Karrieresünde: kein Respekt vor der Chefsekretärin
Wer beim Kampf um eine Führungsposition nur auf die eigene fachliche Leistung setzt, liegt falsch. Es kommt auf die richtige Taktik an. Ein Streit mit der Chefsekretärin ist beispielsweise der sicherste Karriereselbstmord. Mit welchen Tricks Sieger ihre Rivalen ausstechen können – und wovor Sie sich hüten sollten.
Keine fünf Jahre ist es her, da galt Herbert Demel als der kommende Mann im VW-Konzern. Zwar hatte Konzernchef Ferdinand Piëch ihn 1997 nach etwas über zwei Jahren an der Audi-Spitze nach Brasilien versetzt, um Volkswagen do Brasil auf Vordermann zu bringen. Aber wenn er seinen Job gut mache, soll Piëch ihm damals gesagt haben, werde er der neue VW-Chef. Demel tat wie ihm geheißen und brachte die brasilianische Tochter auf Kurs. Aber für den Chefposten reichte es nicht. Designierter VW-Chef ist ein anderer. Einer, der seinen Job zwar ebenfalls gut, aber keineswegs makellos gemacht hat. Der mit dem Rover-Debakel eine der veritabelsten Bauchlandungen der Automobilbranche zu verantworten hatte: Bernd Pischetsrieder.
Warum der eine in Ungnade fiel und der andere zum Kronprinzen berufen wurde, lässt sich mit fachlicher Leistung allein kaum erklären. Muss man auch nicht. Denn beim Kampf um die Spitze entscheidet selten allein die Leistung. Wer bei Befördungen übergangen wird, ist oft selbst an der Misere schuld. „Bei der Vergabe von Führungsjobs geht es nicht nur darum, wer seine Aufgaben am besten macht, sondern darum zu wissen, wie man an den Job kommt“, erklärt Managementtrainerin Dorothee Echter.
Wer das Rennen um die Spitze gewinnen will, sollte einige Spielregeln beherrschen. Vor allem, wenn es mehr als einen Interessenten für eine vakante Stelle gibt, wird der Kampf der Thronaspiranten häufig zu einem Krieg, der mit allen Finessen ausgetragen wird. Das gilt auch umgekehrt, falls ein Führungsgremium abgespeckt werden soll und die Frage ansteht: Wer muss gehen? Dass es bei diesem Kampf nicht immer sauber zugeht, sondern Intrigen eine wichtige Rolle spielen, ist tägliche Realität.
Zu den beliebtesten Tricks unter Rivalen gehört dabei das Streuen von Gerüchten: „Rufschädigung ist leider eine viel benutzte Waffe“, erklärt Norbert Copray, Direktor der Frankfurter Fairness-Stiftung. Und eine effektive. „Wer mit Gerüchten über seine Person konfrontiert wird und den Urheber nicht sofort ausmachen kann, hat ein ernsthaftes Problem“, sagt auch Oswald Neuberger, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Augsburg. Die Quelle von Gerüchten zu finden, ist schwer. Geschickte Intriganten machen sich niemals selbst die Hände schmutzig, sondern lassen die Gerüchte von ihren Seilschaften streuen. „Die Drecksarbeit erledigen meistens die Leute im zweiten und dritten Glied“, weiß Neuberger. Solche Netze auszuhebeln, erfordert viel Zeit, Geduld und Konsequenz. Die Verursacher müssen nicht nur ausfindig gemacht werden, sie müssen auch gezielt angesprochen werden.
Ein Aufwand, der sich lohnt, wie Norbert Copray meint: „Die Gerüchtekette lässt sich in einem Unternehmen mit fairer Kultur eigentlich immer zurückverfolgen.“ Den vermeintlichen Urheber aufzuspüren ist allerdings noch kein Garant dafür, dass die Gerüchte auch tatsächlich verstummen. Oftmals werden die Ertappten schlichtweg dementieren. Der Beweis der Intrige ist nicht immer zu führen.
Doch auch in solchen scheinbar aussichtslosen Fällen ist Schadensbegrenzung möglich. Hierzu empfehlen Experten zwei Taktiken. Zum einen sollten die Opfer von Gerüchten diejenigen, die diese verbreiten, nur persönlich und unter vier Augen darauf ansprechen. Wer eine Intrige vor der versammelten Kollegenschar an die große Glocke hängt, wird in jedem Fall ein Dementi der Drahtzieher provozieren. Zum anderen sollte sich der Angegriffene nicht zum Opfer machen, sondern gegenüber Kollegen durchaus offen mit dem Gerücht umgehen und dem aktiv entgegenarbeiten. Das schafft Glaubwürdigkeit.
Der größte Fehler, den Manager machen können, ist in die Defensive zu gehen und zu hoffen, dass Gras über die Geschichte wächst. Ein nicht minder großer Fehler ist es, sich auf das Niveau eines solchen Mitbewerbers zu begeben. Das gilt nicht nur für das eigene Verbreiten von Gerüchten, sondern ebenso für unangemessene Kritik. Wer regelmäßig die Leistung der Kollegen kleinredet, um selbst zu glänzen, erwirbt schnell den Ruf des Stuhlbeinsägers. Kein Chef, der seine Sinne beisammen hat, wird einen solchen offensichtlichen Falschspieler befördern, weil er damit rechnen muss, ihm selbst einmal zum Opfer zu fallen.
Brandgefährlich ist aus Sicht der Experten auch, sich in der Hoffnung auf spätere Beförderung selbst als Dreckwerfer vor den Karren eines anderen spannen zu lassen. Diese Taktik mag in der Politik erfolgreich sein, etwa in der Arbeitsteilung von Parteivorsitzendem und seinem Generalsekretär. Für Unternehmen taugt sie nur bedingt: Nämlich nur dann, wenn das gesamte Unternehmen auf eine Kultur von List und Intrige aufbaut. In allen anderen Fällen muss der zweifelhafte Helfer damit rechnen, vom eigenen Chef beseitigt zu werden, sobald der schmutzige Job erledigt ist. „Wer sich als Steinewerfer verdingt, gilt für andere als leicht korrumpierbar. So jemanden hat niemand gerne hinter sich“, warnt Neuberger.
Es gibt aber auch saubere Alternativen. Zum Beispiel sich frühzeitig aufzustellen. „Bringen Sie sich schon vorab in Position“, rät Managementtrainerin Echter. „Wer seinen Anspruch auf einen Job erst geltend macht, wenn er vakant ist, hat von vorneherein schlechte Karten.“ Um aufzufallen, sollte zunächst die eigene Leistung ins rechte Licht gerückt werden. Motto: Über Taten reden, aber nicht damit prahlen. Das schließt auch die Führungsqualitäten mit ein. „Übernehmen Sie Projekte und sorgen sie dafür, dass Ihre Fähigkeit, andere zu führen, erkannt wird“, rät Unternehmensberaterin und Karrierecoach Hedwig Kellner.
Wer sich immer nur im eigenen Büro hinter einem Berg von Arbeit verschanzt, wird nicht gesehen – daran ändert auch die fachliche Kompetenz nichts. Die hohe Kunst besteht jedoch darin, dass gute Arbeit zu den entscheidenden Personen vordringt. Eine erster Schritt dorthin sind Mitarbeitergespräche. Hier bietet sich eine gute Gelegenheit, dem Vorgesetzten die eigenen Leistungen zu präsentieren und sich als Kandidat für künftige Führungsaufgaben ins Spiel zu bringen. Mindestens einmal im Jahr sollte ein solches Gespräch mit Vorgesetzten auf der Agenda stehen. In Firmen, wo dies nicht üblich ist, sollte der Aufstiegswillige ausdrücklich um ein solches Gespräch bitten. Das allein genügt aber nicht, wenn die Kontakte innerhalb des Unternehmens nicht ausreichend gepflegt werden.
Wer beim Kampf um eine Führungsposition nur auf die eigene fachliche Leistung setzt, liegt falsch. Es kommt auf die richtige Taktik an. Ein Streit mit der Chefsekretärin ist beispielsweise der sicherste Karriereselbstmord. Mit welchen Tricks Sieger ihre Rivalen ausstechen können – und wovor Sie sich hüten sollten.
Keine fünf Jahre ist es her, da galt Herbert Demel als der kommende Mann im VW-Konzern. Zwar hatte Konzernchef Ferdinand Piëch ihn 1997 nach etwas über zwei Jahren an der Audi-Spitze nach Brasilien versetzt, um Volkswagen do Brasil auf Vordermann zu bringen. Aber wenn er seinen Job gut mache, soll Piëch ihm damals gesagt haben, werde er der neue VW-Chef. Demel tat wie ihm geheißen und brachte die brasilianische Tochter auf Kurs. Aber für den Chefposten reichte es nicht. Designierter VW-Chef ist ein anderer. Einer, der seinen Job zwar ebenfalls gut, aber keineswegs makellos gemacht hat. Der mit dem Rover-Debakel eine der veritabelsten Bauchlandungen der Automobilbranche zu verantworten hatte: Bernd Pischetsrieder.
Warum der eine in Ungnade fiel und der andere zum Kronprinzen berufen wurde, lässt sich mit fachlicher Leistung allein kaum erklären. Muss man auch nicht. Denn beim Kampf um die Spitze entscheidet selten allein die Leistung. Wer bei Befördungen übergangen wird, ist oft selbst an der Misere schuld. „Bei der Vergabe von Führungsjobs geht es nicht nur darum, wer seine Aufgaben am besten macht, sondern darum zu wissen, wie man an den Job kommt“, erklärt Managementtrainerin Dorothee Echter.
Wer das Rennen um die Spitze gewinnen will, sollte einige Spielregeln beherrschen. Vor allem, wenn es mehr als einen Interessenten für eine vakante Stelle gibt, wird der Kampf der Thronaspiranten häufig zu einem Krieg, der mit allen Finessen ausgetragen wird. Das gilt auch umgekehrt, falls ein Führungsgremium abgespeckt werden soll und die Frage ansteht: Wer muss gehen? Dass es bei diesem Kampf nicht immer sauber zugeht, sondern Intrigen eine wichtige Rolle spielen, ist tägliche Realität.
Zu den beliebtesten Tricks unter Rivalen gehört dabei das Streuen von Gerüchten: „Rufschädigung ist leider eine viel benutzte Waffe“, erklärt Norbert Copray, Direktor der Frankfurter Fairness-Stiftung. Und eine effektive. „Wer mit Gerüchten über seine Person konfrontiert wird und den Urheber nicht sofort ausmachen kann, hat ein ernsthaftes Problem“, sagt auch Oswald Neuberger, Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Augsburg. Die Quelle von Gerüchten zu finden, ist schwer. Geschickte Intriganten machen sich niemals selbst die Hände schmutzig, sondern lassen die Gerüchte von ihren Seilschaften streuen. „Die Drecksarbeit erledigen meistens die Leute im zweiten und dritten Glied“, weiß Neuberger. Solche Netze auszuhebeln, erfordert viel Zeit, Geduld und Konsequenz. Die Verursacher müssen nicht nur ausfindig gemacht werden, sie müssen auch gezielt angesprochen werden.
Ein Aufwand, der sich lohnt, wie Norbert Copray meint: „Die Gerüchtekette lässt sich in einem Unternehmen mit fairer Kultur eigentlich immer zurückverfolgen.“ Den vermeintlichen Urheber aufzuspüren ist allerdings noch kein Garant dafür, dass die Gerüchte auch tatsächlich verstummen. Oftmals werden die Ertappten schlichtweg dementieren. Der Beweis der Intrige ist nicht immer zu führen.
Doch auch in solchen scheinbar aussichtslosen Fällen ist Schadensbegrenzung möglich. Hierzu empfehlen Experten zwei Taktiken. Zum einen sollten die Opfer von Gerüchten diejenigen, die diese verbreiten, nur persönlich und unter vier Augen darauf ansprechen. Wer eine Intrige vor der versammelten Kollegenschar an die große Glocke hängt, wird in jedem Fall ein Dementi der Drahtzieher provozieren. Zum anderen sollte sich der Angegriffene nicht zum Opfer machen, sondern gegenüber Kollegen durchaus offen mit dem Gerücht umgehen und dem aktiv entgegenarbeiten. Das schafft Glaubwürdigkeit.
Der größte Fehler, den Manager machen können, ist in die Defensive zu gehen und zu hoffen, dass Gras über die Geschichte wächst. Ein nicht minder großer Fehler ist es, sich auf das Niveau eines solchen Mitbewerbers zu begeben. Das gilt nicht nur für das eigene Verbreiten von Gerüchten, sondern ebenso für unangemessene Kritik. Wer regelmäßig die Leistung der Kollegen kleinredet, um selbst zu glänzen, erwirbt schnell den Ruf des Stuhlbeinsägers. Kein Chef, der seine Sinne beisammen hat, wird einen solchen offensichtlichen Falschspieler befördern, weil er damit rechnen muss, ihm selbst einmal zum Opfer zu fallen.
Brandgefährlich ist aus Sicht der Experten auch, sich in der Hoffnung auf spätere Beförderung selbst als Dreckwerfer vor den Karren eines anderen spannen zu lassen. Diese Taktik mag in der Politik erfolgreich sein, etwa in der Arbeitsteilung von Parteivorsitzendem und seinem Generalsekretär. Für Unternehmen taugt sie nur bedingt: Nämlich nur dann, wenn das gesamte Unternehmen auf eine Kultur von List und Intrige aufbaut. In allen anderen Fällen muss der zweifelhafte Helfer damit rechnen, vom eigenen Chef beseitigt zu werden, sobald der schmutzige Job erledigt ist. „Wer sich als Steinewerfer verdingt, gilt für andere als leicht korrumpierbar. So jemanden hat niemand gerne hinter sich“, warnt Neuberger.
Es gibt aber auch saubere Alternativen. Zum Beispiel sich frühzeitig aufzustellen. „Bringen Sie sich schon vorab in Position“, rät Managementtrainerin Echter. „Wer seinen Anspruch auf einen Job erst geltend macht, wenn er vakant ist, hat von vorneherein schlechte Karten.“ Um aufzufallen, sollte zunächst die eigene Leistung ins rechte Licht gerückt werden. Motto: Über Taten reden, aber nicht damit prahlen. Das schließt auch die Führungsqualitäten mit ein. „Übernehmen Sie Projekte und sorgen sie dafür, dass Ihre Fähigkeit, andere zu führen, erkannt wird“, rät Unternehmensberaterin und Karrierecoach Hedwig Kellner.
Wer sich immer nur im eigenen Büro hinter einem Berg von Arbeit verschanzt, wird nicht gesehen – daran ändert auch die fachliche Kompetenz nichts. Die hohe Kunst besteht jedoch darin, dass gute Arbeit zu den entscheidenden Personen vordringt. Eine erster Schritt dorthin sind Mitarbeitergespräche. Hier bietet sich eine gute Gelegenheit, dem Vorgesetzten die eigenen Leistungen zu präsentieren und sich als Kandidat für künftige Führungsaufgaben ins Spiel zu bringen. Mindestens einmal im Jahr sollte ein solches Gespräch mit Vorgesetzten auf der Agenda stehen. In Firmen, wo dies nicht üblich ist, sollte der Aufstiegswillige ausdrücklich um ein solches Gespräch bitten. Das allein genügt aber nicht, wenn die Kontakte innerhalb des Unternehmens nicht ausreichend gepflegt werden.