Finanzinnovationen: Wandlungskünstler am EuroStoxx

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Finanzinnovationen: Wandlungskünstler am EuroStoxx

 
30.01.04 10:16
Die Innovationswelle am Derivatemarkt rollt auch im neuen Jahr munter weiter. Das neueste Produkt ist ein Hochzinswandler auf den EuroStoxx 50.

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Basisdaten der EuroStoxx 50 Hochzinswandler Anleihe

Bei dem von der Düsseldorfer Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt emittierten Papier ist die Rückzahlung des Nominalwertes am Ende der fünfjährigen Laufzeit garantiert. Die Produktinnovation eignet sich daher vor allem für konservative Investoren.

Der Hochzinswandler partizipiert voll an der Entwicklung des europäischen Blue-Chip-Index. Allerdings hat der Emittent ein Wahlrecht: Die Düsseldorfer können am 23. Dezember 2004, am 23. Dezember 2005, am 22. Dezember 2006 und am 21. Dezember 2007 sowie am 30. Dezember 2008 entscheiden, ob sie das Zertifikat in eine normale Anleihe mit einem Zinssatz von neun Prozent verwandeln möchten. Die Zinsen werden dann auch für die bereits verstrichene Laufzeit rückwirkend gezahlt.

Ein Beispiel:

Nach vier Jahren steht der EuroStoxx 50 bei 4500 Punkten. Das sind rund 55 Prozent mehr als das Ausgangsniveau von 2900 Zählern. HSBC Trinkaus & Burkhardt macht vom Wandlungsrecht Gebrauch und zahlt Anlegern für die bereits abgelaufenen vier Jahre jeweils neun Prozent Zins aus, insgesamt also rund 36 Prozent. Der genaue Zins liegt etwas niedriger, da der Zinstermin bereits nach rund elf Monaten ansteht. Im Dezember 2008 sowie bei Fälligkeit am 23. Dezember 2009 erhält der Investor noch einmal neun Prozent Zins sowie sein eingesetztes Kapital zurück. Insgesamt hat er also rund 54 Prozent Zinseinnahmen in sechs Jahren erzielt. Berücksichtigt man den für die ersten vier Jahre verloren gegangenen Zinseszinseffekt, liegt die Rendite knapp unter neun Prozent pro Jahr.

Für die Wandlung in eine hochprozentige Anleihe wird sich der Emittent immer dann entscheiden, wenn der europäische Blue-Chip-Index EuroStoxx 50 an einem Bewertungstag pro verstrichenem Jahr mehr als neun Prozent zugelegt hat, also um 9, 18, 27, 36 oder 45 Prozent gestiegen ist. Wandelt der Emittent an den ersten fünf "Geburtstagen" das Papier nicht, so erhalten Anleihekäufer am Ende der Laufzeit 2009 die Wertentwicklung des EuroStoxx 50 - in jedem Fall aber den Nominalwert - ausbezahlt.

Für Investoren bietet das Papier einige Vorteile: Sein Verlust ist auf die entgangenen Zinszahlungen begrenzt. Gleichzeitig bietet sich die Chance, wie mit einem Indexzertifikat an der Performance des EuroStoxx 50 teilzuhaben. Erst wenn der Index mehr als neun Prozent pro Jahr zulegt und der Emittent wandelt, wird der Gewinn für Investoren begrenzt. Dennoch liegt der Zinsertrag immer noch deutlich über den rund vier Prozent, die Anleger derzeit für vergleichbare fünfjährige Anleihen erhalten. Unbegrenzte Gewinnchancen eröffnen sich sogar, wenn HSBC Trinkaus & Burkhardt nach vier Jahren nicht gewandelt hat. Denn steigt der EuroStoxx 50 im fünften Jahr kräftig an, so profitiert der Investor voll davon.

Gute Chancen für den Hochzinswandler

Möglich ist eine solche Produktkonstruktion allerdings nur bei Kursindizes wie den EuroStoxx 50. Bei diesen Indizes fließen bekanntlich die Dividenden nicht mit in die Indexberechnung ein. Sie dienen dem Emittenten vielmehr zur Finanzierung der Kapitalgarantie und des hohen Zinskupons.

Steuerlich wird der Hochzinswandler wie eine Finanzinnovation behandelt. Das bedeutet, dass sowohl Kursgewinne als auch etwaige Zinserträge nach § 20 EstG zu den Einkünften aus Kapitalvermögen gerechnet werden. Haben Investoren ihren Sparerfreibetrag ausgeschöpft, so wird die Zinsabschlagsteuer unabhängig von der Haltedauer des Papiers von der Bank einbehalten.

Auf Grund der ausgeklügelten Kombination von Ertragschance und Absicherung bestehen für den Hochzinswandler gute Aussichten, sich ähnlich wie beispielsweise Bonuszertifikate als Standardprodukt am Markt für derivative Finanzprodukte zu etablieren.


Hochzinswandler: Szenarioanalyse


Wandlung

Nach drei Jahren beschließt der Emittent die Wandlung der Anleihe, da der EuroStoxx 50 auf Grund einer Hausse am Aktienmarkt stark gestiegen ist. Der Anleger erhält eine nachträgliche Kuponzahlung von 27 Prozent (drei mal neun Prozent für die ersten drei Jahre). Er besitzt in der Folge eine neunprozentige Hochzinsanleihe mit einer zweijährigen Restlaufzeit.

Nicht-Wandlung

Die Anleihe wird nicht gewandelt und:

- der EuroStoxx 50 hat in den fünf Jahren 35 Prozent zugelegt. Der Kunde kassiert eine Rückzahlung von 135 Prozent.

- der Index hat in den fünf Jahren 20 Prozent verloren. Der Anleger bekommt seinen Nominalbetrag zurück.
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