Endlich

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Endlich

 
05.09.02 21:29
Kettensägen-Al" darf nie wieder managen

Al Dunlap, besser bekannt als "Kettensägen-Al", erhielt von der US-Börsenaufsicht SEC ein lebenslanges Berufsverbot. Der einst brutalste Boss der USA darf nie wieder ein börsennotiertes Unternehmen leiten.

 
AP

Abstieg vom Olymp: Ex-Chef Dunlap


New York - Sein Selbstbewusstsein grenzte an Größenwahn. Albert J. Dunlap war der gefeiertste und gleichzeitig der gefürchtetste Manager der USA. Tausende Amerikaner verdanken ihm den Weg in die Arbeitslosigkeit. Spitznamen wie "Kettensägen-Al", "Rambo in Nadelstreifen" oder "The Shredder" (Der Reißwolf) galten ihm als Ehrenbezeugungen. "Geschäfte machst du nicht, um geliebt zu werden", lautete sein Credo: "Wenn du einen Freund willst, kauf dir einen Hund. Ich hab' gleich zwei davon."
In Zukunft wird Dunlap Zeit genug haben, sich mit seinen Hunden zu beschäftigen. Denn gestern erklärte sich der ehemalige Chef des inzwischen bankrotten Elektrogeräteherstellers Sunbeam gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC bereit, nie wieder in seinem Leben als Manager eines börsennotierten Unternehmens zu arbeiten. Außerdem muss er 500.000 Dollar Strafe bezahlen.

Den Vorwurf der SEC, er habe die Umsätze von Sunbeam aufgebläht, um den Börsenkurs in die Höhe zu treiben, wies "Kettensägen-Al" dagegen zurück. Aber darauf kommt es nicht mehr an. Dunlap wird keinen Schaden mehr anrichten. Die Vereinbarung mit der SEC bedeutet das Ende einer schillernden Karriere, die Anfang der neunziger Jahren begann. 1996 hatte Dunlap die Führung von Sunbeam übernommen, als das Unternehmen tief in der Krise steckte.

Schon die Nachricht, "Kettensägen-Al" werde bei Sunbeam einreiten, hatte die Aktie an einem Tag um 60 Prozent nach oben getrieben, die Ankündigung von Entlassungen ließ den Kurs weiter steigen. Wer die versprochenen Innovationen entwickeln und die Produktion revolutionieren sollte, fragte kaum jemand. Zeitweilig war die Firma so hoch bewertet wie die erfolgreichsten Unternehmen des Landes.

Dunlaps Sanierungskonzept war so einfach wie brutal. Der Haudegen, der seine Manieren auf der Militär-Eliteakademie West Point gelernt hatte, schloss ein paar Dutzend Büros, dezimierte die Reihen der Manager und feuerte 6000 Leute - die Hälfte der Belegschaft.

Nach wenigen Monaten verkündete Dunlap ("lieber ehrlich und arrogant als falsch und bescheiden") den Sieg. In seinem Buch, "Mean Business" -- "Gemeines Geschäft" beschrieb er großkotzig seinen Weg zum Erfolg: "Wir haben eine Firma übernommen, die reif war für den Mülleimer. Wir haben sie in sieben Monaten aufgemöbelt. Vielleicht sollte einer einen Haufen Exemplare dieses Buches kaufen und sie an all jene Manager verteilen, die an Drei-Jahres-Sanierungsplänen herumtüfteln."

In Wahrheit war Sunbeam jedoch weit davon entfernt, wirklich gesund zu sein. Mit allerhand Tricks hatte der Herr des Shareholder Value die Zahlen frisiert. Im ersten Quartal 1998 machte die Firma 45 Millionen Dollar Verlust. In Sunbeams Lagern türmten sich beispielsweise Grillgeräte -- El Niño habe den Leuten die Laune am Barbecue verdorben, versuchte sich der Boss ("Ich hasse Ausreden") zum Schluss herauszuwinden.

Statt die Gewinne von Sunbeam zu mehren, trieb der rabiate Manager die Firmenschulden mit seinem Methoden auf fast 2,5 Milliarden Dollar hoch. Als das schließlich nicht mehr zu verheimlichen war, stürzte der Aktienkurs so tief wie vor Dunlaps Amtsantritt 1996.

Als die Direktoren erfuhren, dass Dunlap seine Umsatzziele wieder einmal verpassen würde und obendrein auch noch nach Europa fliegen wollte, um sein neues Buch zu promoten, zogen sie die Notbremse und feuerten den CEO. Ehemalige Angestellte, frühere Manager, Gewerkschafter und sonstige Dunlap-Opfer feierten bei spontanen Partys den Rauswurf ihres Peinigers.




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