Schmid: Gute Zukunft für Mobilcom
Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid sieht sein Unternehmen vor einer "erfolgreichen Zukunft". Die Ankündigungen der France Telecom, die Zusammenarbeit mit den Büdelsdorfern zu beenden, sei taktisch begründet, sagte Schmid im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Carsten Maltzan vom Flensburger-Tageblatt (FT)
FT: Die Ankündigung Ihres Großaktionärs France Télécom, die Zusammenarbeit mit Mobilcom zu beenden hat viele Fragen aufgeworfen, vor allem aber eine: Wie steht es um die Zukunft des Büdelsdorfer Telefonkonzerns und seiner 5400 Mitarbeiter?
Schmid: Ich bin überzeugt davon, dass es mit Mobilcom sehr gut weitergeht und dass das Unternehmen eine erfolgreiche Zukunft hat. Die momentane Auseinandersetzung ist praktisch das Einrichten auf diese Zukunft, also die mehrheitliche Übernahme Mobilcoms durch die Franzosen. Seit März verhandelt France Télécom mit den Banken über die Übernahme der Mobilcom-Schulden. Dieser Weg wurde gewählt, damit die Mobilcom-Schulden für die UMTS-Investitionen nicht in der Bilanz der France Télécom auftauchen. Jetzt hat Paris offenbar auf den Beschleunigerknopf gedrückt, damit alle wissen, es ist ihnen ernst, und sie wollen zu einem Abschluss kommen.
FT: Warum dann aber die Erklärung der Franzosen, die Zusammenarbeit mit Ihrem Unternehmen sei beendet?
Schmid: Dass diese Frage am Dienstag so ablief, hat seinen Grund offenbar in engen Abstimmungsgesprächen zwischen France Télécom und den Banken, die möglicherweise sogar kurz vor dem Abschluss stehen.
FT: Abschluss dieser Gespräche heißt, France Télécom übernimmt, wie seit langem vereinbart, die Mehrheit von Mobilcom und Sie verlassen das Unternehmen?
Schmid: Die Idee hinter der ganzen Geschichte ist doch, dass die France Télécom in Deutschland ein Geschäft machen will und dieses Geschäft auch kontrollieren will. In Deutschland gibt es ein Übernahmegesetz. Das sorgt dafür, dass derjenige, der das Geschäft kontrolliert, dieses Geschäft auch übernehmen muss.
FT: Ist das ganze dann nur eine Art "Showdown", um den Preis für Ihr 40-Prozent-Aktien-Paket an Mobilcom zu drücken?
Schmid: Bevor es überhaupt um die Frage des Aktienpaketes gehen kann, muss France Télécom einen Weg mit den Banken für die Übernahme der Schulden finden. Darum geht es jetzt. Dann erst geht es um die Aktionäre.
FT. Bei diesem Streit geht es ja nicht um einen kleinen Handwerksbetrieb, sondern einen Pionier der Mobilfunkbranche mit 5400 Mitarbeitern. Das kann doch die Bundesregierung nicht kalt lassen?
Schmid: Tut es auch nicht. Solche Entwicklungen gehen weder an Berlin noch an Paris vorbei. Die wissen sehr wohl, was da läuft.
FT: Besteht dabei aber nicht die Gefahr, dass die Bundesregierung sich eher für ihr eigenes "Kind", also die Deutsche Telekom, einsetzt, anstatt sich für die Belange eines unliebsamen Konkurrenten, der Büdelsdorfer Mobilcom, zu engagieren?
Schmid: Für die Bundesregierung hat in diesem Fall die Sicherung von rund 6000 Arbeitsplätzen Vorrang. Da bin ich ganz sicher.
FT: Die Qualität des Streits mit France Télécom hat Züge einer Schlammschlacht angenommen. Geht es da nur noch ums Geschäft oder auch persönlich gegen Sie?
Schmid: Es hat mich sehr überrascht, dass ein Unternehmen mit dieser Reputation auf diese Art und Weise Geschäfte macht. Es wird ja nicht nur mit persönlichen Angriffen gearbeitet, sondern es werden auch gezielt Werte zerstört, um ans Ziel zu kommen. Das ist für mich wirklich neu.
FT: Sie gehen dennoch von einer erfolgreichen Zukunft für Mobilcom aus. Glauben Sie auch nach wie vor auch an eine gute Zukunft von UMTS?
Schmid: UMTS ist für Mobilcom sehr wichtig. Nur mit einem eigenen Netz kann ich auf diesem Markt auch gute Geschäfte machen. Ich bin absolut sicher, dass UMTS sich als die bessere Technik in den nächsten fünf bis sechs Jahren durchsetzt.
FT: Können Sie trotz der Schwierigkeiten Ihren Zeitplan einhalten und mit UMTS Anfang nächsten Jahres auf den Markt gehen?
Schmid: Wir haben bereits 3000 Sendeanlagen aufgebaut, und unsere Handy-Lieferanten haben uns zugesichert, dass in der zweiten Jahreshälfte UMTS-Mobiltelefone lieferbar sind. Wir starten also wie geplant Anfang nächsten Jahres mit der neuen Technik. ENDE
FT: Kommentar: Rücksichtslos
Der Streit zwischen Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid und dem Großaktionär France Télécom wirft Fragen auf, zeigt aber eines doch ganz klar: Im Kampf um Profite ist mittlerweile jedes Mittel recht. Im Poker um die Macht bei dem Büdelsdorfer Telefonkonzern machen die Franzosen weder vor Lügen und persönlichen Beleidigungen halt, noch nehmen sie Rücksicht auf das Schicksal von 6000 Beschäftigten.So erklärte beispielsweise France Télécom vor Monaten, es gebe keine Vereinbarung mit Mobilcom über die Finanzierung des milliardenschweren UMTS-Netzes. Erst als Schmid drohte, die Verträge zu veröffentlichen, lenkte Paris ein, warf aber daraufhin dem Mobilcom-Chef vor, das Vertrauensverhältnis zerstört zu haben. Als Schmid hart blieb und die vereinbarten Milliarden einforderte, behauptete France Télécom, Schmid habe seiner Frau illegal Geld aus der Firmenkasse zugeschanzt. Eine Untersuchung stellte fest, dass das Geschäft an sich nach Aktienrecht legal ist und Schmid lediglich gegen die Pflicht zur Information des Aufsichtsrates und seines Vorstandskollegen verstoßen hat. Die Franzosen erklärten daraufhin, sie hätten ein "ethisches Problem" mit Schmid.
Der Mobilcom-Gründer muss sich auf der anderen Seite vorwerfen lassen, zu hoch um die Zukunft seines Unternehmens gepokert und dabei die Dimension der Auseinandersetzung offensichtlich unterschätzt zu haben. Als früherer Eishockey-Spieler, der in der Wahl seiner Geschäftsmethoden auch nicht immer zimperlich ist, hätte er ahnen müssen, dass bei Milliardengeschäften mit härtesten Bandagen gekämpft wird.
Unter dem Strich steht nach dieser Schlammschlacht jedenfalls fest, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Schmid und France Télécom nicht mehr möglich ist. Um so schneller muss jetzt eine Lösung her. Und die kann nur darin liegen, dass die Franzosen Schmid auszahlen und Mobilcom sowie die UMTS-Verpflichtungen übernehmen. Tun sie das nicht, haben alle verloren.