Auch Dusnet stellt Flatrate ein / T-Online bleibt Sieger
(05.09.00) So schnell wie in den vergangenen Tagen ist noch kein Angebot auf dem Computer- und Telekommunikationsmarkt zurückgenommen worden: Die günstigen Internet-Pauschaltarife (Flatrates) sind vielen privaten Online-Unternehmen plötzlich zu teuer.
Die geringste Ausdauer bewies jetzt der Düsseldorfer Online-Dienst DUSnet. Erst am 16. August diesen Jahres warb das Düsseldorfer Unternehmen mit einer monatlichen Surf-Flatrate von 69 Mark in 23 deutschen Städten. Am Dienstag nun offenbarte DusNet seinen Kunden, daß die Flatrate zum 18. September dicht gemacht werde. Grund sei "das Unverständnis der Kunden gegenüber einem pauschal abgegoltenen Internetzugangs", sagte DusNet-Sprecher Stefan Schmidt der Nachrichtenagentur ddp.
Zum 1. September mußte der Onlinedienst Surf1 wegen des angeblichen "Mißbrauchs seiner Flatrate durch einzelne Kunden" Konkursantrag beim Bitburger Amtsgericht stellen (wir berichteten mehrfach). Daß die Firmen sich verkalkuliert haben, wollen sie nicht offen zugeben. Sündenbock ist immer häufiger der Verbraucher. "Ich kann nicht verstehen, wenn unsere Kunden wegen eines Flatrate-Tarifs ihr Nutzungsverhalten plötzlich ändern", sagt Schmidt.
Durchaus ist nachweisbar, daß Kunden ihren Browser erst gar nicht schließen, sondern auch über Nacht durchlaufen lassen. Fast alle Internet-Anbieter kappen daher nach ein paar Stunden die Leitungen. So müssen sich die Kunden wieder neu einwählen. Das sorgt bei zahlreichen Nutzern jedoch für große Verärgerung, beispielsweise, wenn sie sich in einem Chat befinden oder sich gerade etwas aus dem Netz laden. Mitunter versucht die Versatel-Tochter Sonnet aus Dortmund die Kunden gegeneinander auszuspielen. "Sonne-Mitglieder kommen inzwischen schlechter ins Netz, da Poweruser größtenteils inaktiv, aber dennoch online sind", heißt es in deren Internet-Angebot.
"Da die Deutsche Telekom AG die Nutzungszeit minutenbasiert abrechnet, sind uns dadurch leider unkalkulierbare Kosten entstanden", entschuldigt sich Surf1 bei seinen Kunden in einem Rundschreiben. Tatsächlich ist die Situation paradox: Während die Firmen ihren Kunden Pauschaltarife anbieten, müssen sie der Telekom für jede genutzte Minute zwei Pfennig Interconnection-Gebühren entrichten. Das Geschäftsmodell geht in diesem Fall nur dann auf, wenn einige Kunden den Pauschaltarif nicht voll ausnutzen. Bei Surf1 waren es 80 Prozent der Nutzer, die sich im Netz länger aufhielten als vorher kalkuliert, gesteht Geschäftsführer Nylis G. Rentschler anläßlich der Firmenpleite ein.
Selbst T-Online scheint mit der Dauernutzung seiner Kunden nicht ganz glücklich zu sein, geht aber in die Offensive. Statt für 79 Mark (T-Online-Flatrate) soll der Kunde nunmehr lieber die schnellere DSL-Variante für 49 Mark pro Monat wählen. Der Hintergrund dafür wird schnell klar: Die eigenständige Telekom-Tochter muß der Muttergesellschaft für jede genutzte Flatrate-Minute zwei Pfennig entrichten. "T-Online zahlt der Telekom für die DSL-Nutzung keinen rein minutenabhängigen Tarif, sondern ein volumenabhängiges Entgelt", sagte Technikvorstand Eric Danke einer Wirtschaftszeitung. T-Online ist damit aus dem Schneider. Das Nachsehen haben die privaten Anbieter. Von daher lässt die Öffnung des Telekommunikationsmarktes für den Internet-Bereich noch auf sich warten. Zumindest gilt das so lange wie die Telekom an ihrer Interconnection-Gebühr weiter festhält. (Michael Franke)