Die Hunzinger-Affäre ist für den ehemaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping noch nicht vorbei: Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen ihn.
Gegen Rudolf Scharping ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft
Koblenz - Die Behörde geht dem Verdacht der Steuerhinterziehung nach. Das bestätigte der Leitende Oberstaatsanwalt Erich Jung am Dienstag. Scharping habe möglicherweise von dritter Seite "Kleidungsstücke in einer gewissen Größenordnung bezahlt bekommen und nicht in entsprechender Form versteuert". Der Frankfurter PR-Berater Moritz Hunzinger soll Scharping im März 1999 Kleidung im Wert von rund 54.000 Mark (27.600 Euro) bezahlt haben.
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sei über die Pläne der Staatsanwaltschaft informiert worden und habe bis zum Ablauf einer Erklärungsfrist keine Einwände dagegen erhoben. Damit habe das Verfahren am Dienstag offiziell eingeleitet werden können. Mit Beginn der Ermittlungen ist die Immunität des SPD-Bundestagsabgeordneten aufgehoben. Grundlage des Verdachts sei ein Bericht der Illustrierten "Stern". Weitere Einzelheiten wollte Jung unter Verweis auf das Steuergeheimnis nicht mitteilen.
Scharping kommentierte die Ermittlungen mit den Worten: "Ich bin selbst daran interessiert, dass der Sachverhalt aufgeklärt wird." Von der Kleider-Rechnung habe er erst durch deren Abdruck im "Stern" erfahren. Der im Juli entlassene Minister hatte zugegeben, 1998 von Hunzinger 80.000 Mark als Honorar für seine geplanten Memoiren erhalten zu haben. 1999 habe er 60.000 Mark für drei Vorträge in der Zeit vor seinem Amtsantritt als Minister bekommen.