Ausfuhren sanken 0,4 Prozent
Exportmotor gerät ins Stottern
Der deutsche Wachstumsmotor Export hat im April an Schwung verloren. Da eine etwas stärkere heimische Nachfrage die Importe antreibt, dürfte der Außenhandel Experten zufolge das Wachstum im Frühjahr bremsen.
HB BERLIN. Von März auf April sanken die Ausfuhren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag saisonbereinigt um 0,4 Prozent. Mit 64,5 Milliarden Euro lagen die Ausfuhren 4,9 Prozent über dem Stand des Vorjahres. Die Importe stiegen um 3,8 Prozent im Vergleich zum März, der Wert übertraf mit 51,9 Milliarden Euro das Vorjahresniveau um zehn Prozent. Die Daten belegten eine Abschwächung des Exports, sagte Christiane Seyffart von der Dresdner Bank. „Der Anstieg der Binnennachfrage wird den schwächeren Außenhandel nicht voll kompensieren können, wir erwarten daher eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts.“
Der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz verringerte sich den Angaben zufolge auf 12,6 Milliarden Euro von 16,3 Milliarden Euro im März. In der Leistungsbilanz betrug der Überschuss noch sieben Milliarden Euro.
Zu Jahresanfang hatte allein der große Exportüberschuss für das unerwartet starke Wirtschaftswachstum von einem Prozent gesorgt. Viele Experten befürchten nun angesichts der langsameren Gangart der Weltwirtschaft, dass der Außenhandel das Wachstum im Frühjahr bremsen wird.
Allerdings dürfte sich in den kommenden Monaten die jüngste Talfahrt des Euro günstig für die deutschen Exporteure bemerkbar machen, vermutete Matthias Rubisch von der Commerzbank. „Die Unternehmen haben sich abgesichert, deswegen wird sich der positive Effekt des niedrigeren Euro etwas verzögern.“ Seit den Höchstständen über 1,36 Dollar zu Jahresbeginn hat sich die Gemeinschaftswährung auf gut 1,22 Dollar abgeschwächt.
Im April lagen die Exporte in Länder außerhalb der Euro-Zone allerdings nur 0,9 Prozent um dem Niveau des Vorjahres, in die anderen Länder des Währungsgebiets führte die deutsche Wirtschaft dagegen fast zehn Prozent mehr Waren aus. In die restlichen Länder der Europäischen Union gingen 1,7 Prozent mehr Waren.
Die Volkswirte sagten zu den am Donnerstag veröffentlichten Daten in ersten Reaktionen:
Elwin de Groot, Fortis Bank: „Die Exporte waren ein bisschen schwächer, was keine Überraschung ist bei der momentan schwächeren globalen Wirtschaft. Der starke Anstieg beim Import kam ein bisschen unerwartet. Dies ist ein weiteres Zeichen, dass sich die Binnennachfrage in Deutschland allmählich verbessert. Deshalb steht es im Einklang mit anderen Daten, die eine anhaltende, wenn auch sehr langsame Verbesserung der Nachfrage von Konsumenten und Investitionen nahe legt. Ich hatte damit gerechnet, dass die Handelsbilanz beginnt, sich zu verschlechtern, und dies könnte vielleicht der erste Schritt in diese Richtung gewesen sein.“
Matthias Rubisch, Commerzbank: „Kurzfristig ist es im Monatsvergleich eine schwache Entwicklung. Bei den Importen gab es eine Erholung nach dem schwächeren Trend der vergangenen zwei, drei Monate. Insgesamt scheint die Binnennachfrage halbwegs stabil zu sein in Deutschland. Bei den Exporten scheint sich das Tempo deutlich verlangsamt zu haben. Wie es weiter geht, ist schwierig zu sagen. Die Nachfrage aus Asien entwickelt sich wohl deutlich schlechter als im vergangenen halben Jahr. Positiv ist, dass es keine weitere Belastung durch den Euro gegeben hat. Die Unternehmen haben sich abgesichert, deswegen wird sich der positive Effekt des niedrigeren Euro etwas verzögern. Sollte es aber demnächst bei den niedrigen Zwanziger-Werten um 1,20 Dollar bleiben, können wir für das zweite Halbjahr positive Effekte erwarten.“
Christiane Seyffart, Dresdner Bank: „Sicherlich werden wir bei den Exporten eine Abschwächung sehen, das haben schon die Auftragseingänge gezeigt. Auch hier liefen die Exportorders schlechter. Der April mag der Anfang einer etwas schwächeren Exportentwicklung sein, aber das ist auch nicht dramatisch. Der Anstieg der Importe ist wohl eine Gegenreaktion zum sehr schwachen ersten Quartal. Aus dem Anstieg der Importe würde ich noch kein Anziehen der Binnennachfrage hochrechnen. Wir gehen aber von einer leicht steigenden Binnennachfrage aus, dazu passen auch die Importdaten. Wir gehen davon aus, dass der Außenbeitrag im zweiten Quartal das Wachstum bremst. Der Anstieg der Binnennachfrage wird den schwächeren Außenhandel nicht voll kompensieren können, wir erwarten daher eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts.“
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 09. Juni 2005, 08:52 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Exportmotor gerät ins Stottern
Der deutsche Wachstumsmotor Export hat im April an Schwung verloren. Da eine etwas stärkere heimische Nachfrage die Importe antreibt, dürfte der Außenhandel Experten zufolge das Wachstum im Frühjahr bremsen.
HB BERLIN. Von März auf April sanken die Ausfuhren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag saisonbereinigt um 0,4 Prozent. Mit 64,5 Milliarden Euro lagen die Ausfuhren 4,9 Prozent über dem Stand des Vorjahres. Die Importe stiegen um 3,8 Prozent im Vergleich zum März, der Wert übertraf mit 51,9 Milliarden Euro das Vorjahresniveau um zehn Prozent. Die Daten belegten eine Abschwächung des Exports, sagte Christiane Seyffart von der Dresdner Bank. „Der Anstieg der Binnennachfrage wird den schwächeren Außenhandel nicht voll kompensieren können, wir erwarten daher eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts.“
Der Überschuss in der deutschen Handelsbilanz verringerte sich den Angaben zufolge auf 12,6 Milliarden Euro von 16,3 Milliarden Euro im März. In der Leistungsbilanz betrug der Überschuss noch sieben Milliarden Euro.
Zu Jahresanfang hatte allein der große Exportüberschuss für das unerwartet starke Wirtschaftswachstum von einem Prozent gesorgt. Viele Experten befürchten nun angesichts der langsameren Gangart der Weltwirtschaft, dass der Außenhandel das Wachstum im Frühjahr bremsen wird.
Allerdings dürfte sich in den kommenden Monaten die jüngste Talfahrt des Euro günstig für die deutschen Exporteure bemerkbar machen, vermutete Matthias Rubisch von der Commerzbank. „Die Unternehmen haben sich abgesichert, deswegen wird sich der positive Effekt des niedrigeren Euro etwas verzögern.“ Seit den Höchstständen über 1,36 Dollar zu Jahresbeginn hat sich die Gemeinschaftswährung auf gut 1,22 Dollar abgeschwächt.
Im April lagen die Exporte in Länder außerhalb der Euro-Zone allerdings nur 0,9 Prozent um dem Niveau des Vorjahres, in die anderen Länder des Währungsgebiets führte die deutsche Wirtschaft dagegen fast zehn Prozent mehr Waren aus. In die restlichen Länder der Europäischen Union gingen 1,7 Prozent mehr Waren.
Die Volkswirte sagten zu den am Donnerstag veröffentlichten Daten in ersten Reaktionen:
Elwin de Groot, Fortis Bank: „Die Exporte waren ein bisschen schwächer, was keine Überraschung ist bei der momentan schwächeren globalen Wirtschaft. Der starke Anstieg beim Import kam ein bisschen unerwartet. Dies ist ein weiteres Zeichen, dass sich die Binnennachfrage in Deutschland allmählich verbessert. Deshalb steht es im Einklang mit anderen Daten, die eine anhaltende, wenn auch sehr langsame Verbesserung der Nachfrage von Konsumenten und Investitionen nahe legt. Ich hatte damit gerechnet, dass die Handelsbilanz beginnt, sich zu verschlechtern, und dies könnte vielleicht der erste Schritt in diese Richtung gewesen sein.“
Matthias Rubisch, Commerzbank: „Kurzfristig ist es im Monatsvergleich eine schwache Entwicklung. Bei den Importen gab es eine Erholung nach dem schwächeren Trend der vergangenen zwei, drei Monate. Insgesamt scheint die Binnennachfrage halbwegs stabil zu sein in Deutschland. Bei den Exporten scheint sich das Tempo deutlich verlangsamt zu haben. Wie es weiter geht, ist schwierig zu sagen. Die Nachfrage aus Asien entwickelt sich wohl deutlich schlechter als im vergangenen halben Jahr. Positiv ist, dass es keine weitere Belastung durch den Euro gegeben hat. Die Unternehmen haben sich abgesichert, deswegen wird sich der positive Effekt des niedrigeren Euro etwas verzögern. Sollte es aber demnächst bei den niedrigen Zwanziger-Werten um 1,20 Dollar bleiben, können wir für das zweite Halbjahr positive Effekte erwarten.“
Christiane Seyffart, Dresdner Bank: „Sicherlich werden wir bei den Exporten eine Abschwächung sehen, das haben schon die Auftragseingänge gezeigt. Auch hier liefen die Exportorders schlechter. Der April mag der Anfang einer etwas schwächeren Exportentwicklung sein, aber das ist auch nicht dramatisch. Der Anstieg der Importe ist wohl eine Gegenreaktion zum sehr schwachen ersten Quartal. Aus dem Anstieg der Importe würde ich noch kein Anziehen der Binnennachfrage hochrechnen. Wir gehen aber von einer leicht steigenden Binnennachfrage aus, dazu passen auch die Importdaten. Wir gehen davon aus, dass der Außenbeitrag im zweiten Quartal das Wachstum bremst. Der Anstieg der Binnennachfrage wird den schwächeren Außenhandel nicht voll kompensieren können, wir erwarten daher eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts.“
Quelle: HANDELSBLATT, Donnerstag, 09. Juni 2005, 08:52 Uhr
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Der Einsame Samariter