Durchhalteparolen auf dem New Yorker Parkett
Marktbeobachter: Das schlimmste ist definitiv vorüber - Gates
verliert mit seiner Aktie 56 Milliarden Dollar
Von Martin Halusa
New York - Armer, reicher Bill Gates: Der anhaltende Kursverfall
der Aktie mit dem Börsenkürzel MSFT hat den Gründer und
heutigen "Chief Software Architekt" von Microsoft um einen
erheblichen Teil seines Vermögens gebracht. Noch vor einem Jahr
verfügte Gates über ein Aktienpaket im Wert von 90 Mrd. Dollar, im Sommer waren die Papiere auf 60 Mrd. Dollar abgerutscht - am
vergangenen Freitag waren die Microsoftaktien des Firmengründers
noch 33,7 Mrd. Dollar wert.
Noch schlimmer hat es freilich die übrigen US-Investoren erwischt:
Das Jahr 2000 war kein gutes für die Börse. Die High-Tech-Börse
Nasdaq - die in den ersten drei Monaten des Jahres zu einem nie
gesehen Höhenflug angesetzt hatte - ist für 2000 mit 38 Prozent im Minus. Verglichen mit dem am 10. März erreichten Höchststand
von 5048 Stellen hat die Computerbörse sogar mehr als die Hälfte
verloren. Ins Weihnachtswochenende ging die Nasdaq mit einem
Stand von 2517,02 Punkten, dies waren 5,14 Prozent oder 136,25
Zähler weniger als in der Woche zuvor. Mitte der Woche hatte die
Nasdaq zeitweise ihren tiefsten Stand seit 21 Monaten erreicht.
Auch der Dow Jones ist in diesem Jahr 7,6 Prozent im roten
Bereich, wenngleich der Index in der abgelaufenen Börsenwoche
ein Plus von 1,92 Prozent oder 200,60 Punkte auf nun 10 635,56
Stellen erzielen konnte. Die vergangenen fünf Handelstage waren
für den Dow wieder ein Ritt über die Achterbahn: Montag: plus 210, Dienstag: minus 61, Mittwoch minus 265, Donnerstag: plus
168 und Freitag: plus 148 Punkte. Sollte dem wichtigsten
Börsenbarometer in dieser Woche wieder die Luft ausgehen, könnte
das Jahr 2000 das schlimmste seit 1981 werden - damals lag der
Dow mit 9,2 Prozent auf der Verlustseite. Der breiter angelegte
Standard & Poor's 500 Index verlor ebenfalls; sein Minus betrug
im Vergleich zum Freitag der Vorwoche 0,47 Prozent oder 6,18
Punkte; Endstand: 1305,97 Punkte. Damit hat der S&P in diesem
Jahr bereits 11,1 Prozent eingebüßt.
An Wall Street werden mittlerweile die Durchhalteparolen immer
lauter: "Das schlimmste ist definitiv vorüber", behauptet Byron
Wien, Anlagestratege bei Morgan Stanley Dean Witter. Sein
Kollege Graham Tanaka glaubt: "Wir haben den Boden gesehen."
Entweder bereits in der Woche vor Weichnachten oder in der
Woche danach. Und Scott Bleier, Chief Investment Strategist von
Prime Charter, meint: "Die Panik der institutionellen Anleger
dürfte nun vorbei sein". Aktienanalyst Peter Canelo hofft sogar: "Wall Street baut gerade die Basis für einen weiteren
Bullenmarkt auf". Die meiste Nachfrage werde es im ersten
Halbjahr 2001 geben.
Was all die Experten so sicher macht: Die Zentralbank Federal
Reserve werde in den kommenden Monaten die Zinsen senken.
Auf Grund der Talfahrt der US-Wirtschaft - deren Wachstum etwa
die Deutsche Bank bei nur noch null bis zwei Prozent sieht -
werde die Fed ihre Geldpolitik wesentlich lockern. Christine
Callies, Investment Strategin bei Merrill Lynch, glaubt
beispielsweise, dass Alan Greenspan & Co die Federal Funds Rate
bis zum Sommer um 100 Basispunkte gesenkt haben wird. Noch vor
zwei Wochen war das Bankhaus von 50 Basispunkten ausgegangen.
Doch seither haben sich die Signale aus der Wirtschaft
eingetrübt. Allein die Wachstumsrate für das dritte Quartal war
mehrmals auf zuletzt 2,2 Prozent nach unten korrigiert worden.
In den vergangenen 18 Monaten hatte die Fed sechsmal in Folge
die Zinsen gesenkt - um dem Boom an Luft zu nehmen und die
Inflation gering zu halten. Mittlerweile hat die Wirtschaft die lange
ersehnte "weiche Landung" erreicht. An Wall Street wird sogar
befürchtet, dass die USA eine "harte Landung" hinlegen können.
Vereinzelt nehmen Analysten sogar das "R-word" - die Vokabel
von der Rezession - in den Mund. Die Fed trifft am 30. und 31.
Januar zur nächsten Sitzung zusammen. Es ist aber nicht völlig
auszuschließen, dass Greenspan in einem Alleingang - wie zuletzt
während der Russlandkrise vor zwei Jahren - die Zinsen schon
vorher senken könnte.
www.welt.de/daten/2000/12/27/1227fi211691.htx
Marktbeobachter: Das schlimmste ist definitiv vorüber - Gates
verliert mit seiner Aktie 56 Milliarden Dollar
Von Martin Halusa
New York - Armer, reicher Bill Gates: Der anhaltende Kursverfall
der Aktie mit dem Börsenkürzel MSFT hat den Gründer und
heutigen "Chief Software Architekt" von Microsoft um einen
erheblichen Teil seines Vermögens gebracht. Noch vor einem Jahr
verfügte Gates über ein Aktienpaket im Wert von 90 Mrd. Dollar, im Sommer waren die Papiere auf 60 Mrd. Dollar abgerutscht - am
vergangenen Freitag waren die Microsoftaktien des Firmengründers
noch 33,7 Mrd. Dollar wert.
Noch schlimmer hat es freilich die übrigen US-Investoren erwischt:
Das Jahr 2000 war kein gutes für die Börse. Die High-Tech-Börse
Nasdaq - die in den ersten drei Monaten des Jahres zu einem nie
gesehen Höhenflug angesetzt hatte - ist für 2000 mit 38 Prozent im Minus. Verglichen mit dem am 10. März erreichten Höchststand
von 5048 Stellen hat die Computerbörse sogar mehr als die Hälfte
verloren. Ins Weihnachtswochenende ging die Nasdaq mit einem
Stand von 2517,02 Punkten, dies waren 5,14 Prozent oder 136,25
Zähler weniger als in der Woche zuvor. Mitte der Woche hatte die
Nasdaq zeitweise ihren tiefsten Stand seit 21 Monaten erreicht.
Auch der Dow Jones ist in diesem Jahr 7,6 Prozent im roten
Bereich, wenngleich der Index in der abgelaufenen Börsenwoche
ein Plus von 1,92 Prozent oder 200,60 Punkte auf nun 10 635,56
Stellen erzielen konnte. Die vergangenen fünf Handelstage waren
für den Dow wieder ein Ritt über die Achterbahn: Montag: plus 210, Dienstag: minus 61, Mittwoch minus 265, Donnerstag: plus
168 und Freitag: plus 148 Punkte. Sollte dem wichtigsten
Börsenbarometer in dieser Woche wieder die Luft ausgehen, könnte
das Jahr 2000 das schlimmste seit 1981 werden - damals lag der
Dow mit 9,2 Prozent auf der Verlustseite. Der breiter angelegte
Standard & Poor's 500 Index verlor ebenfalls; sein Minus betrug
im Vergleich zum Freitag der Vorwoche 0,47 Prozent oder 6,18
Punkte; Endstand: 1305,97 Punkte. Damit hat der S&P in diesem
Jahr bereits 11,1 Prozent eingebüßt.
An Wall Street werden mittlerweile die Durchhalteparolen immer
lauter: "Das schlimmste ist definitiv vorüber", behauptet Byron
Wien, Anlagestratege bei Morgan Stanley Dean Witter. Sein
Kollege Graham Tanaka glaubt: "Wir haben den Boden gesehen."
Entweder bereits in der Woche vor Weichnachten oder in der
Woche danach. Und Scott Bleier, Chief Investment Strategist von
Prime Charter, meint: "Die Panik der institutionellen Anleger
dürfte nun vorbei sein". Aktienanalyst Peter Canelo hofft sogar: "Wall Street baut gerade die Basis für einen weiteren
Bullenmarkt auf". Die meiste Nachfrage werde es im ersten
Halbjahr 2001 geben.
Was all die Experten so sicher macht: Die Zentralbank Federal
Reserve werde in den kommenden Monaten die Zinsen senken.
Auf Grund der Talfahrt der US-Wirtschaft - deren Wachstum etwa
die Deutsche Bank bei nur noch null bis zwei Prozent sieht -
werde die Fed ihre Geldpolitik wesentlich lockern. Christine
Callies, Investment Strategin bei Merrill Lynch, glaubt
beispielsweise, dass Alan Greenspan & Co die Federal Funds Rate
bis zum Sommer um 100 Basispunkte gesenkt haben wird. Noch vor
zwei Wochen war das Bankhaus von 50 Basispunkten ausgegangen.
Doch seither haben sich die Signale aus der Wirtschaft
eingetrübt. Allein die Wachstumsrate für das dritte Quartal war
mehrmals auf zuletzt 2,2 Prozent nach unten korrigiert worden.
In den vergangenen 18 Monaten hatte die Fed sechsmal in Folge
die Zinsen gesenkt - um dem Boom an Luft zu nehmen und die
Inflation gering zu halten. Mittlerweile hat die Wirtschaft die lange
ersehnte "weiche Landung" erreicht. An Wall Street wird sogar
befürchtet, dass die USA eine "harte Landung" hinlegen können.
Vereinzelt nehmen Analysten sogar das "R-word" - die Vokabel
von der Rezession - in den Mund. Die Fed trifft am 30. und 31.
Januar zur nächsten Sitzung zusammen. Es ist aber nicht völlig
auszuschließen, dass Greenspan in einem Alleingang - wie zuletzt
während der Russlandkrise vor zwei Jahren - die Zinsen schon
vorher senken könnte.
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