Dax wird zunächst Luft holen
22. Okt. 2002 Fantastsiche Kursgewinne an der Wall Street dürften die europäischen Börsen weiter stimulieren. Der Dax hat allerdings schon einen großen Teil der Bewegung mitgemacht und dürfte zunächst etwas zögerlich tendieren. Bedenklich müssten grundsätzlich auch eine schwacher Nikkei und der verhaltene Ausblick von Texas Instruments machen. Allerdings tendieren die Börsen in jüngster Zeit dazu, negative Neuigkeiten zu ignorieren.
Bund-Future im Banne der Börsen
Die Fantasie der Rentenmärkte ist auf Grund der Aktienrally weitgehend verblasst. Allein die Anlage-Mechanik mancher Fonds führt dazu, dass Aktienkäufe mit Verkäufen von Anleihen verbunden werden. Das führt in beiden Segmenten des Kapitalmarktes zu markanten Kursbewegungen.
Euro knapp behauptet
Knapp behauptet tendiert der Euro am Dienstag im asiatischen Handel. Um 6.42 Uhr MESZ kostet ein Euro 0,9733 Dollar nach 0,9740 Dollar am Montagabend in New York. Zum Yen notiert der Dollar mit 125,24 Yen nach 124,87 Yen am Vorabend im New Yorker Geschäft.
Börse Tokio schwächer - Technologie- und Finanzwerte im Minus
Der Aktienmarkt in Tokio hat am Dienstag schwächer tendiert. Händler nannten als Gründe die erneute Besorgnis über US-Unternehmensgewinne und Nervosität im Vorfeld der Veröffentlichung eines Regierungsentwurfs zur Bankenreform in Japan. Rund eineinhalb Stunden vor Handelsschluss lag der 225 Werte umfassende Nikkei-Index rund 2,2 Prozent im Minus bei 8779 Punkten. Der breitere Topix-Index fiel um 2,1 Prozent auf 870 Zähler. Vor allem Technologiewerte und Bankenaktien lagen im Minus. Am Vorabend hatte der Chiphersteller Texas Instruments nach US-Börsenschluss einen trüben Ausblick für den Umsatz im laufenden Quartal abgegeben. Investoren seien zudem zurückhaltend beim Kauf von Finanztiteln, sagten Händler. Für den Tagesverlauf hat die Regierung einen neuen Bankenreformplan angekündigt, der den Umgang mit faulen Krediten bei Banken regeln soll.
Aktien Hongkong am Mittag gut behauptet
Gut behauptet präsentieren sich die Aktienkurse am Dienstagmittag in Hongkong. Zum Ende der ersten Sitzungshälfte weist der Hang-Seng-Index ein Plus von 0,1 Prozent bzw 13 Punkten auf 9.583 auf. Die Umsätze seien dünn, sagen Händler, die von Sektorrotation sprechen. Die am Vortag gesuchten Versorger würden nun verkauft. Bei Telekommunikations- und Immobilienwerten verhalte es sich umgekehrt. Die höchsten Kursgewinne verzeichnen New World Development. Die Titel gewinnen 4,1 Prozent, nachdem das Unternehmen eine Tochter für einen guten Preis an Pacific Ports verkauft hat. CNOOC fallen im Sog des rückläufigen Ölpreises um 4,0 Prozent.
USA: Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluss
Texas Instruments sind im nachbörslichen Geschäft am Montag eingebrochen. Das Unternehmen hat die Gewinnerwartungen des Marktes nicht erfüllt. Der Halbleiterproduzent hat im dritten Quartal einen Nettogewinn von 0,11 Dollar je Aktie erzielt und lag damit zwar deutlich über dem 0,07-Dollar-Verlust pro Anteilsschein im Vorjahr. Doch die Investoren konzentrierten sich auf das Pro-Forma-Ergebnis, das um 0,01 Dollar je Aktie unter den Schätzungen lag.
Auch der Umsatz in Höhe von 2,25 Milliarden Dollar hat die Schätzungen der Experten verfehlt. Das Unternehmen verwies auf die gegenüber dem zweiten Quartal zurückgegangene Auftragslage. Für das Folgequartal rechnet Texas mit einem weiteren Umsatzrückgang um zehn Prozent zum Vorquartal. Die Titel gaben bis 0.02 Uhr MESZ knapp 17 Prozent auf 14,21 Dollar ab.
Die Aktien des Spieleherstellers THQ stürzten nach Börsenschluss bis 0.29 Uhr MESZ um rund 30 Prozent auf 16,25 Dollar ab. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, dass es seinen Gewinn je Aktie im vierten Quartal am unteren Ende der Spanne zwischen 0,95 und 1,00 Dollar je Aktie erwartet. Eine Umfrage unter 22 Analysten hat eine Prognose von 0,98 Dollar ergeben. Das Ergebnis für das dritte Quartal lag mit 0,12 Dollar je Aktie im Rahmen der Erwartungen.
Veritas profitierten nachbörslich nicht von guten Zahlen. Die Titel verbesserten sich vorübergehend, verloren dann aber 0,4 Prozent auf 15,90 Dollar, nachdem für das abgelaufende Quartal ein Pro-Forma-Gewinn von 0,14 Dollar je Aktie ausgewiesen werden konnte. Die Schätzungen der Experten waren damit um 0,01 Dollar übertroffen worden. Altera büßten nach Beendigung des regulären Handels 4,6 Prozent auf 10,89 Dollar ein. Hintergrund war die Meldung, dass Chairman Rodney Smith das Unternehmen im Februar verlassen wird. Altera hat im dritten Quartal einen Gewinn von 0,06 Dollar je Aktie erzielt und entsprach damit den Erwartungen.
Der Future auf den S&P 500 gab am Freitag nachbörslich 4,7 Punkte auf 894 Zählern nach, während der Nasdaq After Hours Indicator, der sich auf nachbörslich abgewickelte Geschäfte bezieht, deutlichere 1,4 Prozent auf 965,47 Zähler fiel.
US-Börsen legen erneut zu
DDie Hoffnung auf weitere positive Überraschungen bei den US-Unternehmensbilanzen hat der Wall Street zum Wochenauftakt erneut Kursgewinne beschert. Der Aufwärtstrend der vergangenen zwei Wochen habe die Zuversicht der Anleger zusätzlich gestärkt, sagten Händler. Der Dow-Jones-Index stieg bis Handelsschluss um 2,59 Prozent auf rund 8.538 Punkte, nachdem er im frühen Geschäft wegen Gewinnmitnahmen etwa ein Prozent nachgegeben hatte. Der technologielastige Nasdaq-Index kletterte um 1,69 Prozent auf rund 1.310 Punkte nach Verlusten von bis zu 1,50 Prozent im frühen Geschäft. Der breiter gefasste S&P-Index legte um 1,73 Prozent auf rund 900 Punkte zu.
"Ich denke, die Stimmung hat sich deutlich gebessert", sagte Rick Meckler von der Investmentfirma Liberty View. „Es war sicherlich eine sehr kräftige Aufwärtsbewegung bis hierher. Und erstmals war es auch deutlich genug, um die Anleger davon zu überzeugen, dass wir für die nächste Zeit einen Boden erreicht haben könnten", fügte er hinzu. In dieser Woche werden weitere rund 150 US-Unternehmen ihre Quartalsberichte vorlegen, nachdem in der vergangenen Woche bereits einige Schwergewichte mit ihren Ergebnissen die Märkte positiv überrascht hatten. Bisher haben 215 der S&P-500-Unternehmen ihre Bilanzen vorgelegt. Rund 60 Prozent davon haben nach Angaben von Thomson First Call die Erwartungen der Analysten übertroffen.
Die Standardwerte wurden am Montag nach Händlerangaben besonders von Kursgewinnen bei konjunktursensitiven Werten wie den Aktien des Autoherstellers General Motors (GM), des Getränkekonzerns Coca Cola und des Tabakkonzerns Philip Morris angetrieben. GM-Aktien kletterten um rund 7,8 Prozent auf 37,00 Dollar, der Aktienkurs von Coca Cola legte um rund 3,5 Prozent auf 48,00 Dollar zu und die Titel von Philip Morris um 6,12 Prozent auf 42,49 Dollar. Händler sagten, die Kursgewinne zeigten, dass die Anleger sich kaum durch die am Montag vorgelegten schwachen Konjunkturdaten einschüchtern ließen. Im frühen Geschäft hatte der Rückgang der US-Frühindikatoren im September die Anleger noch zu Gewinnmitnahmen veranlasst. Der Index, der die konjunkturelle Entwicklung in den USA in den kommenden Monaten im Voraus anzeigt, war im September den vierten Monat in Folge gesunken.
Trotz der Kurserholung notierten einige Technologieaktien weiterhin schwächer. Die Aktien des Softwarekonzerns Microsoft gaben rund 1,2 Prozent auf 52,51 Dollar ab. Konzernchef Steve Ballmer hatte am Sonntag den kräftigen Anstieg des Umsatzes im abgelaufenen Geschäftsquartal als voraussichtlich nicht nachhaltig bezeichnet. „Das war eine Art Einmal-Anomalie", sagte Ballmer dem australischen Fernsehsender „Nine Network". Es sei weiterhin mit schwierigen Geschäftsbedingungen weltweit zu rechnen. Microsoft hatte Ende vergangener Woche mit überraschend starken Quartalszahlen die Kurse gestützt.
US-Anleihen schließen sehr schwach
Mit sehr schwachen Kursen haben sich die US-Anleihen am Montag im späten Geschäft gezeigt. Die Notierungen seien unter Druck geraten, da sich der Aktienmarkt sehr fest präsentierte. Zehnjährige Titel mit einer Zinsausstattung von 4,375 Prozent verloren 1-1/32 auf 101-4/32 und rentierten mit 4,227 Prozent nach 4,110 Prozent am Freitag. Der 30-jährige Longbond mit einem Kupon von 5,375 Prozent fiel um 1-2/32 auf 103-19/32. Die Rendite stieg auf 5,129 Prozent nach 5,071 Prozent.
Die Verkäufe hätten sich durch die gesamte Sitzung gezogen, doch sei das Volumen nicht übermäßig groß gewesen, hieß es. Marktteilnehmer sagten, die anhaltende Abgaben von Anleihen schienen eine Korrektur der extrem hohen Notierungen zu bedeuten, die vor zwei Wochen erreicht worden waren. Das bedeute zwar nicht zwangsläufig eine bearishe Grundhaltung gegenüber Anleihen. Doch würde die Bevorzugung der Anleihen vor anderen Titeln nun zurückgefahren. “Die Anleger gehen von einer aggressiven zu einer neutralen Haltung über“, erklärt ein Analyst.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.
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Text: @cri