EURO: Erst schwach. Dann stark. Zu stark?

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EURO: Erst schwach. Dann stark. Zu stark?

 
06.06.02 05:58
Der Euro steigt und steigt. Und das zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt

Macht der starke Euro die zaghafte wirtschaftliche Erholung in Deutschland gleich wieder zunichte? Von kurzfristigen Unterbrechungen abgesehen steigt der Wechselkurs der europäischen Einheitswährung an den internationalen Devisenbörsen seit Wochen. Und die Lehrbuchweisheit ist eindeutig: Je höher der Wechselkurs klettert, desto teurer werden die Exporte, desto schwieriger wird es für deutsche Unternehmen, ihre Erzeugnisse an Kunden außerhalb der europäischen Währungsunion zu verkaufen. Gerade die Ausfuhren sollen aber nach einhelliger Meinung von Ökonomen und Politikern der Motor für die deutsche Konjunktur werden. Droht dem Aufschwung das Aus, bevor er überhaupt richtig begonnen hat?

Tatsächlich wurden mit dem jüngsten Anstieg des Euro-Kurses insbesondere gegenüber dem amerikanischen Dollar nur die zurückliegenden Fehlentwicklungen korrigiert. Und selbst das nur zum Teil. Der Euro ist immer noch unter- und der Dollar überbewertet. Jeder europäische Tourist macht diese Erfahrung, wenn er in den Vereinigten Staaten einkauft. Um zu einem angemessenen Austauschverhältnis zwischen europäischer und amerikanischer Währung zu kommen, müsste der Euro deutlich höher gehandelt werden.

Doch man sollte sich vor Wechselkursprognosen hüten. Kaum etwas anderes hat kürzere Verfallszeiten und wird schneller von der Wirklichkeit widerlegt, wie die Vorhersagen seit dem Start der europäischen Währungsunion zum Jahresbeginn 1999 zeigen. Der Kurs zwischen Euro und Dollar hat sich keineswegs an den volkswirtschaftlichen Fundamentaldaten - Preise, Zinsen, Wachstum, Zahlungsbilanzdefizit oder -überschuss - orientiert. Auch die effektive Kaufkraft der Währungen, ein im Prinzip auf lange Sicht halbwegs verlässlicher Maßstab, schien keine Rolle zu spielen.

Die Wechselkursbildung ist eines der Geheimnisse, die die Ökonomen trotz zahlreicher Theorien bisher nicht gelöst haben. So hatten Devisenhändler in den vergangenen dreieinhalb Jahren manches Mal schon obskure Erklärungen parat, warum sie den Euro immer schwächer und den Dollar umso stärker bewerteten. Mal argumentierten sie mit tagesaktuellen Daten einzelner Branchen, mal sogar nur mit den Ergebnissen einzelner Unternehmen in den USA oder in Euroland. Selbst die Politik der Regierung Gerhard Schröders musste schon mal für den Absturz des Euro an den Devisenbörsen herhalten - das war dann doch zu viel der Ehre, auch wenn die deutsche Volkswirtschaft die größte unter den elf Euro-Volkswirtschaften ist. Denn warum ist der Kurs jetzt gestiegen? An einem Politikwechsel der Berliner Regierung kann es wohl kaum gelegen haben.

Sehr viel einleuchtender ist da schon die Erklärung des belgischen Ökonomen Paul de Grauwe, der die jahrelange šberbewertung des Dollar mit der selektiven Wahrnehmung wirtschaftlicher Fakten durch die Akteure an den Devisenmärkten begründet. Wurden positive Entwicklungen in Euroland - von der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte über niedrige Inflationsraten und Zinsen bis zur weitgehend ausgeglichenen Leistungsbilanz - schlichtweg ignoriert, so wurden in den USA die Wachstumschancen, Produktivitätszuwächse und Renditeaussichten hochgejubelt. Manche europäischen Anleger und Konzernleitungen haben kräftig Lehrgeld zahlen müssen, weil sie auf zu schön gefärbte Prognosen hereinfielen und dem Herdentrieb folgten.

Der Anstieg des Euro und der Abstieg des Dollar deuten darauf hin, dass nun die Gegenbewegung einsetzt. Es ist schon erstaunlich, dass mit einem Mal nur von den Kratzern am schönen US-Bild die Rede ist - obwohl die meisten Europäer heute noch von den amerikanischen Wachstumszahlen allenfalls träumen können. Offenbar wird vielen, die über die Kurse an den Devisenmärkten bestimmen, erst jetzt bewusst, dass die Amerikaner seit Jahren das Ausland anpumpen, um ihr heimisches Wachstum zu finanzieren. Zu Recht wird inzwischen die Frage gestellt, wie lange ausländische Anleger wohl noch das gewaltige Loch in der US-Leistungsbilanz - weit mehr als 400 Milliarden Dollar - stopfen werden.

Es stimmt, dass die Europäer in der Vergangenheit vom schwachen Euro auch wirtschaftlich profitiert haben. Ihre Konjunktur wurde gestützt, weil sie ihre Produkte dank niedrigerer Ausfuhrpreise günstiger anbieten konnten. Das galt besonders für die Deutschen, die immerhin jede dritte Mark im Export verdienen. Es lag nicht zuletzt am gesunkenen Wechselkurs der Einheitswährung, dass Unternehmen aus der Bundesrepublik Weltmarktanteile zurückgewannen. Doch das zeigt zugleich auch die Gefahren eines zu schwachen Euro: Er täuscht Unternehmen und Politikern eine höhere internationale Wettbewerbsfähigkeit vor, als sie real existiert. Damit wächst das Risiko, dass Regierung und Manager notwendige Innovationen und Reformen vernachlässigen. Auch deshalb war die Korrektur der Wechselkurse überfällig.

Auf den ersten Blick kommt die neu gewonnene Stärke des Euro für die Konjunktur in der Bundesrepublik zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Der Aufschwung ist bei weitem nicht so sicher, wie der Kanzler und sein Finanzminister Hans Eichel aus leicht erkennbarem Interesse glauben machen wollen. Auch wenn die Talsohle durchschritten scheint, eine echte, dauerhafte Erholung ist bisher eher ein Hoffnungswert in Umfragen zum künftigen Geschäftsklima. Niemand sollte übersehen, dass harte Fakten noch zu wünschen übrig lassen. So ist der schwache private Konsum für die Unternehmen nicht gerade ein Anreiz, wieder zu investieren.

Doch wer nun vorschnell fürchtet, der stärkere Euro würge die Konjunktur gleich wieder ab, lässt wesentliche Tatsachen außer Acht: Eine reale Aufwertung zeigt erste Wirkungen auf die Exporte immer mit einer Verzögerung von zwei bis drei Quartalen. Die Maximalwirkung ist sogar erst nach eineinhalb bis zwei Jahren zu spüren. In dieser Frist sollte sich der Aufschwung in der Wirtschaft genug gefestigt haben, um auch den höheren Wechselkurs verkraften zu können. Hinzu kommen ja auch noch die positiven Effekte des gestiegenen Wechselkurses: Die Einfuhren werden billiger, und das dämpft den Preisanstieg - die Bürger bekommen mehr für ihr Geld und können mehr konsumieren. Außerdem: Wenn keine Inflation droht, gibt es keinen Anlass für die Europäische Zentralbank, ihre Zinsen anzuheben. Und niedrige Zinsen sind eine solidere und wirkungsvollere Stütze für die Konjunktur als ein falscher Wechselkurs.

zeit.de
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Euro und Dollar bald eins zu eins?

 
10.06.02 06:10
Walter warnt vor höheren Zinsen

Berlin (dpa). Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, sieht Anzeichen für einen ausgeglichenen Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Eventuell könnte der Euro sogar den Dollar überholen, sagte Walter im DeutschlandRadio Berlin. Der Kursanstieg sei aber noch keine Stärke der europäischen Währung. Grund sei das Interesse der USA an einem niedrigeren Wechselkurs des Dollars. Zwar habe der Außenhandel in den USA mit zehn Prozent des Bruttosozialprodukts einen wesentlich geringeren Stellenwert als in Europa, dennoch sei dieser Sektor dort momentan in der Krise. Entschieden warnte Walter vor einer Anhebung der Zinsen durch die Europäische Zentralbank. Diese lägen mit dreieinviertel Prozent bereits um eineinhalb Prozent höher als in den USA. Eine weitere Zinserhöhung zusammen mit der Aufwertung des Euro würde „ganz sicher als Konjunkturbremse wirken“.  
Happy End:

Polen will Euro schon 2006

 
10.06.02 06:14
Der polnische Nationalbankpräsident Leszek Balcerowicz hat angekündigt, sein Land werde den Euro "so bald wie möglich" einführen. Wenn Polen 2004 EU-Mitglied werde, könne es 2006 der Europäischen Währungsunion beitreten. Wer die Kriterien erfülle, habe ein Recht auf Gleichbehandlung. In Polen seien noch Strukturreformen notwendig, das Haushaltsdefizit sei zu hoch. Aber Inflation und Staatsverschuldung seien schon niedriger als etwa in Spanien vor dessen EU-Beitritt.

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