FUSION GESCHEITERT

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klecks1:

FUSION GESCHEITERT

 
21.01.02 15:52
ROUNDUP: Kartellamt untersagt Ruhrgas-Übernahme durch E.ON
BONN (dpa-AFX) - Das Bundeskartellamt hat wie erwartet eine Übernahme der Ruhrgas AG durch den Energiekonzern E.ON  untersagt. "Die Verbindung von E.ON und Ruhrgas in einer Phase beginnender Liberalisierung auf den Gasmärkten würde die marktbeherrschende Stellung der Ruhrgas zementieren", sagte Kartellamtschef Ulf Böge am Montag in Bonn. E.ON-Chef Ulrich Hartmann will nun mit Hilfe einer Ministererlaubnis die Übernahme durchsetzen.

Die von den Unternehmen angebotenen Auflagen seien wettbewerblich von geringer Bedeutung und somit nicht geeignet, die marktbeherrschendene Stellung auf den Gasmärkten und den Strommärkten zu beseitigen, sagte Böge. Auf der Ferngasstufe führe die Verbindung der beiden Unternehmen zu einer strukturellen Sicherung des Absatzes. Es wäre zu erwarten, dass Ruhrgas nach dem Zusammenschluss die Stellung durch "bevorzugte Berücksichtigung beim Neuanschluss von Gasbezugsverträgen" weiter ausbauen könnte, sagte Böge.

BÖGE: 'RUHRGAS MIT ÜBERRAGENDEN ZUGANG ZU GASFÖRDERQUELLEN'

Ruhrgas verfüge als größtes deutsches Gasunternehmen über einen "überragenden Zugang" zu allen wichtigen in Frage kommenden Gasförderquellen. Auch im Strombereich würde der Zusammenschluss eine marktbeherrschende Stellung sichern, da Erdgas eine der zukunftsträchtigen Energieträger sei.

E.ON-Chef Ulrich Hartmann setzt nun auf die Hilfe von Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos). Müller könnte mit einer Ministererlaubnis über den Kopf der Kartellbehörden hinweg die Übernahme doch noch genehmigen. Bisher ist dies nur sechs Mal in der Bundesrepublik geschehen. Das Kartellamt hatte den E.ON-Konzern bereits am Samstag von der Ablehnung unterrichtet.

E.ON-CHEF: 'KARTELLAMT DENKT IN REGIONALEN DIMENSIONEN'

"Anders als das Kartellamt prüft der Minister die gesamtwirtschaftlichen Vorteile der Fusion", hatte Hartmann in einem Interview gesagt. Das Kartellamt denke in zu kleinen, regionalen Dimensionen. Dabei finde der Wettbewerb auf dem Energiemarkt längst nicht mehr auf nationaler Ebene statt. "Unser Maßstab muss das Energiegeschäft der Welt sein, denn auf dieser Bühne spielt die Musik." Deutschland habe vor Jahren schon den Anschluss an die globale Entwicklung des Ölmarktes verpasst, sagte der Manager./mur/al/js

klecks1:

Zitterpartie

 
21.01.02 17:11
HINTERGRUND: E.ON setzt auf Ministererlaubnis - Zitterpartie um Ruhrgas
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Vom Bohrloch bis zum Gasherd, vom Kraftwerk bis zur Steckdose, von der Quelle bis zum Wasserhahn: Bei Gas, Strom und Wasser will der Energieriese E.ON  künftig am ganz großen Rad drehen. Ein voll integrierter Versorgungskonzern will das Unternehmen sein und auf allen Stufen der Wertschöpfungsebene mitverdienen. Doch im Gasgeschäft zeigte das Bundeskartellamt dem Unternehmen am Montag wie erwartet zunächst einmal die rote Karte und untersagte den geplanten Mehrheitseinstieg bei der Ruhrgas AG.

E.ON-Vorstandschef Ulrich Hartmann hat den Kampf um die Übernahme noch längst nicht aufgegeben. Er setzt auf eine Ministererlaubnis. Es wäre das siebte Mal in der deutschen Geschichte, dass ein Fusionsverbot durch ein Veto des Bundeswirtschaftsministeriums ausgehebelt würde. "Die Chancen stehen gut, E.ON könnte langfristig sogar besser da stehen, weil die Auflagen nicht so hoch sein könnten", meint Matthias Heck vom Bankhaus Sal. Oppenheim.

ENBW: E.ON WIRD AM ENDE TRIUMPHIEREN

Auch Konkurrenten sind zuversichtlich, dass am Ende E.ON triumphiert: "Ich gehe entgegen allem Geschrei davon aus, dass die Ziele von Herrn Hartmann, Ruhrgas im Konzern E.ON zu integrieren, erfolgreich sein werden", sagte der Vorstandschef des drittgrößten deutschen Energiekonzerns Energie Baden-Württemberg, Gerhard Goll.

Die mehrheitliche Übernahme von Ruhrgas spielt beim weiteren Ausbau der E.ON-Kerngeschäfte eine zentrale Rolle. Während E.ON auf der regionalen Ebene als Ortsgasverteiler gut vertreten ist, besteht beim Import und Ferngas noch erheblicher Nachholbedarf. Diese Lücke soll Ruhrgas schließen. Und genau darin besteht das Problem: "Was das Kartellamt kritisiert, sieht E.ON als Vorteil, nämlich den Aufbau einer integrierten Wertschöpfungskette", sagt der Energie-Analyst Heck.

NOCH KEINE ENTSCHEIDUNG ÜBER SONDERERLAUBNIS

Jetzt hat der Bund das letzte Wort. Es sei noch keine Vorentscheidung über eine Sondererlaubnis getroffen worden, sagte eine Sprecherin des Ministeriums am Montag. Das Verfahren beginne erst, wenn ein Antrag vorliege. Nach Angaben von E.ON soll das in den nächsten Wochen geschehen. Danach hat der Minister vier Monate Zeit zur Prüfung, wobei er noch ein Gutachten der Monopolkommission einholen muss.

Wird der Antrag von E.ON zurückgewiesen, droht auch ein anderes Geschäft zu platzen: Die Übernahme der E.ON-Tochter VEBA Oel und damit der Tankstellenkette Aral durch den Mineralölkonzern BP  . Diesen Teil des Übernahmepakets hatte das Kartellamt bereits vor Weihnachten mit Auflagen genehmigt. Dieser Verkauf ist Teil eines umfangreichen Tauschgeschäftes: So sollte E.ON für die Abgabe von VEBA Oel unter anderem den 25-prozentigen BP-Anteil an Gelsenberg erhalten, die wiederum an Ruhrgas beteiligt ist.

BEI SCHEITERN MÜSSTE E.ON MIT BP NEU VERHANDELN

Im Falle des Scheiterns müsste E.ON mit BP neu verhandeln. Dabei gehen Branchenexperten davon aus, dass der britische Mineralölkonzern für VEBA Oel und dessen Tochter Aral einen Kaufpreis in bar zahlen wird. Wert: rund 2,5 Milliarden Euro (4,9 Mrd DM). Für E.ON-Chef Ulrich Hartmann ist die Trennung vom Ölgeschäft jedenfalls eine ausgemachte Sache.

Mit dem Scheitern des Mehrheitseinstiegs bei Ruhrgas würde E.ON jedenfalls ein große Gelegenheit entgehen, im Geschäftsfeld Erdgas ein europäischer Spieler zu werden, meinen Branchenexperten. Energie-Analyst Heck nennt das einen "Opportunitätsverlust". Doch soweit muss es gar nicht kommen.

So hat es in den vergangenen Monaten immer wieder Signale aus Berlin gegeben, dass Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) das Vorhaben aus übergeordneten gesamtwirtschaftlichen Gründen (Arbeitsplätze, Energiesicherheit) absegnen könnte. Außerdem: Müller ist bei E.ON kein Unbekannter. Über viele Jahre war er im früheren VEBA-Konzern beschäftigt und dort für Energiefragen zuständig.

BAYERN ALS E.ON-AKTIONÄR GEGEN ÜBERNAHME

Gegen eine Ministererlaubnis schießt seit Montag allerdings ein E.ON-Aktionär - zumindest indirekt aus den Reihen seiner politischen Hintermänner: Der Freistaat Bayern ist mit 4,6 Prozent an E.ON beteiligt. Zur Kartellamts-Entscheidung ließ CDU/CSU-Energiepolitiker Hartmut Schauerte unmissverständlich wissen: Die Ablehnung der Übernahme sei absolut gerechtfertigt und notwendig./ls/DP/sh

---Von Peter Lessmann, dpa---

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