Frühaufsteher„ Wieviele Worldcoms gibt es noch?“

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Frühaufsteher„ Wieviele Worldcoms gibt es noch?“

 
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Frühaufsteher
„Wieviele Worldcoms gibt es noch?“


27. Juni 2002


Technische Reaktion zu erwarten

Was soll man mit der Kurserholung im Handelsverlauf an der Wall Street anfangen? Die Experten von Standard & Poor's sehen darin eher ein Zeichen wachsenden Desinteresses der Investoren als ein Zeichen der Stärke. Auch technischen Analysten wäre ein richtiger „Sell-Out“ lieber gewesen, da sie diesen als notwendige Voraussetzung einer Bodenbildung ansehen.

Zwar dürfte auch der Dax mit einer Kurserholung reagieren. Doch das Grundübel, berechtigtes Misstrauen, ist in der Welt. Die Frage: „Wieviele Worlcoms gibt es noch?“ wird in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder gestellt werden und nicht nur MLP, WCM oder Thiel belasten. Einer vorbörslichen vwd-Umfrage unter neun Marktteilnehmern zufolge steht der Dax um 20.00 Uhr bei 4.159 Punkten nach 4.099 Zählern zum Handelsschluss am Mittwoch.

Bund-Future mit Gewinnmitnahmen

Nach dem Kurssprung vom Mittwoch verzeichnet dem Bund-Future am Donnerstag Einbußen. Bis 8.13 Uhr verliert er 20 Ticks auf 107,69 Prozent. Dennoch bleibt der Grundtenor angesichts des fundamental zerrütteten Vertrauens für Aktien positiv. Am Mittwoch hatte der September-Kontrakt mit plus 62 Ticks auf 107,89 Prozent geschlossen.

Euro etwas fester

Etwas fester zeigt sich der Euro am Donnerstagmorgen. Gegen 8.28 Uhr kostet ein Euro 0,9839 Dollar verglichen mit 0,9814 Dollar am späten Mittwochnachmittag in New York. Gegenüber dem Yen pendelt der Dollar um die 120-Yen-Marke und notiert aktuell bei 119,97 Yen, nachdem er im US-Handel am Vortag bei 119,90 notiert hatte. Damit wagt der Euro den nächsten Anlauf in Richtung Dollar-Parität. Die Äußerungen der Fed und die Worldcom-Krise wirken negativ auf den Greenback.

Aktien Tokio schließen fest - Erholung von Worldcom-Schock

Fest sind die Aktienkurse am Donnerstag in Tokio aus dem Handel gegangen. Der Nikkei-225-Index gewann 1,9 Prozent auf 10.262 Punkte. Der Topix rückte um ein Prozent auf 994 Punkte vor. Japanische Banken seien vermutlich nur mit wenig Kapital bei Worldcom engagiert, heißt es aus Branchenkreisen und von Analysten, wodurch die Krise des US-Telekomkonzern nur begrenzte Auswirkungen auf die Finanzinstitute haben dürfte.

Aktien Hongkong am Mittag mit fester Tendenz

Die Börse in Hongkong zeigt sich am Donnerstagmittag nach der überraschenden Erholung im späten Handel an Wall-Street mit fester Tendenz. Der Hang-Seng-Index legt in der ersten Sitzungshälfte um 1,3 Prozent oder 130 Punkte auf 10.486 zu. Unter den Gewinnern finden sich unter anderem HSBC, die trotz Kurseinbußen bei US-Konkurrenten 1,4 Prozent auf 88,25 Hongkong-Dollar vorrücken. Marktteilnehmer rechnen jedoch damit, dass das Aufwärtspotenzial des Index begrenzt ist. Wenn der Hang-Seng allerdings über der 10.400-Marke schließe, werde eine solide Unterstützung einsetzen. Begründungen dafür, warum sich die US-Märkte trotz des Worldcom-Skandals stabil zeigten, würden noch immer gesucht, erklären Beobachter. Der US-Markt könnte seinen Boden gefunden habe, heißt es zum einen. Doch beschwören wolle dies niemand. Daher warte man nun gespannt, wie die Kurse an Wall-Street eröffnen und wie der sich der Handelsverlauf präsentiert.

US-Nachbörse im Zeichen von Worldcom

Die wichtigsten Kursbewegungen nach Börsenschluss wurden bei mit Worlcom verbundenen Unternehmen verzeichnet. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator gewann leicht mit 0,06 Prozent plus auf 1.027,87. Die Titel von Juniper Networks erholten sich um 0,4 Prozent auf 5,15 Dollar. Die Aktie hatte im regulären Handel rund 18 Prozent verloren. Worldcom ist ein wichtiger Kunde von Juniper, mit dem der Netzwerkausrüster 14 Prozent seines Umsatzes erzielt. Weitere elf Prozent zum Umsatz von Juniper trägt Qwest Communications bei, gegen die die US-Börsenaufsicht ebenfalls ermittelt. EDS setzten am Abend ihren Kursrückgang fort und fielen um 0,2 Prozent auf 43,32 Dollar, denn Worldcom gehört mit einem Jahresumsatz von 600 Millionen Dollar oder einem Anteil am EDS-Gesamtumsatz von 2,5 Prozent zu den größten EDS-Kunden. Obwohl ein EDS-Sprecher am Mittwoch versicherte, er sehe keinen Einfluss auf sein Unternehmen durch den Worldcom-Bilanzskandal, senkten erste Analysten bereits Prognosen. SimpleTech brachen im nachbörslichen Handel um 21 Prozent auf 4,50 Dollar ein. Das Unternehmen hat seine Schätzungen für das zweite Quartal zurückgenommen.

US-Börsen gehen erholt aus dem Markt

Nach deutlichen Kursverlusten im frühen Geschäft haben sich die US-Börsen am Mittwoch vom Schock durch die Falschbilanzierung des Telekom-Konzerns Worldcom zum Handelsschluss weitgehend erholt.

Die Nachrichten von Worldcom hätten das Vertrauen der Anleger in die Bilanzierungspraktiken der US-Unternehmen untergraben und das Geschäft belastet, sagten Händler. Die Investoren hätten im späten Handel allerdings das niedrige Kursniveau zu Käufen genutzt. Die Entscheidung der US-Notenbank (Fed), die US-Zinsen unverändert zu lassen, habe kaum Reaktionen ausgelöst.

Der Dow-Jones-Index schloss knapp behauptet mit einem Minus von 0,07 Prozent auf 9.120,11 Zähler, nachdem er zuvor jedoch bereits bei 8.926 Punkten ein Tagestief erreicht hatte. Der Nasdaq Composite stieg um 0,38 Prozent auf 1.429,33 Punkte, nachdem er zuvor bei 1.378 Punkten den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren markiert hatte. Der marktbreite S&P 500-Index büßte 0,27 Prozent auf 973,53 Punkte ein.

Worldcom hatte in der Nacht zum Mittwoch Fehlbuchungen von fast vier Milliarden Dollar für die vergangenen fünf Quartale eingestanden und seinen Finanzchef entlassen. Die US-Börsenaufsicht SEC sprach von einem Bilanzfehler nie gesehener Größenordnung. Worldcom-Aktien wurden vom Handel an der Nasdaq ausgesetzt, nachdem sie im vorbörslichen Geschäft mit 0,09 Dollar 80 Prozent unter ihrem Dienstagschlusskurs notiert hatten. Im Jahr 1999 hatten Worldcom-Aktien noch 64 Dollar gekostet.

Im Fall Worldcom, der zuvor bereits zu Kurseinbrüchen an den asiatischen und europäischen Aktienmärkten geführt hatte, sehen Analysten weiteren Anlass für das Misstrauen der Anleger in die Bilanzierung von US-Unternehmen. „Du gehst in die Küche und siehst eine Kakerlake - du kannst dir sicher sein, dass es nicht die Einzige ist", sagte John Hendricks von State Street Global Markets. Der Enron-Zusammenbruch im Dezember vergangenen Jahres hatte an der Wall Street massive Skepsis hinsichtlich der Firmenbilanzen ausgelöst, was seither auch die Aktienkurse insgesamt belastete.

Die Aktien von Telekomausrüstern schlossen im Sog der Worldcom-Nachrichten deutlich schwächer. Die Titel von Lucent Technologies gingen 18,8 Prozent niedriger auf 1,59 Dollar aus dem Markt. Das Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, Worldcom sei ein kleinerer Kunde, und das Unternehmen sei von den Vorgängen nur minimal betroffen. Die Aktien von Nortel Networks gaben 8,7 Prozent auf 1,47 Dollar nach.

Sorgen um mögliche Kreditausfälle im Zuge der Worldcom-Nachrichten belasteten nach Händlerangaben die Bankaktien. Die Titel von J.P. Morgan Chase verloren rund 4,4 Prozent auf 31,49 Dollar. Citigroup-Aktien gaben rund 5,4 Prozent auf 37,00 Dollar nach.

Die Zinsentscheidung der Fed habe der Markt weitgehend ignoriert, sagten Händler. Die US-Notenbank hatte wie erwartet die Leitzinsen unverändert auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren gelassen und wie zuletzt die Risiken zwischen Inflation und Konjunkturschwäche als ausgeglichen bezeichnet. Der entscheidende Zielsatz für Tagesgeld betrage weiter 1,75 Prozent, teilte die Fed nach den zweitägigen Beratungen ihres geldpolitischen Ausschusses (FOMC) in Washington mit.
„Es ist eine schwache Begründung, und es sieht so aus, als ob die Fed die Zinsen mindestens bis Dezember unverändert lässt", kommentierte Peter Cardillo, Chefstratege bei Global Partners Securities, die Fed-Entscheidung. „Das könnte kurzfristig negativ für den Markt sein.“

US-Anleihen schließen fest

Mit festen Notierungen haben sich die Kurse der US-Anleihen am Mittwoch im späten New Yorker Geschäft gezeigt. Zehnjährige Papiere mit einer Zinsausstattung von 4,875 Prozent gewannen 27/32 auf 101-8/32. Die Rendite fiel von 4,82 auf 4,709 Prozent. Der Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent stieg um 23/32 auf 99-15/32. Die Rendite fiel von 5,45 auf 5,409 Prozent. Der am Vorabend bekannt gewordene Bilanzbetrug bei Worldcom hatte viele Anleger zur Umschichtung von Aktien in Anleihen veranlasst. Die Furcht davor, dass Worldcom kein Einzelfall gewesen sein könnte, habe viele in die Sicherheit der Anleihen flüchten lassen, hieß es.

Die Anleihen behaupteten ihre Gewinne selbst dann, als sich der Aktienmarkt deutlich von den Tiefständen erholte. Marktbeobachter vermuteten einen Zusammenhang mit dem verhaltenen Ausblick der US-Notenbank. Den Äußerungen sei zu entnehmen gewesen, dass die Erholung der Konjunktur etwas länger auf sich warten lasse und auch bei den Unternehmensergebnissen nicht so bald eine Besserung zu erwarten sei wie erhofft, hieß es. Die Entscheidung der Fed, die Leitzinsen unverändert zu lassen, berührte den Anleihemarkt kaum.

 
 Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters


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