Bau geht seit fast einer Woche weiter
Nur noch 160 Kilometer fehlen Putin: Nord Stream 2 ist so gut wie abgeschlossen
Teilen
Startseite
Teilen
E-Mail
Kommentare
Mehr
Wladimir Putin
dpa/Aleksey Nikolskyi/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpaDer russische Präsident Wladimir Putin spricht bei der großen Pressekonferenz in Moskau per Video zu Medienvertretern.
Freitag, 18.12.2020, 16:39
Die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 strapaziert die transatlantischen Beziehungen massiv. Vor etwa einer Woche wurden die Arbeiten nach monatelangem Stillstand wieder aufgenommen. Glaubt man Russlands Präsident Wladimir Putin, ist das Projekt jetzt aber so gut wie abgeschlossen.
Das sagte der Kremlchef am Donnerstag bei seiner Jahrespressekonferenz in Moskau. Es müssten noch insgesamt 160 Kilometer Leitungen verlegt werden. Das Projekt werde bald beendet.
Seit fast einer Woche geht der Bau nach einjähriger Unterbrechung weiter. Das unter russischer Flagge fahrende Verlegeschiff Fortuna hatte am vergangenen Freitag die Arbeiten etwa 70 Kilometer nordöstlich der deutschen Anlandestation in Lubmin bei Greifswald aufgenommen, teilte ein Unternehmenssprecher mit.
Putin: Deutsche Wirtschaft profitiert von Nord Stream 2
Dort solle in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik Deutschland ein 2,6 Kilometer langer Leitungsabschnitt verlegt werden. Die rechtliche Genehmigung für dieses Stück läuft Ende 2020 aus. Allerdings hat die Nord Stream 2 AG bereits eine neue Erlaubnis für den Weiterbau 2021 beantragt.
Putin sagte, Nord Stream sei ein rein wirtschaftliches Projekt. Er hoffe, dass die neue US-Regierung die Interessen der Verbündeten respektiere und wieder zu einem fairen Wettbewerb auf der Welt zurückkehre. Es liegt auf der Hand, dass die deutsche Wirtschaft von diesem Projekt profitiert, meinte der Kremlchef.
Gas aus Russland (06.09.2020)
dpaNord Stream 2 soll nach der Fertigstellung eine Länge von 1230 Kilometern haben.
Er warf den Amerikanern vor, sie wollten russische Gaslieferungen nach Europa verhindern und stattdessen ihr teureres Flüssiggas absetzen. Sollte Nord Stream scheitern, würde das letztlich bedeuten, dass Energie in Deutschland teurer werde, sagte Putin.
USA: Nord Stream 2 ist Rohr, das niemals russisches Gas transportieren wird
Die US-Regierung sieht keine Chance mehr auf eine Fertigstellung. Nach den ersten US-Sanktionen vor einem Jahr drohen nun neue. Der amtierende US-Präsident Donald Trump muss dem allerdings noch zustimmen.
Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter teilte zuletzt mit, das Nord-Stream-2-Konsortium mache eine furchtbar große Sache um den Bau eines 2,6 Kilometer langen Leitungsabschnitts. Es handele sich um ein Rohr, das niemals russisches Gas transportieren wird. Wenn Nord Stream 2 das Projekt wirklich fertigstellen könnte, hätten sie es schon längst getan. Es sei nicht einmal klar, wer den Bau versichere. Das Unternehmen mache dazu keine Angaben.
55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland
Die USA begründen ihre Ablehnung des Projekts mit zu großer Abhängigkeit ihrer europäischen Partner von russischem Gas. Kritiker werfen den USA dagegen vor, nur ihr Flüssiggas in Europa besser verkaufen zu wollen. Widerstände gegen das Projekt gibt es allerdings auch innerhalb der EU, insbesondere aus Polen und den baltischen Staaten.
Wie die bereits seit 2012 vollständig genutzte Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 soll auch Nord Stream 2 auf rund 1200 Kilometern Länge als Doppelstrang durch die Ostsee verlegt werden. Die etwa 9,5 Milliarden Euro teure Pipeline ist zu 94 Prozent fertig. Durch die beiden Leitungsstränge sollen künftig jedes Jahr zusätzlich 55 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Russland nach Deutschland gepumpt werden.
USA drohten wegen Nord Stream 2 auch deutschem Hafen mit Sanktionen
Bis zur Fertigstellung fehlen noch etwa 75 Kilometer, die vor allem südlich der dänischen Insel Bornholm verlaufen. Ende 2019 waren die Bauarbeiten dort gestoppt worden, nachdem die USA ein Sanktionsgesetz gegen die Spezialschiffe in Kraft gesetzt hatten, die die Rohre verlegten. Die beiden Schweizer Verlegeschiffe wurden daraufhin abgezogen. Sanktionsdrohungen gab es auch gegen den deutschen Hafen Sassnitz-Mukran auf Rügen, wo Rohre für Nord Stream 2 lagern.
Die USA halten den Druck auf am Bau beteiligte Firmen hoch. Nach dem US-Repräsentantenhaus stimmte zuletzt auch der Senat dem Gesetzespaket zum Verteidigungshaushalt zu, das auch eine Ausweitung der angedrohten Sanktionen im Zusammenhang mit dem Nord-Stream-2-Projekt vorsieht.
Besitz von Personen oder Firmen kann in USA eingefroren werden
Schon jetzt können gegen betroffene Personen Einreiseverbote in die USA verhängt werden. Etwaiger Besitz von Personen oder Firmen in den Vereinigten Staaten kann eingefroren werden. Die US-Botschaft hat die Bundesregierung jüngst dazu aufgerufen, einen Weiterbau der umstrittenen Pipeline zu verhindern. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter in Washington nannte Nord Stream 2 ein geopolitisches Projekt, das Russland dazu nutzen wird, europäische Länder zu erpressen.