Euro lässt Kassen der Hersteller klingeln
Mehr als zwei Drittel aller Euromünzen kommen aus Deutschland. Drei mittelständische Unternehmen produzieren seit zwei Jahren die Münzrohlinge für das gesamte Euroland.
Der Euro ist noch nicht ihn Umlauf, da reiben sich die Münzhersteller schon die Hände. Etwa 56 Mrd. Geldstücke werden sie bis zur Einführung des Euro-Bargelds am 1. Januar 2002 produziert haben, für jeden Bürger in Euro-Land gibt es rein rechnerisch dann 161 neue Münzen. "Ein schönes Geschäft, wir erzielen eine zweistellige Rendite", sagt Daniel Sheffer, Vorstandsvorsitzender des Münzherstellers Eurocoin AG, Schwerte. Das Unternehmen, hundertprozentige Tochter der Vereinigte Deutsche Nickel-Werke AG, produziert nach eigenen Angaben 40% des gesamten Bedarfs aller Euro-Rohmünzen in Europa. Doch auch andere deutsche Produzenten haben an diesem lukrativen Geschäft ihren Anteil, insgesamt produzieren drei deutsche Münzhersteller 70 Prozent aller Euro-Rohlinge, heißt es aus der Branche.
Die international orientierten deutschen Münzunternehmen konnten in den europaweiten Ausschreibungen ihre Erfahrung und ihre Größenvorteile nutzen. Nun stanzen sie millionenfach acht verschiedene Rohlinge - die Herstellung der Münzplättchen ist Sache der privaten Unternehmen. Die eigentliche Prägung übernehmen dann die staatlichen Münzprägeanstalten. Sie sind es auch, die dem Euro das jeweilige nationale Gesicht verleihen. Bis spätestens November müssen die Hersteller die Aufträge abgearbeitet haben, damit das Geld pünktlich beim Bürger ankommt. Für Eurocoin allein haben die Euro-Aufträge ein Volumen von schätzungsweise 1 Mrd. DM. Hierfür hat VDN, das 2000 einen Umsatz von 1,02 Mrd. DM erzielte, 530 Mio. DM investiert und 130 Arbeitsplätze geschaffen. Gerade die Münzen mit hohem Nennwert (1 und 2 Euro) werden in einem aufwändigen Verfahren hergestellt: Die zweifarbige Gestaltung von "Pille und Ring", dem Innen- und Außenteil, sowie die Schriftprägungen auf dem Außenrand der 2-Euro--Münze sollen Fälschungen erschweren.
Für die Krupp Vereinigte Deutsche Metallwerke (VDM), Werdohl, war gerade dieser Aufwand interessant. Die Thyssen-Krupp-Tochter, die im vergangenen Jahr 1,09 Mrd. DM umsetzte, hat sich auf die Fertigung der rentablen 1- und 2-Euro-Münzen spezialisiert. VDM deckt nach eigenen Angaben europaweit zehn Prozent des Bedarfes aller Münzen. Damit sind die vorhandenen Kapazitäten ausgelastet, allerdings wurden Arbeiten für Kunden in Übersee zurückgestellt. Die Maschinen laufen 24 Stunden, 50 gewerbliche Mitarbeiter wurden zusätzlich eingestellt.
Wie bei der Konkurrenz in Schwerte ist das Münzgeschäft ein wichtiges Geschäftsfeld für VDM, es macht 20% des Gesamtumsatzes aus. "Der Euro ist allerdings ein sporadisches Geschäft", sagt Bodo Mauk, Leiter des Geschäftsbereiches Münzen bei Krupp VDM. Bis zum Ende des Jahres werde die "Überseeproduktion" noch zurückgenommen, anschließend sollen die frei werdenden Kapazitäten wieder für die Aufträge außereuropäischer Staaten genutzt werden. Gerade südamerikanische oder asiatische Länder seien potenzielle Auftraggeber.
Drittgrößter deutscher Eurohersteller ist die KM Europa Metal AG, Osnabrück, eine Tochter des italienischen SMI-Konzerns. Der Spezialist für Kupferprodukte erzielte 2000 einen Umsatz von 4,62 Mrd. Mark. Daher hat das Münzgeschäft für KME nur eine untergeordnete Rolle: Die Hälfte des Umsatzes fährt das Unternehmen mit Industrieprodukten ein, die an die Telekommunikations-, Elektro- und Autoindustrie geliefert werden. Knapp ein Drittel entfällt auf Produkte für den Bau, 15% auf den Handel. Münzexperten gehen davon aus, dass KME 15 bis 20% aller Eurorohlinge fertigt. In Deutschland deckt das Unternehmen 20% des Bedarfs. Damit produzieren die drei Branchenführer 70% des europäischen und 90% des deutschen Bedarfs. Der verbleibende Anteil - rund zehn Prozent - wird von der MDF Metallverarbeitung GmbH, Steinbach, der Royal Mint, London, und der Birmingham Mint Ltd. produziert.
Und was kommt nach dem Euro? Wegen möglicher Auftragseinbrüche nach der Einführung des gemeinsamen Bargelds macht sich Daniel Sheffer von VDN keine Sorgen: "Der jährliche Ersatzbedarf liegt bei bis zu 15%." Außerdem hätten die wenigsten Länder ihren Erstbedarf auf Anhieb richtig einschätzen können. Sheffer: "Die neuen Ausschreibungen laufen schon an."
Von Stefanie Scharbau
Good Trades !