Hoffnung auf kurzen Krieg beflügelt Dax
17. März 2003 Im Moment scheinen an den Finanzmärkten die übergeordneten, fundamentalen Trends in den Hintergrund zu treten. Alles wird überlagert durch die Erwartung, dass die amerikanisch dominierte Kriegsmaschinerie innerhalb kürzester Zeit im Irak losschlagen wird. Das treibt die Börsen nach oben, erleichtert dem Dollar das Leben und setzt die Rentenmärkte unter Druck.
Um 22.00 Uhr liegt der S&P 500 Index zum Handelsende mit einem Plus von 3,54 Pozent bei 862,79 Zählern, die Nasdaq legt sogar 3,88 Prozent auf 1.392,27 Punkte zu. Der Dax verbucht einen Kursgewinn von satten 3,49 Prozent auf 2.487,12 Punkte, der Euro liegt knapp über 1,06 Dollar und der Bund-Future verliert 109 Punkte auf 113,67 Prozent.
Die Euphorie könnte zu weiteren Kursgewinnen führen
Der Krieg könne nun in wenigen Stunden ausbrechen, so Teilnehmer. Damit werde dem Markt die Last der anhaltenden Spekulationen genommen. Weitere Kursgewinne seien wahrscheinlich. Damit schein der Markt einmal die Erinnerungen an den früheren Waffengang in der Region zu spielen, als sich nach längerer Spannung im Vorfeld während des Kriegsverlaufs relativ schnell ein militärischer Sieg der internationalen Allianz abzeichnete. Daraufhin drehten die Finanzmärkte ihre zuvor aufgebauten spekulativen Positionen.
Und dasselbe scheint aktuell genauso abzulaufen. Die Börsen spekulieren auf einen raschen Sieg und die entsprechenden Konsequenzen. Denn sollte das Ganze relativ glimpflich über die Bühne gehen, so würde das Öl als Schmiermittel für die Wirtschaft plötzlich wieder günstig werden und könnte zusammen mit einer verbesserten Stimmung und rekordtiefen Zinsen die Wirtschaft wieder kräftig in Schwung versetzen. Die Konsumenten würden wieder freudig ihr Geld ausgeben, die Unternehmen könnten plötzlich wieder Chancen entdecken und investieren. Beides zusammen würde nicht nur die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen deutlich ankurbeln, sondern die Unternehmen nach einer Dürreperiode endlich wieder sattes Geld verdienen lassen. In diesem Szenario spricht alles für Aktien, vor allem im Land des Wirtschaftswunders - den Vereinigten Staaten.
„Sichere Häfen“ nicht mehr gefragt
Dagegen sind plötzlich all die „sicheren Häfen“ der jüngeren Vergangenheit nicht mehr gefragt. Das Gold liegt mit 336,55 Dollar je Unze deutlich unter seinem jüngsten Hoch vom 381,25 Dollar, die Rentenmärkte verbuchen deutliche Kursverluste, der Dollar erholt sich gegen den Euro von seiner Schwäche und liegt mit etwas mehr als 1,06 Dollar je Euro deutlich unter dem Hoch von 1,1065 Dollar und das Öl verliert ebenfalls 1,43 auf 30,48 Dollar im europäischen Handel. Die ganzen Trends der vergangenen Monate scheinen gefährdet zu sein.
An den Börsen selbst zeigte sich das Spiegelbild dieser Entwicklung. Kursgewinner sind in erster Linie die Werte, die zuvor deutlich zu leiden hatten. Allen voran die Werte der Finanz-, Technologie und der Reisebranche. Die Commerzbank legte 9,92 Prozent auf 6,65 Euro zu, die Lufthansa 6,79 Prozent auf 8,34 Euro, Tui 8,02 Prozent auf 9,16 Euro, die Münchener Rück 5,23 Prozent auf 80,50 Euro und Infineon 7,45 Prozent auf 7,36 Euro. Die Finanzwerte hatten sich schon bei der Kurzrally der vergangenen Woche etwas von der Maläse der vergangenen Monate erholt. Insgesamt scheint das Bild stimmig zu sein.
Nachhaltigkeit ist eine andere Frage
Die ultimative Frage ist allerdings die nach der Nachhaltigkeit. Und die dürfte noch lange nicht beantwortet sein. Da die negative Stimmung in den Tagen des massiven Kursverfalls alles dominiert hatte, ist es jetzt normal, wenn einmal eine Gegenbewegung kommt. Die kann bei einem schnellen Sieg in einem scheinbar nun unvermeidlich werdenden Krieg sogar beachtlich ausfallen. Auch die Stimmung dürfte sich in der Folge bessern. Allerdings lassen sich damit die langfristigen, fundamentalen Ungleichgewichte nicht beseitigen. Das heißt, industrielle Überkapazitäten, unsaubere Bilanzen, hohe Arbeitslosigkeit, Ineffizienzen durch verkrustete Strukturen, Preisdruck durch internationalen Wettbewerb und nicht zuletzt die immer problematischer werdende Bevölkerungsstruktur. Diese Faktoren dürften die Börsen insgesamt bald wieder einholen. Charttechnisch zeigen die übergeordneten Trends nach wie vor nach unten.
17. März 2003 Im Moment scheinen an den Finanzmärkten die übergeordneten, fundamentalen Trends in den Hintergrund zu treten. Alles wird überlagert durch die Erwartung, dass die amerikanisch dominierte Kriegsmaschinerie innerhalb kürzester Zeit im Irak losschlagen wird. Das treibt die Börsen nach oben, erleichtert dem Dollar das Leben und setzt die Rentenmärkte unter Druck.
Um 22.00 Uhr liegt der S&P 500 Index zum Handelsende mit einem Plus von 3,54 Pozent bei 862,79 Zählern, die Nasdaq legt sogar 3,88 Prozent auf 1.392,27 Punkte zu. Der Dax verbucht einen Kursgewinn von satten 3,49 Prozent auf 2.487,12 Punkte, der Euro liegt knapp über 1,06 Dollar und der Bund-Future verliert 109 Punkte auf 113,67 Prozent.
Die Euphorie könnte zu weiteren Kursgewinnen führen
Der Krieg könne nun in wenigen Stunden ausbrechen, so Teilnehmer. Damit werde dem Markt die Last der anhaltenden Spekulationen genommen. Weitere Kursgewinne seien wahrscheinlich. Damit schein der Markt einmal die Erinnerungen an den früheren Waffengang in der Region zu spielen, als sich nach längerer Spannung im Vorfeld während des Kriegsverlaufs relativ schnell ein militärischer Sieg der internationalen Allianz abzeichnete. Daraufhin drehten die Finanzmärkte ihre zuvor aufgebauten spekulativen Positionen.
Und dasselbe scheint aktuell genauso abzulaufen. Die Börsen spekulieren auf einen raschen Sieg und die entsprechenden Konsequenzen. Denn sollte das Ganze relativ glimpflich über die Bühne gehen, so würde das Öl als Schmiermittel für die Wirtschaft plötzlich wieder günstig werden und könnte zusammen mit einer verbesserten Stimmung und rekordtiefen Zinsen die Wirtschaft wieder kräftig in Schwung versetzen. Die Konsumenten würden wieder freudig ihr Geld ausgeben, die Unternehmen könnten plötzlich wieder Chancen entdecken und investieren. Beides zusammen würde nicht nur die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen deutlich ankurbeln, sondern die Unternehmen nach einer Dürreperiode endlich wieder sattes Geld verdienen lassen. In diesem Szenario spricht alles für Aktien, vor allem im Land des Wirtschaftswunders - den Vereinigten Staaten.
„Sichere Häfen“ nicht mehr gefragt
Dagegen sind plötzlich all die „sicheren Häfen“ der jüngeren Vergangenheit nicht mehr gefragt. Das Gold liegt mit 336,55 Dollar je Unze deutlich unter seinem jüngsten Hoch vom 381,25 Dollar, die Rentenmärkte verbuchen deutliche Kursverluste, der Dollar erholt sich gegen den Euro von seiner Schwäche und liegt mit etwas mehr als 1,06 Dollar je Euro deutlich unter dem Hoch von 1,1065 Dollar und das Öl verliert ebenfalls 1,43 auf 30,48 Dollar im europäischen Handel. Die ganzen Trends der vergangenen Monate scheinen gefährdet zu sein.
An den Börsen selbst zeigte sich das Spiegelbild dieser Entwicklung. Kursgewinner sind in erster Linie die Werte, die zuvor deutlich zu leiden hatten. Allen voran die Werte der Finanz-, Technologie und der Reisebranche. Die Commerzbank legte 9,92 Prozent auf 6,65 Euro zu, die Lufthansa 6,79 Prozent auf 8,34 Euro, Tui 8,02 Prozent auf 9,16 Euro, die Münchener Rück 5,23 Prozent auf 80,50 Euro und Infineon 7,45 Prozent auf 7,36 Euro. Die Finanzwerte hatten sich schon bei der Kurzrally der vergangenen Woche etwas von der Maläse der vergangenen Monate erholt. Insgesamt scheint das Bild stimmig zu sein.
Nachhaltigkeit ist eine andere Frage
Die ultimative Frage ist allerdings die nach der Nachhaltigkeit. Und die dürfte noch lange nicht beantwortet sein. Da die negative Stimmung in den Tagen des massiven Kursverfalls alles dominiert hatte, ist es jetzt normal, wenn einmal eine Gegenbewegung kommt. Die kann bei einem schnellen Sieg in einem scheinbar nun unvermeidlich werdenden Krieg sogar beachtlich ausfallen. Auch die Stimmung dürfte sich in der Folge bessern. Allerdings lassen sich damit die langfristigen, fundamentalen Ungleichgewichte nicht beseitigen. Das heißt, industrielle Überkapazitäten, unsaubere Bilanzen, hohe Arbeitslosigkeit, Ineffizienzen durch verkrustete Strukturen, Preisdruck durch internationalen Wettbewerb und nicht zuletzt die immer problematischer werdende Bevölkerungsstruktur. Diese Faktoren dürften die Börsen insgesamt bald wieder einholen. Charttechnisch zeigen die übergeordneten Trends nach wie vor nach unten.