Nun haben auch die Engländer, dieses so demokratische Volk, deren Medien in der Regel wesentlich weniger politically correct berichten als unsere (wahrscheinlich, weil sie keinen Krieg verloren haben) ihren "Warren Report". Mit ihm hatten damals in den USA Experten der politischen Elite den Leute weisgemacht, eine Kugel aus Oswalds Gewehr habe einen kleinen Umweg gemacht, um den Kopf des Präsidenten von der Seite zu treffen, sei dann umgekehrt, um ihn auch noch in die Brust zu treffen usw. Die Leute haben es geglaubt, von Berufswegen die einen, die anderen, weil es ihnen ihre Elite so gesagt hat und Einzelheiten nur belasten. Ähnliches versucht nun Lord Hutton mit der Perücke alteingesessener Lordship den Engländern beizubringen: Nein, die Regierung Blair hat keine Berichte gefälscht, wenn sie behauptete Saddam verfüge über Massenvernichtungswaffen, die innerhalb von 45 Minuten betriebsbereit sind, um England zu vernichten, er habe mit solchen Behauptungen nicht übertrieben und nicht versucht die Zustimmung für einen Krieg zu erschleichen usw. Freilich von den Waffen und ihrer tollen Wirkung fehlt noch immer jede Spur, aber das sei Sache der Geheimdienste. Weil die - wie der Name sagt- geheim sind, kann man auf sie allen Dreck abladen.
Vielleicht hat der Lord nicht einmal ganz so unrecht. Blair brauchte die Übertreibungen nicht, um die Abgeordneten für den Krieg stimmen zu lassen. Sie hätten es ohnehin getan, so wie sie jetzt für Studiengebühren von rund 3.000 Pfund im Jahr gestimmt haben, obwohl sie vorher auch alle dagegen waren. Abgeordneten geht es eben auch nicht anderes wie Angestellten: Der Job, die monatliche Gehaltsüberweisung, das ist der höchste Wert im Leben. Wahrheit? Siehe Pilatus. Wer ohne Schuld ist, werfe Steine.
Es ist nicht so abwegig, wenn man von den Medien am 28.1. aufgrund einer FORSA-Studie und einer Allensbachumfrage gesagt bekommt, daß selbst in Deutschland nur noch 12% der Wähler etwas von Parteien halten und nur noch 18% glauben, daß man der selbst gewählten Regierung trauen könne. Noch 23% vertrauen auf Manager und 24% auf Gewerkschaftsfunktionäre (beachtlich, bei der Antiwerbung) und 15% noch immer Kanzler Schröder. Da bietet sich die Frage an, ob diese Leute sich selbst noch glauben, schließlich sind sie es, die diese Parteien und Politiker wählen - und das nicht nur einmal, sondern immer wieder, trotz allem immer wieder! Aber wen könnten sie sonst wählen, etwa sich selbst? Ja, wenn sie nur sich selbst glauben könnten. Das wäre der Anfang, um irgend jemandem trauen zu können. Aller Anfang ist schwer.
Das allgemeine Mißtrauen wird Rot-Grün jetzt ändern. Dazu wollen sie Elite-Universitäten, Universitäten für die Elite, einrichten. In ihnen sollen die richtigen Leute das Richtige lernen, um der breiten Masse das für sie Richtige so glaubhaft erzählen, daß die es ihnen auch wirklich glauben kann. Denn daran hapert es, wenn nur noch 12% der Bevölkerung den Parteien und nur 18% der Regierung noch abnehmen, was die sagen. Ob als Eintrittsgeld in die Eliten-Schmieden rund 4.500 € jährlich ausreichen, wie es Labor jetzt zur Unterstützung der Regierung Blair für alle Hochschüler - also auch die nichtelitären - beschlossen hat, ist hier noch nicht - jedenfalls offiziell nicht - entschieden. Vielleicht braucht man außerdem noch das richtige Parteibuch, die Zugehörigkeit zur richtigen Loge oder eine Bescheinigung einer höheren Dienststelle des Westens. Auch das würde man natürlich nicht erfahren, so etwas würde - offiziell jedenfalls - strikt als Unterstellung abgewiesen. Elite, das sind Auserwählte.
An diesen Elite-Universitäten soll nicht nur Polito-, Psycho-, Sozio- also Manipulationologie gelehrt werden. Auch an Natur- und Wirtschaftswissenschaft (als wäre der "Modellplatonismus" letzterer eine Wissenschaft) wird gedacht, wohl um die Massen glaubwürdiger zu überzeugen, daß eine Klimakatastrophe naht, man auf die Nutzung der Kernenergie verzichten müsse und Wind und Solar der letzte Schrei der Zukunft seien.
An solchen Universitäten würden dann "Studien" erstellt, wie die am 21.1. an der Universität Rhode Island veröffentlichte eines Scott McWilliams Phd. Der behauptet, daß - so der Titel - "die Klimaerwärmung bewirken könnte, daß Singvögel gewisses Futter meiden". Man beachte den Konjunktiv als Ausweis gepflegter Wissenschaftlichkeit. Die Studie will entdeckt haben, daß Pflanzen, wenn sie in großer Trockenheit mit zusätzlicher CO2 Düngung aufwachsen, den für sie typischen Gehalt an Tanninen und Phenolinen verändern, was sich auf die Raupen überträgt und den beliebten Vögel den Appetit verderben könnte. Oder jene Veröffentlichung von Chris Thomas mit 18 Co-Autoren, die am 8. Januar in der renommierten Zeitschrift Nature erschienen war und in allen "anerkannten" Medien erwähnt wurde. In ihr wurde - möglichst unverrückbar - festgestellt, daß die Klimaerwärmung zu einem Massenaussterben von Tierarten führen könnte. "Wir reden hier von etwa 1,25 Millionen Tierarten". Das Ganze ist eine hervorragende Studie darüber, wie man mit Modell-Spielereien alles nur Denkbare "wissenschaftlich" computergestützt beweisen kann.
Wir dachten einmal, an den Universitäten ginge es darum, jungen Menschen bei ihrer Suche nach Wahrheit wenigstens auf einem Wissensgebiet zu helfen. Hatte der junge Mensch dann das nötige Rüstzeug erworben, um Meinungen methodisch auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu testen, dann war er geeignet, jede wissenschaftliche oder gesellschaftlich verantwortliche Position einzunehmen und sich das dazu erforderliche Fachwissen rasch anzueignen.
Das war so zu verstehen: Wer Meinungen unbesehen nachhängt, schadet sich in der Regel selbst (Manchmal zahlt es sich aus). Blinde Meinungsträger in führenden Positionen würden aber sowohl der Wissenschaft wie dem ganzen Gemeinwesen schaden. Daher legten vor Zeiten die Verantwortlichen fest, daß nur Leute, die die universitäre Schule durchlaufen und dabei gelernt hatten, Meinungen auf Wahrheiten oder doch wenigstens auf Wahrscheinlichkeiten zurückzuführen, in Führungspositionen aufsteigen, das heißt eine Elite bilden sollten.
Demokraten (wie wohl selbst Adelige) unter denen, die so dachten, wie Wilhelm von Humboldt, waren durchaus der Ansicht, daß jeder junge Mensch durch diese höhere Schule der Meinungs-Raffinerie gehen sollte. Sie waren aber realistisch genug einzusehen, daß das "wirtschaftlich" (noch) nicht möglich war. Das war deshalb so, weil zu ihrer Zeit pro Kopf und Lebenszeit des Einzelnen im Durchschnitt nicht so viel an Lebensmitteln aller Art produziert werden konnte, daß aus der Arbeitszeit genügend Zeit für eine ausreichende Ausbildung herausgeschnitten werden konnte (bei 4 Millionen Arbeitslosen und viel produziertem Unsinn ist das anders). Wilhelm von Humboldt zog daraus den Schluß, daß zwar jede Schule das ihre dazu beitragen solle, daß Menschen lernen, mit Meinungen umzugehen und diese möglichst in Wissen umzuwandeln. Aber spätere Führungskräfte, die ein Volkskörper benötigt, sollten, wenn sie sich dazu, weil sie geistig rege sind, besonders eignen, eine gewisse Zeit unter Anleitung der wissenschaftlichen Forschung an einer Universität widmen, weil das ihren kritischen Geist stärken und sie gegen bloße Meinungen immunisieren würde.
Humboldt wollte jedem Menschen bevor er sich an irgendeiner Stelle der Erwerbsarbeit widmet, eine solche Möglichkeit einräumen und sah darin die Voraussetzung für Demokratie. Doch die Verhältnisse waren nicht danach. Inzwischen ist das Hochschulwesen eine Drill und Grillanstalt, in dem junge Menschen "qualifiziert", das heißt so geschmeidig gemacht oder mit Wissensstoff voll gestopft werden, daß sie sich an einer bestimmte Stelle des "Verwertungsprozesses" oder als Funktionäre in einem der gesellschaftlichen Stellwerke eignen. Auch die Aneignung der Qualifikation erfolgt wirtschaftlich, das heißt, der einzelne eignet sich das gerade noch Erforderliche mit dem geringsten Aufwand an Zeit und Mühe an. Wem das optimal gelingt, findet optimale Verwendung an Stellen optimaler Verwertung und erhält dementsprechend optimalen Lohn. Der weist ihn dann objektiv als "Elite" aus.
Wundern Sie sich noch über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände, die auf diese Weise "optimal" eingerissen sind? Für bestimmte Leute sind sie es, sonst wären sie nicht eingerissen. Wahrscheinlich sind sie es für Sie so wenig wie für mich. Vielleicht liegt das daran, daß wir nicht optimal auf dieses optimale System eingestellt worden sind, d.h. noch keine Elite-Universität besucht haben. Holen Sie's nach, wenn Sie können und wollen!
Bis demnächst hier bei Ariva