der Arktis und Hard-to-recover reserves) und die großen Marktrisiken durch die Instabilitität (drohende Abschreibung von ausfallenden Gasschuldnern) und Feindlichkeit der EU (Stichwort: fehlende Souveränität, Sanktionsmafia, Ausstieg unzuverlässiger Partner aus gültigen Verträgen, Gas-Reverseflow Tricks und andere illegale Machenschaften, etc.).
*Hintergundmaterial:
Wie werden Kohlenwasserstoff-Vorräte geschätzt
http://www.gazprominfo.de/articles/estimate/Erdgas- und Erdölvorräte
http://www.gazprom.de/about/production/reserves/