EZB bleibt auf Kurs und immun gegen Crash-Angst
- von vwd Finanzkorrrespondent Hans Hutter -
Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt sich nicht anstecken von der Angst vor den Auswirkungen der anhaltenden Börsenschwäche sowie den Befürchtungen von Rezession und Deflation. Das ist die Botschaft des EZB-Monatsberichts, auf den die Märkte mit Spannung und vielfach auch mit Hoffnung auf Signale für eine weitere geldpolitische Lockerung gewartet hatten. Die EZB bleibt also auch im Sommer der platzenden Börsenblasen bei ihrer ruhigen Zinshand.
Jedoch bestätigte die EZB in ihrem Monatsbericht gleichzeitig die Prognose, das Wirtschaftswachstum im Euroraum werde sich erholen und deshalb müsse sie die Preisrisiken infolge Überliquidität im Auge behalten. Wenn die EZB zudem noch die Inflationsrate in den nächsten Monaten um die zwei Prozent und das Wirtschaftswachstum in Richtung Potenzialpfad gehen sieht, dann sind bei einer Geldmengenexpansion weit über dem Referenzwert aktuell Zinssenkungsüberlegungen nicht am Platz.
"Abwarten" lautet die geldpolitische Devise im EuroTower in Frankfurt. Das "Nein" zur Zinssenkung aus Angst vor der Rezession ist klar im EZB-Monatsbericht enthalten, Gründe für eine geldpolitische Straffung finden sich nicht. Vielmehr sieht die EZB "die Risiken für die Preisstabilität wieder ausgewogener". Damit dies aber keine Zinshoffnungen nährt, betont die Notenbank gleichzeitig: Abgesehen vom höheren Euro-Wechselkurs - der inzwischen gar nicht mehr so hoch wie noch vor Tagen und Wochen ist - deuteten die anderen Faktoren nicht auf geringere Inflationsrisiken hin.
Die Gelassenheit der EZB ist nicht überraschend, sie basiert auf ihrer Strategie mit der Geldmenge für die mittelfristige und den anderen Indikatoren für die kurzfristige Einschätzung der Risiken für die Preisstabilität. Das unterscheidet die EZB von der Fed. So überrascht nicht, dass die EZB die Aktienbaisse nur bei den weltwirtschaftlichen Risiken erwähnt, und deren Ursachen, wie etwa die Besorgnis über die Verlässlichkeit von Unternehmensbilanzen, als geldpolitisch nicht zu kurieren sieht.
Ruhig zurücklehnen kann sich die EZB jedoch nicht - beide Strategiesäulen erfordern scharfe Beobachtung. Am schwierigsten ist die Kommunikation in angstvollen Märkten und Medien. Mehr Wachstum und Beschäftigung will auch die EZB, die Bremsen für das Erreichen dieser Ziele sind ihrer Ansicht nach jedoch nicht monetärer, sondern struktureller Art. Deshalb seien Strukturreformen nötig. Als Zeuge für ihre Einschätzung zitiert die EZB den EU-Rat der Staats- und Regierungschefs, der nach den Gipfeln in den jeweiligen Ländern diese Reformen nur unzureichend umsetze, und stattdessen nach mehr Wachstum und Beschäftigung rufe.
vwd/8.8.2002/hu/jej
- von vwd Finanzkorrrespondent Hans Hutter -
Frankfurt (vwd) - Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt sich nicht anstecken von der Angst vor den Auswirkungen der anhaltenden Börsenschwäche sowie den Befürchtungen von Rezession und Deflation. Das ist die Botschaft des EZB-Monatsberichts, auf den die Märkte mit Spannung und vielfach auch mit Hoffnung auf Signale für eine weitere geldpolitische Lockerung gewartet hatten. Die EZB bleibt also auch im Sommer der platzenden Börsenblasen bei ihrer ruhigen Zinshand.
Jedoch bestätigte die EZB in ihrem Monatsbericht gleichzeitig die Prognose, das Wirtschaftswachstum im Euroraum werde sich erholen und deshalb müsse sie die Preisrisiken infolge Überliquidität im Auge behalten. Wenn die EZB zudem noch die Inflationsrate in den nächsten Monaten um die zwei Prozent und das Wirtschaftswachstum in Richtung Potenzialpfad gehen sieht, dann sind bei einer Geldmengenexpansion weit über dem Referenzwert aktuell Zinssenkungsüberlegungen nicht am Platz.
"Abwarten" lautet die geldpolitische Devise im EuroTower in Frankfurt. Das "Nein" zur Zinssenkung aus Angst vor der Rezession ist klar im EZB-Monatsbericht enthalten, Gründe für eine geldpolitische Straffung finden sich nicht. Vielmehr sieht die EZB "die Risiken für die Preisstabilität wieder ausgewogener". Damit dies aber keine Zinshoffnungen nährt, betont die Notenbank gleichzeitig: Abgesehen vom höheren Euro-Wechselkurs - der inzwischen gar nicht mehr so hoch wie noch vor Tagen und Wochen ist - deuteten die anderen Faktoren nicht auf geringere Inflationsrisiken hin.
Die Gelassenheit der EZB ist nicht überraschend, sie basiert auf ihrer Strategie mit der Geldmenge für die mittelfristige und den anderen Indikatoren für die kurzfristige Einschätzung der Risiken für die Preisstabilität. Das unterscheidet die EZB von der Fed. So überrascht nicht, dass die EZB die Aktienbaisse nur bei den weltwirtschaftlichen Risiken erwähnt, und deren Ursachen, wie etwa die Besorgnis über die Verlässlichkeit von Unternehmensbilanzen, als geldpolitisch nicht zu kurieren sieht.
Ruhig zurücklehnen kann sich die EZB jedoch nicht - beide Strategiesäulen erfordern scharfe Beobachtung. Am schwierigsten ist die Kommunikation in angstvollen Märkten und Medien. Mehr Wachstum und Beschäftigung will auch die EZB, die Bremsen für das Erreichen dieser Ziele sind ihrer Ansicht nach jedoch nicht monetärer, sondern struktureller Art. Deshalb seien Strukturreformen nötig. Als Zeuge für ihre Einschätzung zitiert die EZB den EU-Rat der Staats- und Regierungschefs, der nach den Gipfeln in den jeweiligen Ländern diese Reformen nur unzureichend umsetze, und stattdessen nach mehr Wachstum und Beschäftigung rufe.
vwd/8.8.2002/hu/jej