ANALYSE:Rückgang der Produzenten- und Importpreise erweitern EZB-Zinsspielraum
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutliche monatsweise Rückgang der deutschen Produzenten- und Importpreise im Juli erweitert nach Ansicht von Analysten den Spielraum der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine Senkung der Leitzinsen. In ihrer Bedeutung als Entscheidungsparameter reichten beide Preiskategorien allerdings nicht an die Bedeutung heran, welche die EZB den Verbraucherpreisen beimesse. Diese seien eine der Säulen der EZB-Politik. Die deutschen Erzeugerpreise sanken im Juli um 0,5 Prozentpunkte (Prognose: -0,1 Prozentpunkte) gegenüber dem Vormonat und stiegen im Vorjahresvergleich um 3,1% (+3,5%). Die Importpreise sanken im Juli gegenüber Juni um 1,5% (-0,6 Prozentpunkte) während sie im Vorjahresvergleich 1,7% (2,6%) zulegten. Am Donnerstag ermittelte das Statistische Bundesamt den monatlichen Rückgang der Konsumentenpreise in Deutschland für Juli gegenüber Juni bei 0,2 Prozentpunkten und den Jahresanstieg bei 2,6%. INFLATIONSGEFAHR GEBANNT; PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE GESTATTEN AUSBLICK "Die Inflationsgefahr ist mehr oder weniger gebannt", kommentierte der Analyst Rainer Sartoris vom Bankhaus Trinkaus & Burkhardt die Preisdaten der vergangenen Tage. Auch wenn die EZB primär auf die Verbraucherpreisentwicklung achte, werde sie auch den Produzenten- und Importpreisen ihre Aufmerksamkeit schenken. Diese würden vor allem einen weiteren Vorausblick als die Konsumentenpreise gestatten und so das Ende der akuten Inflationsgefahren aus den ersten Sommermonaten bedeuten. An seiner Prognose für den Ausgang der EZB-Ratssitzung am 30. August änderte Sartoris nichts: Zwar habe die EZB durch die niedrigere Teuerung theoretisch mehr Spielraum für eine Zinssenkung, doch werde sie eine solche nach Ansicht Sartoris erst im September vornehmen. Die Kommentare von seiten der EZB-Vertreter seien in letzter Zeit nicht eindeutig genug gewesen, als dass mit einer Zinssenkung noch im August zu rechenen wäre, begründete Sartoris seine Prognose. PREISENTWICKLUNG ZEIGT KONJUNKTURSCHWÄCHE Für die Analystin Manuela Preuschl von der Deutschen Bank zeigen die in den vergangenen Tagen eingelaufenen Preisdaten, dass die Situation der deutschen Wirtschaft - trotz des Anstiegs beim ifo-Index - weiterhin "nicht die beste" ist. Die Produzenten hätten den Rückgang ihrer Preise nahezu ohne Verzögerung an die Konsumenten weitergegeben. Das sei ungewöhnlich und zeige die Notlage der Unternehmen. Gewöhnlich zeigten sie derartige Eile nur bei Preissteigerungen und ließen sich bei Senkungen deutlich mehr Zeit. Ebenso wie ihr Kollege Sartoris erwartet Preuschl eine EZB-Zinssenkung nicht zwingend für den 30. August. Diese könne auch im September erfolgen. Die vor der Zinssenkung zur Veröffentlichung anstehende Entwicklung der Geldmenge M3 und die darauf folgende Pressekonferenz würden voraussichtlich Aufschluss über den Kurs der EZB geben sagte Preuschl. Die ausführlichen Passagen zu der Verzerrung der Geldmenge M3 im letzten EZB-Monatsbericht deuteten allerdings an, dass die EZB die Bedeutung ihrer geldpolitischen Säule M3 selbst etwas relativiere. Daher sei - selbst wenn das M3 wieder deutlich ansteigt - immer noch Spielraum für eine Zinssenkung vorhanden./jl/fh/sk
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FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutliche monatsweise Rückgang der deutschen Produzenten- und Importpreise im Juli erweitert nach Ansicht von Analysten den Spielraum der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine Senkung der Leitzinsen. In ihrer Bedeutung als Entscheidungsparameter reichten beide Preiskategorien allerdings nicht an die Bedeutung heran, welche die EZB den Verbraucherpreisen beimesse. Diese seien eine der Säulen der EZB-Politik. Die deutschen Erzeugerpreise sanken im Juli um 0,5 Prozentpunkte (Prognose: -0,1 Prozentpunkte) gegenüber dem Vormonat und stiegen im Vorjahresvergleich um 3,1% (+3,5%). Die Importpreise sanken im Juli gegenüber Juni um 1,5% (-0,6 Prozentpunkte) während sie im Vorjahresvergleich 1,7% (2,6%) zulegten. Am Donnerstag ermittelte das Statistische Bundesamt den monatlichen Rückgang der Konsumentenpreise in Deutschland für Juli gegenüber Juni bei 0,2 Prozentpunkten und den Jahresanstieg bei 2,6%. INFLATIONSGEFAHR GEBANNT; PRODUZENTEN- UND IMPORTPREISE GESTATTEN AUSBLICK "Die Inflationsgefahr ist mehr oder weniger gebannt", kommentierte der Analyst Rainer Sartoris vom Bankhaus Trinkaus & Burkhardt die Preisdaten der vergangenen Tage. Auch wenn die EZB primär auf die Verbraucherpreisentwicklung achte, werde sie auch den Produzenten- und Importpreisen ihre Aufmerksamkeit schenken. Diese würden vor allem einen weiteren Vorausblick als die Konsumentenpreise gestatten und so das Ende der akuten Inflationsgefahren aus den ersten Sommermonaten bedeuten. An seiner Prognose für den Ausgang der EZB-Ratssitzung am 30. August änderte Sartoris nichts: Zwar habe die EZB durch die niedrigere Teuerung theoretisch mehr Spielraum für eine Zinssenkung, doch werde sie eine solche nach Ansicht Sartoris erst im September vornehmen. Die Kommentare von seiten der EZB-Vertreter seien in letzter Zeit nicht eindeutig genug gewesen, als dass mit einer Zinssenkung noch im August zu rechenen wäre, begründete Sartoris seine Prognose. PREISENTWICKLUNG ZEIGT KONJUNKTURSCHWÄCHE Für die Analystin Manuela Preuschl von der Deutschen Bank zeigen die in den vergangenen Tagen eingelaufenen Preisdaten, dass die Situation der deutschen Wirtschaft - trotz des Anstiegs beim ifo-Index - weiterhin "nicht die beste" ist. Die Produzenten hätten den Rückgang ihrer Preise nahezu ohne Verzögerung an die Konsumenten weitergegeben. Das sei ungewöhnlich und zeige die Notlage der Unternehmen. Gewöhnlich zeigten sie derartige Eile nur bei Preissteigerungen und ließen sich bei Senkungen deutlich mehr Zeit. Ebenso wie ihr Kollege Sartoris erwartet Preuschl eine EZB-Zinssenkung nicht zwingend für den 30. August. Diese könne auch im September erfolgen. Die vor der Zinssenkung zur Veröffentlichung anstehende Entwicklung der Geldmenge M3 und die darauf folgende Pressekonferenz würden voraussichtlich Aufschluss über den Kurs der EZB geben sagte Preuschl. Die ausführlichen Passagen zu der Verzerrung der Geldmenge M3 im letzten EZB-Monatsbericht deuteten allerdings an, dass die EZB die Bedeutung ihrer geldpolitischen Säule M3 selbst etwas relativiere. Daher sei - selbst wenn das M3 wieder deutlich ansteigt - immer noch Spielraum für eine Zinssenkung vorhanden./jl/fh/sk
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