Fielmann verkauft in Deutschland fast schon jede zweite Brille. Dennoch will die Optiker-Kette weiter wachsen. Auf welche Strategie sie dabei setzt
von Jens Castner und Tobias Meister, Euro am Sonntag 17/03
Die Werbebotschaft ist glasklar: Wer sein Leben noch einmal neu beginnen dürfte, könnte viel Geld sparen, wenn er seine Brillen von Anfang an bei Fielmann kaufen würde. So erklärt der Optik-Discounter Abend für Abend sein Geschäftsmodell im TV.
Aber was ist mit der Aktie? Wäre es auch richtig gewesen, das Fielmann-Papier von Anfang an zu besitzen? Der Chart sorgt auf den ersten Blick für Ernüchterung: Seit dem Börsengang 1994 geht es zwischen 25 und 45 Euro seitwärts. Von zwei Ausrutschern abgesehen: Anfang 1998 ein Mal unter 20 Euro und Ende 2001 ein Mal über die 50-Euro-Marke. Ein ungewöhnlicher Kursverlauf für einen Wachstumswert.
Seit 1997 legte die Hamburger Optiker-Kette fünf Rekordergebnisse vor. Und nach den Zahlen fürs erste Quartal 2003, die Fielmann vergangenen Donnerstag veröffentlichte, zweifelt kaum ein Analyst daran, dass 2003 das sechste Rekordjahr in Folge wird. So stieg der Umsatz in den ersten drei Monaten trotz Konsumflaute um 9,8 Prozent auf 173,7 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn legte um 12,4 Prozent auf 21 Millionen Euro zu. Fürs Gesamtjahr erwarten Experten im Schnitt nun eine Steigerung des Vorsteuerergebnisses um 14 Prozent auf 74 Millionen Euro und einen Gewinn je Aktie von 2,42 Euro. Im Vorjahr lag er noch bei 2,22.
Warum wird der Brillen-Aldi nicht als Wachstumsunternehmen akzeptiert, obwohl Ergebnis und Dividende von Jahr zu Jahr steigen? Katharina Gundermann, Analystin der Bankgesellschaft Berlin, ist die Aktie im Branchenvergleich zu teuer. Und: „Das Wachstum stößt – zumindest in Deutschland – an seine Grenzen.“ Die Zahlen sind wirklich kaum steigerungsfähig: 43 Prozent aller Brillen, die hier zu Lande über den Ladentisch gehen, verkauft Fielmann.
Also muss Wachstum im Ausland her. Nach erfolgreichem Markteintritt in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Polen könnten Großbritannien, Spanien, Portugal und Italien interessante Ziele sein. Eine Milliarde Euro Umsatz, lautet die mittelfristige Zielvorgabe von Vorstands-Chef Günther Fielmann, der 1972 in Cuxhaven sein erstes Optiker-Fachgeschäft eröffnete. Aber auch im Inland sieht er das Potenzial noch nicht als ausgeschöpft an: Kontaktlinsen und Sonnenbrillen sollen weitere Zuwächse bringen.
Der Chef betreibt persönlich Kurspflege. Dass Fielmann nicht nur vom Unternehmen, sondern auch von der Aktie überzeugt ist, bewies er im Februar, als das Papier wegen Kriegsangst und des Rauswurfs aus dem MDAX unter Druck kam. Der Firmenchef, dessen Familie 70 Prozent der Anteile hält, kaufte für über zwölf Millionen Euro einem in Auflösung befindlichen Fonds 400000 Aktien ab – etwa zwei Prozent des Grundkapitals. „Das werde ich wieder tun, wenn größere Pakete auf den Markt kommen“, verspricht er.
Der 63-jährige Optiker-Meister interpretiert denn auch den Kursverlauf anders als die Börsianer, die Fielmann als Witwen- und Waisenpapier abtun: „Seit dem Börsengang 1994 liegt die Wertsteigerung bei 74 Prozent.“ Und seit Beginn der Jahrhundert-Baisse im März 2000 hat die Aktie 17 Prozent zugelegt. Ein zweiter Blick lohnt also. Den genehmigte sich M. M. Warburg gerade, und siehe da: Nach den Kursverlusten der vergangenen Wochen wurde die Aktie auf Kaufen hochgestuft.
Quelle: Euro am Sonntag
von Jens Castner und Tobias Meister, Euro am Sonntag 17/03
Die Werbebotschaft ist glasklar: Wer sein Leben noch einmal neu beginnen dürfte, könnte viel Geld sparen, wenn er seine Brillen von Anfang an bei Fielmann kaufen würde. So erklärt der Optik-Discounter Abend für Abend sein Geschäftsmodell im TV.
Aber was ist mit der Aktie? Wäre es auch richtig gewesen, das Fielmann-Papier von Anfang an zu besitzen? Der Chart sorgt auf den ersten Blick für Ernüchterung: Seit dem Börsengang 1994 geht es zwischen 25 und 45 Euro seitwärts. Von zwei Ausrutschern abgesehen: Anfang 1998 ein Mal unter 20 Euro und Ende 2001 ein Mal über die 50-Euro-Marke. Ein ungewöhnlicher Kursverlauf für einen Wachstumswert.
Seit 1997 legte die Hamburger Optiker-Kette fünf Rekordergebnisse vor. Und nach den Zahlen fürs erste Quartal 2003, die Fielmann vergangenen Donnerstag veröffentlichte, zweifelt kaum ein Analyst daran, dass 2003 das sechste Rekordjahr in Folge wird. So stieg der Umsatz in den ersten drei Monaten trotz Konsumflaute um 9,8 Prozent auf 173,7 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn legte um 12,4 Prozent auf 21 Millionen Euro zu. Fürs Gesamtjahr erwarten Experten im Schnitt nun eine Steigerung des Vorsteuerergebnisses um 14 Prozent auf 74 Millionen Euro und einen Gewinn je Aktie von 2,42 Euro. Im Vorjahr lag er noch bei 2,22.
Warum wird der Brillen-Aldi nicht als Wachstumsunternehmen akzeptiert, obwohl Ergebnis und Dividende von Jahr zu Jahr steigen? Katharina Gundermann, Analystin der Bankgesellschaft Berlin, ist die Aktie im Branchenvergleich zu teuer. Und: „Das Wachstum stößt – zumindest in Deutschland – an seine Grenzen.“ Die Zahlen sind wirklich kaum steigerungsfähig: 43 Prozent aller Brillen, die hier zu Lande über den Ladentisch gehen, verkauft Fielmann.
Also muss Wachstum im Ausland her. Nach erfolgreichem Markteintritt in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Polen könnten Großbritannien, Spanien, Portugal und Italien interessante Ziele sein. Eine Milliarde Euro Umsatz, lautet die mittelfristige Zielvorgabe von Vorstands-Chef Günther Fielmann, der 1972 in Cuxhaven sein erstes Optiker-Fachgeschäft eröffnete. Aber auch im Inland sieht er das Potenzial noch nicht als ausgeschöpft an: Kontaktlinsen und Sonnenbrillen sollen weitere Zuwächse bringen.
Der Chef betreibt persönlich Kurspflege. Dass Fielmann nicht nur vom Unternehmen, sondern auch von der Aktie überzeugt ist, bewies er im Februar, als das Papier wegen Kriegsangst und des Rauswurfs aus dem MDAX unter Druck kam. Der Firmenchef, dessen Familie 70 Prozent der Anteile hält, kaufte für über zwölf Millionen Euro einem in Auflösung befindlichen Fonds 400000 Aktien ab – etwa zwei Prozent des Grundkapitals. „Das werde ich wieder tun, wenn größere Pakete auf den Markt kommen“, verspricht er.
Der 63-jährige Optiker-Meister interpretiert denn auch den Kursverlauf anders als die Börsianer, die Fielmann als Witwen- und Waisenpapier abtun: „Seit dem Börsengang 1994 liegt die Wertsteigerung bei 74 Prozent.“ Und seit Beginn der Jahrhundert-Baisse im März 2000 hat die Aktie 17 Prozent zugelegt. Ein zweiter Blick lohnt also. Den genehmigte sich M. M. Warburg gerade, und siehe da: Nach den Kursverlusten der vergangenen Wochen wurde die Aktie auf Kaufen hochgestuft.
Quelle: Euro am Sonntag