Märkte warten auf US-Arbeitsmarktdaten
7. Dez. 2001 Ruhige Eröffnung am deutschen Aktienmarkt erwartet
Auf einen relativ ruhigen Handelsauftakt stellen sich die Händler am Freitagmorgen ein. Alle Marktteilnehmer warteten zunächst gespannt auf die um 14.30 Uhr anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. Über den Tagestrend werde erst mit dem Ausfallen dieser Daten entschieden, heißt es. Ganz allgemein gesprochen habe sich der Aktienmarkt nach der positiven Entwicklung vor dem Wochenende eine Verschnaufpause verdient.
Bund-Future im Bann der US-Daten
Ähnlich wie am Aktienmarkt stellen sich auch die Akteure am Rentenmarkt zunächst auf einen verhaltenen Handelsauftakt ein. Wie es mit dem angeschlagenen Bund-Future weitergehe, hänge sehr stark von den am Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten ab. Vorab beurteilt dränge sich nach den jüngsten Verlusten aber schon jetzt der Eindruck auf, als ob der Rentenmarkt zunächst seine besten Zeiten hinter sich habe. Am Donnerstag hatte der Bund-Future 45 Basispunkte auf 108,60 Prozent verloren.
Euro seitwärts - Yen weiter schwach
Das Geschehen am Devisenmarkt wird am Freitagmorgen von zwei Entwicklungen geprägt. Zum einen ist die Seitwärtsbewegung des Euro gegenüber dem Dollar zu nennen. Hier bewegt sich die europäische Einheitswährung gegen 7.25 Uhr bei 0,8937 Euro nach 0,8951 Euro im späten Handel am Donnerstag in New York. Zum anderen ist die anhaltende Schwäche des japanischen Yen erwähnenswert. Zum Dollar ermäßigt er sich auf 124,9550 Yen nach 124,70 Yen im späten US-Handel. Gegenüber dem Euro fällt er auf 111,6850 Yen.
Tokios Börse schließt schwächer
Die asiatische Leitbörse in Tokio ist in schwächerer Verfassung ins Wochenende gegangen. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte gab am Freitag um 60,39 Punkte oder 0,6 Prozent nach und schloss beim Stand von 10.796,89 Punkten. Der breit angelegte Topix-Index büßte 12,34 Punkte oder rund 1,2 Prozent auf 1.045,69 Zähler ein. Die Regierung hatte zuvor offiziell bestätigt, dass Japan erneut in einer Rezession steckt. Die wirtschaftliche Leistung des Landes war im dritten Quartal um real 0,5 Prozent geschrumpft und damit im zweiten Quartal in Folge. Erst am Vortag war der Baukonzern Aoki unter einem milliardenschweren Schuldenberg zusammengebrochen.
Aktien Hongkong mittags gut behauptet
Gut behauptet zeigen sich die Aktien in Hongkong am Freitagmittag. Der Hang-Seng-Index (HSI) steigt um 0,2 Prozent oder 22,16 Stellen auf 11.768,00 Punkte. Händler sagen, es sei noch immer Kaufinteresse zu beobachten, der Markt gehe davon aus, dass die Trendwende robust sei. Allerdings könnten Gewinnmitnahmen verhindern, dass der übergeordnete Widerstand bei 12.000 Zählern im HSI durchbrochen werde. Die Aufwärtsbewegung werde an Schwung verlieren, da der Markt erst einmal die Rally der vergangenen Tage verdauen müsse, heißt es.
Erneut Kursfeuerwerk trotz Finanzkrise in Argentinien
Ungeachtet der Zuspitzung der Finanzkrise in Argentinien schießen die Aktienpreise an der Börse von Buenos Aires weiter in den Himmel. Der Merval-Index sprang am Donnerstag (Ortszeit) gleich um 10,59 Prozent oder 24,27 Punkte auf 253,45 Zähler in die Höhe, obwohl der Internationale Währungsfonds erst am Vorabend die Freigabe eines von Argentinien dringend benötigten Teilkredits in Höhe von 1,264 Milliarden US-Dollar verweigert hatte. Am Vortag war der Merval bereits um 8,02 Prozent geklettert. Experten warnen, dass sich das Land der Zahlungsunfähigkeit nähert.
Das offenbar paradoxe Kursverhalten wurde von Händlern damit begründet, dass Argentinier mit ihren seit Montag teilweise eingefrorenen Bankguthaben argentinische Aktien kaufen, die auch in New York gehandelt werden. Dort könnten sie die Papiere wieder verkaufen und so ihr Geld ins Ausland retten, hieß es. Am größten Wertpapiermarkt Lateinamerikas in der brasilianischen Wirtschaftsmetropole Sao Paulo herrscht unterdessen die Überzeugung, dass sich das Land endgültig von der Sorge um die Argentinien-Krise losgelöst hat. Der Bovespa-Index stieg dort um 1,17 Prozent (156,90 Einheiten) auf 13 539,03 Punkte an und setzte so die seit Anfang November anhaltende Hausse fort. In Mexiko-Stadt verzeichnete der IPC-Index derweil bei ruhigem Handel ein Plus um nur 0,04 Prozent oder 2,44 Punkte auf 6101,72.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach US-Börsenschluss
Das nachbörsliche Geschäft am Donnestag in den USA wurde von der Meldung geprägt, dass Intel und AMD ihre Umsatzprognosen leicht anheben. Intel verbesserten sich daraufhin in der Spitze von 34,16 auf 35,18 Dollar. AMD legten aber nur um einen Cent auf 16,25 Dollar zu. Ansonsten verlief der Handel ruhig und der Nasdaq 100 After Hours Indicator kletterte dank Intel um 6,24 auf 1.725,32 Zähler.
Dow schließt leicht im Minus, Nasdaq im Plus
Mit knapp behaupteten Kursen sind die US-Notierungen an Wall Street am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Der Dow Jones 30 (DJIA) schloss nach einem sehr volatilen Verlauf mit einem Abschlag von 0,2 Prozent bei 10.099,14 Punkten. Die Nasdaq gewann hingegen 0,4 Prozent auf 2.054,27 Zähler.
Auf der Verliererseite standen vor allem die Titel der Einzelhandels- und der Medienbranche, nachdem zahlreiche Unternehmen mitgeteilt hatten, dass ihre Gewinne durch die konjunkturelle Abkühlung beeinträchtigt worden seien. So verloren BJ's Wholesale Club 8,5 Prozent auf 41,33 Dollar, May Department Stores zwei Prozent auf 35,11 Dollar, und Costco Wholesale ermäßigten sich um 2,3 Prozent auf 42,47 Dollar.
Ebenfalls mit Abschlägen gingen die Titel der Ölbranche aus der Sitzung. Die Enttäuschung über die Entscheidung der OPEC, mit der Senkung der eigenen Fördermengen abzuwarten, führte zu sinkenden Rohölpreisen, was wiederum die Branche belastete. ChevronTexaco sanken um 1,7 Prozent auf 85,98 Dollar, Exxon Mobil verbilligten sich um vier Prozent auf 37,33 Dollar und Kerr-McGee gaben um 3,9 Prozent auf 52,40 Dollar nach.
Auch die Medienwerte standen unter Druck. New York Times büßten 4,5 Prozent auf 44,60 Dollar ein, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, man werde die Gewinnprognosen für das vierte Quartal verfehlen. Grund sei der starke Rückgang der Werbeeinnahmen nach den Terroranschlägen am 11. September, hieß es. Die Branche spürte ebenfalls die Auswirkungen: Gannett reduzierten sich um 0,9 Prozent auf 70,45 Dollar und Tribune verbilligten sich um 0,5 Prozent auf 37,60 Dollar.
Hingegen konnten sich die Automobiltitel von den jüngsten Verlusten erholen. Ford Motor kletterten um 3,4 Prozent auf 17,36 Dollar und General Motors stiegen um 3,2 Prozent auf 52,78 Dollar. Die Finanzwerte knüpften an ihre Gewinne an: Citigroup stiegen um 1,2 Prozent auf 49,60 Dollar, J.P. Morgan Chase kletterten um 3,5 Prozent auf 40,38 Dollar.
An der Nasdaq stand die überraschend angekündigte Übernahme von COR Therapeutics durch Millennium Pharmaceuticals im Mittelpunkt des Interesses. Millennium verloren 16,6 Prozent auf 29,56 Dollar, während COR infolge des geplanten Umtauschverhältnisses um 42,9 Prozent auf 28,20 Dollar zulegten. Vor allem der hohe Übernahmepreis und die fehlenden Synergieeffekte wurden von den Analysten kritisiert und führten zu den Kursverlusten bei Millennium.
US-Anleihen schließen weiterhin schwach
Mit schwachen Notierungen haben sich die US-Anleihen am Donnerstag im späten Geschäft in New York präsentiert. Zehnjährige Papiere mit einer Zinsausstattung von fünf Prozent büßten 25/32 auf 100-1/32 ein. Die Rendite stieg dadurch von 4,893 auf 4,991 Prozent. Der Longbond mit einem Kupon von 5-3/8 Prozent ermäßigte sich um 1-13/32 auf 98-28/32 und rentierte mit 5,450 Prozent, nach 5,343 Prozent am Mittwoch. “Es war ein weiterer schlechter Tag für die Anleihen“, resümierte ein Händler. Die wachsende Hoffnung auf eine baldige Erholung der US-Wirtschaft habe zu weiteren Verkäufen geführt, und der am Donnerstag einsetzende Verkaufsdruck habe angehalten.
Es habe “eine starke Abneigung gegeben, vor den aussagekräftigen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag Positionen aufzubauen“, sagte Michael Maurer, Stratege bei AG Edwards. Auch zahlreiche Platzierungen von Unternehmensanleihen haben die Abschläge der Treasurys verstärkt. Die Investoren verkauften Staatsanleihen, um ihre Portfolios mit Unternehmensanleihen zu ergänzen, erklärte ein Analyst.
Quellen: FAZ.NET, vwd, AP, AFP, Bloomberg
Medienschau
7. Dez. 2001
Unternehmensnachrichten
Erstmals Entlassungen bei SAP in größerem Stil
Der Software-Konzern SAP wird erstmals in größerem Umfang Mitarbeiter entlassen. Wie die „Financial Times Deutschland“ (Freitagausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, baut die US-Landesgesellschaft ihre Beschäftigtenzahl um rund 300 auf 4.200 ab. Dem überwiegenden Teil der betroffenen Arbeitnehmer solle gekündigt werden. Bei SAP hatte es noch nie Entlassungen in nennenswerter Zahl gegeben. (AFP)
Sun Microsystems: 2. Quartal im Plan
Sun Microsystems liegt im zweiten Quartal im Plan. Wie der US-Konzern am Donnerstag mitteilte, ist die Anzahl der Aufträge im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Sun Microsystems hält an ihrem Ziel fest, im vierten Quartal wieder profitabel zu arbeiten. (vwd)
Analyst: Euphorie wegen Intel und AMD nicht angesagt
Die Anhebung der Umsatzerwartung für das laufende Quartal durch Intel Corp, Santa Clara, und ihren Konkurrenten Advanced Micro Devices (AMD), Sunnyvale, gebe keinen Anlass zur Euphorie. Diese Meinung vertrat der bei Robertson Stephens tätige Analyst Eric Rothdeutsch am Donnerstag nach den Erklärungen der beiden Chiphersteller. Aus der Ankündigung, dass der Umsatz besser als erwartet ausfallen werde, könne man nicht schließen, dass der Verkauf von PCs nun massiv anziehen werde, sagte der Branchenbeobachter. (vwd)
KPN-Emissionspreis für neue Aktien bei 4,90 Euro
Der Telekommunikationskonzern KPN hat den Emissionspreis für seine neuen Stammaktien auf 4,90 Euro je Stück festgelegt. Die Ausgabe von rund 1,020 Milliarden Anteilsscheinen soll einen Erlös von etwa fünf Milliarden Euro erbringen, wie die Gesellschaft bei der Bekanntgabe des Preises am späten Donnerstag mitteilte. Der Emissionspreis bedeute einen Abschlag von 4,1 Prozent auf den Schlusskurs der KPN-Aktien am Donnerstag an der Euronext Amsterdam. Nach Abschluss der Neuemission werden etwa 2,254 Milliarden KPN-Aktien in Umlauf sein. (vwd)
News Corp prüft Übernahme der Kirch-Gruppe
Rupert Murdochs Medienkonzern News Corp Ltd soll offenbar die Übernahme der gesamten Kirch-Gruppe prüfen - darunter Premiere, ProSieben und Sat1 sowie Sport- und Filmrechtehändler, heißt es in einem Bericht der “Financial Times Deutschland“ (Freitagausgabe). Manager von News Corp spielten derzeit vor allem eine aggressive Strategie durch, wonach die hoch verschuldete Kirch-Gruppe erst in finanzielle Schwierigkeiten getrieben werden soll, um dann von News Corp geschluckt zu werden, heißt es unter Bezug auf einen “Vertrauten“ des Medienunternehmens. (vwd)
Rückruf von Jeep-Liberty-Fahrzeugen wegen möglicher Probleme
Chrysler wird 120.000 der vor kurzem auf den Markt gebrachten Fahrzeuge des Typs Jeep Liberty zurückrufen. Das zur DaimlerChrysler AG, Stuttgart, gehörende Unternehmen begründe den Schritt mit möglichen Problemen des Airbagsystems, schreibt das “Wall Street Journal“ (WSJ) in seiner Freitagausgabe. Der Rückruf betreffe vor dem 27. November produzierte Liberty-Modelle. (vwd)
Wirtschaftsnachrichten
Die Deutsche Börse gibt ihren Widerstand gegen kürzere Handelszeiten auf
Die Deutsche Börse ist offenbar zu Änderungen an dem vielkritisierten späten Handelsschluss um 20 Uhr bereit. Gegenüber den Banken habe die Börse ihren bisherigen Widerstand aufgegeben und Gesprächsbereitschaft signalisiert, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer Freitagsausgabe unter Berufung auf Finanzkreise. Änderungen werden dem Bericht zufolge schon im nächsten Quartal erwartet. Diskutiert würde eine Verkürzung des Handelsschlusses zurück auf 17.30 Uhr, eine stärkere Flexibilisierung der Handelszeiten abhängig von der Liquidität in den einzelnen Segmenten oder ein spezieller Handel nur für Privatanleger nach 17.30 Uhr. Für die Banken hat die im vergangenen Jahr eingeführte Verlängerung der Handelszeiten auf 20 Uhr höhere Personalkosten verursacht, während die Umsätze nicht im erhofften Maß gestiegen sind. (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Japan steckt zum dritten Mal seit 1993 in der Rezession
Nach den USA ist jetzt auch in Japan offiziell eine Rezession festgestellt worden. Das Sozialprodukt sank im dritten Quartal um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Wirtschaftsministerium am Freitag mitteilte. Eine Rezession gilt als gegeben, wenn das Wirtschaftwachstum zwei Quartale in Folge rückläufig ist. (AP)