Europas Wachstumswunder: 1000%/Monat

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Europas Wachstumswunder: 1000%/Monat

 
03.12.06 13:36
1000 Prozent in einem Monat (EuramS)
          §03.12.2006 10:20:00
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Noch sind sie klein, aber nicht mehr lang. Eine neue Untersuchung

von Hans Sedlmaier

TomTom-Chef Harold Goddijn weiß fast immer, wo’s langgeht: Dafür sorgt schon das Navigationsgerät, das er herstellt. Bei der Frage nach dem richtigen Weg zu schnellem Wachstum für seine Firma half ihm allerdings auch die genaueste GPS-Peilung nicht. In diesem Punkt muss der Chef selbst die Richtung vorgeben. Seine Koordinaten definiert Goddijn so: "Wir wollen beste Qualität zu einem attraktiven Preis bieten. Dafür investieren wir sehr viel in unsere Software. Allein ein Drittel unserer Mitarbeiter ist in der Entwicklung beschäftigt." Damit hat es der Hersteller von Satellitennavigations-Lösungen nicht nur zu einer hervorragenden Marktstellung gebracht, sondern auch den Sprung in die Spitzengruppe der wachstumsstärksten europäischen Unternehmen geschafft. Die soeben von der Unternehmensberatung Deloitte vorgelegte Liste der "Fast 500", der 500 Wachstumswunder in Europa, führt TomTom auf Platz 3. Um sagenhafte 29519 Prozent sind die Holländer in den vergangenen fünf Jahren gewachsen.

Noch schneller entwickelten sich nur zwei Unternehmen: der deutsche Solarzellenhersteller Q-Cells und MX Telecom. Der erst im Juni 2000 gegründete britische Mobilfunkspezialist wuchs seit 2001 um 58000 Prozent – das sind fast 1000 Prozent pro Monat. Das Unternehmen begann als SMS-Spezialist und schafft den Austausch aller Arten von Mitteilungen zwischen Handy und Computer – von der Sprache über das Bild bis zum Video. Unternehmen verschiedenster Branchen sind MX-Kunden.

So gelangen beim britischen Massenblatt "Sun" die Texte und Bilder der Leserreporter über den von MX Telecom entwickelten Unified Short Code auf den Redaktionsserver – unabhängig davon, wie sie übermittelt wurden. Das ausgezeichnete Unternehmen MX Telecom hat für Anleger allerdings einen großen Nachteil: Es ist nicht börsennotiert.

Der Solarzellenproduzent Q-Cells dagegen hat den Sprung an die Börse schon hinter sich und erfreut Aktionäre regelmäßig mit guten Nachrichten. Anton Milner, der Vorstands-Chef von Q-Cells, hat den Umsatz des Unternehmens von einer Million Euro im Jahr 2001 auf 300 Millionen Euro – oder 33000 Prozent – steigern können. Die Produktion der kommenden beiden Jahre ist bereits verkauft. Durch die internationale Ausrichtung von Q-Cells hat es der gebürtige Brite und langjährige Mc-Kinsey-Berater bisher auch geschafft, den Preisverfall auf dem heimischen Markt gut zu kompensieren.

Das im thüringischen Thalheim ansässige Unternehmen hat bereits zum dritten Mal in diesem Jahr die Gewinnprognose angehoben. Mit 85 Millionen Euro soll 2006 mehr als doppelt so viel in der Q-Cells-Kasse hängen bleiben als noch im Vorjahr. Im Gegensatz zu nicht so gut aufgestellten Konkurrenten sehen Experten Q-Cells auch weiterhin auf der Sonnenseite der teilweise eingetrübten Aussichten für die Solarbranche.

Auch Hotel.de aus Nürnberg ist erst seit Kurzem an der Börse, im Geschäft ist der Internet-Bettenbroker aber schon seit 2001. Hotel.de vermittelt vor allem an Firmenkunden freie Zimmer und kassiert dafür von den Hotels eine Gebühr von acht Prozent. Profitabel war man bereits nach einem Jahr, 2005 betrug der operative Gewinn 3,6 Millonen Euro. Seit dem Start hat Mitgründer und Vorstands-Chef Heinz Raufer ein Wachstum von rund 20400 Prozent geschafft. Dies ist umso erstaunlicher, als es Internetfirmen seit dem Platzen der berühmt-berüchtigten Dotcom-Blase nicht leicht hatten.

Das Geld aus dem Börsengang soll in erster Linie für die weitere Expansion eingesetzt werden. "In zwei bis drei Jahren wollen wir europäischer Marktführer sein", sagt Raufer. Noch hat der Wettbewerber HRS in Deutschland die Nase vorn, doch bei dem rasanten Wachstum sollte Hotel.de seinen Marktanteil von 35 Prozent bald ausweiten. Die ausländische Expansion drückt allerdings in diesem und im kommenden Jahr den Gewinn.

Was die meisten schnell wachsenden Unternehmen auszeichnet – überlegene Technik und ausgefeiltes Marketing – trifft in ganz besonderer Weise auch auf Syneron Medical aus Israel zu. Die Unternehmensgründer Shimon Eckhouse und Simon Greindel haben neue Behandlungsmethoden für die ästhetische Medizin entwickelt. Die sechs patentierten Verfahren beruhen auf dem Prinzip der elektro-optischen Synergie (Elos). Diese spezielle Kombination aus intensiv gepulstem Licht und Radiowellen hilft Falten zu glätten, die Haut jünger erscheinen zu lassen und Akne zu behandeln. Syneron Medical hat den Weltmarkt im Auge und zielt auf die Babyboomer-Generation, die Geld hat und gutes Aussehen schätzt. Rund 19000 Prozent Wachstum in den vergangenen fünf Jahren sprechen für sich.

Die neuartige Technologie verhilft zu hohen Gewinnmargen. Im ersten Halbjahr stieg der Nettogewinn um 21 Prozent auf 16,4 Millionen Euro bei einem Umsatzplus von 32,6 Prozent auf 38,8 Millionen Euro. Im dritten Quartal konnte sich Firmenchef David Schlachet darüber freuen, dass Elos-Produkte vor allem bei Amerikanerinnen immer stärker gefragt sind: Der US-Markt steuerte 60 Prozent zum Quartalsumsatz von 23,2 Millionen Euro bei.

Innovativ ist auch das Pharmaunternehmen Orexo. Die Schweden haben einen neuen Ansatz der Medikamentenentwicklung gefunden: Sie orientieren sich an den Patientennöten. Wo großer Bedarf, aber bisher keine oder ungenügende Medikamente auf dem Markt sind, entwickeln sie eigene Produkte. Dabei kombinieren sie bereits bekannte und erforschte Substanzen mit der Orexo-eigenen Technologie, die den Wirkstoff optimal im Körper zum Einsatz bringt. Der Vorteil dieser Methode: Sie hilft, Medikamente schneller zu entwickeln. Weil die "Zutaten" bereits erforscht sind, erfolgt auch die Zulassung schneller. Auf diese Weise hat Orexo schon über 100 Patente geschützt oder ist gerade dabei, das zu tun. Neben Produktentwicklungen, die bereits im Zulassungverfahren sind, hat das Unternehmen mit den Magenpräparaten Diabact und Heliprobe auch zwei Medikamente am Markt, die Geld einspielen. In den ersten neun Monaten nahmen die Schweden neun Millionen Euro ein.

Auch Orexo wird rasend schnell größer: Rund 5000 Prozent Umsatzplus seit 2001 stehen in den Büchern. Firmenchef Zsolt Lavotha sieht sein Unternehmen in einem wachsenden Markt hervorragend platziert. Der 56-Jährige betreibt auch eine ziemlich revolutionäre Personalpolitik: Er bevorzugt Mitarbeiter ab 50 Jahren. Lavotha ist sich sicher: Nur mit erfahrenen Top-Profis kann man eine schlanke und effiziente Firma führen.
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-red-
Gruss Ice
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Börsengewinne  sind Schmerzengeld. Erst kommen  die Schmerzen, dann  das Geld...(A.K.)

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